Nur der Gerechte wandelt im Glauben und ist sicher
Tipp:
ergreife den Frieden und durch alle Widerwärtigkeit wird dich die Hoffnung auf das, was noch nicht ist, führen!
Start-Thema:
Kapitel 5
 Erklärungsbedarf:
Kapitel 6 + 7
Ziel, prakt. Anwendung:
Kapitel 8
meine Wurzel:
Adam oder Christus
 
 
Mit Christus gestorben - damit wie Christus
 
Wie arbeitet die Sünde?
Wandel im Geist - oder im Fleisch
 
Sicherheit gibt die Liebe Gottes
Übersicht, Kapitel 5 bis 8
Diese 4 Kapitel, die ich nun behandle, sind, wie es Johannes in der Bibel sagen würde (1. Johannesbrief, Kapitel 2, Verse 12 bis 15), für „Jünglinge“ geschrieben.
Kapitel 5
 
         Kapitel 5, Verse 1 bis 11      Zwischen Rechtfertigung und Versöhnung
                       Vers 1                            Wir sind nun gerechtfertigt
                       Vers 2                            Und haben Zugang zur Gnade
                       Verse 3 bis 5                     Wir rühmen uns
                       Verse 6 bis 10                       Gott erweist seine Liebe zu uns
                        
 
       Kapitel 5, Verse 12 bis 21         Die zwei Anfänge 
                       Verse 11 bis 14           Einer für alle
                       Verse 15 bis 17           Unvergleichbar: Jesus - Adam
                       Verse 18 bis 19           Es entspricht sich: Jesus - Adam
                       Verse 20 is b21           Beziehung: Sünde - Gnade
                        
 
 
 
 
Während Paulus in den ersten vier Kapiteln dieses Briefes die Rechtfertigung hervorhebt und gegen alle angeht, die sich selbst rechtfertigen, rückt er in den nächsten vier Kapiteln die Versöhnung ins Blickfeld.
 
Diese zweite Lehreinheit (Kap. 5-8) über die Versöhnung ist unser erster Zwischenstopp auf dem Wege zu den letzten 4 Kapiteln des Römerbriefes, in dem uns die Beziehungsfähigkeit, das Ziel der ganzen Botschaft, vor Augen gestellt wird.
 
Die Rechtfertigung ist nämlich nur ein Teil der Wahrheit des Evangeliums (Gal. 1,3). Der zweite Teil betrifft die gelebte Versöhnung mit Gott, die wir auch Heiligung nennen. Diese zweite Seite derselben Medaille fächert Paulus in den Kapitel 5-8 auf.
Dazu muss man wissen, dass wie die Ungerechtigkeit ein Diener der Gottlosigkeit ist (vergl. Rö. 1,18); so wird die geschenkte Rechtfertigung dem Leben mit Gott helfen, ist sie doch der Mutterboden für das Leben, das wir mit Gott leben - sollen. Eine Rechtfertigung, die nicht in die Heiligung mündet, ist tot.
 
Kapitel 5, Vers 1
„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“.
 
Die Überleitung (V. 1-11) zwischen den beiden Themen Rechtfertigung und Versöhnung beginnt Paulus mit den Worten: „Da wir nun gerechtfertigt sind…" (5,1) und schließt mit der Aussage des 11. Verses: „...durch den (Jesus) wir nun die Versöhnung empfangen haben“.
 
So ist also die Rechtfertigung unerlässlich, um den Frieden mit Gott zu empfangen, die Versöhnung zu erleben.
Die Rechtfertigung muss zur Versöhnung führen - und nicht wie Wasser im Sande verlaufen. Jemand sagte einmal: „Ich vergebe dir, aber nun laß mich in Ruhe“. Da bei einer echten Vergebung der Grund für die Feindschaft, die ungerechte Verhalten des anderen, aus der Welt geschaffen wurde, muss die Frucht der Gerechtigkeit wieder wachsen: die Frucht der Gerechtigkeit ist Frieden. Die Vergebung, die nur um der Ruhe willen gewährt wird, bringt diesen Frieden nicht. Ich vergebe ja dem anderen nicht sein Wesen, sondern seine Tat, die zur Unzu-frieden-heit führte! Und warum? Wegen der Beziehung. Ansonsten ist es keine Vergebung und führt auch nicht zur Versöhnung, sondern ist ein Loslassen des Grolles; vielleicht damit man selbst frei wird.
Welchen Wert hat aber solch eine Rechtfertigung, die nicht zum Frieden führt? Der Streit ist zwar abgeschlossen, aber der Friede ist weit weg. Es ist der Wunsch nach Frieden, der zu Versöhnung treibt und die Rechtfertigung messbar macht.
Friede kommt aus der Gerechtigkeit; damit verstehen wir, dass Menschen mit starker Gerechtigkeitsausprägung oft nicht fürs Recht selbst kämpfen, sondern vielmehr für ihren Frieden! Oft zieht man dafür auch minderwertiges Material heran: die Ungerechtigkeit! Dementsprechend wird dann auch der Frieden sein; er wird instabil sein!
 
 
 
In den ersten 4 Kapiteln lasen wir über die Rechtfertigung aus Glauben. Diese Rechtfertigung bringt uns Frieden mit Gott. Doch es gibt noch einen anderen Weg zur Rechtfertigung, der aber nicht zum Frieden mit Gott führt. Ich meine nicht die falsche Selbstgerechtigkeit, die nichts als getarnte Ungerechtigkeit ist!
Wir lesen von dieser echten Rechtfertigung, die nicht zum Frieden mit Gott führt, in Rö 6, Vers 7. Hier wird gesagt, dass der Mensch gerechtfertigt wird, wenn er stirbt. Diese Rechtfertigung, die durch das eigene Sterben geschieht, rechtfertigt uns aber nur von der Sünde weg und bringt uns keinen Frieden mit Gott. Das stellvertretende Sterben Jesu rechtfertigt mich gegenüber der Sünde (Rö. 6,7) und seine Auferstehung - die muß ich glauben und ist deshalb die ‚Rechtfertigung aus Glauben‘ - rechtfertigt mich vor Gott und gibt mir den Frieden mit Gott - als Bestätigung der Rechtfertigung.
So gibt der Friede mit Gott Zeugnis darüber, aus welcher Rechtfertigung ich lebe.
 
 
Kapitel 5, Vers 2
„durch den wir mittels des Glaubens auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“
 
Diese ersten beiden Verse gefallen mir besonders und geben mir immer wieder in dunklen Stunden Trost.
Weil aus dem Recht, das durch Jesus gegeben ist, Frieden mit Gott resultiert, zählt der Friede, in dem wir stehen (falls wir stehen; man muss dazu stehen!), genauso wie die Rechtfertigung selbst zur Gnade. Der einzige Unterschied besteht darin, dass uns die Rechtfertigung von Anfang des Glaubenslebens an zugesprochen ist, während wir zum Frieden hinzutreten müssen - also erst haben, wenn wir den Zugang, der uns durch die Rechtfertigung zusteht, auch benützen. Das ist ein Grundprinzip: wir rufen ab wie wir es brauchen oder meinen zu brauchen. Ich stelle mir das so vor: wenn man ein Baby füttert, bestimmt das Baby, wieviel es bekommt - es muss schlucken und für den nächsten Löffel Platz machen.
Habe ich mein Recht auf diesen Frieden ergriffen, abgerufen, also Zugang gefunden (hier ist oft eine intensive seelsorgerliche Betreuung angebracht!), ist dies ein ‚Gnadenstand‘. Dieser Stand ist so gut und stabil, dass ich mich sogar dessen, was ich eigentlich nur in Hoffnung sehe, aber noch nicht habe, rühmen kann.
Ist es Torheit, sich dessen zu rühmen, was man lediglich erhofft? Nein. Dieser Friede mit Gott ist die Garantie, dass uns Gott auch Teil an seiner Herrlichkeit gibt.
Wenn mein Gnadenstand unsicher ist, dann weil ich den Frieden kaum erfahre. Dann werde ich mich auch nur zaghaft und kleinlaut zu meiner Hoffnung bekennen. Ist aber der Friede mit Gott stabil, dann werde ich allem, was meine Hoffnung, der Herrlichkeit Gottes teilhaftig zu werden (Prozess), in Frage stellt, mit lautem Loben und Rühmen begegnen.
 
 
Ich besiegle meinen Glauben, indem ich Gott für das Ziel meines Glaubens, die Hoffnung, rühme. Denn in erster Linie bezieht der Glaube seine Kraft nicht aus der Gegenwart, sondern wird erst durch die Hoffnung legitim; heißt es doch von Abraham: „der gegen Hoffnung auf Hoffnung hin glaubte!“ . Auch schreibt Paulus an die Korinther, (1. Kor. 15, 17-19), dass wir die elendesten Menschen wären, wenn wir nur in diesem Leben auf Christus gehofft hätten, dann wäre unser Glaube eitel. Von welcher Hoffnung kommt mein Glaube? Die Hoffnung wurde mir im Evangelium verkündigt.
Die Hoffnung ergreife ich, weil ich heute schon in Gottes Frieden Stand genommen habe.
 
An dieser Stelle passt dieses kleine Wortspiel: mein Stand ist deshalb so sicher, weil darin das Kreuz, im Wort durch das t angezeigt, steht. Würde dieses Kreuz fehlen, würde aus dem Stand schnell Sand werden.
Eine Sanddüne bietet aber einen höchst unsicheren Stand. Jesus bezeichnet den Menschen als Toren, der auf Sand baut.
Unsere Sicherheit hängt allein davon ab, ob unser Stand, den wir in einem mehr oder weniger starken Glauben eingenommen haben, im Kreuz verankert ist. Sicherheit kommt also nicht vom starken Glauben, sondern vom Anker: das t (Kreuz) von Jesus!
In Rö. 3,25 lesen wir, dass unser Glaube im Blut, das am Kreuz geflossen ist, verankert ist.
Es besteht die Möglichkeit, aus dem Stand der Gnade herauszufallen, und zwar dann, wenn man seine Rechtfertigung nicht aufgrund des Opfers Jesu sucht, sondern in der Erfüllung des Gesetzes (Gesetz im Allgemeinen, wie Regeln und Systeme etc., auch der Wille zählt dazu, der sagt, was man eigentlich erreichen sollte) oder in der Befriedigung eigener Wertevorstellungen (Gal. 5,4). Zu diesen Wertevorstellungen gehören nicht so sehr Werte, wie wir sie in jedem Volk als moralische Werte kennen. Zu diesen Wertevorstellungen gehören vielmehr die persönlichen Werte, dass wir vor den anderen als gerecht dastehen wollen, das Gesicht nicht verlieren wollen, nicht ausgeschlossen zu sein. Wie schwer ist es doch oft, als der Schuldige dazustehen, also danken zu müssen oder im Unrecht zu sein. Für diese Werte unternehmen wir einiges! Und dann fällt man so schnell aus der Gnade, und damit aus dem Frieden mit Gott, und damit aus der Hoffnung.
Auch folgende Auffassung verringert bzw. lässt die Gnade unwirksam werden: „die Rechtfertigung erarbeite ich mir selbst, den Frieden lass ich mir - als Belohnung - von Gott geben.“
Dies kann man auch anders zum Ausdruck bringen: „erst muss ich mich mal selbst aus dem ganzen Mist herausarbeiten, dann werde ich auch mit Gott in Ordnung kommen.“ Diese Einstellung entspricht dem Motto: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“
Hierbei ist die Gnadenfläche zu klein! Und daher ist sie nicht tragfähig, wenn man den Frieden mit Gott als Belohnung, weil man für die eigene Rechtfertigung selbst gesorgt hat, annimmt. Die Gnade muss so groß sein, dass sie mich und mein ganzes Leben mit allen Herausforderungen tragen kann. Und das geht nur, wenn Rechtfertigung und Frieden dieselbe Quelle und Qualität hat, das eine das andere ergibt. Nur dann wird auch die Hoffnung dieselbe Qualität haben.
Je weniger Wert ich der Rechtfertigung durch Jesus in meinem Leben beimesse, desto weniger wird der Friede mein Leben tragen (eigentlich soll er mich nicht nur tragen, sondern auch regieren!) und desto weniger wird die Hoffnung bei mir Jubel auslösen.
Mut, den Frieden zu ergreifen, weswegen wir das Recht geschenkt bekamen, leitet in sich schon einen Prozess der Veränderung, der Versöhnung ein.
Wenn wir Frieden mit Gott auf dem Weg der Versöhnung, deren Voraussetzung - wie wir wissen - die Rechtfertigung ist, erhalten, dann stehen wir stabil: es war das Kreuz (t ), es war die Gnade. Wir können unbeirrt an der Hoffnung festhalten und uns darin rühmen, dass wir an Gottes Herrlichkeit teilhaftig werden. Ohne diesen festen Grund unter den Füßen würde die Hoffnung unbegründet und daher verführerisch und trügerisch sein. Zu groß und zu hoch für mich.
Wenn wir aber auf die Gnade blicken, die uns zur Rechtfertigung mit Gott und zum Frieden mit Gott führte, dann werden die restlichen Etappen bis hin, dass wir an der Herrlichkeit Gottes teilhaben werden, auch sicher sein. Dann können wir verstehen, warum wir uns so schamlos (Rö. 1,16) rühmen dürfen und sollen.
Rühmen ist auch eine Waffe gegen die Hoffnungslosigkeit, die uns manchmal wie eine Nebelwolke überschatten will; vergleiche auch Abraham, der Gott die Ehre gab und dadurch gestärkt wurde. Sagenhaft! Das ist besser und interessanter als das spannendste Märchen, in welchem von einem bettelarmen Menschen erzählt wird, der über Nacht millionenschwer reich wurde.
Es darf sich aber nicht das feine Missverständnis einschleichen, man habe den Gipfel einer beneidenswerten, steilen Karriere erreicht, durch die alle Probleme weit unter einem liegen und schwebe nun, von den gegenwärtigen Ereignissen unberührt, in der großen Hoffnung. Wir leben zwar in Christus, aber er ist nicht wie ein Ozeanriese, in dessen Schiffsrumpf eine eigene Welt über tiefe Wasser dahin schwimmt, die aber mit dem Wasser selbst nicht in Berührung kommt. Der größte Teil von dem, was wir durch Christus empfangen haben, liegt noch in der Zukunft, muß durch Hoffnung vergegenwärtigt werden. Wenn wir uns in unserem jetzigen Zustand in Hoffnung, der Herrlichkeit Gottes teilhaftig zu werden, rühmen (näheres siehe in Kapitel 8,18 ff), zeigen wir, dass wir die Herrlichkeit Gottes in dem Maße, wie wir sie erhoffen, noch nicht besitzen. Alles, was wir hoffen, erwarten wir, ohne zu zweifeln - im Glauben.
Rühmen wir uns der Dinge erst dann, wenn sie sich bereits erfüllt haben oder schon dann, wenn die Hoffnung in uns eingepflanzt wird? Zur Hoffnung gehört auch die Zeit, in der man von dem Erhofften nichts sieht.
 
Tipp:
ergreife den Frieden und durch alle Widerwärtigkeiten wird dich die Hoffnung auf das, was noch nicht ist, durchtragen
 
Kapitel 5, Verse 3 bis 5
„…nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Trübsalen, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“
 
Wenn wir uns der Hoffnung rühmen dürfen, nämlich der Herrlichkeit Gottes teilhaftig zu werden (man bedenke dies!), ohne dabei ein Phantast zu sein, dann wird das, was dagegen spricht, z.B. schwere Zeiten, unser Rühmen nur noch verstärken können. Warum?
Ein Mangel an der Herrlichkeit Gottes beweist, dass ich Sünder bin (Rö. 3,23); und solange wir die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes haben, haben wir Mangel an der Herrlichkeit, sonst würden wir es nicht erhoffen! Sind wir nun Sünder?
Auf der anderen Seite aber beweist der Friede Gottes, dass ich kein Sünder bin.
Was zählt nun für mich? Der gegenwärtige Friede Gottes? Oder ist es das ‚noch nicht jetzt’, die Hoffnung, die mich als Sünder darstellt? Glaube ich dem Frieden mit Gott, bin ich kein Sünder. Glaube ich der (fehlenden) Herrlichkeit (ich hoffe ja), bin ich Sünder. Und nun das unfassbare: ich ergreife die Hoffnung, weil ich Frieden mit Gott habe! Was muss das für ein Friede sein, der mich so stark überzeugt, dass ich kein Sünder bin, also auf die Herrlichkeit Gottes warten darf!
Ich darf meine Position, dass ich kein Sünder sondern ein Gerechter bin, einnehmen, weil ich auf den Frieden mit Gott blicke - und dann kann ich mich rühmen, auch Teilhaber von Gottes Herrlichkeit zu werden. Daran werden auch schwere Zeiten nichts mehr ändern können.
Es ist nicht schwer, sich der herrlichen Zukunft, die uns in der Ewigkeit erwartet, zu rühmen, laut zu werden, sich glücklich zu schätzen und seine Überzeugung hinaus zu jubeln, wenn man die Hoffnung gepackt hat und von ihr durchdrungen ist - weil wir mit Gott Frieden haben.
Wir rühmen uns aber „nicht allein“ in, bzw. während dieser Zeit der Hoffnung, sondern auch dann, oder gerade dann erst recht, wenn uns Probleme entgegenstehen. Liegt doch gerade Trübsal auf dem Weg des Erhofften und bildet einen Nährboden für die Hoffnung, denn was einer hat und sieht, auf das braucht er nicht zu hoffen. Also entspricht immer das, was man sieht, nicht der Hoffnung, macht es aber erst möglich, zu hoffen.
Wir rühmen uns also nicht erst, wenn die Hoffnung sich erfüllt - das würde wohl jeder können -, sondern bereits in ihren kleinen Anfängen rufen wir zu den Bergen: „unsere Hilfe kommt!“
 
 
Tipp:
verachte nicht den Tag der kleinen Anfänge (Sach. 4,10)
 
Eine Hoffnung ist nur dann stark und tragfähig, wenn sie mir Mut zum Glauben gibt. Die Zukunft, nach der wir uns sehnen und ausstrecken, scheint uns stets besser als die wechselvolle, problematische, oft mangelvolle Gegenwart zu sein. Die Zukunft darf aber keine Traumwelt werden (sonst kann man auch von den besseren Tagen von früher sprechen!). Hier braucht man den Glauben, der sich auf die Zukunft einläßt. Ich finde es interessant, dass Prophetie von Gott uns in erster Linie Mut für die Zukunft machen will, während Wahrsagerei mit dem Wissen über Zukünftiges uns nur beeindrucken will.
Wenn unser Glaube aus dem Frieden mit Gott Zuversicht erhielt, beginnen wir schon in bestehendem Mangel, in Zeiten der Drangsal, uns in der Hoffnung zu rühmen.
Die Drangsal ist aber nicht der Same der Hoffnung, sondern nur der Mutterboden. Der Same der Hoffnung ist Gottes verheißendes Wort. Die Mangelzeit ist für den Samen der Verheißung der Acker, aus dem die Hoffnung Leben erhält. Denn die Hoffnung sagt: „Das Beste kommt erst noch; es wird nicht wie es heute aussieht!“
Vielleicht haben es Reiche deshalb schwerer als Arme, in das Himmelreich zu kommen, weil sie durch ihren Besitz vielen notvollen Situationen enthoben sind. Worauf sollten sie auch hoffen (und deshalb dann auch glauben), wenn ihre gegenwärtige Situation gar nicht so drastisch verändert zu werden braucht?
Wenn zwei Menschen die feste Zusage erhalten, dass sie den Betrag, der an 1000 Euro fehlt, geschenkt bekommen, wobei der eine bereits 999 Euro, der andere jedoch nur läppische 5 Euro besitzt, braucht derjenige, dem nur 1 Euro fehlt, weniger Hoffnungskraft aufzubringen und sich dem Glauben zu verschreiben, als der, dem 995 Euro fehlen, um 1000 Euro zu besitzen.
Je nachdem wie drückend die Not auf dem Einzelnen lastet, so wird auch die Stärke des Rühmens in der Hoffnung bzw. in der Trübsal sein. Hoffnung und TrübsaI geschehen ja in der gleichen Zeit! Ist die Bedrängnis klein, wie sie am obigen Beispiel an dem einen Euro verdeutlicht wurde, so wird, wenn sich die Hoffnung nicht erfüllt - in Anbetracht des geringen Schadens - es auch nur eine kleine Enttäuschung geben. Die Trübsal ist sehr gering und seine Enttäuschung wird ebenfalls gering sein.
Wenn das Erhoffte jedoch eintrifft, zeigt sich bei ihm nicht mehr als eine dementsprechend kleine Freude. Die Hoffnung erzeugt in ihm keine besondere Glaubensbereitschaft.
Ganz anders äußern sich Freude und Enttäuschung bei dem, der 995 Euro erwartete, der unter schwierigen Lebensbedingungen, in harter Drangsal mit all seiner Glaubenskraft die Hoffnung hochhielt. Wenn die Hoffnung ein Bluff war, wird er tief enttäuscht sein. Ist die Hoffnung aber berechtigt, empfindet er gewiss schon in der Hoffnungsphase die Freude, die ihn dann erfüllen wird, wenn ihm endlich 1000 Euro gehören.
Leider führen nicht immer schwierige Situationen automatisch zu einer solchen Hoffnung. Viele Menschen bringen das mit folgenden Worten zum Ausdruck: „Mach du erst einmal dasselbe durch, was ich erleiden musste, dann wirst auch du nicht mehr so fest glauben können!“ Dagegen drückt Paulus seine Überzeugung etwa so aus: „Komm' in große Trübsale und dein Hoffnungspegel schnellt in die Höhe.“ Wer von beiden hat recht? Joni, eine Rollstuhlfahrerin, sagte einmal, dass die Sonne durch ihre Wärme das eine Material hart, ein anderes aber weich macht. Der Ton wird hart, die Butter dagegen wird in der Sonne weich. Verglichen mit unseren menschlichen Situationen können sich Probleme sowohl positiv als auch negativ auswirken, nämlich positiv, wenn sie mich dazu anreizen, den Weg zur Hoffnung und zum Rühmen zu beschreiten und negativ, indem sie den Menschen in die Hoffnungslosigkeit und Depression stoßen. Wie es also nicht auf die Sonne sondern auf die Beschaffenheit des Materials, das der Sonne ausgesetzt ist, ankommt, so verhält es sich auch mit der Trübsal, die dem Menschen begegnet. Hierbei kommt es nicht auf die Härte der Trübsal an, sondern darauf, wie der Mensch geartet ist. Deshalb werden manche Menschen, wenn die Hitze des Tages wie eine Last auf ihnen liegt, entweder verdorren, d. h. versagen oder um so süßere Früchte hervorbringen, nämlich das Verheißene erlangen. Hier zeigt sich Bewährung.
Um aber aus den Nöten zu dieser göttlichen Hoffnung hin zu wachsen, brauchen wir vor allem ein bestimmtes von Gott gegebenes Wissen, das jede Trübsal mit der Hoffnung erfüllt. Paulus schreibt: „... da wir wissen …". Dieses Wissen wird uns zum Rühmen und nicht zur Enttäuschung führen. Dieses Wissen läßt folgende Schritte gehen, die aus jeder Trübsal hin zur Hoffnung führen:
 
      Trübsal -- Ausharren -- Bewährung -- Hoffnung.
 
Mit dem Wort ‚Bewährung‘ ist an dieser Stelle nicht gemeint, dass ich als der Bewährte da stehen werde, sondern dass sich das in mir bewährt, worauf ich meine Hoffnung setze. Sonst würde die Hoffnung nur für Bewährte in Frage kommen. Dem, der mit Jesus gekreuzigt wurde, fehlte die Zeit, um sich im Leben noch bewähren zu können. Das, was ich durchs Evangelium erhoffen darf, hat sich schon bewährt: ich habe Frieden mit Gott! Und dies bewährt sich völlig auch in der Trübsal, denn der Friede bleibt. So wird in Trübsalen die befreiende und überraschende Entdeckung gemacht, dass in uns etwas wohnt, das sich bewährt. Der Friede soll sogar in uns regieren! Die Erfahrung, die ich in der Bewährung mache, zeigt sich darin, dass ich in der ‚bösen Zeit‘ ‚S t and‘ finde, denn ich stehe durch die Gnade und nicht durch meine Kraft. Dieses Stehvermögen wirkt Ausdauer. Und was ich erhoffte, wird sich ergreifen lassen. Ich werde nicht zu Schanden.
Ich hatte einmal dieses Erlebnis: Ich war resigniert. Hatte trübe Gedanken. Konnte Gott nicht mehr glauben. Und so schmorte ich in meiner negativen Suppe und wollte nicht mit Gott reden. Und da bemerkte ich, dass etwas in mir ein Loblied sang! In mir summte ich ein Lied, in dem Gott verherrlicht wird! Wie war ich doch da erstaunt darüber. Schnell wechselte ich meine Sicht, verlies meine trüben Gedanken und dankte Gott. Mir ging es sofort besser. Das, was in mir wohnte, hat sich bewährt!
 
Aber es gibt noch eine andere Reihenfolge, die sich in der Trübsal entfaltet. Sie führt zu völlig anderem Resultat:
 
      Trübsal -- wegrennen -- sofort haben wollen -- sich nicht vertrösten lassen.
 
Diese Reihenfolge ist nur möglich, wenn man seinen Platz verlässt, wo man den Frieden ergriff: die Rechtfertigung von Gott. Wer sich selbst rechtfertigt, rennt weg, flieht aus der Enge.
Im Griechischen heißt das Wort, das mit ‚ausharren‘ übersetzt wird, ‚hypo - meno‘, das wörtlich mit ‚darunter - bleiben‘ wiedergegeben werden kann, dort zu verharren, auf dem Platz zu bleiben, den Gott für mich bestimmt hat. Die Trübsal erreicht mich also auf dem Platz, auf den mich Gott hingestellt hat. Und dort harre ich aus!
 
Trübsal -- Stand = ausharren
Trübsal -- S-and = wegrennen, sich von Gott abwenden
 
Ist mein geistlicher Zu-S t and (Friede mit Gott) in der Trübsal fest wie ein Fels, dann harre ich aus. Stehe ich aber auf lockerem Sand, dann lehne ich mich gegen die schwere Zeit auf und versuche wegzurennen, mich von ihr loszureißen.
In Rö. 15,4 lautet die Reihenfolge folgendermaßen:
 
Ausharren und Ermunterung (auch Trost) -- Hoffnung.
 
Der Zusammenhang von Ausharren und Trost wird von Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther, Kap. 1, Verse 3 - 7, erklärt: Trost wirkt sich im Leiden positiv aus, er fördert Geduld.
Die Hoffnung der Korinther stand fest, weil sie der Leiden und des Trostes teilhaftig geworden sind. Durch den Trost Christi konnte Paulus in seiner Trübsal Hoffnung schöpfen. Und dieser Trost kommt nur durch die Liebe Gottes zustande. So wird die Liebe Gottes durch den Trost des Höchsten bezeugt.
 
Tipp:
Das Kreuz Jesus ist das Zeichen der Liebe Gottes zu uns. Sehen wir in unseren schweren Zeiten dieses Zeichen, das Kreuz, dann können wir ausharren! Wir stehen fest. Wir bauen auf Fels und nicht auf Sand.
 
 
Die Trübsal führt dann unter Garantie zur Hoffnung, wenn Gott zum meinem Ausharren seinen Trost hinzufügt, seine Liebe zeigen darf. Fehlt der Trost Gottes, wird es uns auch am Ausharren fehlen, das zur Hoffnung leitet. Die Trübsal dient nur dazu, dass sich etwas bewährt. Was muss sich aber bewähren? Zeugt das Ausharren nicht von der stabilen Beziehung, die wir zu Gott haben, von unserem Frieden mit Gott?
Gott, der mit uns seine Herrlichkeit teilen wird, schenkt uns in der Trübsal seinen Trost, seinen Frieden. Er tröstet uns mit seiner gegenwärtigen Herrlichkeit. Dabei fallen mir die Worte Jesu ein: „Wie könnt ihr glauben, die ihr die Ehre (= Herrlichkeit) von Menschen sucht, aber die Ehre, die Gott gibt, nicht sucht.“ Ebenfalls ist der Ausspruch des Paulus im 2. Kapitel des Römerbriefes sehr hilfreich: „die, welche Herrlichkeit ... suchen..!“ Suche ich meinen jetzigen Problemen mit der Herrlichkeit Gottes der zukünftigen Welt zu begegnen? Suche ich auf allen meinen Wegen, in allen Situationen, die Handlungsweise Gottes in meinem Leben zu erkennen? Wenn ja, dann wird die Trübsal, die wir heute durchleben, immer wieder nur dies eine bestätigen können, dass das Ausharren, das Festhalten an der Hoffnung, sich in der Vergangenheit gelohnt hat, sich in der Gegenwart lohnt und sich auch in Zukunft lohnen wird.
Oder suche ich die Herrlichkeit vor Menschen? Darf ich mein Gesicht nicht verlieren? Dann renne ich von der Trübsal weg und verliere mich in Sanddünen, liege irgendwann als Skelett für Wanderer zur Warnung: „er kam vom Weg ab".
Um aber in den Schwierigkeiten auf das Eingreifen Gottes warten zu können, bedarf es einer Beziehung zu Gott (oder besser: von Gott), die mich dazu bereit macht, dieses Wissen, dass Hoffnung durch Gottes Liebe stark macht, vor mein geistiges Auge zu stellen. Gott möge die Augen unseres Herzens erleuchten, damit wir den Wert und die Größe unserer Berufung, unseres Erbes und seiner Kraft an uns erkennen (Eph.1, 17-18).
Diese Erkenntnis ist das Wissen um die Liebe Gottes, das Kreuz in meiner Sanddüne, das für mich den haltlosen Sandboden zum s-t-andsicheren Felsen gemacht hat: aus rieselndem Sand wurde für mich ein felsenfester Grund, aus der Beziehungsunfähigkeit eine innige, feste Beziehung zu Jesus.
Seine Liebe muss in meinem Herz ausgegossen worden sein. Denn wenn ich Gott liebe, gebe ich ihm immer wieder die ‚Chance‘, mich zu trösten (Liebe glaubt alles! Liebe ich Gott, dann glaube ich ihm auch alles und immer). Und sein Trost ist für mich keine ‚Vertröstung‘.
Was aus meinem Sand ein S-t-and macht, ist die Liebe Gottes, das Zeichen des Kreuzes: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh.3,16).
Die Liebe Gottes, die zum festen Wissen in mir wird, wende ich an - und sie bewährt sich! Es ist die Liebe Gottes, die sich bewährt.
Im ersten Kapitel, Vers 3, des Jakobusbriefes, handelt es sich nicht um das Ausharren, das Bewährung bewirkt, sondern um eine Bewährung, die das Ausharren bewirkt. Hierbei geht es um meine eigene Bewährung. Je öfter ich den Trost Gottes erlebe, desto bewährter wird mein Glaube und desto mehr bewähre ich mich. Bei einem gefestigten Glauben werde ich mich in Not- oder Problemsituationen gerne und freiwillig zum Ausharren entschließen.
 
