Der Gerechte wird aus Glauben leben
Übersicht, Kapitel 1 bis 4
Ich schrieb ein Buch über die ersten 4 Kapitel des Römerbriefes. Es wurde kein Verkaufsschlager. Aber für mich ist das Thema sehr wichtig. Ich weiß noch, als ich gerade neu mit Jesus lebte, mich bekehrte, da las ich viele christliche Bücher. Und irgendwann wunderte es mich, warum es so viel Geschriebenes gibt. Und man benötigte schon etliche Seiten Geduld, um den Gedanken zu erfassen, der mitgeteilt werden wollte und der sich aus der Bibel ableiten würde.
Da stieß ich auf den Römerbrief. Es überraschte mich sehr, als ich las, wieviel Paulus schon im ersten Satz an Information weitergab. Und das ging so weiter, den ganzen Brief hindurch bis zum Schluss! Von da an wurde mir dieser Brief zu meinem Lieblingsbuch der Bibel.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Diese Einteilung (Start-Thema / Erklärungsbedarf / Ziel, praktische Anwendung) läßt sich auch auf den gesamten Römerbrief mit seinen 16 Kapiteln, in 4 Abschnitte zu je 4 Kapitel (Kapitel 1 - 4, 5 - 8, 9 -12 und 13 - 16) anwenden. .
 
Es ergeben sich damit 4 Themen, bestehend aus je 4 Kapitel. Dabei wird im jeweils ersten Kapitel eines 4er-Abschnittes das Thema des Abschnittes genannt. So stellen also auch die ersten 4 Kapitel des Römerbriefes selbst DAS Thema des gesamten Briefes dar, es ist der Start. Hier beginnt Paulus seine Botschaft zu entfalten und zielt auf die Fähigkeit zur Gemeinschaft, das Ziel-Thema (Kapitel 13-16). Denn eine gute Gemeinschaft gründet sich in der Rechtfertigung! Niemand kann sich in eine Gemeinschaft integrieren, wenn er sich ständig rechtfertigen muss - oder auch nur das Empfinden dazu hat. Und niemand sollte daran glauben, er sei gerecht, wenn er mit niemandem klar kommt.
 
 
 
Kapitel 1
 
                Vers 1               Der Weg in die Berufung
                Verse 2-4          Seine Propheten, heilige Schriften und Jesus
                Vers 5               Glaubensgehorsam
               Verse 6-7          Berufene, geliebte Heilige und die Gnade
               Verse 8-13        Erfolg bei Paulus, das Vorbild 
               Verse 14-17      Schuld und Willigkeit
               Verse 18-20      Der Zorn Gottes
               Verse 21-28      Es geht Bergab
               Verse 29-32      Misthaufen
 
 
Kapitel 1, Vers 1
„Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes“
 
 
In den Versen 1 bis 17 stellt sich Paulus vor. Er ist durch Jesus Christus berufen. Und somit ist er auch Jesus verpflichtet. Ein Diener Jesus und der Gemeinde, der Gläubigen. Der Zusammenhang von Jesus und der Gläubigen erfuhr er vor Damaskus, als Jesus ihm begegnete und ihn fragte: „Warum verfolgst du mich?“. Paulus hatte die Christen verfolgt und damit Jesus!
Er richtet seinen Brief an die ebenfalls Berufenen in Rom, die nach seinem Beispiel ebenfalls in den Dienst ihrer Berufung hinein wachsen sollen.
 
Bei Gott hängt alles am Ruf! Er ruft uns. Und damit drückt er seinen Willen aus. Wir sind berufen, weil er will. Und keiner ist mehr gewollt als der andere, da alle diesen Ruf bekamen. Erst im Dienst kommen zu dem Ruf Unterschiede, wie auch Glieder in einem Leib erst in der Betätigung unterschiedlich sind, aber im Wert keine Unterschiede bestehen: alle werden von dem selben Blut gespeist, alle Christen werden von dem selben Geist durchdrungen.
Es zeigt sich, dass er, der berufene Apostel, und die Berufenen Heiligen, die Geliebten Gottes, zusammen gehören (vergleiche Verse 11 bis 12).
Damit befindet sich diese Gruppe der Berufenen im krassen Gegensatz zu denen, die unter dem Zorn Gottes stehen (Verse 18 bis 32), die Gerechten kontra den Ungerechten. Gerecht sind sie, weil sie Gottes Rechtsprechung, seine Rechtfertigung, annahmen. Ungerecht ist die andere Gruppe, weil sie ihr Leben durch die Ungerechtigkeit zu rechtfertigen suchen (1,18ff). Somit kann die erste Gruppe vertrauen, was zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehört. Jeder Mensch wird mit Glauben aufwachsen, Glauben an die Versorgung durch die Eltern. Leider wird dieser kindliche Glaube oft durch die Erwachsenen zerstört, indem sie sich einen Scherz erlauben. Die zweite Gruppe versucht durch Reizüberflutung ihrem Leben Recht einzuhauchen und gehen damit gegen alle Erkenntnis Gottes heftig an.
 
Sicher wird kaum jemand fragen, wie er ein Apostel werden könne. Aber man darf sich fragen, wie man in seine Berufung findet. Es braucht ja nicht gleich eine Berufung zum Apostel zu sein.
Fragen wir Paulus. Er wusste, wie man Apostel wird. Und er kannte die Kriterien für einen Apostel.
In seinem ersten Satz des Römerbriefes lesen wir dazu vier wichtige Aussagen, die er über sich trifft (achte auf die Reihenfolge):
 
 1. Paulus
 2. Knecht Christi Jesu
 3. Berufener Apostel
 4. ausgesondert für (wörtlich: hinein in) das Evangelium Gottes
 
Zwischen dem Namen ‚Paulus‘, dem Begnadigten, und dem ‚ausgesondert sein‘ finden wir die Stellung, die Paulus vor Jesus einnimmt: er ist ‚Knecht‘, und seine Berufung, in der er dient: er ist 'Apostel'!
Diese Reihenfolge zeigt, dass der Dienst eines Apostels, so wie auch jede andere Berufung (Eph. 4,11)
 
1. von der Begnadigung (= Paulus) und
2. von der eigenen Verfügbarkeit (= Knecht)
abhängt.
 
Um in seiner Berufene auch seinen Dienst ausführen zu können, muss man im Evangelium leben. Um aber zuerst mal in eine Berufung zu kommen, muss man Jesus zur Verfügung stehen, Sklave Jesu sein.
 
 
Aus Saulus wurde Paulus. Der einst ein Verfolger der Gemeinde war und damit Jesus verfolgte, wird zum Sklaven Jesus und damit zum Diener der Gemeinde (Apg. 9,5). Gott setzte in ihn Vertrauen, das Evangelium auszubreiten (1. Tim.1,12-14), es heidengerecht aufzubereiten, aus der jüdischen Religion heraus zu schneiden. Die Bekehrung des Saulus war eine Reaktion auf Gottes Gnade, die ihm vor Damaskus erschien. Seine Bekehrung war keine Reaktion auf die Schriften Moses! Durch seine Gelehrsamkeit als Pharisäer war er ein Verfolger der Christen! Nicht Mose, sondern Jesus machte ihn zu Paulus.
Aus diesem Grunde kann man von Paulus niemals eine Botschaft der Gesetzlichkeit erwarten! Sein Name bürgt für eine gnadenorientierte Botschaft und für Gnadenforderungen, sein Name steht für Gnade!
 
 
 
Paulus erwähnte nicht, dass Jesus sein Herr ist, vielmehr, dass er dessen Sklave ist! Denn Jesus ist Herr über alle und alles - auch ohne das Einverständnis des Menschen -, einfach deshalb, weil Gott ihn zum Herrn aller Herrn gesetzt hat (Phil. 2,9). Wir machen Jesus nicht zum Herrn, wir können nur uns ihm als seine Diener bereitstellen und ihn so als Herrn bestätigen.
Dabei sollte man es nicht versuchen, sich noch andere Herren, um eines vermeintlichen Vorteiles willen, neben Jesus aufzuhalsen; denn wir können nur einem einzigen Herrn effektiv dienen, nur einem ein Diener sein ( Mt. 6.24). Wer sich aber zwei Herren gegeben hat, wird unwillkürlich, nach der Warnung Jesu, den einen lieben und den anderen hassen oder den einen mögen und den anderen verachten. Er wird niemals zum tatsächlichen Dienst durchbrechen.
So kann man verstehen, dass wir seit Adam und Eva, die durch die verbotene Frucht Gutes und Böses zwar erkannten (wie es ihnen von der Schlange verheißen wurde), aber nicht dem Guten oder dem Bösen allein dienen können. Immer dient man beiden - mit nie vollkommener Zufriedenheit.
Man kann auch nicht einerseits dem Menschen gefallen wollen und andererseits gleichzeitig ein Diener Christi sein (Gal. 1,10). Entweder bin ich ein Menschendiener oder Diener Christi. Jesus erwartet unseren Dienst auch nicht, wenn wir noch Sklave eines anderen Herrn sind (1. Kor. 7, 22). Wenn wir aber frei sind, und sei es nur für eine Stunde, sind wir in dieser freien Zeit automatisch verpflichtet, Jesus zu dienen, seine Diener zu sein, ihm zur Verfügung zu stehen, denn er erkaufte uns, wir sind sein Eigentum.
Heute gibt es zwar auch noch ‚Sklaven’, was aber juristisch verboten ist. Aber man kann auch das normale Arbeitsalltag als verpflichtenden Dienst sehen. Wer also einem Chef dient, ist in dieser Zeit von Jesus freigestellt. Und falls er ‚arbeitslos’ ist oder sonst wie vom Arbeitsalltag befreit ist, wird als Christ zum ‚Diener Christi‘! Was aber nicht heißt, dass er irgendetwas tun muss, sondern er wird einfach Jesus zur Verfügung stehen.
 
Meine Berufung orientiert sich einzig und allein daran, ob Jesus mein Herr ist. Daher steht die Beziehung, die Paulus zu Jesus hat (als Sklave) vor seiner Berufung zum Apostel. In Mt. 10 heißt es sehr treffend, dass Jesus die Jünger zuerst zu sich rief und sie erst danach aussandte. Wenn Paulus kein Knecht Jesu gewesen wäre, könnte er auch kein Apostel gewesen sein. Genauso würde er auch kein Verwalter der Geheimnisse Gottes sein können, wenn er kein Diener (1. Kor. 4,4) Christi gewesen wäre.
Jesus ist beides in einer Person: Diener und Herr (Rö. 15,6 und 8)! Beides in einer Person zu vereinigen, sowohl Knecht als auch Apostel, Diener als auch Verwalter, verlangt viel ‚Selbstbewusstsein‘! Viel einfacher wäre es für jeden von uns, wenn wir entweder die eine oder die andere Position einnehmen müssten.
Das Wissen um eine Berufung ist so lange nutz- und wertlos wie es nicht dazu kommt, sich Jesus zur Verfügung zu stellen, d.h. Sklave Jesu zu sein. Man ist dessen Sklave, dem man dient (Rö. 6,16)! Darauf baut die Berufung. Ein Apostel ist demnach ein super Sklave, was wohl in der Arbeit auch einem Chef entsprechen kann.
 
Man mag ein Begnadigter sein (vgl. Paulus) und seine Stellung zu Jesus geklärt haben (vgl. Diener). Vielleicht zeigt sich schon frühlingshaft die Berufung, die auf einem ruht (vgl.  Apostel). Doch jeder geistliche Fortschritt erlahmt, bleibt im Sande stecken, wenn der Prozess, sich ins Evangelium absondern zu lassen, ins Stocken gerät. Wer seiner Berufung gemäß dient, wird sich mehr und mehr in das Evangelium hinein ‚wühlen‘. Das Evangelium ist unsere Ausrüstung zum Dienst!
Das Evangelium Gottes wird zum Evangelium Jesus Christus und dann zu unserem Evangelium, wenn wir uns hinein graben, so sehr, dass alles in uns, uns zu Gott hin ruft. Alle anderen Botschaften, die uns nicht zu Gott rufen, verpflichten zu Werten der Welt und sinnlosen Traditionen. Mit diesem Wissen rufen wir wiederum andere zu Gott, retten die Menschen vor den ‚Evangelien‘, die nur ‚in den Ohren kitzeln‘.
An dem, wie sich jemand ins Evangelium hinein gräbt, erkennt man, wer in seiner Berufung lebt, die Gott gibt. Wer das Evangelium nicht liebt, der kann auch nicht in seiner Berufung leben.
 
 
Tipp:
Kümmere Dich nicht um Deine Berufung, wenn Du Jesus nicht zur Verfügung stehen kannst oder willst!
 
 
Kap. 1, Verse 2 bis 4
„das er durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißen hat über seinen Sohn, der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleische nach und als Sohn Gottes in Kraft eingesetzt dem Geiste der Heiligkeit nach auf Grund der Toten-Auferstehung: Jesus Christus, unseren Herrn.“
 
  
Das Evangelium Gottes hat eine lange Geschichte! Es beginnt nicht erst mit der Geburt, dem Tod oder der Auferstehung von Jesus (hier erfüllt sich das Evangelium lediglich!) und auch nicht erst, als Gott mit Adam nach dessen Sündenfall ein Gespräch zu führen hoffte.
Es war Gottes Vorsatz, Gottes Wille, von Anfang an, bevor der Mensch in die Sünde rannte. Bevor wir Hilfe benötigen, erschafft Gott Hilfe! Welch ein Trost.
Gott erschuf den Menschen, dass er mit ihm, in seiner Gemeinschaft, lebt. Gott sagte: „Lasst uns Menschen machen, in unserem Bilde!“ Hier fing das Evangelium an. Von diesem Vorhaben wird Gott keinen Millimeter abweichen! Das ist sein Vorsatz. Mit diesem Wissen muss die ganze Bibel verstanden werden. Das Evangelium durchzieht - wie ein roter Faden - die ganze Bibel und erscheint sowohl in den hoffnungsvollen Verheißungen als auch in den Gerichtsandrohungen der Propheten. Gott wird Adam (über Jesus) zu seinem Bilde machen, in seine Gemeinschaft führen!
Dieses verheißene Evangelium wurde, je näher Jesus kam, deutlich und deutlicher erkennbar: Gott ruft uns wirklich zu sich! Er meint es immer noch ernst, obwohl wir dem Lügner, Satan, mehr glaubten, als dem, der uns in Liebe zu sich hin erschaffen hatte!
Das Evangelium selbst ist die Botschaft Gottes, der uns zuruft: „Komm!“. So wurde Petrus gerufen, auf dem Wasser zu Jesus zu kommen. Das, was wir oft als das Evangelium bezeichnen, nämlich Jesu stellvertretendes Sterben für uns, seine Auferweckung aus den Toten und seine Vergebung, erweist sich ‚nur‘ als die Lösung, die durch sein Evangelium erst notwendig wurde. Denn wenn jemand dem Evangelium Glauben schenken und zu Gott kommen will, stellt er zu seiner Beschämung, bei manchen ist es Bestürzung, fest, dass er aus eigener Kraft gar nicht kann, weil er ein Sünder ist. Doch Gott ruft (das sagt das Evangelium), weil er alles vorbereitete (davon spricht die Lehre des Christus).
Als Petrus zu Jesus auf dem Wasser kam, entdeckte er, dass ihn das Wasser trug. Die Lehre würde in diesem Falle aufzeigen, dass wenn Gott ruft, dass es dann auch geschieht, möglich wird, was vorher unmöglich war. Man kann auf dem Wort des Evangeliums, das uns zugerufen wurde: „Komm!“, gehen. So trägt auch Wasser!
Die gute Nachricht, dass Gott uns zu sich ruft, kam nicht erst durch eine bestehenden Problematik auf, als Lösung. Denn bevor irgend jemand das Problem des Menschen erfassen konnte, gab Gott bereits die erste Verheißung und stellte sich zu seinem offenbarten Willen, den Menschen zu sich hin zu erschaffen, als sein Gegenüber, in seinem Bilde. Als Adam und Eva noch Mühe hatten, das soeben Geschehene zu begreifen, schenkte Gott schon eine hoffnungsvolle Zusage (für die Schlange war dies eine ‚Gerichtsdrohung‘ 1. Mose 3, 15; dem einen ist die Botschaft Gottes ein Geruch zum Leben, dem anderen aber ein Geruch zum Tode!). Jede Verheißung, die Gott den Menschen gibt, ist gleichzeitig eine Gerichtsandrohung für die alte Schlange. Denn es wird das Evangelium über Gottes Sohn. ER wird der Schlange den Kopf zertreten, da uns die Schlange zurück halten würde, wenn wir auf Gott zu rennen wollten. Jesus kam, um die Werke des Teufels, der Schlange, zu zerstören!
Im Propheten Sacharia wird beschrieben, wie der Hohepriester Josia zu Gott kommt. Er hatte befleckte Kleidung. Und Satan stand zu seiner Rechten. Als ich dies las, dachte ich: „Welch ein Mut von Josia!“ Aber Josia ging zu Gott und Gott verurteilte ihn nicht, sondern gebot, man möge ihm frische Kleidung anlegen! So ist Gott! Der Sünde muss zu Gott, vor Gott. Den Rest macht Gott. Nur dies müssen wir auch annehmen! Sonst wird der ‚König‘ sagen: „Freund, wie bist du hier herein gekommen und hast doch kein Hochzeitskleid an!?“
 