Eine andere geistliche Reihenfolge finden wir bei Petrus (2. Petrus, 1,5-8):
 
      Glaube (--> Tugend --> Erkenntnis --> Enthaltsamkeit -->) Ausharren
     Ausharren (--> Gottseligkeit --> Bruderliebe -->) Liebe
 
Petrus weist darauf hin, dass sich jede dieser geistlichen Etappen aus der jeweils vorherigen ergibt und also offenbar wird. Aus der Liebe entspringt schlussendlich der Glaube. Wer Glauben hat, der besitzt auch Tugend, wer Tugend aufweist, verfügt auch über Erkenntnis, wer zur Erkenntnis gekommen ist, bei dem zeigt sich auch Enthaltsamkeit (= Beherrschung), wer in Enthaltsamkeit geübt ist, dem gelingt es auch in schwierigen Situationen auszuharren, wer ausharrt, erlebt Gottseligkeit, wer Gottseligkeit kennen gelernt hat, den treibt es zur Bruderliebe und in ihm wohnt die Liebe Gottes.
Bei wem die Liebe Gottes nicht tätig werden kann (da sie nicht in seinem Herzen ausgegossen wurde), der hat auch keinen Glauben, der wird auch in Glaubenssachen unfähig zum Ausharren sein!
Jede dieser Aufzählungsreihen ist nicht mit der gegenwärtigen Situation einverstanden, sondern drängt auf die Zukunft Gottes zu und besitzt in sich eine verändernde Kraft.
Wir können und dürfen uns nicht auf jede Hoffnung einlassen, als sei jede Hoffnung stark genug, um uns durch zu tragen. Nur die Hoffnung, von der hier die Rede ist, besitzt eine Kraft, die nicht zuschanden werden lässt, weil sie sich in der Trübsal bewährt hat: „..denn!“ (Vers 5).
Wodurch bewährte sich die Hoffnung? Sie bewährte sich weder durch die Trübsal, noch durch das Ausharren. Wer viel Trübsale und auch viel Ausharren hat, wird deshalb noch lange nicht die Hoffnung in Besitz nehmen können!
Durch die Liebe Gottes bewährt sich die Hoffnung! Denn die Liebe Gottes ist in unsere Herzen gekommen. Das ist das Wissen, das - sobald es angewandt wird - den Blick in der Trübsal auf die Hoffnung lenkt. Es heißt in unserem Text ja nicht: „Die Hoffnung beschämt nicht, weil sie in der Trübsal geboren wurde", sondern weil die Liebe Gottes in unseren Herzen eingelagert ist. Mit einem Herzen, das mit der Liebe Gottes ausgefüllt ist, kommt man aus jeder Bedrückung der Trübsal heraus und hinein in die Freude der Hoffnung.
Auf welche Weise kam denn die Liebe Gottes in mein Herz? Paulus sagt, sie ist ausgegossen worden. In dem Wort ‚ausgießen‘ liegt ein interessanter Hinweis; denn ausgegossen wurde der Heilige Geist. Die Liebe Gottes braucht einen ‚Trägerstoff‘ und das ist der Heilige Geist. Als der Heilige Geist in unsere Herzen ausgegossen wurde und wir Pfingsten erleben durften, kam mit ihm die Liebe Gottes in unser Herz.
Liebe ist keine Sache, die man geben kann, sondern eine Beziehung, an der man teil hat. Wenn Paulus schreibt, die Liebe Gottes sei in unseren Herzen ausgegossen, bringt er damit zum Ausdruck, dass der Heilige Geist unsere Augen zum Erkennen der Liebe Gottes öffnet und wir dadurch fähig werden, den liebenden Gott wiederum zu lieben. Wer die Liebe verlässt, den verlässt das Brennen im heiligen Geist! Wer dagegen die Liebe Gottes erkennt, ergreift auf seinem Sandhaufen, auf dem er steht, das Kreuz gleich einem Siegesbanner.
Mit dem heiligen Geist ist uns auch eine Gewissheit gegeben, die sich gerade in Trübsalen als hilfreich erwiesen hat, nämlich die, dass Gott in uns bleibt (1.Joh. 4,13).
 
Der Heilige Geist möchte uns ganz tief zur Erkenntnis der Liebe Gottes bringen.
Es heißt: „ausgegossen in unserem Herzen“ (Dativ) nicht: „in unsere Herzen (hinein)“ (Akkusativ). Ich stelle mir das so vor: der Heilige Geist hat bei seinem Einzug in mein Herz die Liebe Gottes mitgebracht. Und er ist es dann auch, der im Herzen die Liebe Gottes ausgießt, immer wieder, je nach Bedarf.
Hast du mal einen Beutel mit Lavendel in der Hand gehalten? Der Beutel ist voll von den getrockneten Blüten. Aber erst wenn man den Beutel drückt, entlockt es dem Beutel seinen typischen Geruch! So wird auch Trübsal den Geruch Christi in uns frei setzen - wenn die Liebe Gottes in uns eingelagert ist.
 
 
Kapitel 5, Verse 6 bis 10
„Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden. Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“.
 
 
Das griechische Wort, das mit dem Ausdruck „Versöhnung“ übersetzt worden ist, hat mit Sühne nichts zu tun! Das griechische Wort heißt „kat-allasso“. Es besteht aus 2 Wortteilen, nämlich aus „kata“, das „herab“ oder „gemäß“ meint, und „allasso“, das „ändern“ bedeutet. Im Passivs heißt „allasso“ „sich trennen“, „loskommen“.
„Versöhnung“ ist demnach die positive Änderung des schlechten Verhältnisses oder das Loskommen, Trennen von Einflüssen, die dem Frieden entgegen stehen.
Aber zwischen Gott und Mensch besteht nicht nur ein schlechtes Verhältnis, sondern seitens des Menschen sogar eine Feindschaft.
Das muss sich ändern und dann ist auch das Verhältnis geändert.
Niemand soll meinen, Gott würde sich ändern, seinen Maßstab der Vollkommenheit verringern und sich unserem unvollkommenen Wesen anpassen oder ‚ein Auge zudrücken‘, um dadurch die ursprüngliche, paradiesische Beziehung wieder zu ermöglichen.
Nur durch die Bereitschaft des Menschen zur Änderung seines Wesens bietet Gott Versöhnung, die den Frieden ermöglicht, an. Bei dieser Bereitschaft geht es darum, dass Gott einen Wunsch zum Frieden in uns legt und wir diesem Wunsch Raum geben, wie die Erde dem Samen. So wirkt Gott das Wollen und - wenn wir uns zu diesem Wollen bekennen - auch das Vollbringen. Dieser Veränderungsprozess wird durch die Kraft des Geistes Gottes begleitet.
Damit der Heilige Geist seine Arbeit in uns aufnehmen kann, räumt ihm die Rechtfertigung das bestehende Hindernis aus dem Weg: Sündenschuld.
Wir können an die Veränderung glauben, weil Jesus von den Toten auferstand. Durch seine Auferstehung habe ich eine andere Rechtsstellung vor Gott erhalten. Rechtlich bin ich vor Gott ein anderer, ein Geänderter geworden. Das meint Versöhnung.
Wir waren kraftlos, Gottlose, Sünder, ja sogar Feinde Gottes werden wir genannt. Gott hätte uns als verabscheuungswürdiges Pack von sich stoßen dürfen. Aber so behandelt Gott uns nicht. Er hat, als wir noch unserem sündigen Zustand kraftlos ausgeliefert waren und nichts für uns selbst tun konnten, auch wenn wir gewollt hätten, Jesus Christus an unserer Stelle sterben lassen. Er starb, der Gerechte für die Ungerechten, der geliebte Sohn Gottes für die Feinde Gottes!
Wir waren aber nicht nur zu kraftlos, um uns selbst retten zu können, sondern auch ohne Güte. Vielleicht würde jemand für mich sterben, wenn ich gütig gewesen wäre, um mir seine Dankbarkeit zu erweisen. Aber Jesus brauchte uns in keinster Weise dankbar zu sein, als würden wir ihm irgendwie und irgendwann geholfen haben.
Warum würde jemand eher für einen Gütigen als für einen Gerechten sterben? Würde ich für einen Gerechten sterben?
Pilatus bezeugte Jesu Gerechtigkeit, indem er ausrief: „Ich finde keine Schuld an ihm!“ Hatte sich aufgrund dieses Zeugnisses nur ein einziger dazu bereit erklärt, statt seiner den Kreuzestod zu erleiden? Die Volksmenge forderte erstaunlicherweise sogar die Freilassung eines Mörders und den Tod von Jesus, indem sie grölend ausrief: „Kreuzige ihn!“
Für den Gütigen wäre man vielleicht zu sterben bereit (kaum! Jesus war sehr gütig, er heilte alle, und trotzdem...!), aber für den Gerechten wohl noch weniger als für den Guten. Warum? Es ist einfach so, dass wir kaum dazu bereit sind, überhaupt für irgend jemanden zu sterben, ganz egal, ob er gerecht ist oder Gutes für uns getan hat. Aber wir würden auch kaum mit einem Gerechten, der immer recht hat, leben wollen - geschweige denn für ihn sterben!
Die Gerechten, die wir kennen, sind selbstgerecht: „er helfe sich nun selbst!“, sagten ja auch die Menschen, die am Fuße des Kreuz standen. Es scheint, als ob wir mit ‚Gerechten‘ nicht so klar kommen; wir wünschen uns zwar, dass wir gerecht behandelt werden, aber wenn jemand unsere Ungerechtigkeit tadelt, weil er selbst gerecht sei, werden wir unwillig und können über den Gerechten lästern!
Wir waren ebenso kraftlos wie das Gesetz (8,3), und es war Gott, der handelte: Er wurde Mensch und starb (in Christus) für alle Gottlosen, also auch für mich persönlich.
Gottes Handlungsweise kann man nur dann verstehen, wenn man weiß, wie viel er für uns empfindet, wie sehr er uns liebt!
Vers 6 beginnt mit dem Wörtchen „denn“. Die Aussage, dass angeblich die Liebe Gottes ausgegossen sei, wird mit dem von Gott gewollten stellvertretenden Sterben Jesu begründet. Denn ob Gottes Liebe wirklich ausgegossen worden ist, macht sich weniger in unseren Gefühlen bemerkbar, als vielmehr darin, dass Jesus am Kreuz starb! Es ist eine ‚tat-sächliche‘ Liebe!
Außerdem wird in diesem Vers der Gehorsam von Jesus hervorgehoben. Denn er starb ohne Widerspruch zu der von Gott bestimmten Zeit als er ausrief: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Demgegenüber sehen wir Adam, dessen Tod um ca. 900 Jahre hinausgeschoben ist, indem er behauptete, von Eva verführt worden zu sein.
Hervorzuheben ist dabei die Prophetie Daniels, in der auf das Sterben Jesu zur bestimmten Zeit hingewiesen und sogar das Todesjahr des Messias vorausgesagt wird (Dan. 9,24-27). Auch Paulus schrieb an die Galater, dass Gott seinen Sohn sandte, als die Zeit erfüllt war. Was Gott in seiner Liebe tat, beruhte nicht auf einer kopflosen Entscheidung, war keine überstürzte Handlung zu unserer Hilfe, sondern erfolgte nach Gottes gewolltem Plan!
Gott wollte es so. Seine Hilfe in Jesus ist also weniger eine gedanklich fein durchdachte Wahrheit, die man sich durch den Kopf gehen lassen sollte, sondern ein geschichtliches Ereignis, das wir ‚nacherleben‘ dürfen. Zu der Zeit, als Jesus am Kreuz starb, waren wir zu schwach, um uns selbst helfen zu können, ich war sogar noch nicht einmal geboren. Deshalb konnte Gott nicht mit unserer Unterstützung rechnen.
Bei Gott spielen Vorbedingungen auch gar keine Rolle. Ganz gleich, ob wir Menschen gut sind oder gerecht, gottlos, Sünder oder sogar seine Feinde, Gott bringt seine Liebe für uns in Bewegung, unternimmt etwas, um uns zu retten!
Der Anfang von Vers 8, nämlich „Gott erweist seine Liebe gegen uns“, darf auch so wiedergegeben werden: „Gott stellt sich in seiner Liebe zu uns“. Denn obwohl wir Sünder waren, stellte er sich zum Trotz in seiner Liebe zu uns. Ja, gerade dadurch zeigt sich seine reine und große Liebe zu uns, ohne Eigennutz.
Die Liebe Gottes ist so groß wie die Kluft, die sich zwischen ihm und uns durch die Sünde auftat. Durch seine Liebe überbrückte er diese Kluft. Diese Kluft wird vom Menschen noch vergrößert, indem er sich noch weiter von Gott weg begeht, indem er fragt: „Warum werde ich als Sünder gerichtet“ (Rö. 3,7), so als sei er gerecht! Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit treibt uns zur Selbstgerechtigkeit und vergrößert dadurch diese Kluft noch mehr. Denn entweder ist der Mensch schuld an dem Dilemma im Paradies oder Gott. Wenn der Mensch keine Schuld trägt, dann Gott. Und das ist die Anklage, wenn wir selbstgerecht sind. Wir verurteilen Gott.
Doch Gott zeigte nicht nur seine Liebe zu uns, wie man ein neues Kleid auf dem Laufsteg präsentiert und man geschmeichelt ist, wenn die Zuschauer Beifall klatschen. Gott ist es sogar ganz egal, wie viele Menschen ihn für das Kreuz zum „Gott des Jahres“ küren. Denn ihm ging es um ‚Rettung' (V. 9) und nicht um Selbstdarstellung, Lob!
Die Rettung bezieht sich nicht alleine auf das kommende Gericht, sondern auch auf den gegenwärtigen Zorn Gottes, der sich vom Himmel her offenbart, heute, im Leben auf der Erde!
Zorn Gottes (gegenwärtig) und Gericht Gottes (zukünftig) sind zwei verschiedene Gefahren für den Menschen in der Sünde!
Gottes Zorn ist durch den Tod Jesus nicht aufgehoben! Gott ist sogar dazu bereit, obwohl er langmütig und gütig, ja die Liebe in Person ist, seinen Zorn auszugießen!! Gott wird vom Evangelium nicht ‚gezähmt‘, wie ein Löwen vom Dompteur. Der Gott des Alten Bundes ist auch der Gott des Neuen Bundes. Doch im Gegensatz zum Volk des Alten Bundes haben wir, das Volk des Neuen Bundes, einen Weg, der zur Rettung führt. Einen anderen Weg gibt es nicht. Wer ihn nicht geht, muss erfahren, dass alles beim Alten bleibt; denn der Zorn Gottes ist nicht verflogen, er hat sich nicht an Jesus, wie bei einem Blitzableiter, entladen. Nur uns, den Gläubigen, rechnet Gott in seiner Liebe die erlösende Kraft des Blutes Jesu an. Wo das aus irgendeinem Grunde nicht möglich ist, bleibt der Zorn bestehen! Die Versöhnung betrifft nicht Gott, sondern uns, wir müssen geändert werden, nicht Gott! So kann es leider geschehen, dass auch Christen, die zwar nicht mehr ins Gericht kommen und verdammt werden, wohl aber unter den Zorn Gottes geraten, wenn sie die Versöhnung, die Veränderung in Jesus, nicht in ihrem praktischen Alltag annehmen!
Wir waren Feinde Gottes; und trotzdem ist und bleibt Gott ein „menschenfreundlicher Gott“!
 
 
Unser Zustand musste sich ändern! Und erst in diesem Änderungsprozess haben wir Frieden (Rö.5,1). Ist der Einzelne in diesem Prozess, hat er auch die berechtigte Zuversicht vor dem Zorn Gottes gerettet zu werden und hat gleichzeitig Anteil an der Herrlichkeit Gottes erhalten.
In den Versen 6-10 dieses Kapitels wird grundsätzlich darauf hingewiesen, dass wir Gottlose, Sünder und sogar Feinde gegenüber Gott waren. Wer darüber anderer Meinung ist, das abstreitet, wird jeder Irrlehre ungeschützt gegenüber stehen. Denn jede Irrlehre leugnet, dass Jesus wegen unseren Sünden starb. Wer in seinem Herzen mit Gottes Darstellung des Menschen nicht 100% im Einklang steht und glaubt, nicht den ganzen Jesus zu benötigen, wird irgendwann den von ihm an Jesus entfernten Teil durch Irrlehre mit einem gefälschten Jesusteil auffüllen. Dadurch würde er - und das wäre dabei das Schlimmste - das große Zeugnis der Liebe Gottes schmälern. Denn „so sehr hat Gott die Welt geliebt..!“ (Joh. 3,16).
Während unseres Erdenlebens werden wir die Größe der Liebe Gottes gewiss nicht in allen ihren Wesenszügen erfahren oder erkennen, doch diese Erkenntnislücke darf nicht dadurch entstanden sein, weil wir zu gut von uns gedacht haben.
 
Kapitel 5, Verse 11 bis 14
„Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.
Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben - denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist. Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Bild des Zukünftigen ist.“
 
 
(In Kap. 4 schreibt Paulus über Abraham. Er lebte tatsächlich, oder? In Kap. 5 schreibt Paulus über Adam. Ist Adam eine historische Person? Lebte er und war er der erste Mensch? Wenn nicht, kann man ohne ihn das Evangelium begründen? "Wie in Adam ..., so werden in Christus ...!"? Das Evangelium bleibt auch ohne Adam, aber nur durch Adam gewinnt die Botschaft dieses Fundament, worauf Glaube seine Stärke gewinnt.)
 
Wir rühmen uns! Denn es ist phantastisch, was mit uns, seitdem wir „durch ihn (Jesus) Zugang zu dieser Gnade durch unseren Glauben erhalten haben“, geschah! „Durch ihn haben wir auch ALLE die Versöhnung empfangen!“ Daher rühmen wir uns schon in der Hoffnung, auch dann, wenn wir Druck und Trübsal durchleben müssen.
Und da wir wissen, dass hinter allem Erleben Gott steht, rühmen wir uns Gottes. Denn es ist nicht unsere Fähigkeit, dort, wo es nichts zu hoffen gibt, trotzdem zu hoffen, an der Hoffnung festzuhalten.
Es gibt ja Menschen, die außergewöhnlich positiv auf ihre Umwelt zu rennen. Aber bei uns ist Gott der Ausschlaggebende! ER öffnete uns die Tür und gab uns den Zugang zur Veränderung.
Unser Wert liegt also nicht in der Kraft, mit der wir die Hoffnung festhalten können, auch nicht im heldenhaften Tragen manch schwerer Lasten, sondern unser Wert wird allein durch Gott bestimmt. Deshalb rühmen wir uns in Gott. Er ist unser Element. Wenn jemand unseren Wert in Frage stellt und uns mit verächtlichen Aussagen zu kränken versucht, wie zB: „Du bist nichts!“, „Du taugst zu nichts!“, „aus dir wird nichts!“, oder falls ich mich selbst mit dem Titel „Rindvieh“ bewerte etc., darf ich mich trotzdem rühmen. Denn mein Wert liegt nicht in meiner Leistung, also nicht in meinem Erfolg oder Misserfolg, sondern in Gott. Man sollte, wenn alles gegen einen zeugt, sich öfters in Gott rühmen!!
 
Es ist wie mit einem Scheck: der Wert liegt nicht in der Qualität des Papiers, aus dem er hergestellt wurde, sondern sein Wert ist auf der Bank hinterlegt worden. Das Papier selbst ist nichts wert, jedenfalls nicht so viel, wie man mit einem ausgefüllten Scheck kaufen kann! Der Wert des ausgefüllten ‚Papiers‘ ist gedeckt. Dabei kommt es auch nicht auf die schöne Schrift oder auf den Stempelabdruck an, sondern lediglich auf den, der für den Wert des Schecks bürgt. Genauso verhält es sich mit unserer Hoffnung. Sie ist gedeckt, und zwar durch Gott höchst persönlich - der nicht lügen kann!
 
Aber da dürfen wir doch die Frage stellen: Wie kann ein einzelner für so viele Menschen sterben, die Versöhnung erwirken? Denn wir waren ja nicht durch einen Schönheitsfehler für die Nähe Gottes unpassend, sondern durch die in uns wohnende und lebende Sünde. Manche sagen dazu, dass Jesus so stark war, dass er die gesamte Sünde der Welt auf sich nahm, meine, deine, von allen Menschen! Klingt ‚lobend‘; aber zeichnet sich Jesus dadurch aus, dass er alleine die Sünden von Milliarden Menschen auf sich nahm? Ist das sein Ruhm?
Wie man in Israel mit Sünde umging, lesen wir u.a. im 3. Buch Mose, Kap. 24,20: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. D.h. wenn jemand einem anderen Schaden zufügte, musste mit dem entsprechenden Wert zurückbezahlt werden. Genauso legte Gott fest, dass man ein Lamm zu opfern hatte, wenn man eine todeswürdige Sünde beging. Denn sobald der Mensch gesündigt hat, unterliegt er dem Todesurteil. Deshalb, wenn ein Lamm das Todesurteil anstelle des Sünders auf sich nahm, dann war der Mensch ausgelöst. Für den Menschen starb ein makelloses Lamm aus seinem eigenen Bestand, das nicht wegen sich selbst zu sterben hatte.
Wie kommt es aber, dass das Opfer eines einzelnen, nämlich das von Jesus, Gültigkeit zur Sühnung der Sünden aller Menschen hat, sogar für uns, die wir damals, zur Zeit seines Sterbens auf Golgatha, gar nicht zugegen waren? Wie erhalten alle Menschen durch ein einziges Opfer Versöhnung? Denn Paulus behauptete, daß wir (alle) die Versöhnung durch einen Menschen empfangen haben. Wir haben durch einen einzigen Menschen die Versöhnung empfangen, obwohl wir viele Menschen sind, wobei die Vielen noch gar nicht alle zur Zeit Jesu lebten!
Darüber gibt uns Paulus in Vers 12, der mit den Worten "Darum, wie.." beginnt, Aufschluss. Genauso wie der Tod durch einen Menschen, Adam, zu allen seinen Nachkommen durchgedrungen ist, genauso dringt auch das Leben durch einen Menschen, durch Jesus, zu allen Menschen durch - die von ihm abstammen. Weil das Unglück durch einen hereinbrach, kommt auch durch einen die Rettung.
Aber wie konnte der Tod zu allen Menschen durchdringen?
Zuerst kam durch Adam die Sünde in die Welt, danach, durch ihn der Tod zu allen Menschen, weil Adam den Tod seinen Kindern, seinen Kindeskindern etc. weitergab. Denn Adam gab damit sein Leben, eigentlich seinen Tod, weiter.
Reihenfolge, wie die Sünde und damit der Tod in die Welt kam:
Adam hören von Gott weg, zu Eva (die auf die Schlange hörte); danach übertrat er das Gebot Gottes - und hätte sterben müssen, sofort! Aber er starb nicht sofort. Als er dann nach etwa 900 Jahren starb, starb er für seine Menge von Sünden, aber nicht für die Sünde, die er noch im Paradies verübte. Diese Schuld blieb offen, weil Adam Gott anklagte und somit erst Gott gerechtfertigt werden musste.
Das tat Jesus. Durch seinen Tod ist Gott gerechtfertigt und die Schuld Adams gesühnt: der Tod trat ein, den Adam verursachte. Nun kann Gott begnadigen wen er will, egal wie sehr der, den er begnadigt, sündigte. Denn Gott begnadigt, wen er will, wobei es nicht auf jemandes Laufen oder Wollen ankommt - also auch nicht auf Erfolg oder Misserfolg des Begnadigten!
 
Warum Adam das klare Gebot Gottes überhörte, genauer übersetzt: "daneben-hörte", an Gott vorbei-, weghörte, weiß gewiß kein Mensch. Man kann aber aus dem Gespräch, das Gott mit Adam nach dem Sündenfall führte, einige Schlüsse ziehen.
Meistens (eigentlich immer) verführt uns die Begierde zum Sündigen. Und diese Begierde entstammt wiederum der Sünde, die in uns wirkt. Bei Adam wirkte aber die Sünde nicht durch die Begierde, also von innen, da sie noch außerhalb von ihm war! Welcher Beweggrund zu sündigen, einfach "wegzuhören", mag bei Adam vorgelegen haben? Da die Sünde noch nicht IN Adam war, kann der Beweggrund selbst keine Begierde gewesen sein! Bei Eva war es anscheinend die Begierde, die von außen an sie herankam (vgl. Jesus in der Wüste, als er von Satan nach 40 Tagen fasten verführt wurde), die durch die verlockende Frucht des Baumes und das Reden der Schlange auf sie einwirkte. Aber bei Adam? Über ihn wird nur folgendes berichtet: ".... sie (Eva) gab auch ihrem Mann, der bei ihr stand, und er aß". Als Gott ihn dann später zur Rechenschaft zog, sagte Gott: "Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast...". Adam hörte auf Eva's Stimme (nicht auf die Stimme der Schlange!), anstatt auf Gottes Stimme. Davon abgesehen gebraucht Gott manchmal auch die Stimme der Frau, um durch sie zu reden (vgl. 1.Mose 21,12). Aber was mag Adam wohl dazu veranlasst haben, anstatt auf Gottes Stimme, auf Eva's Stimme zu hören und damit Gottes Stimme zu überhören? Was war geschehen?
Adam stand bei Eva, war ‚bei ihr‘, als die Schlange mit seiner Frau sprach. Er lauschte dem Gespräch und hörte vielleicht sehr genau aber unauffällig hin. Ich denke, als Adam seine Frau die Frucht vom Baum der Erkenntnis essen sah, sie jedoch danach nicht starb (er ging wohl dies große Risiko ein, dass er Eva verlieren könnte; sie wurde ihm ja von Gott ‚geschenkt‘ und Gott kann ihm ja wieder eine neue geben!), begann in seinem Herzen der Zweifel zu arbeiten: „Hat Gott wirklich gesagt…", so dass er von dem an ihn ergangenen Gotteswort „an dem Tag mußt du sterben“ einfach weghörte, weg hören konnte. Mit diesem Zweifel hatte die Schlange ja schon bei Eva Erfolg gehabt. Und mit diesem Zweifel arbeitet die Schlange heute noch - in Zusammenarbeit mit der Sünde, die in uns wohnt.
Zweifel ist noch keine Sünde. Nur wenn es nie zum Glauben kommt, wird es gefährlich! So war auch bei Adam der Zweifel selbst keine Sünde, denn die Sünde kam durch das Essen in ihn hinein. Auch bei uns ist nicht jeder Zweifel von der Schlange, vom Teufel.
Nun frage ich mich, ob Eva das „Versuchskaninchen“ für Adam oder für die Schlange war? Die Schlange ging vorsichtig ans Werk. Sie begann mit ihrem Versuch bei Eva. Denn wenn der Versuch bei Eva gelingt, wird er auch bei Adam Erfolg haben. Oder sollte Adam mit dem Gedanken gespielt haben, dass falls Eva nach dem Essen der verbotenen Frucht kein Leid geschieht, auch ihm ein solcher Genuss nichts schaden wird, weil ihn dieser Baum ebenso interessierte?
Traf Eva die Schuld am Sündenfall? Nein, denn sonst hätte Gott Eva bestrafen müssen und nicht Adam, der dem Urteil „..der Erdboden sei um deinetwillen verflucht!“ nicht entfliehen konnte.
Es waren zwei Stimmen, und zwar die Stimme Gottes und eine andere Stimme, die sich Adam als Alternative anbot. So ist es bis heute: wir müssen aus der Menge der Stimme Gottes Stimme hören. Nicht Gottes Stimme überhören, sondern die vielen anderen.
Mit dem Überhören bzw. dem Weghören von Gottes Wort begann der Fall Adams. Sein Weghören war der Anfang, der zur Sünde führte, die ihn vor Gott schuldig machte. Die Sünde war nur die Folge seiner falschen Entscheidung für die falsche Stimme. Daher ist nicht Eva an der Misere der Menschheit schuldig geworden, sondern Adam. Man bedenke auch, dass Gott nicht zu Eva sagte: „Davon darfst du nicht essen!“, sondern zu Adam!
Ein Sündenfall ist erst dann abgeschlossen, wenn eine Übertretung stattgefunden hat. Das Weghören macht noch keine Sünde! Zwischen dem Weghören und dem Übertreten, ja sogar zwischen der Übertretung und dem Urteil besteht die Möglichkeit der Buße. Jesus sagte, dass man auf dem Weg mit dem Rechtsgegner ins Reine kommen soll, bevor man zum Richter kommt!
Buße bedeutet die Korrektur eines Weges, der noch nicht abgeschlossen ist. Sobald aber der Weg abgeschlossen, der Nachweis der Verfehlung (Sünde bedeutet nach dem griechischen Grundtext "Zielverfehlung") erbracht und das Urteil ausgesprochen worden ist, gibt es keinen Raum mehr zur Buße. Nach dem Gericht gibt es keinen Raum mehr für Umkehr. Es folgt unweigerlich der Vollzug des Urteils, es sei denn, ein anderer würde die Schuld und Strafe des Verurteilten stellvertretend auf sich nehmen! Das ist die gute Botschaft!
Bei Adam und Eva war nach der vollendeten Sünde, auf die das Urteil Gottes kam, keine Spur von Buße zu erkennen. Denn anstatt sich zu der Tat zu bekennen, zeigten sie nicht die geringste Reue, sondern versteckten sich, um von Gott nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Als sie doch von Gott angesprochen wurden, deuteten sie von sich weg, diskutierten über den Fall, als seien sie nur zufällig Beteiligte. Dabei war am auffallendsten, dass sie keine Zukunftsperspektive hatten. Denn Adam sagte zu Gott: „Ich fürchtete mich, weil ich nackt bin“ und nicht: "Ich fürchtete mich, weil ich sterben muss."
Sünde stiehlt uns Gottes Zukunft!
Buße beinhaltet jedoch beides, sowohl das Vergangene als auch das Zukünftige. Aber bei Adam und Eva war weder die eine noch die andere Richtung vorhanden. In diese Phase, in der es keine Buße gab, kam das Urteil, die Verurteilung, die uns alle bis heute betrifft.
Eva wurde nicht verurteilt. Daher sagte Gott nicht zu ihr: „weil du…", sondern er belegt sie mit einem Fluch, dass ihre Schwangerschaften schwer werden würden und ihre Beziehung zu ihrem Mann „babylonische Verwirrung“ sein wird, und zwar aus demselben Grunde, aus dem er den unschuldigen Erdboden verfluchte.
Der Grund war die Sünde Adams.
 