 
Gott reichte sein Versprechen nicht durch irgendwelche Menschen und durch irgendwelche Schriften weiter, sondern durch seine Propheten in heiligen Schriften. Dies zeigt, dass Gott Personen (Propheten) und Dinge (Schriften) zu seinem eigenen Bedarf aussondert und bestimmt. Wer von Gott ausgesondert und bestimmt ist, der ist  Apostel Gottes ( apo = beiseite und stello = gestellt; zu einem Dienst bereit gestellt) und gehört niemandem außer Gott. Diese Ausschließlichkeit bedeutet ‚heilig‘. Kann man sich selbst von allem weg-stellen zu Gott, sich selbst heiligen? Sicher nicht ohne Gottes Zutun, aber wir müssen uns selbst Gott zur Verfügung stellen (Rö. 6,12). Geht Gott darauf ein, so kommt ein Ruf auf unser Leben.
Auf diese Weise hatten die Priester, die den Tempeldienst verrichteten, heilig, für Gott abgestellt, zu sein. Schon rein äußerlich erkannte man sie an ihrem Kopfbund, das ein goldenes Schild schmückte. In dieses Schild war „heilig dem Herrn“ eingraviert. Durch diese öffentliche Auszeichnung blieben sich die Priester ihrer Verpflichtung bewusst, keinem anderen Herrn zu dienen und zu leben. Ebenso sind Gottes Propheten heilig. Sie prophezeien ohne Eigennutz, was Gott der Welt und uns zu sagen hat. Petrus weist darauf hin (1. Petr. 1, 10 bis 12), dass der Geist Christi in den Propheten war und sie aussprachen, was uns als gute Nachricht erreichte. Im zweiten Petrusbrief, Kapitel 1,20 bis 21, heißt es sogar, dass aus menschlichem Willen keine Weissagung hervorgegangen ist und auch nicht ausgelegt werden kann. Wie Menschen beim Weissagen das aussprechen, wozu sie der Heilige Geist treibt, so können Menschen das Offenbarte auch nur dann richtig auslegen, wenn sie vom selben Geist dazu getrieben werden. Die ‚heiligen Schriften‘ verlangen ‚geheiligte Leser‘.
Will Gott Zukünftiges offenbaren, lässt er es vorher, lange Zeit vor seiner Erfüllung, durch seine Propheten wissen, damit niemand behaupten kann, es habe logischer Weise so kommen müssen (Jes. 48,5), wie es gekommen ist. Für Künftiges, das sich aus den bestehenden Verhältnissen ablesen lässt, brauchen wir keine Propheten! So war das Evangelium aus den gegebenen Umständen nicht ablesbar. Denn statt des Evangeliums hätte die Vernichtung des Menschen kommen müssen (siehe dazu die Geschichte über die Sintflut). Denn Adam, der vorher über die Folge von Ungehorsam unterrichtet war, entschied sich gegen Gottes Gebot und zog sich somit das Todesurteil zu.
 
 
Und nun sandte Gott seinen Sohn: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzig geborenen Sohn sandte...!“ Gott sandte nicht irgendeine Botschaft, Worte, sondern er sandte ein Evangelium, das mit seinem Sohn verknüpft ist! Somit tritt bei der Verkündigung des Evangeliums Jesus auf. Diese Botschaft steht und fällt mit der Person Jesus, der einerseits ‚Menschensohn‘ und andererseits ‚Gottessohn‘ ist. Einerseits ist er der ‚Sohn David’s‘ und andererseits der ‚Sohn Gottes‘. Seine Herkunft besteht sowohl ‚gemäß dem Fleisch‘ als auch ‚gemäß dem Geist‘.
Maria ist also lediglich Mutter des Sohnes David’s! Sie ist nicht ‚Mutter Gottes‘! In dem Stammbaum von Jesus, dem Menschensohn, finden wir einige seltsame ‚Heilige‘. Man denke an die Hure Rahab oder an Juda, der mit seiner Schwiegertochter Tamar den Perez zeugte. Selbst im Leben des großen Königs David zeigt sich schwere Verfehlung. Der Stammbaum unseres Herrn Jesus nach dem Fleisch ist typisch Fleisch! Maria musste nicht ‚unbefleckt‘ sein und war auch nicht sündlos, um Jesus zur Welt bringen zu können! Sie gehörte zum Stammbaum ‚gemäß Fleisch‘!
Ganz anders erweist sich die Abstammung von Jesus nach dem Geist. Denn hierbei handelte der Geist der Heiligkeit, der Jesus aus dem Grab holte. Dies zeigt die Gottessohnschaft Jesu. Gott bezeugte ihm bereits bei seiner Taufe am Jordan und der Menschenmenge, die dabei stand, sein Vater zu sein. Durch den Mutterleib von Maria wurde Jesus in König Davids Stammbaum eingepflanzt. Die Zeugung aber durch den Heiligen Geist erst machte ihn zum Sohn Gottes. Seine Auferstehung, die ebenfalls der Heilige Geist bewirkte, bestätigte seine Sohnschaft.
 
 
Die Auferstehung beweist, dass der in Jesus wohnende Geist, der lebensspendende Geist, von Gott, dem Allmächtigen, ist. Die Übereinstimmung des Geistes Jesus mit Gottes Geist bezeugt eindeutig die Gottessohnschaft Jesu. Dieser Geist ist nicht nur lebendig, sondern er macht lebendig (1. Kor. 15,45).
Der Teufel versuchte Jesus in der Wüste mit den Worten: „wenn du der Sohn Gottes bist, dann...!“. Wäre dies ein Beweis seiner Gottessohnschaft, wenn Jesus aus Steinen Brot gemacht hätte? Jesus hat noch viel größere Taten vollbracht! Er hat den zunichte gemacht, der die Macht des Todes hat, den Teufel! Dieser hinterlistige Verführer wollte, dass Jesus seine Gottessohnschaft beweist - auf Veranlassung des Bösen und er somit unter die Herrschaft des Teufels gerät. Man stelle sich den Sieg des Teufels vor, wenn Jesus auf den Rat eingegangen wäre und aus Steinen Brot gemacht hätte: Der Sohn Gottes unter der Herrschaft des Teufels!
Aber Jesus durchschaute dies und wies Satan zurück. Denn Jesus wusste, dass jeder, und wenn er auch nur einem Rat des Teufel folgt, die Sünde tut. Und Sünde bewirkt den Tod, die Trennung von Gott. Und dies hat zur Folge, dass man unter Satans Herrschaft kommt.
Später verwandelte Jesus ohne irgend welche Bedenken Wasser in Wein. Die Gottessohnschaft kann man nicht durch Verwandlungskünste oder anderen Zeichen beweisen, sondern nur durch Auferstehungskraft, durch den lebendigmachenden Geist. Und: warum sollte man überhaupt dem Verführer etwas beweisen? Sind wir ihm etwas schuldig?!
 
 
Jesus hatte eine Geburt, aber zwei Naturen. Auch wir Christen haben zwei Naturen, sind Fleisch und Geist, aber haben zwei Geburten (siehe Joh. 3). Und genauso, wie die Abstammung Jesus von David ihn nicht zum Sohn Gottes machte, so macht uns auch nicht unsere irdische Geburt, das Fleisch, sondern allein der Geist zu dem, was wir vor Gott sind: Gottes Kinder!
Wie sehen wir Jesus? Paulus schreibt (2. Kor. 5,16): „Wir kennen ihn nicht nach dem Fleisch“ - obwohl er ins Fleisch kam (1. Joh. 4,2). Wir erkennen ihn als unseren Herrn, der aus dem Stamm Juda kam und Gottes Sohn ist! Genauso sollten wir auch niemanden nach dem Fleisch er’kennen’ - wir würden uns in dem Menschen täuschen!
 
 
Kap. 1, Vers 5
„Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen für seinen Namen zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen,“
 
Im ersten Vers dieses Kapitels schrieb Paulus von seiner Beziehung zu Jesus. Jesus berief ihn zum Apostel. Nun gibt er uns Einblick in sein Ziel als Apostel, das er in seinem Dienst verfolgt: den Glaubensgehorsam unter allen Nationen aufrichten.
Glaubensgehorsam ist der Gehorsam, der zum Glauben gehört, immer mit dem Glauben verbunden bleibt und ihm entspringt.
Jemand behauptete, dass der Begriff ‚Gehorsam‘ im Neuen Testament abgelehnt werden müsse, weil er an Unterdrückung erinnere und für ihn als Werk des Gesetzes unannehmbar sei. Ist Gehorsam ein Werk des Gesetzes? Gehorsam kann ein Werk des Gesetzes sein, aber auch ein Ausdruck der Liebe. Und ein Werk des Glaubens, denn unser Glaube entsteht durch die Liebe zu Gott.
Nachdem König Saul gegenüber Gott ungehorsam war, sprach der Prophet Samuel zum König: „Gehorsam ist besser als Schlachtopfer“ und „Aufmerken besser als das Fett der Tiere“ (1. Samuel 15,22). Wie das Opfer durch das Fett, so ist der Gehorsam durch Aufmerken bewertet. An blindem Gehorsam also hat Gott genauso wenig Gefallen, wie an einem fettlosen Opfertier.
Wenn der Gehorsam selbst zum Ziel wird, dann ist der Gehorsam ein Werk des Gesetzes. Doch kann ein Opfer in sich selbst schon das Ziel sein? Bei einem Opfer muss Gott das Ziel sein! Er muss entscheiden dürfen, ob ihm das Opfer angenehm ist oder nicht (Rö. 12,9; vgl. auch die Opfer von Kain und Abel). So dient der Gehorsam keinem Selbstzweck, so als würde Gehorsam schon genügen, Forderung abgehakt.
Gehorsam richtet sich auf den, dem man gehorcht: Gott. Aber gerade dabei mangelt es bei dem Gesetzesgehorsam; denn da ist das Gesetz Maß und Ziel des Gehorsams.
Wir haben keine ‚Gehorsamsethik‘, wie wenn der Gehorsam zum guten Ton gehört. Gerühmt ist nicht der Gehorsam, sondern der Glaube, aus dem er entspringt! Wenn wir glauben, dann handeln wir auch. Und das ist der ‚Gehorsam des Glaubens‘. Wer sagt, dass er glaubt, jedoch nicht demgemäß handelt, besitzt nur einen toten Glauben! Und wenn er mit dem toten Glauben gehorcht, dann ist dies ein Kadaver-Gehorsam!
Man richtet seine Aufmerksamkeit auf den, dem man gehorchen will (Ps. 123,2). Denn der Glaube, der diesen Gehorsam erst ermöglicht, ist das Ergebnis davon, dass man sich ausrichtete, aufmerkte.
DAS für alle Zeiten gültige Vorbild für Gehorsam ist Jesus Christus selbst (Phil. 2,8). Er lernte im Leiden gehorsam zu sein (Heb. 5,8). Diesen Gehorsam also erlernen auch wir im Leiden, denn im Leiden greift man nach dem Glauben, der dem Leiden den Sinn zurück gibt.
Zuerst müssen die Gedanken unter den Gehorsam Christi gestellt werden (2.Kor. 10,4 bis 6), dann erlauben sie uns im Gehorsam zu handeln. Vermischen sich Leiden nicht mit unserem Glauben, entwickeln sich schwere Zeiten selbstständig zu Rebellion! Wer mit Gott hadert, kann zwar gehorchen, aber daraus entsteht kein Glaubensgehorsam!
Warum aber will Paulus in Rom den Glaubensgehorsam aufrichten? Gab es bei den Christen in Rom den Glaubensgehorsam noch nicht?
Es wurde vom Glauben der römischen Christen in der ganzen Welt geredet (Rö. 1,8) und ebenso sprach man von ihrem Gehorsam (Rö.16,19). Aber wenn der Glaube nicht den Gehorsam hervor bringt und der Gehorsam sich nicht auf den Glauben gründet, bedeutet dies für Paulus vielleicht eine Menge Arbeit! Damit der Glaube Gehorsam hervorbringt, verkündigt er das Evangelium. Das Evangelium spricht den Glauben an und will ihn erwecken. Leider gehorchen nicht alle dem Evangelium (Rö.16,16). Sie können es auch nicht, weil es ihnen am Glauben, der durch Lüge zerstört wird, mangelt.
Gehorsam verändert uns genauso wie der Ungehorsam. Der Ungehorsam Adams stempelte die ‚Vielen‘, alle Nachkommen Adams, zu Sündern. Aber durch den Gehorsam Jesu wurden die ‚Vielen‘ zu Gerechten (Rö. 5,19) erhoben. Welch eine Dimension eröffnet doch gerade der Gehorsam!
Und gerade diesen Gehorsam haben wir im Kampf gegen die Sünde so nötig ( Rö. 6,17 bis 19). Der Anker unseres Gehorsams ist der Glaube; der Anker unseres Glaubens ist Jesus Christus, unser Herr! Wenn uns der Gehorsam verändern soll, muss er so fest mit dem Glauben verankert sein, dass wir beim Gehorchen beständig glauben! Nur wenn der Glaube nicht punktuell, bei größeren Themen, sondern linear unser Leben begleitet, kann der Gehorsam auch in uns das bewirken, wozu Paulus Gnade und Apostelamt empfing, nämlich dem Namen Jesus zu dienen. Also nicht glauben, dann gehorchen und dann wieder glauben und wieder gehorchen. Nacheinander. Sondern parallel! Während ich glaube, gehorche ich. Auf Jesus gründen wir unsere Glaubenserfolge. Vgl. Apg.3,16: „… durch den Glauben an seinen Namen hat sein Name diesen stark gemacht!“ Der Glaube an den Namen Jesus setzt die Wunder des Namens Jesu frei! Lebender Glaube ist gefährlich! „Sage mir, was Du glaubst und ich verstehe Deine Werke!“
 
 
Kap. 1, Verse 6-7
„unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi. Allen Geliebten Gottes, berufenen Heiligen in Rom: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“
 
 
Vers 5 endete mit den Worten: „... Glaubensgehorsam unter allen Nationen“.
Dieser gehorsame Glaube ist kein privates Eigentum der Heiligen. Er gehört unter alle Nationen, wie Same nicht in die Säcke, sondern aufs Feld gehört! Die Nationen sind zu Gottes Ziel geworden. Denn Gott liebt die ganze Welt - nicht nur seine Gemeinde!
Wie schön, dass wir zur Zielgruppe Gottes geworden sind! Das ist außergewöhnlich. Denn bevor Jesus kam, hatte nur Israel den Vorzug, von Gott angesprochen zu sein. Aber nun zählen wir unmissverständlich zur Zielgruppe, wenn wir zu den Nationen gehören. Und aus dieser Zielgruppe erwählt uns der Glaubensgehorsam, Heilige Gottes zu sein.
Wir sind 1. berufene Jesu Christi bzw. berufene Heilige, weil wir uns 2. dazu erwählen ließen, geliebt zu werden und damit Geliebte Gottes zu sein.
 
Es gibt die Berufung zum Dienst (Vers 1) und eine weitere, grundlegende, zu einem Leben mit Jesus (Vers 6). Beide Berufungen gehören zusammen, sowohl der Ruf zum Dienst - wie z.B. der Ruf zum Apostel - als auch der, zum Leben mit Jesus. Doch die Grundlage ist die Einladung, der Ruf zu Jesus, als Geliebte Gottes. Denn ob jemand eine Berufung zu einem Dienst erhält, hängt auch damit zusammen, inwieweit jemand zur Verfügung steht!
Weil Gott uns liebt, rief er uns. Da wir auf seinen Ruf eingegangen sind, heiligte er uns und nennt uns Geliebte (Rö. 9,25). Und nun gehören uns Gnade und Frieden.
Wenn man bedenkt wie der Mensch geartet ist und wie schuldbeladen er vor Gott steht, kann man kaum auf Frieden mit Gott hoffen.
Frieden kann uns nur aufgrund von Gnade geschenkt werden. Das ist wichtig und gut zu wissen. Ohne Gnade gibt es keinen Frieden, sondern nur das, was wir verdienen. Wir erhalten entweder aufgrund von Gnade (Römer 4,4) Frieden (vergl. Römer 2,10) oder entsprechend dem Verdienst bleibt uns nur Gottes Zorn (Vers 18).
 