Nur Adam und die Schlange wurden bestraft. Mit der Strafe Adams wurde infolge seiner Sünde die gesamte Schöpfung in Mitleidenschaft (Rö.8,20) gezogen. Allerdings ist die Schöpfung nur der Nichtigkeit, der Vergänglichkeit, dem körperlichen Tod unterworfen, wir aber, die Nachkommen Adams, erben zusätzlich das Joch der Todesfurcht.
So kam die Sünde in die Welt! Nicht durch die Schlange und auch nicht durch Eva! Paulus schreibt im 1. Brief an Timotheus, Kap. 2, Vers14: „Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung“. Auch im 1. Buch Mose, Kap. 3,9ff, wird nichts darüber berichtet, dass Adam verführt bzw. betrogen worden sei. Seine Frau reichte ihm lediglich von der Frucht und er aß. Er wurde nicht dazu überredet oder betrogen! Es geschah nichts Besonderes, nur eine ganz alltägliche Handreichung. Und Eva wies die Schuld von sich, indem sie vor Gott aussagte: „Die Schlange täuschte mich.“
Wenn Adam auch nicht betrogen wurde, so war er doch schuld.
 
Er fiel in Übertretung!
Er missachtete Gottes Forderung, die nicht Eva, sondern ihm gegolten hatte.
Er übertrat Gottes Gebot und sündigte durch seinen Ungehorsam.
 
Ob ich in Sünde oder in Übertretung falle, ist nicht dasselbe! Eva fiel in Übertretung, aber nicht in Sünde, weil Gott mit ihr nie einen Bund bezüglich des Baumes, der in der Mitte des Gartens stand, geschlossen hatte, wohl aber mit Adam. Der wesentliche Unterschied von Adam und Eva ist dieser: Eva wurde betrogen, während Adam die Stimme Gottes durch seine Handlungsweise missachtete. Eva hatte nicht die Stimme Gottes, sondern die Stimme Adams, ihres Mannes, missachtet.
Nach all diesen Beobachtungen ist Adam derjenige, durch den die Sünde in die Welt gekommen ist. Er ist der Verantwortliche für die Misere, in der sich die Menschheit auch heute noch befindet. Die Sünde kam also nicht durch die Schlange und auch nicht durch Eva in die Welt, sondern durch Adam.
Wie aber kam durch die Sünde der Tod in die Welt und damit zu allen, auch zu uns?
Die Adam wegen seines Ungehorsams angedrohte Strafe sollte an dem Tag vollzogen werden, an dem er die Frucht des Baumes der Erkenntnis, der in der Mitte des Gartens stand, essen würde. Gott sagte: „an dem Tag wirst du sterben!“. Da Gott aber nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er lebe, ‚schob‘ Gott in seiner Gnade den ‚Sterbetermin‘ Adams hinaus und gab ihm eine Spanne Zeit (vgl. Offb. 2,21) außerhalb des Paradieses zu leben. In dieser Zeit zeugte Adam - also nachdem er wegen seiner Sünde aus dem Paradies vertrieben worden war und natürlich bevor er starb - etliche Nachkommen und starb erst lange danach. Aber auf diese Weise drang der Tod, der Adam noch bevorstand und in ihm wie ein Virus eingelagert war, wie eine Erbschaft zu allen Menschen durch. Außerdem herrschte auch Satan über die Menschen; denn Satan ist der Herr über das Totenreich und dessen Macht, bis zu dem Zeitpunkt, als Jesus durch seinen Opfertod am Kreuz und seiner Auferstehung Satan die Macht über den Tod entriss (Hebr.2,14-15; 2Tim.1,10). Seitdem hält Jesus die Schlüssel des Todes in seinen Händen (Offb.1,18).
Wer Kinder zeugt, gibt nicht nur das Leben weiter, sondern auch die Herrschaft des Todes, des Todes, den Adam hätte an dem Tag sterben müssen, an dem er von der verbotenen Frucht gegessen hatte.
Nach dem Gesetz des Alten Bundes (3.Ms.12,6) waren die Eltern eines neugeborenen Kindes dazu verpflichtet, Gott ein Sündopfer darzubringen. Das bedeutet nicht, daß Gott gegen Kinder ist; denn entsprechend der Forderung Gottes sollte der Erstgeborene sogar Gott gehören (2Ms.13,2). Aber mit jedem Neugeborenen wurde der Tod weitergereicht. Er drang zu allen Menschen durch.
Auf der einen Seite sind Kinder eine Gabe Gottes und auf der anderen Seite reicht man den Kindern die Herrschaft des Todes weiter.
Jeder Mensch wird in Sünde geboren (Psalm 51,7). Um aber den Menschen ihre beim Zeugen entstandene Sünde zu bedecken, gab Gott Opferregeln, weil der Sühnetod Adams noch ausstand. Was Adam dann nach etlichen hundert Jahren starb, war der Sold für seine vielen eigenen Sünden, nicht aber für die Sünde, die er im Paradies tat. Gott hätte Adam und Eva sofort nach ihrem Sündenfall sterben lassen können, dennoch ließ er sie weiterleben, da es Gottes Wille war und ist, daß der Mensch sich vermehrt. Sein Segen „Seid fruchtbar und mehret euch …", wurde weder aufgehoben noch geändert.
Der Tod, der seit dem Sündenfall von Adam an über alle Menschen herrscht, ist nicht von ihren eigenen Sünden abhängig, um seine Herrschaftsansprüche aufrecht zu erhalten; denn in der Menschheitsgeschichte gab es eine Zeit, in der noch kein von Gott gegebenes Gesetz existierte. Und ohne Gesetz kann Sünde nicht zugerechnet werden (vgl. Rö. 2,12). Obwohl die Sünde nicht zugerechnet werden konnte, herrschte dennoch der Tod. Ist Gott ungerecht? Nein, denn der Tod drang nicht bis zu uns vor, weil wir gesündigt hatten, sondern wegen unserer Abstammung von Adam. In dieser Hinsicht unterliegen wir alle dem gleichen Schicksal, weil jeder Mensch von dem einen Menschen abstammt. Nur aus diesem Grunde, weil wir als Nachkommen Adams den Tod geerbt haben, sündigen wir, denn die Sünde herrscht im Tode, im Modergeruch des Grabes.
Die Sünde herrscht über jeden Menschen, auch wenn er nicht dieselbe Sünde wie ein anderer begeht. Ihre Herrschaft wirkt sich bei ihm aus, sobald der Tod den Menschen beherrscht und durch Todesfurcht zur Sünde zwingt.
Die Sünde braucht auch nicht willentlich erst zugelassen zu werden. Sie wird lediglich durch Gebote immer wieder zum Aufflackern, zum Aufleben gereizt (Rö. 7). Wenn es aber kein Gebot gibt, die Sünde also nicht als Sünde entlarvt, nicht offenbart werden kann, weiß der Tod doch, wer unter seiner Herrschaft steht, nämlich jeder, der von Adam abstammt.
Adam ist auch das Urbild (Prototyp) des „Menschen der Gesetzlosigkeit“. Paulus nennt Adam das „... Bild des Zukünftigen“. Da Paulus diese Erkenntnis erst nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu geschrieben hat, kann Jesus nicht der Zukünftige nach dem Bilde Adams sein! Denn die Zukunft Jesu, sein 2. Kommen, ist vom Himmel, nicht von der Erde.
Genauso wie Jesus zum zweiten Mal in die Welt kommen wird, so wird auch Adam in der Gestalt des Antichristen, dem Menschen des Verderbens, wie ihn Paulus im 2. Brief an die Thessaloniker nennt, wiederkommen. Im 1. Korintherbrief, Kap. 15, Vers 45, wird Jesus als der ‚letzte Adam‘ bezeichnet. Doch diese Aussage bedeutet im Textzusammenhang lediglich, dass Jesus der Abschluss der Menschheitslinie von Adam her bildet und Gott angefangen hat, durch Jesus eine neue Menschheit aufzubauen.
Nur Jesus konnte von der Herrschaft des Todes befreien, da er nicht aus Adam gezeugt wurde, sondern vom Heiligen Geist!
Von Adam an bis zur Gesetzgebung war Sünde in der Welt. Der Beweis: „weshalb (weil der Tod über sie herrschte) sie alle gesündigt haben“ (Vers 12). Wer unter der Herrschaft des Todes steht, steht auch unter der Herrschaft der Sünde! Die Sünde wird aber erst durch das Gesetz sichtbar, erkennbar und angerechnet (mehr darüber in Rö. 7). Aber der Tod wartet mit seinem Herrschaftsanspruch darauf nicht, dass die Sünde nachgewiesen werden kann! Da die Sünde nur aufgrund des Gesetzes angerechnet werden kann, es aber in der Zeit von Adam bis hin zu Mose kein Gesetz gab, der Tod jedoch trotzdem regierte, erkennen wir, dass nicht das Sündigen der Menschen, sondern ihre Abstammung von Adam für die Herrschaft des Todes ausschlaggebend ist. Dies bekräftigt Paulus in Vers 14 mit den Worten: "ABER der Tod herrschte von Adam bis auf Mose"! Wir haben also keine Erbsünde, wohl aber einen Erbtod. Und dieser von Adam geerbte Tod herrscht über uns, so dass wir sündigen.
Wir brauchen nicht vom „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ zu essen, um rechtmäßig unter der Herrschaft des Todes zu stehen. Auch Eva hätte unter der Herrschaft des Todes gestanden, wenn nur Adam gegessen hätte! Ebenso brauchen wir nicht in der Gleichheit der Übertretung Adams zu sündigen; denn wir befinden uns bereits seit unserer Geburt unter der Herrschaft des Todes, ja - der Tod gehört sogar zum Menschsein dazu. Bis Jesus kam, um uns zu erlösen, stand jeder Mensch unter der Herrschaft des Todes und damit gleichzeitig unter der Herrschaft der Sünde.
Ob jemand merkt, dass in ihm - durch die Macht des Todes - die Sünde wohnt (näheres in Rö. 7), oder ob er es nicht merkt, weil sich die Sünde in seinem Ich wie ein Virus tarnt, ändert nichts an der Herrschaft des Todes über ihn. Erst dann, wenn der Mensch gestorben ist, hat die Sünde keine Macht mehr über ihn. Er ist frei von ihr. Wer sündigt, ohne es zu registrieren, dass es die Sünde in ihm war, die ihn dazu verleitete, findet in seiner Unwissenheit keine Rechtfertigung. Der Tod herrscht trotzdem über ihn. Und damit ist auch unsere Abstammung von Adam bewiesen. Wir gehören zu Adams Nachkommenschaft. Deshalb herrscht, solange wir leben, der Tod über uns und die Sünde in uns durch ihn, die immer wieder zum Sündigen verlockt.
 
 
Kapitel 5, Verse 15 bis 17
„Mit der Übertretung ist es aber nicht so wie mit der Gnadengabe. Denn wenn durch des einen Übertretung die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus gegen die vielen überströmend geworden. Und mit der Gabe ist es nicht so, wie [es] durch den einen [kam], der sündigte. Denn das Urteil [führte] von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit. Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche die Überschwenglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.“
 
Der rote Faden verläuft von 11b (Versöhnung durch Einen, Jesus) zu Vers 18, nachdem die Verse 13 bis 14 (der Tod weiß, wer unter der Sünde steht, auch wenn Sünde nicht angerechnet wird) und 15 bis 17 (was jetzt erklärt werden wird) den Gedanken unterbrechen. Danach wird der Gedanke ab Vers 18 über die Aussage „Wie durch einen Menschen, Adam... so auch durch einen Menschen, Jesus“, wieder aufgenommen und ausgeführt.
Die Verse 15 bis 17 stellen die ‚ungleiche‘ Auswirkung von Adam und Christus in ihrer Herrschaft, unter die wir kamen, heraus.
Um festzustellen, warum der Eine (Jesus) für uns genügt, müssen wir Jesus mit Adam vergleichen.
Durch Adams Übertretung kam zu jedem der Tod. Demgegenüber steht Jesus, durch den jeder Mensch das gerechtfertigte Leben empfangen kann.
Aber die Art der Herrschaft, die einerseits von Adam (Tod) und andererseits von Jesus (Leben) kam, ist nicht miteinander zu vergleichen. In dieser Hinsicht gibt es einen gewaltigen Unterschied. Jesus hat nicht den ursprünglichen paradiesischen Zustand wiederhergestellt, sondern tat und brachte für uns mehr als genug.
Ebenso sind die Folgen der Übertretung im Gegensatz zu den Auswirkungen der Gnadengabe (Charisma) nicht vergleichbar. Jesus brachte nicht einfach alles wieder in Ordnung, sondern vollendete Gottes Plan mit dem Menschen.
Durch die Übertretung Adams in Verbindung mit dem Aufschieben der Vollstreckung des an ihn ergangenen Todesurteils wurde die Herrschaft des Todes an seine Nachkommen weitergeben, so dass die Nachkommen sündigen. Demgegenüber wurde die Gnade und das Geschenk der Gnade für die Gläubigen in ihren Auswirkungen überschwänglich.
Normalerweise hätten wir schon froh sein können, wenn wir durch die Gnade Gottes nur vom Tod befreit worden wären, vielleicht wieder paradiesische Zustände auf der Erde bekommen hätten. Es scheint auch fast so, als würden wir lediglich vom Tod, von der Todesherrschaft, befreit worden sein, weil wir als Christen kaum so leben wie es sich für jemanden, der ewiges Leben hat, gebührt. Wir wissen zwar, dass wir der Sünde gestorben sind und danken Jesus für das Leben, das er uns gegeben hat, aber unser Herr und Befreier brachte uns noch weit mehr als nur das Leben! Da durch die Übertretung Adams der Tod über uns herrscht und wir aus diesem Grunde das Sterben erleiden, müsste es jetzt für die vielen der Nachkommen Adams - sofern sie gläubig sind - genug an Gnade Gottes sein, in der Gnade und durch die Gnade leben zu dürfen, das bed. dass das Leben herrschen würde. Aber der Unterschied zwischen der Herrschaft des Todes und der Herrschaft der Gnade liegt nicht nur in unserer Befreiung von der Herrschaft des Sterbens und des Todes durch Jesus Christus, damit wir das ewige Leben empfangen können. Die Gnade und das Geschenk der Gnade bewirken nicht nur die Wiedergutmachung, sondern sie arbeiten weiterhin, auch nach dem Beheben des Schadens, in uns und wir in der Gnade. Dieses überschwängliche Gnadengeschehen kann man sich gut an der Versorgung eines eben aus dem Wasser vor dem Ertrinken geretteten Menschen vorstellen. Nun liegt er auf dem Land, nicht mehr im Wasser. Er wurde gerettet. Gut. Anschließend bearbeitet ihn sein Lebensretter mit Wiederbelebungsversuchen. Sobald der Gerettete wieder atmet, versorgt er ihn mit trockenen Sachen und warmem Getränk. So weit wäre es eine Wiederherstellung.
Wenn aber der Lebensretter später dem Geretteten das Schwimmen beibringt, bedeutet diese Rettung mehr als genug, sie ist überschwänglich. Wenn dann der Gerettete noch außerdem mit seinem Lebensretter zusammen leben dürfte, wäre das schon fast zu viel des Guten. Aber im Vergleich dazu vollbrachte Jesus für uns, die wir durch ihn gerettet wurden, noch mehr. Er beschenkt uns überschwänglich aus seiner Gnadenfülle. Es ist nicht zu fassen - wir dürfen uns sogar der zukünftigen Herrlichkeit Gottes rühmen. Damit ist gesagt, dass wir nicht nur mit unserem Retter leben, sondern auch an seiner Herrlichkeit teilhaben werden.
Und das schon in diesem Leben, in welchem wir durch Jesus herrschen.
Gottes Urteil führte wegen nur einer einzigen Übertretung zur Verurteilung des Schuldigen, während sein Gnadengeschenk die Schuldigen von der Schuld ihrer vielen Sünden befreit.
Das Urteil Gottes wurde also schon nach einer einzigen Sünde gefällt. Wenn Gnade und Urteil gleich stark wären, würde die Gnade nur von der Schuld einer einzigen Sünde befreien können und dann erschöpft sein. Die Gnade hätte ihren Auftrag beendet. Was aber würde mit den vielen Übertretungen, die noch kommen, geschehen? Hier zeigt sich das Übermaß!
Und auch die Regierungsmacht des Todes ist nicht mit der unermesslichen Kraft der Gnade vergleichbar. Paulus beginnt Vers 17 mit dem Wörtchen „denn“ und leitet damit die Begründung der vorhergehenden Vergleiche ein: die Größe der Gnade und das Geschenk der Gnade ist deshalb nicht mit dem, was durch die erste Sünde geschah, vergleichbar, weil der Tod durch das Urteil Gottes über die eine Sünde zum Herrschen kam. Wenn der Mensch in Sünde lebt, ist er nie sein eigener Herrscher, als sei es seine freie Entscheidung gewesen, sündigen zu wollen. Es war der Tod, der ihn beherrschte. Manche Menschen glauben, der lockere Lebensstil entspringe ihrer eigenen Wahl. Aber sobald sie ihn zu ändern versuchen, kommen sie in die Situation, die Paulus in Rö.7 beschreibt („ich will, ich kann aber nicht“)! Selbst der Antichrist ist ein Verblendeter, ein Opfer, ein Sklave des Todes, des Teufels.
Jemand sagte einmal sehr treffend:
„Erst will man ..., dann muss man …!"
Zuerst wollten Adam und Eva, doch nun müssen wir - als ihre Nachkommen - sündigen, weil wir von ihnen den Tod vererbt bekamen.
Wir hätten froh sein können, wenn die Herrschaft des Todes lediglich durch die Herrschaft des Lebens abgelöst worden wäre.
Das Überschwängliche der Gnadengabe besteht nun darin, dass wir vom Leben nicht wie Unmündige beherrscht werden, sondern wir im Leben herrschen (müssen). Und damit wären wir wieder in paradiesischen Zustände: Gott sagte: „Macht euch die Erde untertan und herrscht über…!“ Wir sollten nie ‚Befehlsempfänger‘ von Gott werden. Dafür hat er die Engel.
Gott wollte uns nicht von einer Sklaverei in die andere bringen, auch dann nicht, wenn die neue angenehmer sein würde als die alte. Deshalb befreite Gott uns völlig von der Herrschaft des Todes und legte in unsere Hände die Herrschaft im Leben. Durch Jesus herrschen wir im Leben. Jesus machte uns zu Königen und Priestern.
Wie gerne möchten manche Christen nichts weiter, als nur unter dem Befehl Gottes stehen. Gut, aber durch Jesus will Gott uns mitregieren lassen. Gott möchte uns nicht zu einfachen Befehlsempfängern machen, die wie gemeinschaftsunfähige Roboter arbeiten. Und wenn wir ihn bitten: „Dein Reich (= deine Herrschaft) komme“, gibt uns Gottes Herrschaft Raum, um in unserem Leben herrschen zu können. Diesen Raum läßt uns der Tod nie, niemandem!
Doch diese Herrschaft im eigenen Leben, diese Mündigkeit, wird nicht jedem Christen zuteil. Denn es heißt (17) „... welche die Überschwänglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen (eigentl.: nehmen!)…" . Also herrschen nicht alle Christen im Leben.
Wenn auch nicht alle Christen durch Jesus herrschen (vgl.:Gal.4,1ff), so besitzen sie doch durch Jesus ein gerechtfertigtes Leben (siehe V.18: wörtl. übersetzt = hinein in die Rechtfertigung des Lebens).
Und weil durch die Gnade nicht einfach das alte Verhältnis des Menschen zu Gott wiederhergestellt worden ist, sondern der Mensch darüber hinaus in seinem eigenen Leben herrschen darf - das ist weit mehr als die Wiederherstellung dessen, was durch Adam zerbrach -, kann die Auswirkung der Übertretung nicht mit der Auswirkung der Gnade verglichen werden!
Adam durfte nur in dem Garten herrschen, nicht in seinem Leben. Denn ihm war es verboten, etwas von der Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, uns dagegen ist alles erlaubt. Allerdings ist nicht alles, was wir tun, aufbauend; im Gegenteil, es kann sogar das Werk Christi zerstören. Deshalb ist es gut, solange man noch nicht erwachsen ist, unter Vormundschaft gestellt zu sein. Dann ist man einem Knechten gleichgestellt - und doch frei.
Der ‚Verlorene Sohn‘, von dem Jesus im Lukasevangelium erzählt, wollte nicht mehr Sohn sein, sondern Knecht, ja Tagelöhner: jeden Abend den Lohn erhalten, sicher sein, nicht vertrauen müssen. Aber der Vater legte ihn sofort den Ring der Sohnschaft an; der verlorene Sohn blieb Sohn!
In der Gegenüberstellung von Adam und Jesus bzw. Tod und Leben, Übertretung und Gnade, war immer wieder vom Geschenk der Gnade die Rede. Wir sind uns klar darüber, was unter Gnade zu verstehen ist: Gott lässt Jesus anstelle von uns sterben - obwohl wir es nicht verdient hatten.
Und was ist mit dem Geschenk der Gnade gemeint? Was schenkt uns die Gnade? Sie schenkt uns die Rechtfertigung (16). Durch die Rechtfertigung ist unser Leben gerechtfertigt worden (18). Die Heiden mühen sich ab, um ihr Leben zu rechtfertigen. Mit dem, was sie tun, suchen sie ihr Recht auf Leben zu verteidigen. Ihre Werke treten dafür als Zeugen auf, nämlich ihr Haus, ihr Auto, Boot, ihre Familie, ihre Werke der Nächstenliebe. Wir aber bekommen das Zeugnis auf Lebensberechtigung von Jesus durch seine Gerechtigkeit geschenkt. Das ist das Gnadengeschenk.
Wer diesen Reichtum der Gerechtigkeit annimmt, herrscht im Leben mit dem Rücken zur Wand, unter dem Schutz Gottes. Wer aber das, was uns Gott im Bereich der Erlösung durch Jesus gegeben hat, nicht in vollem Umfang annimmt, der wird vielleicht die Vergebung erfassen, das gerechtfertigte Leben, aber nicht darin herrschen.
 
 
Kapitel 5, Verse 18 bis 19
„Wie es nun durch eine Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis [kam], so auch durch eine Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn wie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“
 
Schnell gelesen kann man sagen, dass alle Menschen gerechtfertigt werden. Auch die, welche sich nicht zu Jesus in diesem Leben entschieden haben oder entscheiden konnten. So wird diese Aussage von sogenannten ‚All-Versöhnern‘ gedeutet. Denn es heißt: „für alle Menschen!“ Aber entscheidend ist die Antwort auf die Frage wie alle gerechtfertigt werden: So wie es für alle Menschen zur Verdammnis kam.
In Vers 12 weist Paulus auf die Folge des Todes hin. Denn durch Adams Sünde drang der Tod zu allen seinen Nachkommen durch, zu allen Menschen, die von ihm abstammten. Und der Tod ist gleichbedeutend mit Verdammnis, mit der Trennung von Gott. Aber durch die Gerechtigkeit von Jesus drang die Rechtfertigung des Lebens zu all jenen Menschen durch, die nicht nur von Adam, sondern auch von Jesus abstammen. So kommt es für sie zur Rechtfertigung und zur Versöhnung mit Gott. Versöhnung erhalte ich also nicht, weil ich so freundlich lächle oder Gott imponiere, oder zur Menschheit gehöre, sondern ganz einfach deshalb, weil ich als Mensch zu Jesus gehöre, von ihm abstamme! Da ich zu Jesus gehöre, ist mein Leben gerechtfertigt, ohne Vermischung mit der Sünde.
Als der Tod nach dem Sündenfall Adams alle Menschen unter seine Herrschaft zwang, wurde auch das Leben ein unberechtigtes Leben, es durfte eigentlich nicht bestehen. Der Tod ‚lässt‘ uns leben. Durch Adams Ungehorsam kam also nicht nur der Tod über uns, sondern auch ein sündiges Leben, ein Leben, das der Sünde dient, um durch die Sünde gerechtfertigt zu werden. Menschen rechtfertigen sich, indem sie sündigen.
Paulus bezeichnet unseren Leib sogar als ein Eigentum der Sünde, er nennt ihn den ‚Leib der Sünde‘. Unser Leib kam durch Adam gewissermaßen unter den ‚Schutz‘ (vor Gott) des Todes, in die Fänge der Sünde, der Mafia des Teufels. Bei ihr nahm der Leib sozusagen Kredit auf und wurde daher ein Besitz der Sünde. Es lag nicht an dem Einzelnen, ungerechtfertigt leben zu müssen (sündigen zu müssen), es lag an Adam, der uns in die Herrschaft des Todes entließ.
So liegt es ebenfalls nicht an mir, nun gerechtfertigt leben zu dürfen. Nur durch Jesu Gerechtigkeit habe ich ein gerechtfertigtes Leben (falls ich von ihm abstamme!). Alles was ich lebe, ist recht. Das heißt nicht, dass ich alles, was ich tue, richtig mache, sondern was ich tue, ist durch Jesus bezahlt, rechtmäßig erworben, es gehört nicht mehr der Sünde, sondern durch Jesus gehört es mir. Meine Taten müssen nicht mehr beweisen, dass ich rechtmäßig lebe. Das tut Jesus für mich, er ist meine Rechtfertigung. Und wenn ich einen Fehler mache, bleibt die Rechtfertigung meines Lebens trotzdem unangetastet, wie auch vorher meine guten Taten mich nicht aus der Macht des Todes befreien konnten.
Die Sünde kann mir auch nicht mit dem Tode drohen, als würden meine Rechte verwirkt sein. Denn ich bin frei von der Sünde, durch Jesu Tod, und lebe nicht mehr von ihren Almosen. Wie ein Fleck auf meiner Hose mein Menschsein nicht in Frage stellt, so ist es vergleichsweise auch mit der Übertretung in einem gerechtfertigten Leben: der Fleck auf der Hose muss entfernt werden, klar, ebenso muss die Übertretung aus einem gerechtfertigten Leben bekannt und vergeben werden. Der Wert der Hose bzw. des Christen bleibt dabei aber unberührt.
Die Rechtfertigung durch Jesus war nicht billig! Die Gerechtigkeit kam durch den Tod Jesu am Kreuz; durch seinen Gehorsam bezahlte er die noch offene Rechnung Adam's, die ungetilgte Schuld. Jesus war gehorsam bis zum Tod, ja - bis zum Tod am Kreuz.
In Vers 19 weist Paulus nach, dass wir als Nachkommen Adams an unserer Stellung als Sünder ebensowenig dafür können wie an unserer jetzigen Stellung als Gerechte. In Kap. 3, Vers 7, lässt Paulus den Juden, der wie ein Ringkämpfer um seine Rechtfertigung kämpft und in den Seilen hängt, aufschreien: „Warum werde ich als Sünder gerichtet, wenn ich zur Verherrlichung Gottes beitrage?“. Ja, aus welchem Grunde wird dann überhaupt jemand als Sünder verurteilt? Weil er sündigt? Nein, denn dadurch wird nur die Herrschaft des Todes in seinem Leben und seine Abstammung von Adam offenbar(V.12). Ist man denn kein Sünder, wenn man sündigt? Ein Maler malt - jedoch nicht ohne Unterbrechung. Und jemand der malt, braucht noch lange kein Maler zu sein. Ebenso sündigt der Sünder, auch wenn er nicht ständig sündigt. Als Adam zum ersten Mal gesündigt hatte, war er deshalb noch kein Sünder. Es geht nicht um einzelne Handlungen, sondern um eine Stellung, die wir vor Gott haben. Entweder befinden wir uns vor Gott als Sünder oder als Gerechte. Adam wurde zum Sünder, als er von Gott aus dem Paradies gejagt wurde. Er ging als Sünder.
Adam brachte nicht nur den Tod in die Welt und mit ihm das Sündigen, sondern gleichzeitig die Stellung, vor Gott als Sünder zu erscheinen. Seitdem können wir uns vor Gott nicht so bewegen, wie es Gottes Erwartungen entspricht. Jetzt erst, da wir zu Gerechten geworden sind, haben wir die Kraft, aus Glauben zu leben (Rö.1,17).
Aber zuerst müssen wir durch Jesus, dem 2. Adam, Zugang zu dieser Stellung erhalten.
Wie das Unglück des Menschen mit dessen Ungehorsam anfing, so beginnt für uns das Wohlergehen, das Glück, mit dem Gehorsam von Jesus. Er war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Wie schwer es ihm war, gehorsam zu sein, nur einzig auf Gottes Stimme zu hören, zeigt sein Gebet im Garten Gethsemane: „Nicht mein Wille geschehe, sondern der DEINE!“ Am Kreuz war der Gehorsam vollbracht, zur Vollendung gekommen. Durch diesen Gehorsam wurden wir aus der Stellung eines Sünders entlassen und in die Stellung von Gerechten vor Gott hinein gerettet.
Manche behaupten, dass Jesus unsere Stellung vor Gott erst im Totenreich erwarb. Aber das stimmt nicht. Sein Gehorsam war nur bis zu seinem Tode am Kreuz möglich; denn er lernte es, gehorsam zu sein, als er noch im Fleisch lebte. Danach brauchte er nicht mehr Gehorsam zu erlernen, da er den Kampf mit den Worten „es ist vollbracht!“ vollendet hatte.
Es war der Gehorsam Jesu, der uns in die neue Stellung vor Gott versetzte und nicht sein angeblicher Kampf in der Hölle mit Satan. Denn Satan hatte nichts mit unserer Stellung zu tun, sondern einzig und allein Gott selbst. Das Einzige, was Satan mit unserer Stellung, die Gott uns zugedacht hatte, zu tun hatte, war die List, mit der er sie uns klaute. Seither versucht er uns durch Anklage in den zähen Kampf des sich selbst rechtfertigen zu verstricken.
Die Waffe, mit der Jesus Satan besiegte, war der totale Gehorsam, mit dem er sich unter die Herrschaft Gottes begab. Durch diesen Gehorsam brachte er uns in diese neue Stellung. Allerdings kann Satan in der Stellung, die wir eingenommen haben, immer noch durch seine Lügen mitmischen. Aber auch wir haben die Möglichkeit, den Lügner durch die Waffe des Gehorsams zu besiegen. Wir müssen diese Waffe nur einsetzen.
 
 
Kapitel 5, Verse 20 bis 21
„Das Gesetz aber kam daneben hinzu, damit die Übertretung überströmend werde. Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“
 
 
Zur Rettung des Menschen war das Gesetz nicht nötig. Aber es kam hinzu. Bis jetzt sahen wir Adam als Ursache des Elends. Adam war wirklich der erste Mensch. Und er gehört in unsere Beweisführung. Denn mit Adam, nicht mit dem Gesetz, fing unser Dilemma an. Mit dem Gesetz lebt die Sünde auf, aber der Anfang ihrer Wirksamkeit liegt nicht beim Gesetz, sondern bei Adam.
Sind Juden denn nicht auch ‚Adamiten‘? Worauf berufen sich Juden? Auf Abraham, Moses und das Gesetz. Die Adamiten sind Sünder. Und Israel nicht? Paulus legt uns im 2. Kap. seines Briefes an die Galater, ab Vers 14, eine sehr interessante Reihenfolge von Tatsachen vor, und zwar in Vers 14: Jude, Vers 15: Sünder aus den Nationen, Vers 16a: Mensch und 16b: Fleisch. Das ist die Wahrheit. Alle, Juden wie Heiden sind Menschen und sind Fleisch.
Sicher gibt es unter den Sündern Unterschiede; denn die einen sind Sünder aus den Heiden, während die anderen zum Volk der Beschneidung gehören. Doch letzten Endes sind sie alle nichts anderes als Fleisch. Und Fleisch kann nicht aus Werken gerechtfertigt werden. Zwischen Jude und Heide zieht nur das Gesetz einen Unterschied. Doch da des Menschen Problem durch Adam kam, wird es auch nicht durch das Gesetz gelöst werden, sondern nur durch den letzten Adam, durch Jesus.
Vom Gesetz kommt - heilsgeschichtlich gesehen - also keine Hilfe. Es kam lediglich hinzu; doch nicht zur Rettung, sondern um die Sünde zum Überfließen zu bringen, die Sünde sichtbar zu machen. Dadurch hätten diejenigen, denen das Gesetz zum Glaubensfundament wurde, die Gnade erkennen können, die von Jesus ausgeht, da die Gnade noch überströmender ist als die Sünde, die sie durchs Gesetz erkennen mussten.
In Vers 15 lasen wir, dass durch die Übertretung Adams „die vielen gestorben sind“. Damit sind alle gemeint, ganz gleich, ob sie im Fleisch fromm gelebt haben oder nicht. Durch das Gesetz werden die Sünden nur zählbar. Ob nun Jude oder Heide, wir alle brauchen eine überschwängliche Gnade. Diese Überschwemmung der Gnade hat das Ziel, der Gnade zur Herrschaft zu verhelfen. Die Sünde herrscht im Tod. Jeder, der unter Gesetz oder ohne Gesetz sündigt, steht unter der Herrschaft des Todes, unter dessen Herrschaft wiederum die Sünde als Zulieferfirma herrscht. Der Tod herrscht über den Sünder, auch über den Juden - wegen der Abstammung von Adam. Aber die Gnade herrscht in der Gerechtigkeit, die durch Jesus kam.
Wie die Sünde in jedem Adamiten herrscht, so herrscht nun die Gnade in uns, da wir in Jesus gerechtfertigt worden sind.
Wie die Sünde im Tode herrscht, so entfaltet sich auch die Herrschaft der Gnade, wenn ich in meinem Leben herrsche.
Wie die Herrschaft der Sünde unter der Oberherrschaft des Todes steht, so hängt die Herrschaft der Gnade von meiner Herrschaft, die ich in Jesus ausübe, ab. Wenn ich nicht in dem Auftrag, den mir Jesus gegeben hat, lebe, so entfaltet auch nicht die Gnade ihre Herrschaft.
Die Herrschaft der Sünde läuft mit dem ‚großen Bruder‘, dem Tod. Man sieht sich infolge einer geschehenen Sünde dem Tode gegenüber verpflichtet, die erste Sünde durch eine zweite zu vertuschen. Auf diese Weise kann sich aus einer einzigen Sünde eine ganze Kette von Sünden entwickeln. Ein gutes Beispiel dafür ist David, der König. Er ließ eine Nachbarin zu sich kommen. Aus diesem Zusammentreffen entstand ein Kind. Hätte er nicht nach dieser Sünde bei Gott um Vergebung bitten können? Oder hätte Adam, als er gesündigt hatte, nicht sofort zu Gott rennen können, um ihn um Vergebung zu bitten?
Aber nein, David sah sich nun gezwungen, in die nächste Sünde einzuwilligen. Es folgte Totschlag. Wie die Sünde an David gearbeitet hat, so wirkt sie auch an jedem Menschen. Eine Sünde zieht die nächste nach sich. Zuerst lockt und gewinnt die Sünde den Menschen durch die Begierde, danach aber, wenn er auf sie eingegangen ist, erpresst sie ihn, die nächste Sünde zu begehen, um dem Tod zu entgehen, der Strafe, der Schande, dem Offenbarwerden. So wird eine Sünde an die andere gereiht, in der irrigen Meinung, auf diese Weise dem Urteil und der Strafe entgehen zu können, die Tat vertuschen zu können.
Ähnlich verhält es sich mit der Lüge. Mit einer ‚harmlosen‘ Lüge, Notlüge genannt, rettet man sich aus einer unangenehmen Lage heraus, muß dann aber, damit nicht Schande offenbar wird, weiter lügen. Wird man dadurch vor der Strafe, letztendlich vor dem Tod geschützt? Muss man dann etwa nicht sterben? Die Schlange lügt uns ins Ohr: „Mitnichten werdet ihr sterben“.
Genauso wie die Sünde unter Androhung des Todes im Dienst des Todes herrscht, um uns in die Arme des Todes zu treiben, so herrscht die Gnade unter dem Zuspruch - nicht unter der Androhung - der Gerechtigkeit, damit wir durch Jesus ewiges Leben empfangen. Ebenso wie die Sünde nur über denjenigen herrschen kann, der sich vor dem Tod fürchtet, der sich gerade in Todesangst befindet, so kann auch die Gnade nur dann herrschen, wenn wir uns auf die Gerechtigkeit freuen (egal wie sehr es uns weh tut, wenn sie offenbar wird).
„Selig sind, die nach der Gerechtigkeit dürsten“. Ein halber Sieg ist schon errungen, wenn wir die Sünde nicht als Schutz vor den Folgen, nämlich der Strafe, letzten Endes des Todes, gebrauchen.
 
 
Kapitel 6
Kapitel 6, Verse 1 bis 11           Grundlage: im Tod mit Christus verwachsen - WIE Christus
 
      Kapitel 6, Verse 1 bis 2                         Todernst: die Taufe
      Kapitel 6, Verse 3 bis 5                         wie Christus - so auch wir 
      Kapitel 6, Verse 6 bis 7                         So auch wir: wir sind der Sünde gestorben und freigesprochen
      Kapitel 6, Verse 8 bis 11                       Haltet euch lebend für Gott, rechtmäßig, für allemal
 
 
Kapitel 6, Verse 12 Verse 23           wir sind Sklaven der Gerechtigkeit geworden
 
      Kapitel 6, Verse 12 bis 13                     so regiere die Sünde nicht
      Kapitel 6, Vers 14                                  denn die Sünde wird nicht über euch Herr sein
      Kapitel 6, Verse 15 bis 23                     menschlich gesprochen: ihr seid Sklaven der Gerechtigkeit
 
 
 
Bis jetzt ist alles, was wir gelesen haben, im Rahmen einer Botschaft abgefasst worden, der wir zustimmen dürfen. Es ging um die Feststellung, dass die Menschen, ganz gleich, auf welchem Niveau sie leben, alle unter Gottes Verurteilung stehen. Keiner ist mit der Herrlichkeit Gottes vergleichbar und keiner kann sie je erreichen. Deshalb werden auch alle als Sünder benannt, da sie ihr Ziel nicht erreichen (das griechische Wort für Sünde - harmatia - ist Zielverfehlung)! Aber die Botschaft berichtet auch über Jesus, dem Befreier, mit dem der Exodus aus der Verurteilung eingesetzt hat.
Wir glauben dieser Botschaft und wollen sie noch besser verstehen, mehr über sie erfahren. Wie glücklich würden wir sein, wenn wir gute Erkenntnisse bekämen und nur noch wohlwollend mit dem Kopf zu nicken bräuchten. Aber so gemütlich verläuft kein Leben und auch nicht das des Christen. Wir müssen nicht hören und zustimmen und hören und zustimmen, bis wir alles wissen, dem wir zustimmen müssen. Das Leben ist ein Kampf um unsere Rechte; denn mit dem 6. Kapitel richtet Paulus die Speerspitze der Botschaft direkt auf mich, nicht nur auf mein Ohr, sondern auf mein Ich in seiner Ganzheit. Die Thesen in diesem Kapitel stoßen jede andachtsvolle christlich-abendländische Schöngeisterei hinaus. Denn diese Botschaft will nicht abstrakt geglaubt werden. Es ist kein Glaubensbekenntnis, zu dem man sich bekennt, sondern hier kommt ein „todernstes“ Anliegen Gottes auf uns zu. Paulus weiß, dass Jesus, den wir voll Dankbarkeit bewundern, weil er für unsere Sünde gestorben ist, uns in seinen Tod mit eingeschlossen hat. Jesus zu bewundern reicht nicht aus. Er hat uns in seinen Tod mit eingeschlossen!
Diese Botschaft will und muss uns zutiefst ergreifen; denn bei ihr geht es in erster Linie nicht darum, das was Jesus für uns tat, verstandesmäßig zu erfassen, als vielmehr darum, es geistlich zu erleben. Jesus starb für mich – bin ich auch mit ihm gestorben? Bin ich auch mit ihm auferweckt worden? Erlebe ich, was ich glaube?
In Kapitel 6,1-14 wird das Sterben Jesu mit seinen vielseitigen Auswirkungen sehr stark in den Vordergrund gestellt, damit die Botschaft dieses Opfers nicht zur Theorie absinkt, sondern erlebbar wird. Uns bleibt als einzige Möglichkeit, von der Sünde getrennt zu werden, sein Tod. Diese Trennung von der Sünde ist die Antwort auf die Frage (6,4): „Sollen wir in der Sünde verharren?“, in ihr bleiben?
Daher schreibt Paulus dem Tod Jesu und seiner erfolgten Auferstehung entscheidende und einschneidende Bedeutung für uns zu. Deshalb genügt es nicht, die Kreuzigung und Auferstehung Jesu nur passiv mit einem Schuss Überheblichkeit zu „bejahen“, sondern ich muss es aktiv annehmen, anziehen, mich darin eintauchen, mittaufen lassen, wissen, dass ich diese Gnade brauche. Nur auf diese Weise trennt mich Jesus von der Sünde und verbindet mich mit der Gerechtigkeit.
Wer die Trennung von der Sünde erlebt hat, ist frei vom Frondienst der Sünde, aber auch an die andere Seite gebunden, nämlich an die Gerechtigkeit. Auf diesen Erlebnisvorgang geht Paulus in den Versen 15-23 näher ein.
Diese Frage berührt eigenartig: „Sollten wir in der Sünde verharren?“ Gibt es denn irgend einen guten Grund, in der Sünde auszuharren? Diese Frage: „Sollten wir ....“ wäre besser so gestellt: „Muss ich denn noch in der Sünde verharren?“. Vom Thema her, das in Kapitel 5 bereits aufgerollt worden ist, müsste der Text mit dem 1. Vers des 8. Kapitels weitergeführt werden. Doch unser wirkliches Problem, mit dem wir alltäglich zu kämpfen haben, hat weniger mit dem Thema „Adam“ oder auch „Gnade und Gabe“ zu tun, als vielmehr mit der Sünde selbst, die uns täglich herausfordert. Die Erklärung über Adams Sündenfall und den damit verbundenen Einbruch des Todes in unsere Welt, ist zwar sehr wichtig, darf aber nicht für uns zu einem Museumsstück werden.
Deshalb unterbricht Paulus das Thema von Kapitel 5 durch die eine Frage, die er sich gewiss bei den verschiedensten Anlässen hat anhören müssen: „Sollen wir das Böse tun, damit das Gute komme?“ (Kap. 3,8).
Man kann Paulus sicher falsch verstehen, aber nicht aus Mangel an Intellekt, sondern weil jeder seinen eigenen Standpunkt einnimmt, von dem aus er zuhört. Dieser Platz, auf dem wir stehen und dem Evangelium zuhören, sollte der Kampfplatz sein, auf dem wir gegen die Sünde antreten müssen. Hier wird man das Evangelium verstehen.
Da die Sünde eine untergeordnete Herrschaft ausübt und der Tod der eigentliche Herrscher ist, in dessen Herrschaft die Sünde regiert (Kap. 5,21), fragt man sich, warum die Sünde für uns noch ein Problem darstellt, da Jesus doch den zunichte gemacht hat, der die Macht des Todes hatte, das ist der Teufel (Hebr. 2,14-15).
Wer Römer 5 gelesen hat, kann zu der Schlussfolgerung kommen, dass sein Problem mit der Sünde eventuell die Gnade wirkungsvoller, größer werden lässt (Kap.5,21). Dieser Schluss erweist sich dann als Trugschluss, sobald einem klar geworden ist, welche Beziehung ein Christ zur Sünde hat: keine! Und wenn doch eine Beziehung besteht, ist sie unrechtmäßig. Denn nicht die Sünde ist gestorben, sondern ich bin der Sünde weg gestorben, bin für sie tot. Dennoch versucht die Sünde, ihre ehemalige ‚Vormachtstellung‘ wieder einzunehmen (Vers 12), den Gestorbenen künstlich zum Leben zu erwecken, ihn zu missbrauchen.
An einem Strand sah ich einen Mann; äußerlich fehlte nichts an ihm, er war auch angezogen. Sein Gesicht drehte sich bei jeder Welle zum Land, und wenn sich die Welle zurückzog, fiel der Kopf wieder in Richtung des Meeres. Er wurde vom Wasser bewegt – in ihm war kein Leben mehr. Ebenso kann uns die Sünde bewegen, obwohl wir der Sünde gestorben sind. Wir sind der Sünde hinweg gestorben. Damit ist auch die Macht des Todes, unter dessen Herrschaft die Sünde arbeitet, über uns aufgehoben  und gleichzeitig ist die Sünde ihrer Herrschaft enthoben. Trotzdem können wir uns ihrem Einfluss aussetzen.
 
 
Kapitel 6, Verse 1 bis 2
„Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme? Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben.“
 
 
Wie soll man in der Sünde leben, wenn man ihr gestorben ist? Ist jemand tot, dann ist sein Leben abgeschlossen, er kann nichts mehr unternehmen – auch nicht sündigen. Es gibt keine Realität auf Erden, die so sicher ist wie der Tod. Normalerweise bedient sich die Sünde dieser unbeugsamen Realität und regiert unter der Autorität des Todes, kommt im Namen des Todes (Kap. 5,21).
Durch den Sieg von Jesus über den Tod konnten wir aus der Herrschaft der Sünde heraustreten und sind dadurch frei geworden. Der Exodus geht über den Tod Jesus, nicht über weniger sündigen. Wer wenig sündigt ist damit nicht weniger im Tod.
Dieselbe Macht, die uns an die Sünde kettete, d.i. der Tod, ist besiegt. Sie muss uns nun von der Sünde trennen. Der Tod kann uns nicht mehr an die Sünde und an ihre Willkür ausliefern. Was uns jetzt noch dazu bringen kann, wieder der Sünde zu dienen, hat nichts mit dem Recht, sondern mit dem Betrug der Sünde zu tun. Und in Vers 1 liegt ein solcher Betrugsfall vor; denn die Sünde bietet sich mir als ‚Gnadenverstärker‘ an. Mit den Worten „damit die Gnade überströme“, versucht sie, mich ‚mit gutem Gewissen‘ zum Sündigen zu verleiten. Mein Denkapparat läuft auf Hochtouren: wenn ich also nur durch Gottes Gnade von der Sünde getrennt werden kann, ich aber noch immer sündige, liegt es dann vielleicht daran, dass die Gnade noch nicht stark genug ist und ich ihr durch vermehrtes sündigen zum Wachstum verhelfen muss?
Das wäre doch eine feine Lösung! Oft klagen gerade Kinder aus christlichem Elternhaus, dass sie kaum den Unterschied zu ihrem „früheren“ Leben erkennen. Sie glauben der Gleichung: wenig Vergebung – wenig Liebe. Der Pharisäer benötigt aber genauso viel Gnade wie die Hure, nur nimmt er  nicht so viel Vergebung, und daher liebt er auch nicht so viel.
Wehe mir, wenn ich auf die Sünde eingehe und ihr gestatten würde, auch nur eine einzige kleine oder sogar fromme Aufgabe zu übernehmen. Damit hätte sie wieder Eingang in mein Leben gewonnen.
Um ihre frühere Position wieder aufzubauen, versucht die Sünde, auch auf andere Art ihre Dienste anzubieten. Paulus zeigt eine dieser Möglichkeiten in Vers 12 auf. Zum besseren Verständnis hilft die Geschichte vom „ungerechten Verwalter“, die Jesus im 16. Kapitel des Lukasevangeliums erzählte. Als der Verwalter seines Amtes enthoben werden sollte, dachte er darüber nach, wie er sich aus seiner unangenehmen Lage retten könnte und sagte zu sich selbst: „Graben kann ich nicht, betteln will ich nicht; ich weiß was ich tue ... „. Ja, er wusste, was er zu tun hatte und zwar dasselbe wie die Sünde, nämlich Verwalteraufgaben zu übernehmen.
 
Für die Sünde wäre es ein großer Erfolg, wenn wir ihrem Rat, in der Sünde zu bleiben, nachgegeben hätten. Ihr Vorwand ist, dass eine größere Sündenlast die Gnade zu verstärktem Wachstum anreizen würde. Man hört oft ähnliche Argumente, wie z.B. Ohne Finsternis wird man das Licht nicht schätzen, an der Finsternis wächst das Licht, ohne Hass weiß man nicht, was Liebe ist, etc. Ganz gleich, mit welch einer „geistlichen“ Begründung uns die Sünde verführen will, dürfen wir ihr niemals auch nur die geringste Möglichkeit geben, uns zu „dienen“ - denn sie würde uns „beherrschen“.
Die Gnade wird nicht durch vermehrtes Sündigen wachsen. Und doch ist sie bei dem einen Christen mehr zu erkennen als bei dem andern (Hebr. 12,15).
Vor unserer Lebensübergabe an Jesus herrschte die Sünde in uns durch den Tod. Doch nun herrschen wir über sie durch das Leben von Jesus; logisch wäre es, wenn nun die Gerechtigkeit, das Gegenstück zur Sünde, herrschen würde. Aber Gott will uns wieder die verlorene Stellung zurück geben, wie der Vater dem „verlorenen Sohn“ den Ring wieder an den Finger steckte. Gott hat keinen gefallen daran, wenn seine Kinder einfach nur gehorchen. Er will uns erwachsen machen (Gal. 4,1-7).
Die Konkurrenten sind nicht Tod und Leben, Sünde und Gerechtigkeit, sondern Sünde und ICH. Deshalb wird auch nach unserer Bekehrung zu Jesus nicht die Gerechtigkeit herrschen, wie früher die Sünde, sondern ich muss Entscheidungen treffen. Entweder regiere ich in meinem Leben oder die Sünde. Wo ich nicht regiere, wird die Sünde regieren. Regiert die Sünde, tritt der Tod in Aktion, herrsche ich durch Jesus, kommt das Leben bei mir zur Auswirkung. Herrsche ich in meinem Leben, so ist das gerecht und die Gnade entfaltet sich, da sie durch Gerechtigkeit herrscht und wächst. Außerhalb von Gerechtigkeit gibt es keine Gnade. In Verbindung von Sünde wird sich also niemals Gnade vermehren können! „Gnade vor Recht“ ist in sich eine Lüge, denn nur der kann Gnade geben, der im Recht ist. Und ist Gnade unrecht, dann ist sie Sünde! Gnade macht niemanden gerecht, sondern gibt Recht weiter. Wo kein Recht gegnadet, geschenkt werden kann, führt Gnade eben nicht zur Rechtfertigung, sondern zum faulen Kompromiss.
Wenn sich die Sünde bei mir als ‚Wachstumsförderin‘ der Gnade anbietet und ich ihr erlaube, in mir zu wirken, wird die Gnade nicht zunehmen, sondern – im Gegenteil – rapide abnehmen oder gar erlöschen. Wir sollten bei unseren Entscheidungen immer daran denken, dass wir der Sünde gestorben sind. Kein Dienst der Sünde fördert die Gnade.
Der Dienst der Sünde ist sehr eng mit unserer Wertevorstellung verbunden. So ist es vielleicht für uns eine Schande, wenn wir öffentlich lächerlich gemacht werden. Hier bietet die Sünde ihren Dienst an: Wut. Wer sich ausgeliefert empfindet, der wird leicht wütend. Und das hilft einem: wer mit der Faust auf den Tisch schlägt, den wird man nicht so schnell wieder reizen, man geht ihm aus dem Weg und tut, was er will.
Diesen Dienst der Sünde, in uns die nötige Wut anzufachen, nimmt man dann gerne an. Doch die Sünde arbeitet immer in die Hände des Todes und eben nicht in die Hand der Gnade. Wer den Dienst der Sünde nicht ablehnt, der wird auch nicht von ihrer Herrschaft frei.
Es ist nur ein Trick von vielen, wie die Sünde sich wieder behilflich machen will. Denn wenn sie auch nicht der Gnade zum Wachstum verhilft, so bietet sie sich auch dann an, wenn die Gnade bereits die Herrschaft eingenommen hat: „sollen wir sündigen, die wir unter der Gnade stehen?“ (Vers 15).
Es geht nur darum: Wie sollen wir in der Sünde leben, der wir abgestorben sind!?
 