 
Es mag uns verwundern, dass beides, Gnade und Friede, schon im Alten Bund, nämlich im aaronitischen Segen, enthalten ist (4.Moses 6,24-26 und Apostelgeschichte 3,20).
Kann Gnade etwa doch mit dem Gesetz harmonieren und den Gesetzesgehorsam aufrichten?
Der Wunsch nach Frieden war selbstverständlich schon im Alten Testament vorhanden und wurde auch von Gott verheißen (siehe Jesaja 32,17). Mose verkündigt eine solche Verheißung (3. Mose 26,6), zu der wir die Bedingung schon im dritten Vers erfahren: Gott ist bereit, einen tiefen Frieden zu schenken, so dass Israel durch niemand und nichts aufgeschreckt werden soll, wenn es in Gottes Ordnungen lebt und seine Gebote hält. Hier ist Friede der Lohn für Werke, mit denen wir ihn uns verdienen können.
Aber wo ist unter Gesetz Raum für Gnade?
Gnade gibt es dort, wo das Angesicht Gottes erscheint. Dasselbe gilt auch für den Frieden. Jedoch musste jeder, der Gnade und Frieden erhalten wollte, sich die Freundlichkeit des Angesichtes Gottes verdienen, bis zum Angesicht Gottes durchbrechen!
Im zweiten Buch Mose, Kapitel 34, Vers 6, lesen wir, dass Gnade und Barmherzigkeit ein Wesenszug Gottes ist, der sich durch das Gesetz nicht verbergen lässt. Gott gab sogar denen Gnade, die sich an ihm versündigten (2. Mose 34,7). Aber dadurch, dass Gott im Alten Bund die Schuld der Väter auf die Schultern mehrere Generationen verteilte, bis ins 3. und 4. Glied, erfuhr die Gnade im Alten Bund eine Einschränkung, die mit dem neuen Bund hinweg genommen worden ist. Im Neuen Bund wurde ein für alle mal gesühnt.
Gnade und Friede kommen von Gott, also von Gott dem Vater, von Gott dem Sohn und Herrn Jesus und von Gott dem Heiligen Geist. Es sind wie verschiedene Gesichter, aber es ist ein Gott. Es ist nicht so wichtig, dieses ‚göttliche Rätsel‘ zu verstehen. Wichtiger ist es, die Dreieinigkeit sowohl in ihrer Ganzheit als auch in ihrer Aufteilung in 3 Personen im Glauben anzunehmen - und keinen der 3 zu unterbelichten.
Eine Hilfe, um Dinge zu verstehen, die man sich nicht vorstellen kann, ist dies, dass man sich ein Modell nimmt. Anhand des Modells kann man dann das schwer verständliche verstehen. Hier nun das Modell, das Gott selbst gab: er sagte: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde.“ Wir, die wir aus Leib, Seele und Geist bestehen, sind Gottes Abbild. Auch wir sind drei und doch eins. Zwar sind wir keine ‚Drei-Einigkeit‘, da wir in uns oft Kämpfe spüren, Kämpfe der Gefühle mit dem Verstand oder mit dem Körper.
Manche kommen mit dem Vater-Gott ganz gut klar, aber nicht mit dem Sohn, dem Herrn. Doch „wer den Sohn nicht hat, der hat auch den Vater nicht“.
Andere kommen mit dem Sohn klar, aber retuschieren den Geist weg oder machen ihn zu einer gesichtslosen Kraft. „Wer den Geist nicht hat, der gehört Jesus nicht“.
Als Vater unterliegt ihm die Erziehung seiner Kinder und die Verteilung des Erbes; der Sohn ist als Herr der Herren eingesetzt und besitzt die Autorität und Macht in seinem Reich, das die ganze Welt, die sichtbare und die unsichtbare, umfasst.
Und der Heilige Geist? Hat auch er mit Gnade und Frieden zu tun?
In Heb. 10,29 wird er sogar deutlich ‚der Geist der Gnade‘ genannt und in Rö. 14,17 wird ausdrücklich gesagt, dass der Friede im Hl. Geist ist.
Der Hl. Geist überbringt uns die Gnade und den Frieden von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus, der ebenfalls Gott ist.
 
 
Tipp:
Lass dich mehr lieben! Du bist ein Geliebter Gottes. Vergiss das nicht. Wir sind nicht liebens - wert, sondern Liebe - bedürftig!
 
 
Kap. 1, Verse 8-13
„Aufs erste danke ich meinem Gott durch Jesus Christus euer aller wegen, dass euer Glaube verkündet wird in der ganzen Welt. Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist an dem Evangelium seines Sohnes diene, wie unablässig ich euch erwähne allezeit in meinen Gebeten, indem ich flehe, ob ich nun endlich einmal durch den Willen Gottes so glücklich sein möchte, zu euch zu kommen. Denn mich verlangt sehr, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu stärken, das heißt aber, um bei euch mit getröstet zu werden, ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen. Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen und bis jetzt verhindert worden bin damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte, wie auch unter den übrigen Nationen.“ 
 
 
Paulus war in seinem Dienst ein erfolgreicher Mann. Von ihm können wir lernen.
Worin besteht sein Erfolgsrezept? Wenn alles gut läuft, wenn der Weg keine Schwierigkeiten bietet, braucht man nicht zu den Erfolgreichen aufzublicken. Erst dann, wenn sich Widerstände aufbauen, Sand im Getriebe knirscht, sucht man Erfolgreiche und deren Rat. Wenn der Erfolg errungen ist, wird auch das Rezept anerkannt und kopiert.
Sein Erfolgsrezept lag in
 
      1. seiner Überzeugung: „aufs erste danke ich meinem Gott.“
      2. seinem Dienst: im Geist
 
 
 
Selbst wenn die Arbeit Paulus über den Kopf wachsen will, widmet er sich nicht sofort den Aufgaben, sondern begibt sich in die Gegenwart Gottes, um Gott für das zu danken, was Gott an Arbeit schon geleistet hat. Zuerst müssen wir sehen, was Gott schon vorbereitete, damit wir nicht meinen mit Gott aufzubauen und eigentlich nieder reißen oder  zu sammeln und eigentlich zu zerstreuen. Bevor wir an die Arbeit gehen, müssen wir sehen, dass Gott schon gehandelt hat. Bevor die Erweckung kommt, wirkte Gott schon. Als Gott Abraham aus seines Vaters Haus rief, in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wird, da war Gott schon angekommen und empfing Abraham.
Erst nachdem Paulus sieht, was und dass Gott schon auf dem Plan ist, wofür er Gott dankt, wendet er sich der Arbeit zu. Denn er dient Gott und nicht den Problemen, sie zu lösen! Und im Endeffekt dient nicht Paulus den Geschwistern in Rom, sondern es ist die Liebe Christi, die ihn dazu drängt (2. Kor. 5,14), nicht seine eigene, sehr begrenzte Liebe.
Denn wo Gott nicht der Erste ist, wird er auch nicht der Letzte sein; wo Gott nicht den Anfang setzt, wird er auch nicht den Schlussteil setzen, vollenden. „Wo Gott nicht das Haus baut, bauen die Arbeiter umsonst“ wusste schon David vor mehr als 3000 Jahren - und das stimmt auch heute noch!
Schlimmer noch: jede Pflanze, die Gott nicht pflanzte, die reißt er aus!
Durch diese Einstellung, Gott zuerst zu danken, erkennt er, was Gott schon im Verborgenen tat, an Grund gelegt hat (vgl. 2.Tim. 1,5). Er sieht, was Gott getan hat, und darauf baut er nur auf (1. Kor. 3,11).
Dieser Dank, der zu seinem Erfolgsrezept gehört, ist Teil seines ‚privaten Gottesdienstes‘.
 
 
Tipp
Erst danken, dann denken! Sonst kommt es dazu: „Der Mensch dachte und Gott lachte!“
 
 
Doch zu seinem gesamten Dienst zählt auch
2. sein Dienst im Geist (vgl. Phil. 3,3 und Hebr. 9,14) und der Dienst im Evangelium.
In diesem ‚Dienst des Geistes‘ kann und gefällt es Gott, Zeuge für Paulus zu sein. So gibt Gott nicht nur Zeugnis durch Zeichen und Wunder, auf die wir vielleicht vielmehr Wert legen, sondern auch dem Geist des Paulus selbst (Rö. 8,16).
Der Dienst des Geistes ist auch der Dienst des Evangeliums, das nicht nur gepredigt, sondern auf Herzenstafeln geschrieben werden muss (2.Kor. 3,3). Erst dann hat es seine Erfüllung gefunden. Paulus stellte einmal den ‚Dienst des Geistes‘ im Gegensatz zum ‚Dienst des Buchstabens‘, des ‚Dienstes des Gesetzes‘ dar. Das ist ein ‚entweder – oder‘, entweder dient man dem Gesetz Mose oder dem Geist Christi! Natürlich kann man im Gesetz Mose deutlicher das ‚Neue‘ verstehen lernen. Aber entweder man dient den ’10 Geboten’, bzw. den 600 Geboten aus dem Alten Testament oder man dient dem Gebot Christi (davon aber mehr in Römer 7 nachzulesen).
 