 
Kapitel 6, Verse 3 bis 5
„Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seine Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der Auferstehung sein.“
 
 
Ob wir gestorben sind, knüpft Paulus vollkommen und fest an den Tod Jesus und nicht an unsere Erfahrungen. Dass ich der Sünde gestorben bin, erkenne ich nicht daran, ob ich den Versuchungen oder dem Kommando der Sünde widerstehen kann oder nicht, sondern nur – und das ist wichtig – ob Jesus für mich gestorben ist und ich seinem Tod gleichgestaltet wurde. Denn wenn ein Christ sündigt, ist damit nur bewiesen, dass die Sünde in ihm erneut ein Opfer fand, genauso wie der „ungerechte Verwalter“ alle fand, die – auf Kosten ihres Herrn – weniger Schulden haben wollten.
Ein Christ, obwohl er der Sünde nicht genügend Widerstand leistet (Hebr. 12,4), befindet sich, rechtlich gesehen, dennoch nicht unter der Herrschaft der Sünde, auch wenn er sündigt(!) und braucht nicht bei jeder Sünde, die er tut, wiederum freigekauft zu werden. Er ist von der Sünde getrennt, auch wenn er sündigt. Und wenn er sündigt, ist er rechtlich nicht verpflichtet, in der Sünde zu bleiben. Er hat die Möglichkeit, sich jederzeit und sofort von der Sünde zu trennen. Es ist sogar sein gutes Recht, sich von ihr für getrennt anzusehen und in der Gesinnung von Jesus zu leben. Denn er ist der Sünde hinweg gestorben, er ist für sie tot.
Es kann sein, dass ein Christ in seinem Leben die Trennung von der Sünde kaum bemerkt. Er wird die Trennung auch nicht anwenden, wenn er über sein neues Verhältnis zur Sünde im Unklaren ist, keine rechte Glaubensgrundlage  gelegt wurde. Paulus richtet unseren Blick auf die Taufe; denn wenn wir durch die Taufe an Jesus Tod teilhaben, müssen wir auf irgendeine Art und Weise mit seinem Tod verbunden worden sein.
Unser Problem liegt darin: Jesus erlitt vor etwa 2000 Jahren den Kreuzestod und heute lebt er. Alles an ihm ist Leben. Die Wundmale an seinen Händen und das Mal an seiner Brust, durch das sein Blut floss, sind die einzigen, anfassbaren Beweise und zeugen von seinem Tod. Aber es gibt keinen gegenwärtigen Jesus-Tod, mit dem wir uns heute verbinden könnten. Wir müssen uns aber mit seinem Tod identifizieren. Doch das Grab ist leer. „Er ist nicht hier“, sagte der Engel zu den Frauen, die am dritten Tag nach der Kreuzigung zu seinem Grab kamen, um ihn zu balsamieren. Wie können wir nun behaupten, wir seien mit ihm gestorben, obwohl wir 2000 Jahre später leben? Kamen wir zu spät?
Die Taufe ist die „Gleichheit des Todes“ Jesus. Den Tod Jesus gibt es nicht mehr. Aber die Taufe entspricht in Gottes Rechnung dem Begräbnis Jesus. Bei dem, der sich aufgrund des damals geschehenen Todes Jesu im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Namen des ganzen Gottes, taufen lässt, vollzieht sich unter der Aufsicht Gottes dasselbe, was Jesus am Kreuz in Echtheit erlebte bzw. durchlebte. Ebenso nahm Jesus auch nicht unseren wirklichen Leib der Sünde in seinen Tod mit hinein, sondern nur den Leib der Sünde in „Gleichheit“ (Kap. 8,3). Er wurde am Kreuz zur Sünde gemacht.
Jesus hatte einen 100%-igen menschlichen Leib. Er war wahrer Mensch. Doch der Unterschied zu allen anderen Menschen lag in seiner Herkunft: er stammte, ohne Vater, nicht von Adam ab; sein Leib gehörte deshalb nicht der Sünde! Aber Gott rechnete den Leib Jesus der Sünde zu, machte ihn zur Sünde und somit starb Jesus, da er nicht für sich starb, für alle die, deren Leib der Sünde gehört.
Er durfte deshalb keinen Leib, welcher Eigentum der Sünde ist, haben, weil er sonst nicht für mich, sondern für sich selbst hätte sterben müssen: seinen Leib der Sünde zurückgeben. Damit ist nicht gesagt, dass Jesus kein vollkommen echter Mensch war. Er wurde Mensch und ist als Mensch erkannt worden. Aber sein erschaffener Leib entstammte nicht aus der Zeugung eines Mannes, also der Nachkommenschaft Adams und gehörte daher nicht zum Eigentum der Sünde.
Wenn ich mir vorstelle, wie Jesus am Kreuz hängt (Gal. 3) und glaube, dass ich eigentlich dort hängen müsste, dann verbinde ich mich mit ihm und ich rechne seinen Tod, der ein Opfer war, für mich an (vgl. 6,11). Genauso rechnet Gott die Taufe als tatsächliche Verschmelzung von mir mit dem Tode Jesu, der schon vor ca. 2000 Jahren erfolgte, an. Die Taufe ist gleichsam die von Gott für uns geöffnete Tür, um uns in den Tod Jesu hinein begeben zu können. Und durch die Taufe wird man – wie Jesus – begraben.
Sie ist also eine Taufe in den Tod und nicht eine Taufe in eine Kirche. Man wird auch nichts ins Wasser getauft. Das Wasser hat lediglich symbolischen Wert. Es bedeutet Erde, Grab. Das Wasser ist in der Bibel oft ein Symbol für Gericht, so z.B. über die „alte Schöpfung“, die durch die Flut umkam, oder das „Sklavenhaus Ägypten“, das vom Roten Meer in den Tod gerissen wurde. Und für Getaufte ist es das Grab ihres alten Lebens, um praktisch in einer neue Art und Weise leben zu können. Der Ausdruck „Neuheit des Lebens“ zeigt, dass es kein neues Leben ist, aber das Leben wird nach der Taufe von dem Neuen bestimmt und wir leben nach neuer Art.
Und das ist das Ziel: Der Wandel wie ihn Jesus führte. Denn es heißt: „Damit, wie Christus ... so auch wir ... wandeln.“ Ist uns bewusst, dass unser Wandel sich an Jesus messen muss? Und dass wir wie Christus wandeln müssen? Und dies geht nur in „Neuheit des Lebens“; unser altes Leben wird hier keinen Gewinn, sondern nur Schaden bringen. Denn Christus starb für uns, weil es in unserm „alten Leben“ nichts gab, was vor Gott genügte.
Die Taufe trennt mich zwar von der Sünde, ist aber nicht das Ziel der Taufe. Dies möchte ich an folgendem Beispiel verdeutlichen: in einem dunklen Raum mache ich Licht an, und sofort wird es hell. Mein eigentliches Ziel war nicht die Beseitigung der Finsternis, sondern ich wollte sehen und deshalb schalte ich das Licht ein. Genauso wird derjenige, der im Dienst der Sünde stand, in der Taufe begraben, aber das Ziel mit dem Getauften, der bisher Sklave der Sünde war, ist es, mit Gott verbunden zu leben. Daher schreibt Paulus: „ ... begraben ..., damit wir ... wandeln...“.
Dieser Wandel, den wir nun führen, kommt durch die Taufe nicht automatisch. Deshalb führen viele Getaufte ihren Wandel in der Sünde, obwohl sie von der Sünde getrennt sind. Denn wer getauft worden ist, kann durchaus erleben, dass sein Wandel der Neuheit nicht entspricht. Der Getaufte ist zwar beerdigt und damit von der Sünde hinweg getauft worden, hat aber das Ziel der Taufe noch nicht in sein Leben aufgenommen. Genauso wie Jesus nicht durch das Begräbnis auferweckt worden ist, wohl aber durch den Tod von den Römern und Juden getrennt wurde, ja, sein stellvertretendes  Sterben sogar unsere Trennung von der Sünde bewirkte, genauso ist es für uns ganz automatisch schon deshalb nicht möglich, so zu leben, wie es unserer Trennung, Befreiung von der Sünde entspricht. Die Taufe zielt auf unsere neue, mit Gott verbundene Lebensweise, ist aber nicht dazu in der Lage, sie zu geben. Sie ist die Taufe in den Tod! Sie ist nicht die Taufe ins Leben. Wir haben durch die Taufe die Möglichkeit, unser Leben ganz neu zu gestalten. Dies hängt nicht von der Taufe ab. Viele sind „beerdigt“ worden und trotzdem tot geblieben in ihren Sünden. Das neue Leben hängt von der Auferstehung ab. Daher heißt es in Vers 4: „... Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir ...!“.
Jesus starb für mich. Ich ließ mich in der Taufe zu seinem Tod hinzurechnen. Daraufhin, weil ich nun der Herrlichkeit Gottes teilhaftig sein darf, denn ich bin der Sünde gestorben, eröffnet sie mir die neue Lebensweise. Das gleiche Grab, das gleiche Leben.
Im dritten Kapitel des Römerbriefes, Vers 23, heißt es: „... haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes...“. Wer also unter der rechtmäßigen Herrschaft der Sünde steht, kann nicht der Herrlichkeit Gottes teilhaftig werden. Aber durch die Taufe erfülle ich die Voraussetzungen für die Herrlichkeit Gottes, sich in meinem Leben auszubreiten. Wir erreichten seine Herrlichkeit nicht, aber er will uns mit seiner Herrlichkeit erreichen, damit wir leben. Wo seine Herrlichkeit fehlt, regiert der Tod, und damit die Sünde.
Aber den Geist Gottes – und das ist der Geist der Herrlichkeit -, durch den Jesus aus den Toten auferweckt wurde (Rö. 1,4), bekommt nur derjenige, der ihm gehorcht (Apg. 5,32). Dabei ist kein Gesetzesgehorsam gefordert, sondern einzig und allein der Gehorsam gegenüber dem Vorsatz Gottes, sich vom „Größeren“, „Älteren“ segnen und dienen zu lassen (Rö. 9,11-12). Dieser sich Gott hingebender Gehorsam bewirkt eine Sinnesänderung und wird in der Taufe durch das Untertauchen des Täuflings im Wasser zum Ausdruck gebracht, damit er in einer ganz neuen Art des Lebens handeln und wandeln kann. Dafür lasse ich mich taufen, denn ich will Teil an seinem Leben sein. Der Gehorsamsschritt des Täuflings geht auf den Aufruf Gottes zur Buße ein (Apg. 17,30-31).
Jetzt erkennen wir den Willen Gottes, dass wir an seiner Herrlichkeit teilhaben sollen, denn wir sollen durch seine Herrlichkeit leben, uns seiner Herrlichkeit zum Leben bedienen. Dieses nenne ich Erweckung. Bin ich erweckt, dann werde ich durch die Herrlichkeit und in der Herrlichkeit Gottes leben. Und das ist nicht dreist; Jesus selbst betete: „Verherrliche du mich, Vater, damit ich dich verherrliche!“
Warum kommt es so selten zu dieser Erweckung? Gott ist auf keinen Fall dafür verantwortlich, denn er hat uns versprochen, dass wir durch seine Herrlichkeit in seiner Art leben dürfen, sobald wir dem Tod Jesu gleichgestaltet worden sind. Und dies kann in unserem praktischen Leben nicht verborgen bleiben.
Der Hinterungsgrund liegt alleine in der Sünde. Denn weil wir, die Getauften, von der Sünde getrennt worden sind, können wir in der Neuheit des Lebens wirken. Die Sünde führt aber einen erbitterten Kampf gegen uns, mit dem Ziel, ihr verlorenes Recht bei uns wieder zurück zu gewinnen – und das immer wieder.
Weder Gott noch unser schwacher Wille trennen uns von der Neuheit des Lebens, sondern alleine die Sünde. Dagegen hilft kein starker Wille, sondern der Glaube an die Auferstehungskraft, die uns aus dem alten in das neue Leben (siehe Vers 8 und auch Kol. 2,12) reißt. Wenn wir getauft worden sind, dürfen wir mit dem neuen Wandel, die neue Möglichkeit, die sich durch die Taufe in Jesus Tod eröffnete, rechnen. Sind wir doch fest mit dem gestorbenen Leib Jesus verwachsen, als wäre dies heute geschehen. Wir führen ein Leben aus den Toten.
Ebenso real werden wir auch mit der Auferstehung Jesus verwachsen sein.
 
Vers 5 wird oft wie folgt übersetzt: „... in der seiner Auferstehung sein“, als würden wir nicht tatsächlich, sondern in in der Gleichheit mit seiner Auferstehung verwachsen sein. Doch das Auferstehungsleben ist gegenwärtig, fassbar, im Gegensatz zum Tod von Jesus. Für die Auferstehung von Jesus brauchen wir keine Entsprechung, keine Gleichheit wie beim Tod Jesu. Durch die Herrlichkeit Gottes sind wir wirklich mit der Auferstehung Jesu zu einer Einheit geworden. Jesus betete einmal für uns zu Gott um dieselbe Herrlichkeit, wie er sie hat (Joh.17), damit wir sowohl mit ihm als auch mit den anderen Christen zur Einheit seines Leibes verschmelzen: Er das Haupt und wir die Glieder.
Wenn Jesus nicht auferweckt worden wäre, könnte die Taufe in den Tod Jesu als eine Taufe für Tote bezeichnet werden (1Kor.15,29). Dann würden diejenigen, die sich in den Tod Jesu haben taufen lassen, keine Auferstehung mit ihm erleben. Der Leib Christi wäre ein toter Leib, der aus toten Gliedern bestände. Da unter dem Begriff „Leib Christi“ nicht nur Jesus selbst gemeint ist, sondern auch die Christen, die sich auf Jesus, als ihrem Haupt, berufen, einschließt, würde eine Taufe lediglich in den Tod Jesu, gleichzeitig eine Taufe in eine Menge oder für eine Menge Toten sein, wenn Jesus nicht auferstanden wäre. Aber Jesus ist auferstanden und alle, die sich im Glauben an ihn in seinen Tod taufen lassen, werden damit gleichzeitig in die Gemeinschaft von Lebenden hinein getauft.
Wenn die Taufe mein Begräbnis ist, muss ich vorher gestorben sein. Würde ich erst infolge des Begräbnisses sterben, wäre offenbar ein Mord an mir geschehen.
 
 
Kapitel 6, Verse 6 bis 7
„da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“
 
 
Wo und wann bin ich eigentlich gestorben? Um die Antwort auf diese Frage zu bekommen, müssen wir unsere Blicke auf Adam, der unser „alter Mensch“ ist, richten. Wenn ich persönlich in dem Taufgeschehen sowohl mit dem Tod als auch mit der Auferstehung Jesu fest verwachse, geschieht das nur auf Grund der lösenden Kraft des Sterbens. Wenn ein Mensch stirbt, tritt er aus der Linie ‚Mensch‘; der Tod trennt mich von Adam. Am Kreuz hing Jesus anstelle von Adam, unseren ‚alten Menschen‘! Da starb ich mit ihm, da ich nur wegen Adam lebte. Ich vergleiche dies mit einer Lichterkette: ziehe ich den Stecker aus der Steckdose, dann erlöschen alle Lichter. So zog Gott durch den Tod von Jesus den Stecker bei Adam, wo die ganze Leitung begann. So zog er auch mir die Kraft der Sünde weg. Denn es würde mir niemals möglich sein, mich für ein Leben mit Jesus zu entscheiden, wenn meine Verbindung zu Adam nicht durch den Tod abgeschnitten worden wäre.
 
Vor dem Wissen, das in Vers 3 weitergegeben wurde, durch die Taufe in den Tod Jesu mit hinein genommen worden zu sein (6,3), steht das Wissen aus Rö. 6,6: der Täufling bildet durch die Taufe in den Tod Jesu mit dem toten Leib des Sohnes Gottes eine Einheit. Dadurch wurde der Tod Jesu gleichzeitig der Tod des Täuflings. Aber jede Taufe – mag sie noch so intensiv oder noch so oft wiederholt werden – wäre  nutzlos, wenn unser ‚alter Mensch‘, unser Urvater Adam, in Jesu Tod nicht mitgekreuzigt worden wäre. In der Taufe bezeugen wir diese Wahrheit, dass wir durch Jesu Tod von Adam getrennt worden sind. Deshalb lassen wir uns taufen! Somit drückt die Taufe nicht nur den Willen des Täuflings aus, Jesus nachzufolgen, ihm gehorsam zu sein, sondern drückt die Überzeugung aus, dass Jesus anstelle von Adam starb. Und damit ist mein Leben erloschen, wie man einen Stecker aus der Steckdose ziehen würde und das Licht erlischt, egal wie lange oder kurz die Leitung ist. Adam ist der Stecker, der in die falsche Steckdose ging, in den Tod (vgl. Römer 5, Vers 12). Die Leitung ist nun schon sehr lang und der Strom, die Kraft, fließt zu allen ‚Endabnehmern’. Dies ist die Kraft des Todes, in deren Kraft die Sünde Herrschaft demonstriert.
Durch meinen Leib, der zur Nachkommenschaft Adams gehört, ist dessen Leib im Grunde genommen noch umfangreicher geworden. Er zeugte Nachkommen, bevor er starb und gab auf diese Weise seinen Leib weiter. Alle diese Leiber zusammengenommen bilden den ‚alten Menschen‘. Im Gegensatz dazu steht Jesus, der ‚neue Mensch‘ - mit all denen, die zu Jesus gehören.
Epheser 4,22: „ ... dass ihr ... den alten Menschen abgelegt habt ...“
Epheser 4,24: „ ... und den neuen Menschen angezogen habt ...“
Kolosser 3,9: „ ... da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen ... habt“.
‚Alter Mensch‘ und ‚neuer Mensch‘ kann man auch mit ‚alte Menschheit‘ und ‚neue Menschheit‘ wiedergeben.
 
Der neue Mensch ist Christus, der alte aber ist Adam und natürlich alle, die von ihm abstammen.
Mein Leib gehört natürlich zum alten Menschen, solange er noch nicht durch meinen Tod von ihm getrennt worden ist. Und solange er zu Adam gehört, kann er nicht zu Jesus gehören und darf auch nicht den ‚neuen Menschen‘ wie ein Kleid, anziehen. Bevor man dem ‚verlorenen Sohn‘ das neue Kleid gab, musste er gewiss ein Reinigungsbad nehmen und die alten Klamotten ausziehen, um sich als Gereinigter mit dem neuen Kleid schmücken zu dürfen. Durch Parfüm lässt sich Gott  nicht täuschen.
 
Interessant ist es, die Auswirkungen des Todes Jesu auf den ‚alten Menschen‘ festzustellen: Nachdem Jesus die Gleichheit des Fleisches angenommen hatte (Römer 8,3) und der ‚alte Mensch‘ mit Jesus gekreuzigt worden war, starb mein Leib der Sünde, falls ich es mir zurechnen lasse. Dieser befreiende Vorgang erinnert an die aus Bronze gegossene Schlange, die Moses in der Wüste an einem Pfahl erhöhte. Dort hing das aus Metall geformte Bild der ‚Urschlange‘, während die vielen Schlangen mit ihrem tödlichen Gift auf dem Boden krochen. Nur der Israelit wurde gesund, der seinen Blick auf die Schlange, die am Pfahl befestigt war, richtete. Wer auf die vielen Schlangen blickte, blieb sterbenskrank. Dieses, was in der Wüste geschah, ist eine Vorschattung auf das Sühneopfer Jesu am Kreuz. Die Schlange ist das Sinnbild der Sünde. Als Jesus am Kreuz hing, wurde Adam, unser alter Mensch, mitgekreuzigt, wie die Schlange aus Bronze, die selbst ohne das Gift am Pfahl festgenagelt war. Dadurch wurden wir vom Leib der Sünde abgetrennt. Beachte, dass es nicht der ‚Leib von Adam‘ genannt wird. Denn Adam verkaufte sich an die Sünde; somit ist sein Leib und mein Leib der ‚Leib der Sünde‘.
Nun haben wir, die wir durch den Tod Jesu am Kreuz von unserem ‚alten Menschen‘, Adam, getrennt worden sind, keinen ‚Leib der Sünde‘ mehr, keinen Leib, der ein Eigentum der Sünde ist. Paulus nennt ihn in Kapitel 6,12, daher korrekt den „sterblichen Leib“, im Gegensatz zum neuen Leib, der unsterblich ist.
 
Ist der Leib der Sünde abgetan, so brauchen wir der Sünde nicht mehr zu dienen!
Wer der Sünde nicht mehr dient, lebt sein gutes Recht, das Jesus am Kreuz uns brachte. Genauso wie Paulus dieses im 4. Vers des 6.Kapitels mit den Worten „... damit wir in Neuheit des Lebens wandeln“ zum Ausdruck bringt, so gibt er es auch im 6. Vers wieder: „dass (damit) wir der Sünde nicht mehr dienen“. Beide Aussprüche reden von demselben, nur mit dem Unterschied, dass es einmal rückblickend – der Sünde nicht mehr dienen – und das andere Mal vorwärtsblickend – in Neuheit des Lebens wandeln – ausgesprochen wird.
Wir werden also nicht durch die Taufe von der Sünde getrennt. Unsere Trennung von der Sünde bewirkt einzig und allein Jesu Tod am Kreuz. Wer aber im Glauben an die Wirkung dieses Opfers auf Jesus schaut und sich im Bewusstsein, der Sünde gegenüber keine Verpflichtung zu haben, taufen läßt, der kann, der darf, der hat die Möglichkeit, für Gott zu leben. Wäre Jesus nicht für uns, nicht für die im ‚alten Menschen‘ zusammengefasste Menschheit gestorben, könnten wir uns gar nicht für ein Leben mit Jesus entscheiden, weil wir dazu verpflichtet wären, der Sünde zu dienen. Denn unser Körper, mit dem wir alle unsere Handlungen ausführen, wäre dann der Leib der Sünde, das Eigentum der Sünde. Unser Leib würde ihr gehören.
Vgl. auch 2.Kor.5,14-15: Einer ist für alle Menschen gestorben. Also sind mit ihm alle Menschen gestorben und dürfen sich im Glauben an Jesu Kreuzestod für den neuen Menschen Jesus entscheiden. Aber nur diejenigen, die sich für ihn entschieden haben und dadurch an seiner Auferstehungskraft teilhaben, werden für ihn, für Jesus, als Lebenden aus den Toten, leben können.
Wir haben also die Möglichkeit, der Sünde nicht zu dienen. Wir dürfen nun voll und ganz und allezeit für Gott leben. Wer diese Möglichkeit nicht nützt, der ist der Lüge der Sünde zum Opfer gefallen, der lebt so, als habe die Sünde an seinem Leib – und damit an seinem praktischen Leben – Anrechte. Doch durch den wirklich stattgefundenen Tod Jesu sind wir von jedem Recht, das die Sünde an uns haben könnte, getrennt worden.
Um von der Sünde getrennt zu werden, brauchen wir nicht unbedingt Jesus! Es genügt der eigene, natürliche Tod. Das berichtet Paulus im 7. Vers dieses Kapitels: „Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde“. Also wirkt sich der Opfertod Jesu nur bei dem Menschen als Gnade aus, der sich auch mit Jesu Leben beschenken läßt. Würden wir nur durch unseren eigenen, natürlichen Tod von der Sünde getrennt werden, dann ständen wir vor Gott nackt, von Sünde beschmutzt, da. Wir wären lediglich von der Macht der Sünde frei, aber vor Gott ungereinigt, nicht gerechtfertigt. Paulus schrieb aber, dass er nicht nackt vor Gott treten möchte, sondern überkleidet mit dem Kleid der Gerechtigkeit (2.Kor.5,2-5).
 
 
Kapitel 6, Verse 8 bis 11
„Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus!“
 
 
Wir sind also von der Sünde, die ihre Rechte durch unseren Leib geltend machte und uns zum Sündigen zwang, ganz frei, rechtlich nicht mehr an sie gebunden. Und mit unserem Sterben verhält es sich so, wie mit einer unbezahlten Rechnung: Wenn ich z.B. etwas zum Preise von 10 € kaufe, aber ein anderer für mich die Kosten übernimmt, an meiner Stelle bezahlt, brauche ich nicht mehr zu zahlen. Alles ist bezahlt. Zahle ich, obwohl alles bezahlt worden ist und ich tatsächlich keine Schuld habe, trotzdem den Betrag, dann handele ich so, als stände ich noch unter Schuld. Damit zeige ich meinem gütigen Wohltäter, dass ich ihm nicht geglaubt habe. Hätte ich an seine Hilfe geglaubt, würde ich nicht aus einem Schuldgefühl heraus gehandelt und sowohl Zeit als auch Geld nochmals investiert haben. Wenn ich als Christ in Sünde lebe, ist damit nicht der Beweis erbracht, dass die Sünde noch oder schon wieder Rechte an mir hat, sondern mein Verhalten zeigt meinen Unglauben, der mich an der Verwirklichung des neues Lebens hindert. Denn das Glaubensleben fängt nicht früher an als nach unserem Tod mit Jesu Tod am Kreuz: erst dann, wenn wir mit Christus gestorben sind, glauben wir …!
Sind wir gestorben, so sind wir von der Sünde frei. Dann brauchen wir keinen Auftrag von ihr anzunehmen und auszuführen. Wir brauchen ihr nicht mehr zu dienen. Ist ein Mensch – ganz gleich, ob als Christ oder nicht als Christ – gestorben, hat er keinen Handlungsspielraum mehr, auch nicht gegenüber der Sünde. Ob er in seinem Leben gerne gesündigt hat, spielt dabei keine Rolle.
Das neue Leben hängt jedoch nicht vom normalen Sterben ab, sondern davon, ob ich mit Jesus gestorben bin oder nicht! Denn nur, wenn wir in denselben Tod eingewilligt haben, werden wir dieselbe Auferstehung erleben.
Die Vereinigung mit dem Tod Jesu erfordert auch den Glauben an dieselbe wirksame Kraft Gottes, die zur Auferstehung Jesu führte (Kol. 2,12). Getauft wird also nur derjenige, der mit dem Tod Jesu verbunden sein will und glaubt, mit Jesus leben zu dürfen.
Wir wissen, dass wir mit Jesus leben und nicht noch einmal sterben werden, weil Jesus nicht mehr sterben kann. Der Tod kann nicht mehr über ihn herrschen. Auch wenn Jesus es wünschen würde zu sterben, könnte er es nicht; denn Jesus musste Mensch werden, um überhaupt sterben zu können. Nun darf Jesus endlos für Gott leben, da er nicht mehr für den Tod zu leben braucht. Denn er ist einmal für alle Male gestorben. Es ist kein Grund mehr für ein Sterben Jesu vorhanden. Er starb zur Trennung, zur Loslösung des Menschen von der Sünde. Diese Aufgabe ist von ihm erfüllt worden. Jesus stirbt nie mehr. Deshalb werden auch wir mit ihm leben, endlos mit ihm leben, niemals sterben, weil ER nicht sterben wird.
Wir beschäftigen uns oft zu sehr mit der Sünde, die uns so leicht umstrickt. Aber unsere Aufgabe besteht nicht darin, uns immer wieder gegen die Absichten der Sünde zu wehren. Wir sind ein für alle Male der Sünde gestorben. Unsere Aufgabe liegt vielmehr  darin, ohne Ende für Gott zu leben – wie Jesus. Unsere Aufgabe besteht also nicht nur darin, der Sünde Widerstand zu leisten, mit ihr zu kämpfen, sondern vielmehr darin, Gott zur Verfügung zu stehen und ihm zu leben. Unsere an Gott ständig zu wiederholende Frage müsste nun lauten: „Was willst du Herr, dass ich tun soll?“ Paulus schreibt nicht, dass wir Jesus als Helden bewundern sollen, als den, der absolut über dem Tod steht, sonder er sagt: „So auch ihr ...!“ Ganz ähnlich heißt es schon in Vers 4 dieses Kapitels: „... wie Christus, so auch wir ...!“ Den Tod und die Auferstehung durchlebte Jesus nicht seinetwegen, sondern unseretwegen. Deshalb sollen wir – genau wie Jesus es tat – uns hinsichtlich der Sünde für tot und im Blick auf Gott für lebend halten.
Das griechische Wort für ‚sich halten‘ heißt „logizomai“ und steht in der Befehlsform. „logizomai“ heißt soviel wie „rechnen“, den „richtigen Wert einsetzen“. Wenn wir in unserem Leben die richtigen Werte einsetzen, nämlich das, was  Jesus für uns tat, dann geht die Rechnung auf. Diese Werte setzen wir ein, indem wir uns taufen lassen und glauben, dass die Auferstehungskraft Jesu in uns wirkt (Eph.1,19 – 20). Die ganze Rechnung geht natürlich nur auf, wenn wir in ‚Christus Jesus‘ sind. Aber in Christus Jesus zu sein ist keine Belohnung für brave Christen, sondern genauso wie wir – ganz gleich ob wir lieb oder böse waren – vorher in Adam waren, so sind wir nun in Christus. Der Wunsch, für Gott zu leben, ist die Grundeinstellung dessen, der sich taufen läßt.
 