Der Dienst des Geistes, des Evangeliums, bei dem man auf Herzenstafeln und nicht auf Steintafeln schreibt, führt Paulus nach Rom. So würde er sich ‚glücklich‘ schätzen, wenn er durch Gottes Willen nach Rom kommt. Er will nicht einfach nach Rom, er will durch Gottes Willen, auf Gottes Weg, nach Rom!
Normalerweise wird für ‚glücklich‘ das griech. Wort ‚makarios‘ gebraucht. Aber an dieser Stelle wählt Paulus das Wort ‚eu-odo‘, das wörtlich besser mit ‚guter-Weg‘ übersetzt werden kann. Paulus erwartet von Gott nicht nur das Ziel, sondern auch einen ‚guten Weg‘ zum Ziel. ‚Glücklich sein‘ bedeutet hier demnach ‚auf einem guten Wege zum Ziel gelangen‘.
Für mich beinhaltet Glück immer eine positive Überraschung über Ziel und Weg. Wenn ich diese Überraschung nicht spüre, weil ich vielleicht nur eine Seite der Situation wahrnehme, dann werde ich auch das Glück nicht wahrnehmen, das sich in der Situation befindet. Denn Glück benötigt, meiner Meinung nach, immer den Vergleich. Blicke ich zum Himmel, dann empfinde ich den Vergleich zur Erde und komme zu einer erfüllenden Ruhe. Erlebe ich eine etwas negative Situation und nehme aber dazu mich im Vergleich wahr, der ich zu Gott gehöre, dann empfinde ich ‚Glück‘, obwohl ich deprimiert sein könnte.
Glück empfinde ich dann, wenn Ziel, eigener Wunsch oder von Gott gesetztes Ziel, sich mit dem dahin führenden Weg zu einem Guss verbindet bzw, verbunden hat.
Der Wille Gottes legt nicht nur das Ziel fest, sondern schließt auch den Weg zum Ziel mit ein! Somit ist Gott der Garant für Glück.
Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Die Mittel selbst müssen heilig sein.
 
Paulus wurde oft gehindert, sein Vorhaben durchzuführen. Es mangelte eben am ‚guten Weg‘! So wurde er einmal durch Satan (1.Thess. 2,18) und ein andermal durch den Hl. Geist (Apg. 16,6-7) gehindert. Sein Vorhaben scheiterte auch manches Mal daran, dass er die Gemeinden schonen wollte (2.Kor. 1,23). Doch wenn der Wille Gottes ihn zum Ziel führt, wird ihn niemand und nichts hindern, weil nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg von Gott ist. Deshalb will auch Paulus, so Gott will, nach Rom - auf dem Weg, den Gott dazu frei macht. Gott gibt eine ‚offene Tür‘. Wir machen uns oft zu viele Sorgen, wie wir den Willen Gottes umsetzen können. Doch Gottes Willen birgt schon den Weg in sich, wie auch schon im Samenkorn der Weg liegt, wie die Pflanze wachsen wird. Und nebenbei führt Jesus im ‚Vater-Unser‘ den Willen Gottes an 3. Stelle an; zuerst kommt der Name Gottes, dass er geheiligt werde. Dann die Herrschaft Gottes, dass sie komme. Und dann erst der Wille Gottes! Sein Name und Herrschaft bereiten den Weg, dass sein Willen geschehen darf und wird!
Der ‚gute Weg‘ nach Rom war ein Weg eines Gefangenen! Auf Staatskosten. Wie die Wege doch manches Mal ausfallen!
 
 
Durch geistliche Gnadengaben will Paulus die Christen in Rom stärken und festigen. Immer mit dem Ziel, dass der Glaubensgehorsam gefördert wird, Christen das tun können, was ihrem Glauben entspricht. Im 12. Kapitel schreibt er, dass das ‚Maß des Glaubens‘ unsere Grenzen sein soll.
Ist es nun sogar der Gebrauch der Gnadengaben, der uns festigt? auf jeden Fall tröstet uns der Gebrauch der Gnadengaben, zeigt dies doch die Gegenwart des Heiligen Geistes. Wir „stehen fest im Glauben“ und betätigen die Gaben des Geistes. Daran erkennt man die Festigkeit des Glaubens, wenn man sich in ihm trösten lassen kann und ihn nicht vor jedem Problem schützen muss.
Gebrauche die Gnadengaben und der Glaube wird gefestigt. Gebrauche die Gaben des Teufels (Lüge) und der Glaube wird systematisch abgebaut.
 
Von der Festigkeit der römischen Christen erhofft sich Paulus außerdem selbst Glaubensaustausch. Und dass die römische Gemeinde ihn unterstützen wird, wenn er nach Spanien reist, um dort zu missionieren
Gefestigter Glaube tröstet.
 
 
 
Kap. 1, Verse 14-17
„Sowohl Griechen als auch Nichtgriechen, sowohl Weisen als auch Unverständigen bin ich ein Schuldner. Dementsprechend bin ich, soviel an mir ist, willig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: «Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.»“
 
 
Paulus wurde von einem großen Verlangen in Bewegung gehalten und dieses Verlangen war darin verankert, dass er ein Schuldner war, er aber nicht aus Schuld vor Gott, sondern aus Liebe zu Gott handeln wollte. Aus der Aufzählung der verschiedenen Menschengruppen, für die er eine Schuld hatte, kann man entnehmen, dass sich Paulus als Schuldner von allen Menschen betrachtet. Er scheint niemanden auszuschließen, weder die Weisen, Denker und Unverständigen noch die Griechen mit ihrer Kultur oder andere Nationen.
Damit er aber nicht von der Schuld getrieben wird, bedeutet, dass er mehr als das tut, was er schuldig ist zu tun.
Wenn wir aus Schuld etwas tun, dann werden wir irgendwann erlahmen. Was wir aber aus Liebe tun, trägt uns durch.
 
 
Bei einer Aufgabe, die man freiwillig übernommen hat, lässt sich der Arbeitsdruck verhältnismäßig gut ertragen. Aber um eine Bürde zu bewältigen, die man unfreiwillig aufgeladen bekommt, braucht es eine Eigeninitiative, die den Auftrag in eigenes Wollen umwandelt. Dann heißt es nicht mehr - entschuldigend: „auf dein Wort hin“, weil ich an den Erfolg selbst nicht glaube. Sondern ich erfülle gerne den Auftrag, da er zu meiner Aufgabe wurde, die Botschaft zu meinem Evangelium. Ich ließ mich ins Evangelium absondern.
 
 
Diese Eigeninitiative bei Paulus zeigt sich in dem Wort 'Willigkeit'. Im griechischen Bibeltext finden wir hier den Ausdruck ‚pro - thymos‘ und bedeutet ‚Voraus-Verlangen‘ haben.
‚Thymos‘ ist das Verlangen. Das Verlangen ist die antreibende Kraft. Jesus belehrt uns darüber im Matthäus-Evangelium (Mt. 26,41), dass der Geist ‚pro-thymos‘ habe, während das Fleisch ‚schwach‘ ist. Durch diesen Geistes ist es möglich, schon bevor man seiner Aufgabe gegenübersteht, darauf vorbereitet zu sein.
Die Kraft zur Handlung kommt vom Geist, denn er ist ‚Voraus-Verlangend‘.
Wir sind irgendwie und irgendwo immer jemandem etwas schuldig (auf jeden Fall die Liebe! Römer 13,8). Paulus lebte in dem Bewusstsein, bei allen Menschen (wegen Jesus) in Schuld zu stehen. Aber er besitzt dieses ‚voraus-Verlangende Begehren‘ des Geistes, seiner Schuld nachzukommen (besser: zuvorzukommen). Seine ‚Schuld‘ wird von dem eigenen Wunsch, die Botschaft zu verbreiten, federleicht, ja, selbsttragend.
 
 Tipp:
Schau auf den Geist - nicht auf die Pflicht. Denn die Pflicht drückt, aber der Geist wirkt in dir ein Verlangen, deine Pflicht zu tun.
 
 
Dieses ‚Vorausverlangen‘ kommt bei Paulus aus dem Wissen, dass die Verkündigung Gottes Kraft frei setzt. Die Predigt des Evangeliums entzündet die Schnur, die zur Sprengladung Gottes, dem Evangelium führt, wie es jemand einmal ausdrückte.
 
 
Das Wissen um die Kraft Gottes, die sich dann zeigt, wenn Rettung zum Ziel wird, lässt Paulus kühn das Evangelium predigen. Er weiß woher und wohin der Wind Gottes weht (Joh. 3,8). Was für eine Dynamik löst doch der ‚Erfolg‘ (Rettung von Seelen für den Himmel!) in der Verkündigung aus!
Die Richtung, in die die Kraft Gottes zeigt und drängt, ist das Heil, die Rettung. Wer auf dieser Welle ‚surft‘, erlebt Gottes Kraft!
Diese Richtung ist ‚aus Glauben - zu Glauben‘ (vgl. Rö 5,1-2 Rechtfertigung aus Glauben, Zugang im Glauben)
Genauso wenig, wie man nicht Angeln geht, wenn man weiß, dass man nichts fängt, so wird auch niemand das Evangelium predigen, wenn er weiß, dass es nicht zur Rettung führt.
Dabei ist es sehr tröstlich, dass nicht ‚ich‘ die Kraft Gottes sein muss, wie man Simon, den Zauberer, nannte (Apg. 8,10), sondern sich die Kraft Gottes im Heilsgeschehen (= aus Glauben - zu Glauben) offenbaren wird! Steige ich ein in Gottes ‚Heilsgeschichte‘, erlebe ich die Kraft Gottes.
Wer Gott, der Wasser in der Wüste gibt, kennen lernen will, muss mit Gott in die Wüste. Da entsteht dann ‚Heilsgeschichte‘.
 