 
Kapitel 6, Verse 12 bis 13
„So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, daß er seinen Begierden gehorche; stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit!“
 
 
Nun liegt es an uns, ob wir der Sünde erlauben, mit ihren anscheinend ‚hilfreichen Diensten‘ wieder bei uns tätig zu werden. Aber damit würden wir ihr erneut die Möglichkeit geben, über uns zu regieren. In Vers 1 dieses Kapitels wurde bereits angedeutet, dass die Sünde, mit dem Hintergedanken, uns weiterhin behalten zu können, sich als diejenige anbietet, die uns zu mehr Gnade verhelfen will. Auf diese Gefahr wird in den Versen 12-13 nochmals aufmerksam gemacht. Die Sünde hat keine rechtliche Grundlage mehr in unserem Leben. Sie kann nur versuchen, durch List in uns hinein zu kommen. Und selbst dann hat sie, falls sie Eingang in uns gefunden hat, kein Recht dazu, uns festzuhalten, weil Jesus einmal für alle Male gestorben ist. Wer als Christ sündigt ist lediglich der Lüge der Sünde zum Opfer gefallen.
Wir müssen unser gutes Recht verteidigen. Die Sünde möchte in uns das tun, was sie immer in uns getan hat, nämlich in unserem Leibe regieren.
Für das Wort „herrschen“ liest man im Grundtext (=griech. Sprache) „basileo“. Es bedeutet soviel wie „anführen“. Deshalb müsste man hier im Unterschied zu Vers 14, wo das Wort „kyrieo“ (von „kyrios“ = Herr) ebenfalls mit „herrschen“ übersetzt worden ist, in Vers 12 eine andere Übersetzung wählen. Vor unserer Lebensübergabe an Jesus hatte jeder von uns einen Leib der Sünde, nun aber sind wir nur noch mit einem sterblichen Leib umkleidet. In diesem Leibe regiere ich. Ich regiere über mein Fleisch, meine Begierden, meine Gedanken, meinen Zorn usw. (vgl. 2.Kor. 10,5 und Eph. 2,3). Zu meinem Leib gehören sogar Lüste, die aber nicht sündig sind. Da unser Leib sterblich ist, verlangt ihn nach Nahrung, um nicht zu verhungern, nicht den Tod zu erleiden. Hunger reizt die Essenslust. Genauso wie mein Leib Essenslust braucht, um am Leben zu bleiben, genauso brauchen auch meine Augen Nahrung, z.B. das Licht; denn ohne Licht würden unsere Augen erblinden und wir könnten weder lesen noch schreiben oder Freude an der Vielfalt der herrlichen Schöpfung Gottes haben. Meine natürlichen, von Gott gegebenen Sinne dürfen und müssen befriedigt werden, aber nicht unter der Regierung oder im Sog der Sünde. Wann, wodurch oder durch wen unsere natürlichen Lüste befriedigt werden, soll nicht von der Sünde dirigiert und durch sie ermöglicht werden, damit die Sünde nicht zur Herrschaft über meinen Leib kommt. Die Sünde darf und soll auf keinen Fall ein Vorreiter zur Befriedigung meiner Leibbegierden werden. Wir denken jetzt an Jesus, als er in der Wüste Hunger litt. Nach vierzig Tagen ohne zu essen und zu trinken ist das natürlich. Nun kommt Satan und gibt Jesus kein Brot, sondern zielt hinterhältig auf Jesu Ehre, indem er ihn an seine überragende Fähigkeiten erinnert und ihm den Tipp gibt, aus Steinen Brot zu machen. Damit könne er doch seine Gottessohnschaft beweisen. Genauso wie der Teufel rührt auch die Sünde keinen Finger, um meine Lüste zu befriedigen. Ich lasse mich zum Sündigen bewegen und beweise es durch meine Tat. Die Sünde gibt, wie Satan, wie die Schlange im Paradies, nur den Hinweis, wie ich meinen Hunger stillen kann. Gehorche ich der Sünde, dann habe ich gesündigt, nicht etwa weil ich aus Steinen kein Brot machen dürfte, sondern weil die Sünde zur Ausführung meiner Tat den Ausschlag gab und damit als Vorreiterin zu der Tat wirksam war. Als Jesus Wasser zu Wein machte, war das keine Sünde – genauso wenig, wie wenn er aus Steinen Brot gemacht hätte. Aber dahinter steht die Sünde, also wäre es Sünde!
Wenn ich auf den Vorschlag der Sünde eingehe, kann sie in meinem sterblichen Leib regieren. Die Sünde wird uns immer die Lüste des Leibes als das Wichtigste hinstellen, als das, was Priorität in meinem Leben haben sollte. Wer also sein leibliches Leben als das Eigentliche versteht, kommt schnell unter die Herrschaft der Sünde. Aber „was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnen würde, ...?“
Falls es der Sünde gelingt, die Befriedigung meiner leiblichen Bedürfnisse zu erreichen, habe ich – vielleicht ohne mir dessen bewusst zu sein – die Sünde höher bewertet, als das „Leben in Neuheit“. Sobald ich der Sünde in meinem Leben Einlass gegeben habe, fordert sie von mir, ihr zu dienen. Nun muss ich mit meinen Gliedern, mit denen ich sündigte, die sich von mir bewegen ließen, um der Sünde zu gehorchen, die Sünde schütze, damit sie vor der Öffentlichkeit nicht als Sünde erkannt wird. Ich muss sie vor Angriffen schützen, als wäre ich eine Soldat, der sich vor sie stellt und mit seinem Schild die Pfeile abwehrt. Aber Paulus rät uns dringend das nicht zu tun, weil wir selbst in einer solchen Situation, in der wir der Sünde gehorchen, das Recht haben, der Sünde unsere Dienste zu verweigern. Wer gesündigt hat, braucht die Sünde nicht zu verdecken, nicht zu schützen, sondern darf sie Gott bekennen und ihn um Vergeben bitten. Tut der, der gesündigt hat, dieses nicht, so verwendet er seine Glieder als Werkzeuge, als Rüstung im Dienst der Sünde – im Kampf gegen Gott!
Der Teufel trachtet danach, uns als lebende Schilder zwischen sich und Gott zu stellen. Er ist sich seines nahen Endes bewusst und merkt, wie gnädig Gott zu den Menschen ist, kann aber nicht glauben, dass Gott alle Menschen – und ihn – in die Hölle schickt, die der Sünde gedient haben. Im Paradies glaubte der Teufel offenbar nicht an Gottes große Liebe zum Menschen, die zur Gnade ausreicht. Aber nun hat er die den Menschen gegenüber erwiesene Gnade erkannt und weiß sie für seine bösen Zwecke auszunutzen, sich hinter ihr zu verstecken. Satan will uns lediglich zu seinem Schutz in Sünde bringen. Diese Einstellung sehen wir auch bei uns Menschen im alltäglichen Leben; denn gemeinsames Sündigen lässt uns leichter sündigen.
Sollen wir nun, anstatt mit unseren Gliedern der Sünde zu dienen, sie einfach Gott zur Verfügung stellen? Nein. Der Sünde ist es gleichgültig, ob sie ein Recht auf unsere Glieder hat oder nicht. Sie nimmt jeden, den sie überlisten kann. Bei Gott ist das anders. Gott hat zwar das Recht, jeden Menschen und alles Geschaffene für sich in Anspruch zu nehmen, denn er ist Gott! Aber er lehnt es ab, von jemandem bedient zu werden, der noch der Sünde gehört. Wenn ich Gott dienen will, muss ich ein Recht dazu haben! Er nimmt nur solche in seinen Dienst, die auch rechtlich sein Eigentum sind. Und woran erkennt Gott, wer ihm gehört? Jeder, der aus den Toten lebendig geworden ist, gehört ihm. Deshalb sollen wir uns Gott zuerst als Lebende aus den Toten darstellen. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir mit Jesus gestorben sind. Denn nur dann, wenn wir mit Jesus gestorben sind, werden wir mit ihm zum Leben auferstehen, andernfalls bleiben wir tot.
Es ist sehr interessant zu sehen, dass wir uns Gott selbst darstellen sollen. Gott ergreift uns nicht und zieht uns aus irgendeinem Loch hervor, sondern jeder muss selbst zu Gott kommen, sich ihm darstellen. Das kann weder ein Prediger noch irgend ein anderer, lieber Mensch für uns tun. Jeder muss aus eigenem Entschluss zu ihm kommen. Weil so wenige diesen Schritt wagen, gibt es auch nur wenige, die im Dienst für Gott stehen, im geistlichen Kampf für ihn.
Dieser Kampf ist ein Kampf zwischen Sünde und Gerechtigkeit. Entweder diene ich als Soldat der Sünde oder als Soldat der Gerechtigkeit. In diesem Kampf gegen die Sünde steht Gott selbst als oberster Befehlshaber auf der Seite der Gerechtigkeit. Ihm müssen wir unsere Glieder weihen, nicht der Gerechtigkeit; denn wir gehören nicht der Gerechtigkeit, sondern Gott. Sein ist der Kampf – und wir dienen ihm! Das ist sehr tröstlich: mein Feind ist Gottes Feind. Wehe dem!
 
 
 
Kapitel 6, Vers 14
„Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.“
 
 
Wir haben den Rücken frei! „Denn...“. Selbst dann, wenn es der Sünde doch einmal gelungen sein sollte, uns zu „bedienen“ (damit wir ihre Sklaven sind), brauchen wir uns nicht bis zum bitteren Ende von ihr versklaven zu lassen. Paulus begründet unser Recht mit unserer Freiheit vom Gesetz. Vers 14 stimmt mit der Aussage, dass „wir der Sünde gestorben sind“, überein. Denn das Gesetz herrscht nur so lange über einen Menschen, wie er lebt. Ist er gestorben, herrscht das Gesetz nicht mehr über ihn (7,1), und damit hat auch die Sünde jede rechtliche Möglichkeit, in mir zu herrschen, Herr zu sein, verloren; denn ich bin gestorben, in und mit Christus gestorben. Sind wir mit Christus gestorben, ist das Gesetz nicht mehr für uns bestimmt (1.Tim 1,8-9).
Doch die Aussage, nicht unter Gesetz zu stehen, enthält noch eine weitere Wahrheit. Obwohl wir nicht der Sünde gehören, also nicht verpflichtet sind, ihr zu gehorchen, kann sie trotzdem in uns heftig wirken, in uns stark sein, herrschend auftreten, nämlich durch das Gesetz. Das Gesetz ist die Kraft der Sünde (1.Kor.15,56). Aber darauf werde ich im 7. Kapitel des Römerbriefes näher eingehen können.
Um von der Sündenherrschaft frei zu bleiben, ist es einerseits erforderlich, dass wir unser Losgelöstsein vom Gesetz bewahren und andererseits den Vorzug der Gnade auf keinen Fall verlieren. Denn ohne die Gnadenanbindung hat die Freiheit von der Sünde und vom Gesetz keine Wirkung. Ohne Gnade dienen wir der Sünde, auch wenn wir frei von ihr sind!
Es gibt nur zwei positive Machtbereiche: das Gesetz und die Gnade. Das Gesetz treibt uns in die Arme der Sünde, indem es sagt: „Sündige nicht!“ Die Gnade aber reißt uns zu Gott, denn sie sagt: „Gott hat vergeben!“
Man bezeichnet manche Menschen als „gesetzliche“. Was versteht man darunter? Sobald wir uns von Gesetzen, die keine Raum für Gnade geben, leiten lassen, sind wir gesetzlich – weil wir von dem Bewahren der Gebote das Heil erhoffen, entweder, dass wir durch das Bewahren der Gebote das Heil erlangen oder das Heil festhalten! Ob wir unter Gesetz oder unter Gnade stehen, ist an den Beziehungen zu anderen Menschen zu erkennen. Zwar ist niemand von uns völlig frei von Gesetz, aber es kommt darauf an, ob wir uns vom Gesetz oder von der Gnade regieren lassen – auch im Umgang mit dem Nächsten (siehe Rö. 5,21).
Wer unter Gesetz lebt, der gibt Forderungen weiter – auch wenn er sie selbst nicht erfüllen kann; wer unter Gnade lebt, der gibt Gnade weiter.
Für Paulus ist das feste Wissen, von der Sünde und deshalb auch logischerweise vom Gesetz frei zu sein, die Grundlage für den Kampf gegen die Sünde und für ein Leben im Dienst des höchsten Gottes. Er kämpft nicht gegen die Sünde, um frei zu werden; er kämpft gegen die Sünde, um frei zu bleiben und damit für Gott leben zu können! Noch besser: er lebt für Gott und bleibt dadurch frei von der Sünde.
Jesu Sühnetot am Kreuz ist die einzige Möglichkeit, von der Sünde befreit und mit Gott verbunden zu werden (vgl. auch Gal. 6,14-16).
 
 
Es dürfte nun kein Zweifel darüber bestehen, dass zwischen uns und der Sünde eine wirkliche Trennung stattgefunden hat. Auch wurde der Zusammenhang von Tod, Sünde und unserer Befreiung aus dieser Kralle ausreichend beleuchtet. Die Sünde hat nur noch durch List die Möglichkeit, sich bei uns einzunisten und in unserem Leib zu bestimmen; aber sie kann nicht mehr – wie früher – in uns herrschen, als Herrin in uns auftreten.
 
 
Kapitel 6, Verse 15 bis 23
„Was nun, sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!  Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht? Entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden. Ich rede menschlich wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn wie ihr eure Glieder als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt, so stellt jetzt eure Glieder zur Verfügung als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit! Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie gegenüber der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr denn damals? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt, denn das Ende davon ist der Tod. Jetzt aber, von der Sünde frei gemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
 
 
Nun sehe ich ein neues Problem aufkommen: Wenn nämlich die Sünde normalerweise nicht über uns herrschen kann, weil wir nicht unter Gesetz sondern unter der Gnade stehen, wird sie dann nicht leichtes Spiel mit uns haben, da wir ohne Gesetz gar nicht wissen können, wovor wir uns in acht nehmen müssen? Denn das Gesetz ist doch der Schutz vor Sünde, indem sie die Sünde beim Namen nennt!?
Und wenn wir nicht wissen müssen, was Sünde ist, können wir dann nicht einfach die Schokoladenseite der Sünde genießen, und falls wir dann unter die Herrschaft der Sünde geraten, schnell wieder zu Jesus rennen, weil die Sünde nicht wirklich über uns herrschen darf?
Die Situation ist wie damals bei den Menschen, die vor Noah gelebt haben; auch sie wußten nicht, was Sünde ist, jeder tat, was in seinen Augen gut war – und das war so böse, dass Gott die gesamte Menschheit bis auf Noah und seine Familie, das waren 8 Personen, durch Überflutung tötete! Wenn es kein Gesetz gibt, dann weiß man auch nicht, was Sünde ist. Und wenn das Wissen nicht nötig ist, weil wir nicht unter der Herrschaft der Sünde stehen, dann wird der eine oder andere soweit in die Sünde gehen, wie er es als „reizvoll“ empfindet. Das Gesetz hat diesen Reiz einfach verurteilt; die Gnade aber versucht die Ursache für diesen Reiz ins Licht zu bringen, die Lüge für dieses Gefallen an dem Reiz.
In der Zeit vor Noah gab es einen einzigen Menschen, von dem es heißt, dass „er mit Gott wandelte“; dieser Mensch wurde zu Gott entrückt. In der Regel wandeln wir Menschen mit unseren Reizvorlieben – weil wir auf der Suche sind und dies in Gott nicht fanden oder Gott den Raum nicht gaben, uns unser „tägliches Brot“ zu geben, sondern dem Angebot des Teufels nachgingen, aus Steinen Brot zu machen.
Wo es keine Gebote gibt, darf es aber auch keine Uferlosigkeit geben! Denn eine Freiheit, die keine Grenzen kennt, ist tödlich. So wie der Passagier auf dem Luxusdampfer, der die Einengung der Reling nicht mehr hinnehmen wollte und über Bord in die grenzenlose Freiheit sprang – zu seinem Schaden!
Wenn wir also nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde stehen und auch nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade, dann haben wir – Gott sei Dank – trotzdem eine Grenze. Paulus drückt dies so aus: „Alles ist erlaubt – aber es erbaut nicht alles“, und wenn nicht alles erbaut, dann zerstört so manches, was wir tun, das, was Gott in uns schon aufgebaut hatte! Auch sagte Paulus, dass er nicht unter Gesetz stehe, aber nicht ohne Gesetz ist; er steht unter dem Gesetz des Christus! Ich meine dies ist das Gesetz, unter dem auch Henoch stand, der vor der Zeit von Noah lebte und mit Gott wandelte.
Paulus fragt in Vers 15 (im 6. Kapitel): „Was nun, sollen wir sündigen?“ Die Frage ist nicht, ob wir sündigen müssen, sondern ob wir in uns die Möglichkeit haben, zu sündigen. Anders formuliert: „Sollten es für uns, die wir nicht unter einem Gesetz stehen, überhaupt noch möglich sein, zu sündigen? Kann es sich noch um Sünde handeln, wenn kein Gesetz zu beachten ist (Rö- 5,13)?“
Dass wir noch sündigen können wird niemand abstreiten, denn jeder kennt den Taumelkampf. Wir alle straucheln immer wieder (Jak. 3,2). Wenn Paulus auf die Frage mit einem klaren „Ja“ antworten würde, wären wir nicht überrascht. Aber er schreibt: „Niemals, das sei ferne!“ Das bedeutet doch, dass Paulus meint, dass dies unter keinen Umständen möglich sein darf!
Sind wir darüber erstaunt?
Wir sind nicht nur von der Sünde und deren Herrschaft befreit – so verkündigte es Paulus – sondern auch vom Sündigen selbst. Johannes schreibt sogar: „Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht!“ (1.Joh.3,4-10); denn „was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ (Joh. 3,6). Was aus dem Geist geboren ist, kann nicht sündigen, aber das Fleisch – es kann sehr wohl sündigen und das immer wieder.
Und genau wegen dieses Fleisches, wegen der Schwachheit unseres Fleisches, das immer wieder oder immer noch einen Drall zur Sünde hin hat, erinnert uns Paulus an das harte Leben eines Sklaven in totaler Unfreiheit.
Der wiedergeborene Mensch lebt gewissermaßen in einem doppelten Zustand, nämlich einerseits durch den in ihm wohnenden Geist Gottes als für die Sünde unerreichbar, andererseits auf Grund der Schwachheit seines Fleisches als für die Sünde empfänglich, sehr empfänglich. Auf diese Weise entstehen bei ihm innere Spannungen; „denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch“ (Gal. 5,17). Damit der Geist den Sieg behält, muss das Fleisch ‚versklavt‘ werden (1.Kor.9,26-27). Wenn der Leib nicht versklavt, nicht geknechtet wird, besteht die Gefahr, dass all die wunderbaren Tatsachen, die uns Jesus durch seinen Opfertod und seine Auferstehung brachte, an unserem Fleisch, das nicht aus Gott geboren ist, scheitern.  Auch Paulus knechtete (versklavte) seinen Leib, um nicht, nachdem er gepredigt hatte, verwerflich zu werden. Aus demselben Grund müssen wir auch unseren Leib versklaven.
Paulus gebraucht das Bild vom Sklavendienst, um aufzuzeigen, dass Sündigen für einen, der Eigentum der Gerechtigkeit ist, keine rechtliche mögliche Alternative darstellt. Aber das Bild des Sklavendienstes paßt nicht auf das, was „aus Gott geboren ist“, da ich nicht den Geist der Sklaverei, sondern den Geist der Sohnschaft erhalten habe (Rö.8,15). Dafür muss es auch nicht passen, da das aus Gott Geborene nicht sündigt. Wegen der Schwachheit aber des Fleisches hilft es, mit dem Leib wie mit einem Sklaven umzugehen. Dem Fleisch darf man nicht die Freiheit geben!
Wie sieht ein Sklavenverhältnis aus (ich erinnere an Rö. 1,1 „Sklave Jesu Christi“)? Ein Sklave gehört seinem Herrn. Man wurde gekauft (Rö.7,14). Aber man kann sich auch zum Dienst anbieten, verkaufen. Wenn man sich einem und einem anderen, vielleicht sogar einem 3. Herrn zum Dienen übereignet, so wird man nur demjenigen ein wirklicher Sklave sein, dem man gehorcht. Es ist also nicht die getroffene Entscheidung für einen bestimmten Herrn, die ihn zum Sklaven macht, sondern sein Gehorsam. Jesus äußert sich über das Dienstverhältnis des Sklaven mit den Worten: „Ihr könnt nicht zwei Herren dienen!“ Es ist gleichgültig, wie viele Herren jemand hat, er kann aber nur für einen Herrn ein wirklicher Sklave sein, ihm allein zur Verfügung stehen. Bedenke, Paulus stellt im 1. Vers des 1. Kapitels nicht Jesus als seinen Herrn vor, sondern sich als dessen Sklave!
Genauso wird entweder Jesus oder die Sünde in meinem Leben HERR sein; wir müssen uns entscheiden, welchem Herrn wir dienen und gehorchen wollen. Entweder unterwerfen wir uns der Sünde oder dienen der Gerechtigkeit. Entweder – oder.
In Wirklichkeit haben wir gar keine Wahl; denn wir sind schon einem Herrn übergeben worden. Interessanterweise schreibt Paulus nicht, dass wir uns selbst unserem Herrn übergeben haben, sondern ihm übergeben wurden. Trotzdem müssen wir uns selbst ihm zur Verfügung stellen – zum Gehorsam! Dass wir übergeben wurden, geht auf den Priesterdienst von Paulus, bzw. des Missionars, der uns zum Glauben an Jesus führte, zurück, der uns in seiner Eigenschaft als Priester Gott dargebrachte (15,16). Das geschah natürlich nicht gegen unseren Willen. Nun sind wir IHM übergeben worden und können uns ihm zur Verfügung stellen und damit bezeugen, dass wir wirklich Gottes Diener sind.
Als Sklaven sind wir dem Bild, besser gesagt, der Druckvorlage des Bildes, der Lehre, von Herzen gehorsam. Folglich wird keiner von uns der Sünde versklavt sein wollen, denn ein Sklave wird nicht zwei verschiedenen Herren dienen können.
Wie kommt es aber, dass wir, obwohl wir von der Sünde frei sind, nicht immer dem Bild der Lehre folgen, gehorchen? Paulus dankt Gott für unseren aus dem Herzen kommenden Gehorsam. Doch damit haben wir unsere Not. Bis unser Bekenntnis nach ‚draußen‘ dringt, von Herzen zur Tat wird, dienen wir immer wieder nebenbei den früheren Gewohnheiten, der Sünde.
Im 10. Kapitel schreibt Paulus in den Versen 9 und 10, dass man mit dem Herzen glaubt und seinen Glauben mit dem Munde bekennt und so der Glaube nach ‚draußen‘ bringt. Durch diesen Gehorsamsschritt, dieses Werk des Glaubens, zeigt der Glauben Leben. Doch oft reicht der Gehorsam des Herzens nicht zum Bekenntnis des Mundes aus. Der Mund hat aber zu gehorchen, weil alle unsere Glieder, auch der Mund, jederzeit als Sklave der Gerechtigkeit zur Verfügung stehen müssen. Das ist unsere eigentliche Aufgabe. Dann werden wir dem Dienst der Sünde auch keine Zeit mehr einräumen, nicht mehr sündigen – nicht mehr sündigen können. Denn je mehr der Glaube sein Leben offenbart, desto weniger kann es die Sünde.
Das Bild der Lehre muss sich durch unsere Glieder zeigen. Dieses Bild (griech.: typos = Prägendes) ist Jesus. Ihm wurden wir übergeben, und er ist die Verkörperung seiner Lehre. Im 2. Brief des Johannes lesen wir im 9. Vers bezgl. der Lehre folgendes: „Wer weiter geht als die Lehre des Christus, hat Gott nicht!“. Damit erklärt Johannes die Lehre Christi zum absoluten Maßstab. Die Grenzen der Lehre sind nach allen Seiten hin Jesus. Und im 15. Kapitel seines 1. Briefes an die Korinther zeichnet Paulus in den Versen 1-6 mit den Worten „gestorben, begraben, auferstanden und gesehen“ in kürzester Form das Grundmuster dieser Lehre auf. Diese Lehre, die wir im Typos ‚Jesus‘ finden, soll uns prägen, so dass wir mit Jesus Christus als mit ihm in Einheit gestorben, begraben, auferstanden und gesehen werden. Wir sollen sogar in das Bild des Sohnes Gottes umgestaltet werden (Rö. 8,29). Paulus zweifelt nicht an unserer vollzogenen Trennung von der Sünde und auch nicht an unserem dem Bilde der Lehre entsprechenden, von Herzen kommenden Gehorsam. Der Gehorsam des Herzens muss aber noch durch den täglichen Sklavendienst der Glieder ausgelebt, gesehen, werden. Denn nur auf diese Weise werden unsere Glieder der Sünde nicht mehr zur Verfügung stehen.
Paulus motiviert uns zum Gehorsam, indem er unseren Blick auf die zu erwartende Frucht lenkt. Früher, als wir noch Sklaven der Sünde waren, haben wir Dinge getan, deren wir uns heute schämen und deren Frucht zum Tode führte. Wollen wir wirklich wieder zur Sünde und dann eine Frucht ernten, deren wir uns schämten? Sicher nicht. Nun aber ernten wir, was uns zum ewigen Leben gereicht: Gerechtigkeit. Als Sklaven der Sünde waren wir von der Gerechtigkeit frei und hatten dementsprechende Frucht. Wir durften Gott nicht dienen; denn er stellt keine ‚fremden‘ Sklaven ein. Doch nun sind wir völlig frei von der Sünde! Eigentlich sollten wir die Frucht, die uns zum ewigen Leben führt, ohne Verlust genießen. Wir dürfen uns des ewigen Lebens erfreuen. Ewiges Leben fängt nicht in der Zukunft an, sondern ist gegenwärtiges Leben (Joh. 5,24). Es ist nicht mit dem Leben zu vergleichen, das immer wieder neu angetrieben werden muss. Ewiges, durch Heiligung geschmücktes Leben ist gänzlich frei von Tod (Psalm 93,5). Trotzdem wird die Sünde immer wieder versuchen, uns zum Sündigen zu verleiten, damit wir ihre Frucht, eine tödliche Frucht, erbringen. Obwohl wir im Leben stehen, also gar nicht sündigen können, da die Sünde im Tod herrscht - oder gerade deshalb - führt uns die Sünde durch kleine Befriedigungen zu Tod, damit wir wirklich sündigen, weil Tod in unser Leben kommt.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass die Sünde nur Tageslöhne auszahlt. Tageslöhne deshalb, damit der Lohn nicht mit der ganzen Wucht zu uns kommt; der Tageslohn der Sünde ist Tod, aber in Salamitechnik ausgeteilt. Je mehr Tod in unser Leben kommt, desto einfacher wird es für die Sünde, wieder die Herrschaft zu übernehmen (denn die Sünde herrscht im Tod)! Aber gut ist, dass es nur ‚Tageslöhne‘ sind: wir können uns spätestens morgen von der Sünde abwenden!
Daher merken die Diener der Sünde kaum die schlimmen Folgen ihres Tuns. Aus diesem Grunde kommen die meisten Menschen erst dann zu Gott, wenn sie eine besonders große ‚Tagesration‘ erhalten haben bzw. den Verwesungsgeruch des Todes wittern.
Entgegen der Sünde gibt Gott seinen Lohn, sowohl die Gnade als auch das ewige Leben, ganz. Er ist nicht geizig. Die einzige Besonderheit, die Gott dabei walten lässt, ist die Art seiner Auszahlung, die ebenso wie unsere Erlösung „in Christus Jesus“ geschieht. Die Befreiung von der Sünde geht „in Christus Jesus“ vor sich (6,11). Ebenso geschieht in unserem Leben auch der Dienst und die Entwicklung seiner Frucht „in Christus Jesus“, unserem Herrn (6,23).
„In Christus Jesus“ zu sein ist keine Sonderstellung, besonderen Christen vorbehalten. Natürlich hängt vieles von der rechten Positionierung ab. Unsere Position in Christus ist ein Gnadengeschenk.
Wie wir damals als Nachkommen Adams „in Adam“ waren, egal ob wir gute oder böse Adamiten waren, so sind wir heute, als Nachkommen von Jesus „in Christus Jesus“. Und genauso wie man nicht durch gute Taten aus Adam heraus kam und durch schlechte Taten tiefer in ihn kommen konnte, genauso wenig kann man durch böse Taten aus Christus fallen und durch gute Taten tiefer „in Christus“ kommen. Wir kamen durch die Vereinigung mit Christi Tod aus Adam heraus und durch Jesu Auferstehung in Christus hinein. Gute Werke werden uns an Christus binden, so dass wir weder Zeit noch Möglichkeiten zum Sündigen haben. Aber gute Werke werden uns niemals von Adam befreien und in Christus einpflanzen oder schlechte Werke uns von Christus befreien und zurück in Adam bringen.
Für manche mag es neu sein, wenn er liest, dass „der Sünde Sold der Tod“ ist. Der Tod ist nicht die Bestrafung für die von mir begangenen Sünden, sondern nur der Lohn der Sünde, die mir mit ihren Ratschlägen, auf die ich eingegangen bin, gedient hat. Den Wucherpreis, den ich für ihren Dienst bezahlen muss, ist mein Leben. Wenn ein Sünder stirbt, hat er der Sünde nur den von ihr geforderten Preis für ihren Dienst zur Erfüllung seiner – von Gott verbotenen – Wünsche bezahlt. Hat er bezahlt, sein Leben bei der Sünde abgegeben, bleibt er reglos, tot. Aber Bezahlung aufgrund eines Dienstes oder Kaufs ist keine Strafe. Die Strafe für die von mir gegen den Willen Gottes begangenen Sünden ist die Hölle. In Vers 23 dieses Kapitels spricht Paulus also nicht von der Strafe. Denn wer gestorben ist, hat nur die Rechnung für die Unterstützung zum Sündigen in seinem Leben beglichen. Zwischen Sünde und Sünder ist die Rechnung bezahlt. Doch die Bestrafung kommt von Gott, nicht von der Sünde oder dem Tod! Wir müssen vor Gott Rechenschaft ablegen. Kommt also der in den Himmel, der gestorben ist, weil er von der Sünde gerechtfertigt und freigesprochen ist (Kap.6,7)? Nein. Der Mensch wird sterben und DANACH kommt das Gericht. Und wie genau da Gott richten wird, kann ich nicht sagen. Überlasse ich Gott! Paulus schrieb ja über das Gericht im 2. Kapitel.
 
 
Kapitel 7
 
         Kapitel 7, Verse 1 bis 25     Wie arbeitet die Sünde, woher kommt Rettung?
 
                       Vers 1 bis 4                 Beziehung Mensch-Gesetz anhand von einem Ehepaar erklärt
                       Vers 5 bis 6                 Die Frucht dieser "Ehe"
                       Verse 7 bis 12                      Die Kraft der Sünde bietet das Gesetz
                       Verse 13 bis 23                    Nicht ich, sondern die Sünde sündigt - durch mich
 
Zur Erinnerung: Das 7. Kapitel gehört mit dem 6. Kapitel zur Erklärung des Themen-Kapitels, Kapitel 5 (genauso wie die Kapitel 5 bis 12 selbst das Thema von den Kapiteln 1 bis 4 erklären). Deshalb hier ein kleiner Rück- bzw. Überblick.
 
Der Römerbrief hat 16 Kapitel, die ich in jeweils 4 Kapitelgruppen aufteile.
Die Kapitel 1, 5, 9 und 13 des Briefes gibt jeweils das Thema der jeweiligen 4er-Gruppe an und die Kapitel 4, 8, 12 und 16 das Ziel, den Anwendungsbereich der jeweiligen 4er-Gruppe. Und da die 16 Kapitel auch 4 Kapitelgruppen bilden, stellen die ersten 4 Kapitel das Thema des gesamten Römerbriefes und die letzten 4 Kapitel das Ziel des Briefes von Paulus.
Das Thema des Römerbriefes lautet demnach: Gott rechtfertigt den, der glaubt (Kapitel 1 bis 4, wobei Kapitel 4 am Beispiel Abrahams Anwendung findet). Das Thema zielt darauf, sich in Gemeinschaft einzuordnen, gemeinschaftsfähig zu werden (Kapitel 13 bis 16, was dann im 16. Kapitel sehr deutlich an den Beziehungen, die Paulus unterhält, zu sehen ist).
Nachdem es in Kapitel 1 um die Rechtfertigung außerhalb des Gesetzes ging, also ohne eigene Werke, erklärt Paulus dies in Kapitel 5 mit dem Unterthema Adam im Unterschied zu Christus. Denn die Verurteilung kam auch ohne meine Werke. Meine Sünden bestätigen lediglich meine Abstammung. Und selbst wenn ich wenig oder sogar keine Sünde täte, wäre ich verurteilt. Wichtiger als meine Werke, gute oder schlechte, ist meine Abstammung. Deshalb erklärt Paulus im 6. Kapitel, was es bedeutet, dass wir durch den Glauben und der Taufe keine Adamiten, sondern Christen sind, mit Christus eins wurden, eins in seinem Tod und eins in seiner Auferstehung.
Aber welche Rolle spielt denn das ‚gute und heilige' Gesetz, das von Gott durch Mose gegeben wurde?! Hier kommen wir zum 7. Kapitel.
 
Das 7. Kapitel richtet Paulus an die, welche Gesetz kennen und wissen, wie lange jemand vom Gesetz beherrscht wird, nämlich solange man lebt!
 
Kapitel 7, Verse 1 bis 4
„Oder wisst ihr nicht, Brüder - denn ich rede zu denen, die Gesetz kennen - , dass das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt? Denn die verheiratete Frau ist durchs Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann gestorben ist, so ist sie losgemacht von dem Gesetz des Mannes. So wird sie nun, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei vom Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird. So seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib des Christus, um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht bringen.“
 
Dies ist eigentlich eine Wahrheit, die jedem, ohne zusätzliche Erklärung, einleuchten muss. Das Gesetz herrscht nur über den lebenden Menschen. Ist er tot, wird ihn kein Gebot, egal wie wichtig und groß, mehr erreichen. Wer auf dem Friedhof liegt, muss sich nicht mehr an ein Gesetz halten. Deshalb übernehmen dies dann die Angehörigen.
Trotzdem erklärt Paulus diese einfache Aussage. Er nimmt die Ehe als Beispiel. Ein Mann und eine Frau bilden eine Einheit, wenn sie durch das Gesetz zu einer Ehegemeinschaft verbunden wurden. Diese Verbindung kann nur durch den Tod gelöst werden. In der Regel wird dieser Ausweg nur dann gesucht werden, wenn der eine Partner einen anderen will. In diesem Beispiel will die Frau einen anderen Mann. Aber solange der erste noch lebt, wird sie eine Ehebrecherin, wenn sie den anderen nimmt.
Aber warum sollte sie ihn denn wollen? Ist der ‚Neue‘ attraktiv? Ist sie den ersten leid?
In unserem Beispiel von Kapitel 7 liegt es am Gesetz, den Forderungen, des Mannes. Um vom Gesetz des Mannes loszukommen muss sie vom Gesetz, das sie mit dem Mann zu einer Ehegemeinschaft Band, loskommen! Hat aber der neue Mann damit kein Problem, eine Ehebrecherin zu heiraten, so mögen sie heiraten, obwohl der erste noch lebt und rechtlich Anspruch auf ‚seine‘ Frau hat! Doch in dem Beispiel, das Paulus hier anführt, will der neue Mann keine Ehebrecherin.
Also muss der erste sterben. Er darf aber auch nicht ‚aus dem Weg geräumt' werden!
Wenn wir das Beispiel nun übertragen auf unser Leben, in welchem wir der Sünde, dem Gesetz des Mannes, gehorchen mussten, dann verstehen wir, wie wir von dem ersten Mann frei werden.
In dem Bild der Ehegemeinschaft steht der Mann für meinen Leib, die Frau für meine Seele. In unserem Leib herrscht die Sünde, die durch Adam in allen Nachkommen weiter vererbt wurde. Der ‚neue Mann' ist Jesus. Er starb anstelle meines Leibes, somit starb mein Leib und meine Seele kann nun den neuen Mann heiraten, der aus den Toten auferweckt wurde.
Manche denken, dass der erste Mann das Gesetz gewesen wäre. Aber Jesus starb nicht anstelle des Gesetzes, sondern anstelle von mir. Sein Leib endete am Kreuz und danach hatte er den Auferstehungsleib.
Die Spannung, die wir in unserem ‚Leib der Sünde' hatten, Wollen kontra Können, beschreibt Paulus in den folgenden Versen.  Doch mit dem Beispiel der Ehe muss eines klar sein: wir konnten so viele gute Taten vollbringen, wie wir wollen – niemals bringen wir Frucht für Gott, wenn wir durch den Leib der Sünde wirken! Erst in der Verbindung mit Jesus bringen wir, egal wie viel oder wie groß die gute Tat ist, für Gott Frucht. Vorher brachten wir dem Tod Frucht, in dessen Dienste die Sünde steht.
Wir sind dem Gesetz, das uns an das Gesetz der Sünde band (da es in dem Mann, Leib, wohnte, dem wir als Ehefrau verpflichtet waren) durch Jesu Tod gestorben, aber durch seine Auferstehung mit Jesus zu einer ehelichen Lebensgemeinschaft verbunden.
Nebenbei können wir aus diesen 4 Versen sehen, dass der natürliche Mensch aus Leib (wird im Bild durch den Mann dargestellt) und Seele (im Bild durch die Frau dargestellt) besteht. Erst der aus Gottes Geist wiedergeborene Mensch besteht aus Leib, Seele und Geist.
 
Wenn wir nun von unserem ‚ersten Mann‘, dem ‚alten Menschen‘, dem ‚Leib der Sünde' (das sind alles Namen, die Paulus für unseren Leib und Persönlichkeit verwendet, den/die wir vor unserer Bekehrung hatten. Dieser Unterschied finden wir auch bei der Geschichte vom Sündenfall. Gott nannte Adam zuerst eine ‚lebendige Seele‘, aber nach der Sünde ‚Staub') befreit wurden und damit vom Gesetz Gottes, welches den Leib mit der Seele zu einer untrennbaren Einheit zusammen hielt – wodurch auch Yoga, durch Meditation aus dem Körper gehen, verboten ist! – befreit wurden, dann taucht die Frage auf, was nun der Sinn, die Aufgabe des Gesetzes war. Denn durch das Gesetz waren wir, die Seele, dem Leib verpflichtet! Das Gesetz verhalf also zur Sünde. Und egal wie viel Gutes wir taten, wir brachten nie für Gott Frucht, es war alles für den Tod.
 
Kapitel 7,5 – 6
„Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz [erregt wurden], in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen. Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens.“
 
„Die durch das Gesetz erregt wurden"! Das Gesetz warnte uns vor den Leidenschaften der Sünden, aber gereichte der Sünde nur weiter zum Erfolg. Wie froh können wir sein, dass wir dem Gesetz gestorben sind! Aber wozu würde es erst gegeben, wenn ich hinterher froh bin, vom Gesetz getrennt zu sein? Wenn es nie gegeben worden wäre, hätte ich auch nicht ‚gesündigt!
Wieso soll nun das ‚Erlösung‘ genannt sein!?
Nicht die Lösung vom Gesetz, sondern die Verbindung zum Neuen des Geistes ist Erlösung! Denn unterm Gesetz brachten wir dem Tod Frucht, aber nun bringen wir Frucht für Gott! Denn unter dem Gesetz ging es gar nicht darum, Gott zu gefallen! Es ging darum, zu beweisen, dass man gerecht sei, keine Sünde tut. Doch genau das Gegenteil wurde deutlich: wir sind Sünder. Uns muss gesagt werden, nicht zu stehlen, nicht zu lügen, nicht die Ehe zu brechen, keinen anderen Gott zu haben! Erst unter dem ‚Neuen Gesetz des Geistes' brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen und haben Raum für Gott zu Leben!
Die Bedeutung ‚im Fleisch sein' wird dann im 8. Kapitel noch weiter ausgeführt. Doch hier geht es darum, zu verstehen, wie Sünde, Tod und das heilige Gesetz gegen mich, der ich im Fleisch bin, arbeitet. Wer dies versteht, weiß auch um die Gefahr, etwas zu wollen, das zu einem Gesetz verkommt. Dann mag der Wunsch noch so heilig und gut gewesen sein, aber sobald er zu einem Gebot wird, melden sich Alternativen. So meldete sich Satan, als Jesus in der Wüste war und 40 Tage fastete, mit der Alternative zB aus Steinen Brot zu machen. Oder als Eva vor dem Baum der Erkenntnis stand, bot ihr die Schlange eine alternative Sicht des Verbotes an: Du wirst (an dem Tag) nicht sterben, sondern sein wie Gott. Ja, Adam und Eva erkannten – dass sie nackt waren!
Manchmal denke ich, dass nicht die Sünde das große Problem darstellt. Sünde ist eine Folge von meiner Begierde und diese von meiner Unzufriedenheit.  Das große Problem ist das Gesetz; hier wurden wir festgehalten! Zwei stehen sich gegenüber: das Gesetz, Gutes tun zu wollen und das Gesetz der Sünde. Und ich stehe zwar dazwischen, aber doch festgehalten, der Sünde zu dienen, da sie in meinen Gliedern wohnt, denen ich bis zu meinem Tod verpflichtet bin. Es ist mein Leib, bzw. ich bin das Leben meines Leibes.
Kapitel 7,7 – 12 „Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durch Gesetz. Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: "Du sollst nicht begehren!" Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb. Und das Gebot, das zum Leben [gegeben], gerade das erwies sich mir zum Tod. Denn die Sünde ergriff durch das Gebot die Gelegenheit, täuschte mich und tötete mich durch dasselbe. So ist also das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut.“
Die Frage musste kommen: Was ist mit dem Gesetz los!? Warum gab Gott dem Volk Israel das Gesetz und warum freute sich das Volk über das Gesetz, feiert den Empfang des Gesetzes sogar heute noch mit einem Fest – wenn es doch im Endeffekt der Sünde zuarbeitet!?
Das Gesetz wurde deshalb gegeben, damit ich die Sünde erkenne und dass sie endlich ganz offenbar wird. Denn mit der Sünde gibt es ein Problem: es erweckt den Eindruck, dass es mit mir nichts zu tun habe; wenn ich sündige, so scheint es, hat es nichts mit einer in mir wohnenden Sünde, einem teuflischen Naturgesetz zu tun. Die Sünde missbraucht mich als lebenden Schutzschild vor Gott. Gott will die Sünde verurteilen, aber der Mensch, der sündigt, entschuldet die Sünde und schiebt die Schuld entweder Gott zu (wie es schon Adam tat: „die Frau, die DU mir gabst …“) oder einem anderen (wie bei Eva: „die Schlange betrog mich …“).
Dafür gab Gott das Gesetz! Wer das Gesetz hört, der nimmt wahr, dass lügen Sünde ist, dass Ehebruch Sünde ist und auch andere Götter anstelle des einzigen, wahren Gottes, der Gott Abraham‘s, Isaak's, Jakob's und von Jesus, dem Sohn Gottes, zu haben!
Durch das Gesetz weiß ich, was eine Sünde ist und erlebe dann die zwingende, versklavende Macht der Sünde. Ohne das Gesetz habe ich zum einen keinen Maßstab, werde aber auch die eiserne Herrschaft der Sünde nicht erleben – weil es keine Konkurrenz zur Sünde gibt! Erst wenn die Sünde verboten wird, tritt sie auf den Plan. Das Gesetz will etwas anderes als die Sünde, beziehungsweise der Tod. Somit ist das Gesetz, der Wille Gottes, Konkurrenz zur Sünde, dem Wille des Todes! Die Sünde erhält ihr Leben durch die Herausforderung des Gesetzes (und dabei kann es auch um Begierden gehen, die nichts mit Gottes Gesetz zu tun haben).
Weil die Sünde zum Tod gehört, im Tod herrscht, wird sie auch in den Tod führen – lebendig gemacht durch Gottes Gesetz. Das Gesetz aber hat nichts mit der Sünde zu tun, es fördert mich sogar auf, mich von der Sünde zu trennen – was ja zeigt, dass ich mit der Sünde zusammen bin. Jeder der das Gesetz halten will, bezeugt, dass er ein Sünder ist, ein Ehebrecher, ein Lügner, ein Dieb, ein Götzendiener! Denn warum redet mich Gott an: „DU sollst nicht stehlen!“, wenn ich kein Dieb bin? Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut. ICH bin der Nichtheilige, der Ungerechte, der Ungute.
 
 
Kapitel 7,13 – 23
„Ist nun das Gute mir zum Tod geworden? Das sei ferne! Sondern die Sünde, damit sie als Sünde erschiene, indem sie durch das Gute mir den Tod bewirkte, damit die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot. Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft; denn was ich vollbringe, erkenne ich nicht; denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so stimme ich dem Gesetz bei, dass es gut ist. Nun aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde also das Gesetz, dass bei mir, der ich das Gute tun will, [nur] das Böse vorhanden ist. Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist“
 
 
Diese 10 Verse nehmen uns an die Hand und beleuchten die Kampfmethode, die List der Sünde aus verschiedenen Blickwinkeln. Danach wissen wir, dass wir gegen die Sünde, auf uns alleine gestellt, keine Chance haben. Es bleibt dann nur das Vertrauen in Gottes Handeln!
Unser Problem mit der Sünde ist nicht das Gesetz, obwohl gerade das Gesetz die Sünde reizt. Das Problem liegt in uns, die wir nicht widerstehen können, weil wir die Sünde als Teil unserer Persönlichkeit ansehen. Und genau diese Trennung fordert das Gesetz. Das Gesetz fordert nicht, dass wir keine Fehler machen sollen, sondern dass wir uns von der Sünde trennen! Und wenn wir sündigen, bestraft uns nicht das Gesetz, sondern der Tod gibt uns den Lohn der Sünde! Das Gesetz verurteilt, aber bestraft nicht und hilft auch nicht.
Warum kommen wir mit dem Gesetz nicht klar? Weil das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich. Die Sünde ist auch geistlich. Deshalb stehen wir nur zwischen Gesetz und Sünde. Das Gesetz ruft mich zu sich und die Sünde genau das Gegenteil. Die Sünde offenbart sich als über die Massen als sündig.
Das Wort Sünde bedeutet im Bibeltext Zielverfehlung. Das Gesetz gibt das Ziel an: trenne dich von jeder Sünde! Die Sünde versucht alles, um uns das Ziel zu rauben: bleib in der Sünde! Und wir müssen bleiben, denn wir leben in dem Leib, den wir durch Adam bekamen, welcher durch Adams Sünde der Sünde gehört.
Das ist wirklich ein Taumelkampf! Ich verstehe nicht, was da vor sich geht: „denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus.“ Ich! Ich will, was ich nicht tue und tue was ich hasse! Was für ein Durchbruch! Wenn ich das, was ich hasse, gar nicht will, aber doch tue, dann handelte die Sünde, nicht ich! Diese Erkenntnis notiert Paulus in diesen Versen 2 mal. Faule Ausrede oder wahr? Das kommt darauf an, wer ich von den beiden, Leib und Seele, bin.
Wo befindet sich die Sünde? Wenn der Leib mein Ich bildet, dann ist „in mir, das ist in meinem Fleisch“ „das Wollen bei mir“ (‚bei mir‘ bedeutet ‚neben mir‘). Aber wenn die Seele mein Ich ist, dann ist „bei mir, der ich das Gute tun will, [nur] das Böse vorhanden“. Das sind zwei wie in einer Ehe, Leib und Seele. Mein Fleisch, der Ehemann, ist bei mir und ich, die Seele, die Frau, der innere Mensch, bin das eigentliche Ich, das frei werden will. Im Fleisch wohnt nichts Gutes, aber ich, der innere Mensch, will das Gute tun.
Wenn also die Sünde in meinem Leib wohnt und damit den Leib zum ‚Fleisch‘ degradiert, dann sündige nicht ich, sondern die Sünde in und durch meinen Leib!
Es ist also wichtig zu wissen, mit welchem Teil ich mich identifiziere. Als Adam noch nicht gesündigt hatte, wurde er als eine ‚lebendige Seele' benannt. Nach dem Sündenfall aber wurde er als Staub benannt. Die Identität änderte sich. Dies ändert sich wieder durch Jesus: Durch seinen stellvertretenden Tod gehört mein Leib nicht mehr der Sünde. Und Jesus gibt mir wieder meine wahre Identität zurück.
Solange man diesen Unterschied nicht wahrnimmt, versteht man sein Handeln nie. Ich, der ich Gutes tun will, tue Böses!? Erst wenn man akzeptiert, dass es die ‚innenwirkende' Sünde gibt, kann man die Unterscheidung annehmen, dass nicht ich mich, sondern die Sünde sich beim Sündigen manifestiert. Und es wird auch leichter zu verstehen, wieso nur der Tod von Jesus mich von der Sünde abkoppelt. Jesus starb für mich, der Leib der Sünde ist abgetan, mein Leib gehört nun mir und ich kann Gott dienen.
 
Kapitel 7,24 –25
„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?- Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also diene ich nun selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.“
 
 
Ich bin ein elender Mensch. Warum? Weil ich in diesem Leib des Todes gefangen bin, wie eine Frau an einen Mann, der nur Böses im Sinn hat. Wer in seinem Taumelkampf hier ankam, hat den Kampf so gut wie gewonnen, denn er wird auf den Tod von Jesus und dessen Auferstehung seine Hoffnung setzen! An diesem Punkt kann man Gott danken! Denn nun weiß man: mit dem Sinn diene ich Gott, aber mit dem Fleisch der Sünde.
Wie oft stellte ich mir vor, im Bett liegend, wie ich Gott dienen werde. Als dann die aktuelle Situation mir die Möglichkeit bot, Gott zu dienen, da versagte ich. Ich war ohne Macht, Gott zu dienen, ohnmächtig. Das Gesetz des Todes herrschte in meinem Leib – mit dem ich doch handeln sollte.
Die Rettung läuft aber nicht so, dass ich aus meinem Leib herausgeholt werde. Denn dann wäre die östliche Philosophie des Yoga die Rettung: aus dem Leib durch Meditation der Sünde entfliehen. Nein, die Rettung kommt daher, dass Jesus für mich starb und auferstand.
Wie die Rettung praktisch zu erleben ist, wird im 8. Kapitel gezeigt.
 
 
 
 
Kapitel 8
 
         Kapitel 8, Verse 1 bis 39     Sicher in Gott, in Gottes Liebe
 
Vers 1 bis 2          keine Verdammnis
Vers 3 bis 11        gemäß Geist – gemäß Fleisch
Verse 12 bis 18    keine Schuldner des Fleisches, sondern Erben Gottes
Verse 19 bis 27    leben aus Hoffnung
Verse 28 bis 39    nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes
 
 
 
Die ersten 8 Kapitel richten sich an den Einzelnen, während die nächsten 8 Kapitel, Kapitel 9 bis 16 sich an die Gruppe, die Versammlung, Herausgerufene, das Volk Gottes richtet.
Und so beginnt auch der erste Vers im 8. Kapitel damit, mir die frohe Botschaft zu bringen:  ich bin frei durch das Gesetz des Geistes.
 
Kapitel 8,Verse 1 bis 2
„Also [gibt es] jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes."
 
Resultat aus dem bisher gelesene ist: es gibt keine Verdammnis für die in Christus. Warum? Wir haben in Römer 7 erfahren, dass nicht ich, sondern die Sünde durch den Leib, der Eigentum der Sünde ist, sündigt. Sie muss verurteilt werden, nicht ich. Aber das Gesetz verurteilt mich.
Aber nun gibt es nicht einmal eine Verurteilung! Denn wer wird die Auserwählten verurteilen? Eva wurde von Adam verurteilt. Und Adam? Von Gott! Aber durch Jesus wird Gott mich nicht mehr verurteilen.
Keine Verurteilung für uns in Christus Jesus? Jetzt hätte ich vermutet, weil Gott vergeben hat, er nicht mehr verurteilt. Aber nein. Warum?
Können wir darauf vertrauen, dass es von Gottes Seite keine Verurteilung gibt? Warum? Weil wir vom Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht wurden! (Und deshalb stehen wir auch nicht mehr unter dem Gesetz von Mose!!! Weil das Gesetz von Mose uns von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreien sollte. Das Gesetz Mose ist eine Gegenmaßnahme zum Gesetz der Sünde, Gesetz gegen Gesetz.)
Woran merkt man, dass man frei ist?
Diese Befreiung ist durch 'das Gesetz des Geistes des Lebens' gegeben, und wenn wir im Geist leben, dann erleben wir, dass Sünde und Tod nicht mehr über uns herrschen.
In Vers 1 geht es also nur um das Gericht Gottes über mich, der ich zu Jesus gehöre, nicht um Folgen der Sünde auf mein Leben hier und heute.
Das Gesetz des Geistes des Lebens steht dem Gesetz der Sünde und des Todes gegenüber. Das Gesetz des Geistes und das Gesetz des Lebens sind eins. Das Gesetz der Sünde und des Todes sind nur in ihrer Zielsetzung eins, aber es sind 2 Gesetze. Das Gesetz der Sünde bestimmt, dass ich tun muss, was ich nicht will und das Gesetz des Todes bestimmt, dass ich nicht tun kann, was ich will. Beide Gesetze bestimmen, dass ich von Gott fern bleibe.
Gott setzte dem Gesetz der Sünde und des Todes nicht das Gesetz von Mose gegenüber oder eine andere Forderung, sondern das Gesetz des Geistes des Lebens. Das Gesetz des Geistes des Lebens ist immer schon gegen das Gesetz der Sünde und des Todes gewesen. Der Geist streitet gegen das Fleisch und das Fleisch gegen den Geist. Damit stehen wir außen vor! Es geht bei dem Konflikt, den Gott mit Satan hat, nicht wirklich um uns; wir sind für Sünde und Tod nur ein lebender Schild vor Gott.
Jesus befreite mich von dem Leib der Sünde und der Geist vom Sündigen! Das Leben Gottes, durch die Auferstehung Jesus, hebt mich aus dem Tod und aus der Sünde. Jemand erklärte sich dies so: ein großes Flugzeug könnte niemals fliegen. Die Erdanziehungskraft würde das Flugzeug fest auf dem Boden halten. Diese Erdanziehungskraft kann man mit dem Gesetz des Todes vergleichen (und der Absturz mit dem Gesetz der Sünde). Aber wenn das Flugzeug einen Düsenschub erhält, kommt eine andere Kraft zum Zuge. Das Flugzeug hebt ab! Dieser Düsenschub kann man mit der Kraft des Heiligen Geistes vergleichen. Das Gesetz des Geistes hebt mich aus dem Tod und aus dem Zwang der Sünde – weil der Geist mich bewegen darf, denn durch Jesus gehöre ich nicht mehr dem Leib der Sünde (dieser wird nun lediglich noch als ein 'sterblicher Leib' genannt)!
Wie hätte auch das Gesetz Mose gegen das Gesetz der Sünde und des Todes antreten können! Zwei gegen Einen! Wie bei der Geschichte vom Hasen und dem Igel.
 
Kapitel 8, Verse 3 bis 4
„Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, [tat] Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.“
 
Das Gesetz war durch das Fleisch kraftlos!? Wenn das Gesetz sagt: „Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Haus, etc. “ dann hat das Gesetz doch schon seine Aufgabe erfüllt!, nämlich uns zu informieren? Nein. Gott gab das Gesetz, dass es dem Menschen nicht nur sagt, was er zu tun und zu lassen habe, sondern, dass es dem Menschen hilft, auf Gottes Wegen zu wandeln, sich nicht von der Sünde verführen zu lassen! Zu Kain sprach Gott: „Die Sünde lagert sich vor deiner Tür. Du aber herrsche über sie!“
Leider war das Gesetz nicht in der Lage, uns von der Sünde zu trennen, denn erst durch das Gesetz lebte die Sünde auf!
Dass das Gesetz keine Hilfe gegen die Sünde darstellt, ist keine neue Erkenntnis, die nun im Evangelium offenbart worden wäre. Wenn man die Hymne auf das Gesetz im Psalm 119 liest, wird das Gesetz in den höchsten Tönen gelobt. Und doch endet der Psalm damit, dass der Sänger nach Gott ruft, nicht nach dem Gesetz: „Suche dein verlorenes Schaf!“ Nein, das Gesetz rettet nicht.
Gott selbst griff ein. Er sandte Jesus. Jesus kam  in gleicher Gestalt wie wir alle, wie ein Opferlamm, das die Sünde der Welt auf sich nimmt. So konnte Gott die Sünde an Jesus verurteilen. Das war bis dahin nicht möglich. Gott konnte die Sünde in uns nicht verurteilen, obwohl er sie durch die 10 Gebote klar beschrieb, denn wir identifizierten uns mit der Sünde! Wenn Gott die Sünde verurteilen hätte wollen, hätte er uns mit ihr verurteilen müssen. In Römer 7 erklärte Paulus, dass nicht ich, sondern die Sünde in mir sündigt. Wenn diese Unterscheidung getroffen wird, dann können wir uns wegstellen von der Sünde und lassen Gott die Sünde treffen und verurteilen! Und wir können uns wegstellen, da die Sünde in Jesus am Kreuz hing. Es ist wie in der Wüste, als Israel murrte und Mose einen Pfahl aufstellte, auf den er eine eherne Schlange anbrachte. Wer nun diese Schlange anblickte wurde von dem Gift der vielen Schlangen befreit, die im Lager der Israeliten eine große Plage anrichteten. Das Gift, im Bild die Sünde, hatte in den Israeliten, die auf die eherne Schlange blickten, keine Auswirkungen mehr. Die eherne Schlange zeigte das Ende der Schlangen, die Giftträger des Todes. So zeigt das Kreuz Jesu das Ende des Leibes der Sünde an und damit ist die Wirkung der Sünde aufgehoben.
Das tat Gott! Und damit ist auch, was das Gesetz Mose forderte, erfüllt. Wir leben nicht mehr in der Sünde, sondern im Geist Gottes. Wer also im Geist wandelt, erfüllt die Forderungen des Gesetzes!
 
Kapitel 8, Verse 5 bis 9
„Denn die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber, die nach dem Geist sind, auf das, was des Geistes ist. Denn die Gesinnung des Fleisches ist Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Frieden, weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie kann das auch nicht. Die aber, die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein."
 
Im Endeffekt geht es darum, dass wir vor Gott leben können ohne die Einführung des Gesetzes, die Forderungen des Gesetzes absurdum zu führen. Das Gesetz ist heilig und trotzdem wird es abgetan, besser: erfüllt. Jesus kam, um das Gesetz zu erfüllen! Das geschah am Kreuz. Mehr als sich von der Sünde zu trennen fordert das Gesetz nicht!
 
Um nun als solche zu leben, denen das Gesetz nicht gilt, die die Forderungen des Gesetzes erfüllen, geht es einfach darum, im richtigen Bereich zu leben: im Geist.
Was Paulus hier mit „Gesinnung des Fleisches“ und „Gesinnung des Geistes“ wiedergibt, ist dasselbe wie „Gesetz der Sünde“ und „Gesetz des Geistes“. Wer also nicht das Gesetz der Sünde ausleben will, muss im Geist leben. Und dazu muss man „des Geistes sein“, zum Geist gehören!
Durch den stellvertretenden Tod von Jesus sind wir rechtlich vom Fleisch, dem Leib der Sünde, getrennt, tot. Wir sind nicht mehr „nach dem Fleisch“ und deshalb auch sinnen wir nicht mehr nach dem, das zum Fleisch gehört. Wir sind nun „nach dem Geist“ und deshalb richten wir unser Augenmerk auf das, was zum Geist gehört. Es geht nur entweder-oder! Wer zum Fleisch gehört, kann nicht auf das ausgerichtet sein, was dem Geist entspricht und umgekehrt kann niemand, der zum Geist gehört sich mit dem aufhalten, was zum Fleisch gehört. Da wir aber durch Jesus Sterben das Recht dazu haben, im Geist zu leben, ist es vom Glauben abhängig, worin wir tatsächlich leben. Wir können also wohl auch im Fleisch leben – mit den Folgen des Fleisches! Und dann wäre dies im Endeffekt Tod, Feindschaft mit Gott. Da wir aber trotzdem immer noch das Recht haben im Geist zu leben und keine Verpflichtung dem Fleisch gegenüber haben, können wir jederzeit in die Realität des Glaubens wechseln und das Fleisch hinter uns lassen; dann leben wir im Frieden, den die Rechtfertigung uns ermöglicht.
Es kommt also weniger darauf an, ob wir nun tatsächlich das gesamte Potenzial des Glaubens ausleben, sondern ob wir das Recht dazu haben. Denn nicht der, welcher auch mal etwas tut, was dem Geist entspricht, gehört zu Jesus, sondern die gehören zu Jesus, die den Geist von Jesus haben. Die gehören Jesus!
Es ist also kein Automatismus, dass man, nur weil man den Geist hat, auch danach lebt. Aber es ist das Recht, dem Geist gemäß zu leben und damit im Frieden mit Gott zu leben.
 
Wenn jemand, der den Geist Gottes nicht hat, Gutes tut, so ist selbst das Gute nicht Gott untertan! Nicht weil derjenige böse ist, sondern weil man mit dem Fleisch Gott nicht gefallen kann. Es ist wie bei der Erdanziehungskraft: man kann sicher ein Glas Wasser am ausgestreckten Arm gegen die Erdanziehungskraft vom Boden fern halten. Aber in weniger als 10 Minuten wird diese Kraft siegen. Man läßt das Glas Wasser sinken und es fällt vielleicht sogar aus der Hand und knallt auf dem Boden!
Nur im Geist Gottes kann man gottgemäß leben!!!
 
 
Kapitel 8, Verse 10 bis 11
„Ist aber Christus in euch, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen. Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes".
 