 
Diese Heilsgeschichte vollzieht sich in meinem ganz persönlichen Leben, genauso wie in der großen Heilsgeschichte des Volkes Israels und der Völkerwelt und zwar immer ‚aus Glauben zu Glauben‘. Israel kommt ‚aus‘ dem Glauben von Abraham und wir, die Heiden, gelangen ‚durch‘ Glauben (Rö. 3,30) gemeinsam mit Israel auf den Heilsweg ‚zu‘ dem gemeinsamen Glauben, der in Jesus all die Wunder wirkte. Überall da, wo die aus Israel und die aus den Nationen ‚zu‘ diesem Glauben kommen, bilden sie vor Gott eine Einheit, IHM zur Ehre!
Jesus veranschaulicht diese Einheit an zwei Schafherden, die ER zu einer einzigen Herde zusammenführen und ihr dann vorangehen wird (Joh. 10,16). Die eine Herde kommt aus dem Glauben, die andere durch den Glauben, und beide zusammen zu dem Glauben an Jesus, dem Hirten.
Im Erlebnisvorgang meiner eigenen Heilsgeschichte komme ich ebenfalls ‚zu‘ einem wunderwirkenden, lebendigen Glauben. Doch dafür reicht oft mein Glaube, aus dem ich komme, nicht. In der Regel wurde er von den Erwachsenen schon in den Kindertagen zerstört, die über die Leichtgläubigkeit eines Kindes lachten und mich noch extra belogen. Da greife ich zum Glauben Jesu, durch den ich zu dem Glauben finde. Deshalb ist es oft unerlässlich, den Glauben, aus dem wir kommen, der durch die Lügen zerfressen ist, zu reinigen, dass er uns nicht gegen den Strom Gottes zwingt. Denn oft gelangen wir nicht zu diesem Glauben, der Wunder wirkt, weil der Glaube, aus dem wir kommen, uns zurückhält. So wurden viele aus Israel damals zurückgehalten an Jesus zu glauben, da sie sich eben nicht auf Abraham berufen durften: „Wäre Abraham euer Vater...“. Ihr eigener Glaube war nicht der Glaube Abrahams.
Ja wir brauchen alle einen erneuerten Glauben. Und der kommt nur durch Erfahrungen, neue Erfahrungen, die wir mit Jesus machen. Aber der erneuerte Glaube kommt nur, wenn wir auch durch die neuen Erfahrungen unseren unzureichenden Glauben, der sich entweder auf die Kultur oder Religion bezieht oder durch Lügen zerstört wurde, hinterfragen.
 
 
Die rettende Kraft des Evangeliums ist für alle Menschen zugänglich, die zu dem Glauben Jesu Christi finden. Da besteht kein Unterschied zwischen Jude und Heide, obwohl der Jude, im Gegensatz zum Heiden, aus Abraham kommt. Und dass es keinen Unterschied gibt, ist gerecht! Weil das Angebot allen galt und gilt, ist Gott bei seiner Rettungsmaßnahme gerecht!
Gottes Verheißung lautete:
 
      „Ich will meinen Geist auf alles Fleisch ausschütten“ (Joel 3,1).
 
Der Ausdruck ‚alles Fleisch‘ beinhaltet natürlich auch das ‚Fleisch der Heiden‘ (vgl. Gal, 2,15, wo Paulus von dem Juden schreibt, der nicht ‚Sünder‘ wie die Heiden ist; in Vers 16 nennt er diesen Juden ‚Mensch‘ und in Vers 17 ‚Fleisch‘ - wie wir alle sind, ob Jude oder Heide).
Es ist also Gottes Recht (vgl. Rö. 3,29 und 10,12-13), wenn er seine Rettungskraft ebenfalls den Heiden anbietet - sind wir doch alle ‚Fleisch‘.
Die Gerechtigkeit Gottes besteht nun darin, dass jeder, egal wer er auch sei, die rettende Kraft Gottes auf diesem Glaubensweg erleben darf.  „Denn darin“ wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Es ist nicht deshalb gerecht, weil alle gleich behandelt werden, sondern weil Gott schon im Alten Testament verheißen hat, sich festlegte, dass er so handeln will und wird.
 
 
Das Rettungsangebot für ausnahmslos jeden Menschen ist auch deshalb gerecht, weil Gott das Leben des Gerechten schon im Alten Bund ganz klar an den Glauben gebunden hat: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Hab.2,4). Es kommt nicht auf die Stellung an, die ein Mensch vor Menschen einnimmt. Auch nicht auf das Gesetz Mose!
Es ist interessant, dass Paulus dem Wort des Propheten Habakuk, das er ebenfalls in seinem Brief an die Galater erwähnt, noch das kleine Wörtchen ‚aber‘ hinzufügt: „Der Gerechte ‚aber‘ wird aus Glauben leben“. Nur der Gerechte kann wirklich aus dem Glauben leben. Ungerechtigkeit hindert uns, aus Glauben zu leben. Es liegt weniger an meiner Willensstärke als vielmehr an meiner Gerechtigkeit vor und von Gott, ob ich glauben kann.
 
Der Gerechte lebt und handelt nicht aus Schuldgefühlen, Angst oder Gier, sondern sein Leben und Handeln entspringt seinem Innersten, seinem Glauben. Er lebt ‚glaubwürdig‘!
 
 
Jesus sagte einmal: "Lasst die Toten ihre Toten begraben!"
Glaube eröffnet sich nur dem, der sich der Wahrheit stellt, denn Gott will rechtfertigen, damit man glauben kann. Aber wer die Rechtfertigung, die von Gott kommt, nicht annimmt, der findet auch nicht zum Glauben. Wer aber nimmt die Rechtfertigung an? Doch nur der, welcher sich ins 'Licht' Gottes getraut, sich mit seiner Ungerechtigkeit der Wahrheit stellt, d.h. Sünde vor Gott offen darlegt. Dann findet er zum Glauben.
 
 
Kap. 1, Verse 18-20
„Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien;“
 
 
Merkwürdigerweise richtet sich Gottes Zorn gar nicht auf den Menschen. Gottes Zorn will die Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit treffen! Da im Evangelium Gottes Gerechtigkeit geoffenbart wird und das Evangelium Gottes Kraft zur Rettung ist, ist jede Ungerechtigkeit gegen Gottes Rettungswillen. Ungerechtigkeit verdeckt Gottes klaren Willen, Menschen zu retten! Deshalb richtet sich Gottes Zorn gegen Ungerechtigkeit, da sie "predigt": Gott will den Menschen töten, verdammen und nicht retten. Dieselbe Lüge die schon damals die Schlange an Eva herantrug: "Ihr werdet nicht sterben! Gott will nicht, dass ihr klug werdet, er will, dass ihr abhängig von ihm seid. Iss von dem Baum der Erkenntnis und du wirst sein wie Gott!" Wer auf die Schlange hört, kann nicht glauben, dass "Gott die Welt sosehr liebt, dass er seinen eigenen Sohn gibt, dass jeder der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat!". Gott liebt den Menschen, egal wie gut oder schlecht er ist! Wer sich diesem Willen entgegenstellt, kommt unter Gottes Zorn. Das heißt: Gott wird wütend, da er durch Lüge als böse hingestellt wird, der den Menschen hasst. Somit zeugt der Zorn Gottes von Gottes Liebe.
 
Wenn sich der Mensch von der Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit nicht trennt, kann er Gottes Liebe nicht glauben und wird ebenfalls, wie die Ungerechtigkeit selbst, von Gottes Zorn getroffen. Dieser Mensch wird von Satan, der Ungerechtigkeit zum lebenden Schild gegen Gottes Liebe. Würde sich der Mensch, egal wie sehr er mit Schuld beladen ist, von Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit trennen, träfe ihn der Zorn nicht mehr, sondern er würde der Liebe Gottes begegnen!
 