Diese Verse finde ich sehr wichtig. Denn oft rätseln Christen, wer nun am Ende dabei sein wird. Jesus sagte: „dann werden 2 auf dem Acker sein und Einer wird angenommen und der Andere zurückgelassen werden. 2 werden im Bett liegen und der Eine wir angenommen werden und der Andere zurückbleiben!“ Es wird eine Entrückung der Gläubigen geben, wobei „der Eine angenommen und der Andere zurückgelassen wird“. Diese Trennung geht durch das Ehebett! Wer wird also dabei sein?
Manche haben Angst und hoffen still, dass sie dabei sein werden. Aber hier in diesen Versen wird deutlich, dass es bei der Entrückung nicht auf gute Werke oder Fleiß geachtet wird, sondern nur darauf, ob die sterblichen Leiber lebendig gemacht werden. Denn bei der Entrückung wird niemand dabei sein, dessen Leib der Vergänglichkeit und der Erdanziehungskraft unterliegt. Als Elia in den Himmel aufgenommen wurde, wurde er mit einem himmlischen Feuerwagen abgeholt. Denn er konnte nicht einfach so in die Luft dem Herrn entgegen. Bei der Entrückung, von der wir aber im Thessalonikerbrief (1. Thess. Kapitel 4, Vers 17) lesen, geht es in die Luft, ohne Feuerwagen!
Der Leib wird aber nicht durch gute Werke sich verwandeln, sondern durch den Geist Gottes, der Kraft, die Jesus aus den Toten holte.
Die Voraussetzung besteht darin, dass Christus in uns ist. Dies aber ist lediglich auf Hoffnung! Denn „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol. Kapitel 1, Vers 27). Hoffnung ist zukünftig! Doch diese Hoffnung ist nur berechtigt, wenn der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckte, in uns wohnt!
 
 
Kapitel 8, Verse12 bis 18
„So sind wir nun, Brüder, nicht dem Fleisch Schuldner, um nach dem Fleisch zu leben; denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben. Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst bezeugt [zusammen] mit unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden. Denn ich denke, daß die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll."
 
Keine Verurteilung. Gut. Die Gesinnung des Geistes wahrnehmen (da man zum Geist gehört). Gut. Aber was, wenn wir dann doch „ins alte Leben zurück fallen“? Wenn wir also Dinge tun, die wir früher zwar ohne Gewissensprobleme taten, aber heute nicht mehr zu uns gehören?
Hier die gute Nachricht: wir sind dem Fleisch gegenüber keine Schuldner! Wenn wir sündigen, es also ‚Handlungen des Leibes‘ gibt, dann sündigen wir nicht als Sklaven des Fleisches. Wir haben sogar dann noch immer die Möglichkeit die Handlungen des Leibes zu töten! Wir müssen die Fehler nicht verteidigen, um uns zu schützen. Denn wir gehören nicht mehr zum Fleisch! Wir können diese falschen Handlungen töten, ihnen das Leben entziehen.
ICH bin das Leben meines Leibes! ICH gebe dem Leib Leben!
Einmal, vor Jahren, schlief ich in Spanien am Strand. Am Morgen lag direkt am Wasser ein Mann parallel zum Meer. Wenn die Wellen kamen bewegte sich das Gesicht zu mir und wenn die Wellen wieder auf das Meer rollten rollte auch der Kopf des Mannes mit dem Gesicht zum Meer. Er bewegte sich. Aber das Leben war schon lange nicht mehr im Körper. Er war tot! Dem Körper fehlte kein Knochen, nichts, aber er war tot. Denn seine Seele war gegangen (worden, es war Mord). Die Seele ist das wahre ICH. Ich habe einen Leib und der ist von mir abhängig!
Ich stand einmal in Sizilien an der Autobahn und trampte. Es war sehr heiß. Plötzlich hatte ich den Geschmack von kühlem Apfelmus auf der Zunge. Sofort wollte ich in ein Kaufhaus, um Apfelmus zu kaufen. Ich dachte an die Kühle des Kaufhauses.Doch dann dachte ich, dass es meinem Körper hier zu heiß ist und er mich bewegen wollte, dass ich in ein kühles Kaufhaus gehe. Deshalb blieb ich stehen – und keine Minute verging und ein Mann öffnete sein Fenster, rief mich zu sich und überreichte mir eine Schüssel mit frischem Obst, das mit kaltem Wasser übergossen war. Kaum hatte ich gegessen, kam schon ein Auto und nahm uns mit. Seitdem weiß ich,  dass ich einen Leib habe. Dominiert der Leib, dann geht es in die Sünde.
Wenn ich meine Position im Geist Gottes festmache, dann entziehe ich damit dem Fleisch das Leben.
Das ist auch die Voraussetzung, dass der Geist Gottes uns führen kann: wir müssen im Geist sein.
 
Wir sind zwar Schuldner, aber nicht dem Fleisch gegenüber. Wir sind schuldig einander zu lieben. Es geht also nicht um einen ungebundenen Lebensstil. Und doch, obwohl wir schuldig sind einander zu lieben, haben wir aber trotz dieser Schuld keinen Geist der Knechtschaft! Freiwillig gebunden! Gegenüber dem Fleisch kann man nicht freiwillig gebunden sein und wenn es einem nicht mehr passt einfach wieder unabhängig sein. Denn wenn wir nach dem Fleisch leben, also gemäß dem Fleisch, abhängig vom Fleisch leben, dann werden wir sterben – nicht plötzlich, sondern die Tagesration der Sünde ist der Tod; wir sterben sterbend.
Wie wird man zum Schuldner dem Fleisch? Man ist es von Geburt an. Denn man hat nichts anderes wenn man auf die Erde kommt. Erst mit der Bekehrung zu Jesus kommt die Alternative: der Geist Gottes. Dadurch kommt eine Entscheidung: Fleisch oder Geist. Durch den Geist Gottes in uns können, ja, sollen wir die Handlungen des Fleisches töten, dem Fleisch das Leben nehmen. Man besiegt also das Fleisch nicht, man muss ihm das Leben nehmen.
Das Leben des Fleisches arbeitet bei seinem Sklaventreiben mit Furcht. Typisch. Wer Furcht als Mittel einsetzt, damit ich gehorche, hat es nicht darauf abgesehen, dass ich ihn liebe, sondern dass ich das tue, was von mir gefordert wird, egal wie ich mich dabei fühle. Welch ein Unterschied zwischen dem, was Jesus brachte und dem was durch Mose eingesetzt wurde! Paulus stellt diese beiden Bünde so sich gegenüber (2. Kor. Kapitel 3, Verse 7 bis 11): „...der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben … der Dienst des Geistes in Herrlichkeit … der Dienst der Verdammnis ... der Dienst der Gerechtigkeit ...“
Der Dienst des Todes, der Verdammnis, arbeitete mit Furcht, während der Dienst des Geistes, der Gerechtigkeit, arbeitet ohne Furcht, durch Liebe! Liebe treibt die Furcht aus. Und damit können wir leicht glauben und dem Fleisch kein Leben geben, um durch Furcht dem Fleisch folgen zu müssen.
Dies zeichnet uns als Söhne Gottes aus: wir sind vom Geist geleitet. Kinder Gottes müssen zu Söhnen werden; die Führung durch den Geist ist bei Kindern noch nicht so stabil, aber auch sie erfahren hier und da Führung durch den Geist, werden aber noch oft vom Fleisch getäuscht. Kinder Gottes werden durch die väterliche Beziehung zu Gott wahrgenommen. Sie rufen „Abba, Vater“! Gott ist für Kinder Gottes nicht mehr der Gott, der mit Tod bestraft, sondern hauptsächlich Papa, der erzieht!
Natürlich ist Gott mehr als ein Vater. Er ist der Richter, der Eigentümer des gesamten Kosmos, er ist Bestimmer, der die Regeln aufstellt und einfordert. Und er ist, was es etwas komplizierter macht, auch der Feind seines einstigen höchsten Engels: Luzifer. Diese vielen Rollen sind auch Verpflichtungen Gottes. Wenn also hier und da manchmal sich Gott nicht gleich wie ein liebender Vater offenbart, sondern Todesurteile fällt, dann liegt es nicht daran, dass er kein liebender Vater wäre. Es bleibt dabei: Gott ist Liebe. Wie diese Wahrheit nun mit dem Gottesbild übereinstimmt, das wir gewinnen, wenn wir, zB, 3. Mose lesen, ist dem Umstand geschultert, dass Gott nicht einfach nur mit uns Menschen zu tun hat, sondern auch mit seinem gefallenen Engel Luzifer, der nun Satan genannt wird, der Durcheinanderbringer! Diese Spannung kann man sehr gut im Buch Hiob verstehen lernen.
Von daher ist es auch verständlich, dass wir, die wir Gottes Kinder sind, auch Leiden erleben, obwohl Gott die Macht hätte, uns von allen Problemen fern zu halten. Aber als Kinder stehen wir auf Gottes Seite und damit auch in der Schusslinie von Satan. Wir sind Erben Gottes. Wir erben nicht nur die Rosinen. Aber das Ende ist mitverherrlicht zu werden mit Christus!
Sind wir ehrlich: die Leiden, die wir hier auf Erden ausstehen werden, sind niemals vergleichbar mit der Herrlichkeit, die auf uns mit Bestimmtheit wartet!
Manche Christen erleben eine fast unvorstellbare Schwere von Leiden und Folter. Nicht weil sie etwas falsch machten, sondern nur weil sie zu Jesus gehören und sich zu ihm bekennen. Jesus sagte: „Haben sie mich gehasst, so werden sie auch euch hassen – um meines Namens willen!“ Und wieder andere Christen leben in Sicherheit und Luxus.
Nicht die Menge der Leiden zeichnen uns aus, sondern Gottes Geist!
 
Interessant an diesen Versen ist der Aspekt, wann Paulus von „wir“ und von „ihr“ redet. „Wir sind nicht dem Fleisch Schuldner“ und „Wir rufen 'Abba, lieber Vater'“
Im Gegensatz dazu schreibt er: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, werdet ihr sterben.“ Wenn wir nach dem Fleisch leben, ist dies nicht normal für Christen. Das ist nicht das Leben von Paulus! Einmal schrieb er, dass er so lebt, dass er alles vergißt, was hinter ihm liegt und sich ausstreckt nach dem, was vor ihm liegt, der Kampfpreis; er will nur Christus gewinnen. Wenn also ein Christ nach dem Fleisch lebt, dann ist das dessen Lebensstil, nicht von Paulus. Dieser Christ muss aber wissen, dass er sich dabei aber anschickt zu sterben. Er leitet einen Sterbeprozeß ein – der hoffentlich nicht bis zum bitteren Ende gelebt wird. Wie gut, dass wir dem Fleisch nichts schulden! Wir haben jeder Zeit das Recht, uns von den Werken des Fleisches zu distanzieren und diesen Werken so das Leben nehmen, töten!
 
 
Kapitel 8, Verse 19 bis 22
„Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden- nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat- auf Hoffnung hin, daß auch selbst die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit freigemacht werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt."
 
Die Schöpfung wartet darauf, dass die Söhne Gottes offenbar werden. Von ihnen erwarten sie die Rettung. Warum? Weil durch sie auch die Versklavung kam! Gott hatte Adam alle Lebewesen untergeordnet und Adam kam unter den Fluch, als er auf Gottes Feind hörte. Gott tat die gesamte Schöpfung unter die Nichtigkeit, die Vergänglichkeit.
Aber so ist Gott: er spricht zwar ein Urteil, aber nicht ohne Hoffnung. Selbst als Adam vor Gott stand und Gott ihm sagte, dass der Erdboden verflucht sei wegen der Sünde, gab Gott Grund zur Hoffnung: der Same der Frau (nicht Kain, sondern Jesus!) wird der Schlange (Satan) den Kopf zertreten! Gott arbeitet mit Hoffnung. So begann auch der Weg Abrahams: er glaubte auf Hoffnung, wo es nichts zu Hoffen gab! Hoffnung ist die Triebfeder im Leben. „Als letztes stirbt die Hoffnung!“ sagt man.
Jemand sagte mal: „Wir sind nicht besser, aber besser dran!“. Und wir sind besser dran, weil wir jetzt schon die Hoffnung ergreifen, glauben.
Auch die gesamte Schöpfung wird, auf Hoffnung hin, von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit. Diese Hoffnung hegen auch die Kinder Gottes.
Was ist aber an der Vergänglichkeit so knechtisch? Ist es nicht gut, dass es ein Kommen und Gehen gibt? Bei einer begrenzten Welt ist es sicher gut, dass nichts bleibt, sondern irgendwann vergeht und Platz macht für Neues. Doch in einer 'unbegrenzten Welt' ist genug Platz und bedarf keiner Vergänglichkeit.
Dann ist also die gegenwärtige Begrenzung Grund für Vergänglichkeit?! „Dann wirst du sterben“ sagte Gott zu Adam und auch hier im Römerbrief schreibt Paulus, dass wir sterben, wenn wir nach dem Fleisch leben. Sterben zeigt die Vergänglichkeit, beweist die Begrenzung.
Als Jesus nach seiner Auferstehung mit seinen Jüngern zusammenkam, da trennte ihn keine Mauer – er ging durch Wände und war ungebunden an irgendeinen Ort.
Was war bei Jesus nach der Auferstehung anders als vorher? „Das sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen“, schreibt Paulus. Alles aber in seiner 'Ordnung'. Der Erstling Jesus, dann wir Christen und dann der Rest, die Schöpfung.
Jetzt leben wir in „Geburtswehen“. Bei einer natürlichen Geburt geht es in sich wiederholenden Wehen, die immer klarer und schmerzlicher werden. Aber wenn das Kind geboren ist, denkt man nicht mehr an die Schmerzen. So wird es auch hier sein, wenn das Reich Gottes kommt, wenn die Herrlichkeit der Kinder Gottes offenbar wird. Es werden schwere Zeiten voraus gehen.
 
 
Kapitel 8, Vers 23 bis 25
„Nicht allein aber [sie], sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst und erwarten die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes. Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung. Denn wer hofft, was er sieht? Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren."
 
Auch wir, wie die gesamte Schöpfung, warten auf die Sohnschaft, die Einsetzung als Söhne Gottes. Wir sind jetzt schon Söhne Gottes, wenn wir vom Geist Gottes geleitet sind. Aber die Einsetzung kommt noch. Das ist auf Hoffnung. Genau wie bei Abraham: er glaubte auf Hoffnung. Im Glauben haben wir, aber wir haben es nur im Glauben jetzt schon. Aber auf der Ebene des Schauens ist es noch zukünftig, wir leben in Hoffnung.
Das bringt oft die Spannung mit sich, in der wir stehen: wir haben – im Glauben, aber haben doch noch nicht, nur auf Hoffnung! Abraham war er der Vater vieler und ihm gehörte das gesamte Land – mit nur einem Sohn und nur einem kleinen Grundstück! Da zeigt sich Glaube und Hoffnung. Und wie wir in Kapitel 5 lasen, läßt die Hoffnung uns nicht zuschanden werden, da die Liebe Gottes in unseren Herzen ist. Wie Paulus an die Galater schrieb: „Der Glaube, der durch die Liebe wirkt“. Weil wir Gottes Liebe in uns haben genügt uns dies als Pfand, um zu glauben wir hätten, obwohl wir nur hoffen können.
Was die Einsetzung zum Sohn im Unterschied zu jetzt und heute für uns bedeutet ist dies, dass wir jetzt noch in dem sterblichen Leibe wohnen, obwohl wir jetzt schon als Söhne Gottes erkannt sind. So sprach Gott auch zu Jesus bei der Taufe am Jordan: „Dies ist mein geliebter Sohn...“; er wurde aber erst durch die Auferstehung als Sohn Gottes eingesetzt, bzw. bestätigt.An diesem 'wir haben – aber nur noch nicht jetzt, sondern in Hoffnung', hakte Satan bei Jesus ein: „Bist du der Sohn Gottes, dann …!“ Jesus wußte, dass er der Sohn Gottes ist, Gott hatte es laut bei seiner Taufe verkündigt. Aber der Beweis, dass er der Sohn Gottes ist, wird kein Wunder bringen. Sondern die Auferstehung aus den Toten. So schrieb es Paulus im ersten Kapitel des Römerbriefes. So wird sich auch bei uns die Sohnschaft erst durch die Leibeserlösung die Sohnschaft bestätigen.
 
Wer auf Hoffnung hin etwas besitzt, benötigt Ausharren, Wartenkönnen. Manche nehmen deshalb lieber den Köderzuwurf, was man dem Hund unterm Tisch zu wirft, als dass sie warten wollen, was der Küchenchef zubereitete.
 
 
Kapitel 8, Verse 26 und 27
„Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich [für uns] in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß."
 
Ebenso. An was knüpft Paulus an? Zuvor schrieb er von dem System Hoffnung: man sieht nicht, was man hofft und muss warten können, bis es da ist. Unsere Gottes-Kindschaft ist schon jetzt aktiv, aber wir haben dafür nur das Pfand des Geistes, der uns die Liebe Gottes ins Herz legte (nur durch seine Liebe wurden wir zu Kinder Gottes!). Wir können also zuversichtlich hoffen, da in uns der Geist Gottes ein Pfand hinterlegte: Gott liebt uns. Diese Zuversicht gibt uns der Glauben.
Ebenso, wie der Geist Gottes unsere Kindschaft zusichert, ebenso hilft er uns auch durch die Zeit der Hoffnung und hilft uns über die 'Brücke' hinüber. Es fehlt uns die Kraft und wir wissen nicht, was wir in solchen Situationen beten sollen wie es sich gebührt. Der Geist, nimmt sich unserer Schwachheit an. Wir sind schwach, weil wir 'nur' in Hoffnung haben, was wir glauben. Zukünftig sind wir stark. Gegenwärtig sind wir schwach. Aber der Geist hilft uns auf – und zwar im Gebet. Im Gebet bewegt sich der Geist. Wer betet sollte deshalb immer auch hinein hören, was der Geist betet; also nicht einfach losplappern. Im Gebet könnte eine Inspiration des Geistes kommen. So betete der König David in seinen Psalmen oft auch Prophezeiungen auf Jesus hin!
Nun ist die Frage: wer erforscht die Herzen und weiß demnach, was der Sinn des Geistes ist, worauf der Geist Gottes zielt? Ist es Gott? Oder bin ich es selbst, bzw. sollte ich sein? Ich weiß es nicht. Aber wenn ich es selbst sein sollte, dann sollte ich Vertrauen in den Geist haben, da er sich Gott gemäß für mich einsetzt. Ist es aber Gott, dann sollte ich auch darin ruhen, da ich weiß, dass Gott mit dem Beten des Geistes einverstanden ist, da es gottgemäß ist!
Wir dürfen dem Wirken des Geistes Gottes vertrauen. Paulus schrieb an die Korinther im 1. Brief im 12. Kapitel, dass niemand im Geist Gottes redend Jesus fluchen kann. Jesus ist der Herr; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit – und wie wir im 8. Kapitel, Vers 15 im Römerbrief lasen – und da ist Gottes Kindschaft!
 
 
Kapitel 8, Verse 28
„Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach [seinem] Vorsatz berufen sind".
 
Trotz Schwachheit und Notwendigkeit des Wartens wissen wir folgendes: alles wirkt zusammen auf das gleiche Ziel: zum Guten! Es ist unnötig die Dinge, die einem zustoßen, begegnen, zu unterscheiden und Problem und Freude. Alles arbeitet zusammen, ob es gut ist oder schlecht (in unseren Augen). Später schreibt Paulus noch, dass uns nichts von der Liebe Christi trennen kann! Nichts! Alles gebraucht Gott, um uns zum Ziel zu bringen, sei es gut oder schlecht.
Wie oft stöhnen wir vor Gott, bevor wir ihm danken!
Gott hat uns nicht versprochen, dass wir niemals krank, alt oder schwach werden. Aber wenn er uns berufen hat, wenn wir ihn lieben, dann muss alles zu dem einen Ziel führen. Ob es nun Kleinigkeiten sind, die uns aufregen und ärgern oder größere Probleme, unter denen wir fast zusammenbrechen, alles benötigen wir, damit wir das Ziel erreichen.
Ich ärgerte mich mal über eine kleine Schraube, die einfach nicht dahin wollte, wo ich sie bestimmt hatte! Es wollte schon Groll aufsteigen. Da sagte ich: „Nein, Satan wird mich nicht wütend machen. Und? Ich freute mich, dass es nicht sofort klappte, aber irgendwann war die Schraube an ihrem bestimmten Platz und ich hatte Grund Gott zu danken!
Alles hilft uns, weil wir von Gott berufen wurden, seine Liebe zu erwidern.
 
Kapitel 8, Verse 29 bis 30
„Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und die er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht."
 
Das Ziel, das Gute, auf das wir zu leben, ist: dem Bilde von Gottes Sohn gleichförmig zu werden, so wie Jesus zu werden. Johannes schreib in seinem Brief, dass wir jetzt noch nicht sehen, was wir sein werden, aber dann, wenn wir ihn sehen, werden wir ihm gleich sein! Wir können ihn jetzt schon im Glauben ansehen, aufsehen – und erleben dadurch schon eine Ähnlichkeit mit ihm.
Wie aber kommt es, dass wir in dieser privilegierten Stellung sind? Im 5. Kapitel lasen wir, dass der Anfang in der Rechtfertigung liegt: da wir nun gerechtfertigt sind, so haben wir …. Zugang zu der Gnade, in der wir stehen.
Die Reihenfolge lautet:
1. Vorherbestimmt
2. berufen
3. gerechtfertigt
4. verherrlicht
Vorherbestimmt: Von welchem Zeitpunkt redet Paulus? Er schrieb an die Epheser, dass wir vor Grundlegung der Welt vorherbestimmt wurden. Also bevor Adam und Eva gesündigt hatte, wurden wir dazu bestimmt, dem Bilde Jesus gleichförmig zu sein. Gott sprach: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde!“ Das war der Plan Gottes, die Bestimmung des Menschen. Interessant ist, dass genau hier Satan in der Gestalt der Schlange Eva verführte: Gott will nicht, dass der Mensch wie Gott wird. Doch Gott will es, es ist sein Plan!
Bedeutet dies, dass Gott mich vor Grundlegung der Welt gesehen und gekannt und bestimmt hat, egal wie ich mich entscheide? Nein.
An die Epheser (Kapitel 1, Vers 4) schrieb Paulus sehr klärend: „Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt...“ Gott hat nicht mich direkt vor Grundlegung der Welt auserwählt, sondern in ihm, in Jesus! Jesus ist der Prototyp, das Muster.
Ein Beispiel: der Architekt entwirft auf dem Papier ein Haus. Das Fenster, das die Bauleute einbauen, ist vor dem Baubeginn vorherbestimmt worden. Aber auf dem Papier. Jesus ist der Bauplan, das Papier. Ich bin das Fenster, das eingebaut wird, vorherbestimmt ist.
Anderes Beispiel: Mein Körper hat eine DNS, ein Bauplan, den es in jeder Zelle gibt. Werde ich nun heute eine Kartoffel essen, dann wird diese Kartoffel gemäß meiner DNS in meinem Körper eingebaut, verdaut. Was nicht eingebaut wird, wird ausgeschieden. Jesus ist der Körper und hat in sich einen Plan. Dieser Plan, diese DNS ist lange bevor die Kartoffel durch den Mund einverleibt wird, festgelegt, bestimmt, lange bevor gegessen wird. Ich bin die Kartoffel. Komme ich nun in Christus hinein, dann werde ich Teil von Jesus, ich bin bestimmt gemäß der DNA in den Körper eingegliedert zu werden. Im Evangelium, das Thomas zugeschrieben wird, heißt es: „Wenn der Löwe den Menschen frißt, dann wird der Mensch zum Löwen. Ißt der Mensch aber den Löwen, dann wird der Löwe zum Mensch. So ist es. Ich bin in Christus vor Grundlegung der Welt dazu bestimmt, dem Bilde Jesus gleichförmig zu werden – weil ich von Jesus aufgenommen wurde.
Jeder kann vorherbestimmt werden. Keiner ist verurteilt, dass er verloren geht! Sobald jemand Jesus aufnimmt, bzw. sich von Jesus aufnehmen zu lassen, kommt er in eine Bestimmung, die vor Grundlegung der Welt festgesetzt wurde.
Wie aber kommt man in diese Bestimmung? Man wird berufen. Viele sind berufen, aber wenige auserwählt! Mich erreichte der Ruf 1972. Wäre ich dem Ruf nicht gehorsam gewesen, wäre ich nicht auserwählt worden, in Christi Leib aufgenommen zu werden. Ob jemand auserwählt wird, liegt an einem selbst, ist meine Antwort auf Gottes Ruf.
Die Berufung annehmen, also auserwählt zu werden, nennt man 'Bekehrung'. Man findet zum Glauben. Diese Bekehrung, die Kehrtwende zu Jesus, rechtfertigt.
Bei Abraham war dies genauso: erst als er sah, was Gott zeigte (durch die Sterne am Nachthimmel zeigte Gott Abraham die Verheißung und Abraham sah sie und glaubte), wurde ihm dies zur Gerechtigkeit gerechnet!
Jetzt kommt nun der letzte Schritt: Verherrlichen. Wer gerechtfertigt ist wird verherrlicht. Weil er in Jesus ist! Dieser ist als Erstling verherrlicht worden in der Auferstehung. Diese Auferstehung ist eine Geburt. Jesus ist der Erstgeborene und wir seine Brüder und Schwestern!
 
 
Kapitel 8, Verse 31 bis 39
„Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt. Wer ist, der verdamme? Christus Jesus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht:"Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden." Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."
 
Wenn wir alles verstanden haben, was wir nun von Kapitel 1 bis Kapitel 8 gelesen haben, dann kommt nun die Summe: Was sollen wir nun hierzu sagen? Das: Gott ist für uns und niemand, absolut niemand kann gegen uns sein. Vielleicht scheint es manchmal so, als ob die ganze Welt gegen uns ist. Auf jeden Fall nicht Gott! Wenn Gott nicht gegen uns ist, werden alle Gegner irgendwann schweigen. Im Psalm 23 heißt es so treffend, dass alle Feinde irgendwann sehen werden, dass Gott einen Tisch vor mir aufgebaut hat und mich mit Öl salbt. Dafür benötigen wir also später unsere Feinde noch! Zum Lob Gottes.
Am Ende zählt Paulus etliche Wesen und Umstände auf, die in Frage kommen, uns zu schaden, uns von Gottes Liebe zu trennen. Aber eigentlich ist die Frage, ob Gott, der doch seinen eigenen Sohn für uns dahin gegeben hat, jemals wieder gegen uns sein kann und wird. Darauf ein klares „Nein“! Er wird uns alles schenken. Schenken bedeutet, dass wir dabei nichts verdienen!
Wer gegen uns sein kann, sind Mächte der Bosheit, die gegen Gott eingestellt sind. Sie wollen uns anklagen und verdammen, um uns von Gottes Liebe zu trennen. Aber wir überwinden diese Angriffe durch Jesus. Denn nichts kann uns von Gottes Liebe rennen, die in Christus Jesus ist, bzw. weil sie in Christus Jesus ist. Er ist unser Safe!
Manche glauben zwar daran, dass uns nichts trennen kann, aber sie haben eine Einschränkung: ich kann mich trennen.
Sicher gibt es dafür biblische Argumente. Aber ich persönlich bin überzeugt davon, dass selbst ich mich nicht trennen kann. Denn wie ich zu Adam gehörte, so gehöre ich nun Christus. Und wie ich mich selbst nicht von Adam trennen konnte, kann ich mich selbst auch nicht von Christus trennen. Von Adam wurde ich durch Jesus Tod getrennt. Und das, dass ich von Adam durch Tod getrennt werden konnte, liegt daran, dass Gott Adam und Eva vom Baum des Lebens getrennt, aus dem Paradies geschickt hatte. Hätte Adam und Eva vom Baum des Lebens gegessen, hätte Jesus nicht für uns sterben können, da wir nicht sterben könnten. Und nun aßen wir vom Baum des Lebens, Jesus. Wie also sollten wir von Jesus getrennt werden können, auch nicht durch unser selbst!?
Wir sind Eigentum Gottes, Kinder Gottes. Und wenn wir sündigen, wird Gott uns wie ein Vater bestrafen. Aber selbst bei der Strafe hilft er uns tragen!
Nehmen wir an, wir selbst würden uns von Gottes Liebe trennen - können! Ohne irgendeinen Grund würde sich niemals jemand trennen. Also muss es einen Grund geben. Und dieser Grund hätte sicher seinen Ursprung ausserhalb von mir und der Verursacher gehört aber sicher zu einem, der in der Liste von Paulus aufgezählt wurde. Hätte diese Instanz mich dazu verleitet, mich von Gottes Liebe zu trennen, dann wäre ich es nicht, der sich trennte, sondern dieser Hintermann, der mich aber nicht trennen kann, auch nicht durch List!
 
Dieser Schlussabschnitt von Römer Kapitel 8 zeigt ganz klar, dass es im Endeffekt Gottes Liebe ist, die das Evangelium brachte. Rechtfertigung muss in diesem Licht gesehen werden. Aus Liebe rechtfertigt Gott jeden, der an Jesus glaubt, an Jesus, der das Zeichen von Gottes Liebe aufrichtete: das Kreuz.
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