Dabei müssen wir 2 Dinge unterscheiden: 1. der Zorn Gottes und 2. das Gericht Gottes.
Hätte jemand keine Schuld (vielleicht weil sie ihm schon vergeben ist), dann würde ihn aber der Zorn Gottes trotzdem treffen, wenn er sich von Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit nicht trennt. Denn der Zorn Gottes ist nicht die Strafe für Schuld. Schuld wird im Gericht bestraft. So kann ein Christ Vergebung erlebt haben, aber immer noch unter Gottes Zorn stehen (in Rö 5,9 heißt es nicht, dass wir deshalb vor dem Zorn gerettet werden, weil wir gerechtfertigt sind (Rechtfertigung betrifft die Schuld), sondern wir werden, wenn wir gerechtfertigt sind, vor dem Zorn gerettet, weil Jesus für uns eintritt!.
Kein Mensch ist schuldlos. Doch unser Problem ist nicht die Schuld. Schuld ist bezahlbar – und dafür kam Jesus. Unser Problem ist, dass uns eine Frechheit dazu verleitet, zu behaupten, es gäbe keinen Gott; und wenn wir in unserer Ungerechtigkeit an Gott glauben, dann glauben wir an einen Diktator, ein Gott der unser Unheil will, von dem man sich befreien muss. Anders formuliert: wir stehen seit der ersten Sünde im Paradies unter einem Zwang, selbst wie Gott sein zu müssen. Das ist unsere Gottlosigkeit.
Wodurch haben wir diese Frechheit, diesen Mut? Durch Ungerechtigkeit: Adam aß, was ihm nicht zustand! So kam die Ungerechtigkeit in unser Leben und hilft uns wie ein Rechtsanwalt gegen Gottes Forderungen.
Ungerechtigkeit macht blind für Recht. Denn nur durch diese Blindheit gelingt es der Gottlosigkeit die Wahrheit (griechisch: a-letos = das Unverhüllte) zu verhüllen und somit zu unterdrücken. Nicht durch die Gottlosigkeit unterdrückt der Mensch die Wahrheit, sondern durch die Ungerechtigkeit. Denn die Gottlosigkeit würde gerne vor der Wahrheit die Augen verschließen, aber ist dazu nicht in der Lage, da die Wahrheit zu hell leuchtet. Aber mit der Ungerechtigkeit schafft der Mensch den rechtlichen Rahmen, die Wahrheit, zu unterdrücken, dass er ihr nicht glauben muss. Und Ungerechtigkeit ist eine Gerechtigkeit, aber ohne Gott, die sich Gottes Gerechtigkeit nicht unterordnet (Römer 10, 3). Die Gottlosigkeit nörgelt solange im Menschen, bis dieser die Ungerechtigkeit zu Hilfe nimmt, die Wahrheit zu unterdrücken. Doch der die Pläne der Ungerechtigkeit ausführen muss, bin ich selbst! Gottlosigkeit (griechisch: a sebeia = das ‚Nicht-Ehren‘) weigert sich, den zu ehren, dem die Ehre gebührt. Trenne ich mich nicht von der Gottlosigkeit, werde ich Gott nicht ehren. Trenne ich mich nicht von der Ungerechtigkeit, werde ich - ungerechterweise - mich selbst ehren müssen!
 
Dass Gott zornig werden kann, ist schon eigentümlich. Aber da Gott nicht wegen einer Fliege aufbrausen wird, bedeutet dies, wenn er auch zornig werden kann, dass es ein Prinzip gibt, nach dem wir alle, ob Gott oder Mensch, zornig werden können. Deshalb können wir an Gott auch das Paradigma erkennen, weshalb jemand, in diesem Falle Gott, zornig wird. Da Gott nicht durch innere Verletzungen oder Kränkung zornig wird, nach dem Motto „das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, können wir an ihm sehr gut ablesen, wie Zorn sich bildet: Es steht einem Ehre zu und der andere widersteht diesem Recht. Und obendrein behauptet er sogar, dass er selbst diese Ehre mit Recht beansprucht. Bei uns kann dies so ablaufen: Wir investieren uns, und anstatt Dank, den wir eigentlich nicht erwarten, ernten wir nur Prügel, oder werden einfach als Tot eingestuft, uns gibt es nicht. Das bewirkt Zorn. Hinzu kommt, dass Gott sogar selbst die Wahrheit offenbarte, dass er Gott in Majestät und Stärke ist.
Gott hat keinen Zorn, weil er keine Ehre bekommt, er also auf Ehre schielt bei dem, was er tut, sondern wenn ihm jemand die Ehre verweigert, liegt darin die Botschaft: „Gott? Dich gibt es für mich nicht und was du angeblich erschaffen hast, das ist alles durch Evolution entstanden. Als Zeichen verweigere ich dir den Dank und die Ehre!“
Ganz im Gegensatz zu Satan. Er bot Jesus alle Reiche der Welt an, wenn Jesus sich vor ihn hinwirft und ihn anbetet! Wie wichtig dies doch für Satan ist! Gott könnte sich zig-tausende Wesen schaffen, die ihn anbeten. Nein, deshalb hat Gott keinen Zorn, weil ihn die Menschen nicht ehren. Sondern weil sie ihn durch die Ehrverweigerung mit sich vertauschen.
Gott hat berechtigten Zorn, was man von mir und uns nicht sagen kann. Aber der Anfang unseres Zornes liegt genau darin: Wir werden willentlich (was wir oft so auch interpretieren) übersehen oder unsere Investition wird gar als Grund des Misserfolges gesehen.
Unser Zorn macht blind. Gottes Zorn aber ist kein Produkt von Vernebelung.
 
Aber Gott, der Schöpfer des Sichtbaren und Unsichtbaren, kann man die Ehre nicht rauben. Er hat Myriaden von Engel, die ihm Tag und Nacht huldigen. Gott hat keinen Mangel an Ehre, aber ihm die Ehre zu verweigern ist in diesem Zusammenhang mit der Botschaft verknüpft: "Gott, du lügst!", denn Gott selbst gab sich dem Menschen zu erkennen. Es ist Gott, der dem Menschen Gottes unsichtbares Wesen durch die Schönheit, die Vielfalt in der Schöpfung mit all ihren Abläufen der Naturgesetzen vor Augen geführt hat (vgl. Psalm 8). Und das war immer so, schon von Erschaffung der Welt an.
Gott gibt sich also nicht dadurch zu erkennen, indem er sich ganz spontan besonderen, von ihm ausgewählten Personen zeigt, sondern hat sich gewissermaßen in seiner Schöpfung mit eingebaut! Wenn Gott seinen Odem zurückzieht, zerfällt die ganze Schöpfung (Hiob 34, 14-15; Hebräer 1, 3). So intensiv ist sie mit ihm verwachsen! Der Mensch kann nun Gott für seine Schöpfung danken, ihn loben, preisen und ihn auf diese Weise ehren. Er hat aber auch die Möglichkeit, Gott die Ehre, die ihm gebührt, zu verweigern. Ich persönlich bin immer wieder dankbar, dass ich in der Schöpfung etwas von Gott wahrnehmen darf.
Wenn Gott nur in und an seiner Schöpfung zu erkennen ist - wie Paulus sagt -, war das schon vor dem Sündenfall, also schon im Paradies so? Im 1. Buch Mose, Kapitel 3, wird leider nur sehr wenig darüber berichtet, in welcher Art Gott mit Adam zusammen traf. Wir lesen, dass Gott in der Kühle des Tages im Garten Eden wandelte und das erste Menschenpaar Gottes Stimme hörte und sich vor Gottes Angesicht nach dem Sündenfall fürchtete. Es ist durchaus denkbar, dass sich Gott - damals wie heute - nur im Rauschen des Windes und in allem Geschaffenen offenbarte. Oder hat Gott sich doch noch deutlicher zu erkennen gegeben, vielleicht sogar in einer Gestalt? Im 1. Kapitel des Johannesevangeliums, Vers 18, heißt es: „niemand hat Gott jemals gesehen“. Nur Jesus sah ihn; denn er war schon vor Erschaffung der Welt bei Gott, dem Vater (1. Petrus 1, 20). Sicher verspürten Adam und Eva die Gegenwart Gottes deutlicher und war Gottes Kraft und Herrlichkeit lobend und preisend - zum Anfassen - spürbar. Diese Intensität, wie sich Gott offenbarte, wurde leider durch die Sünde sehr eingeschränkt; denn durch die Sünde zerbrach die Gemeinschaft des Menschen zu Gott, so dass Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben werden mussten. Und heute heißt es treffend, dass für den natürlichen Menschen alles, was von Gott kommt, eine Torheit ist (1Kor. 2,14).
Weil Gott sich selbst offenbart hat, ist es eine Schande, die Existenz Gottes einfach zu ignorieren und hinweg zu lügen. Es ist so, als hätte ein Künstler ein Bild gemalt und ein anderer würde das Gemälde durch ein oder zwei Pinselstriche verändern, aber dann behaupten, das Kunstwerk sei von ihm geschaffen.
 
 
Das ist sein unsichtbares Wesen, das sich aber in der Schöpfung zeigt. Seine Kraft ist stetig, ewige Dynamis, und seine Göttlichkeit ist majestätisch und anbetungswürdig.
In der Schöpfung sehen wir diese Kraft und können sie verstehen. Aber durch Ungerechtigkeit wird verhindert, dass sie dem Menschen offenbar wird, damit er sie nicht erkennen, anerkennen muss. Denn wenn er sie nicht erkennt, braucht er seinen Schöpfer nicht zu loben. Da die Kraft Gottes ebenfalls im Evangelium wirksam ist, zieht die Ungerechtigkeit natürlich auch gegen die Kraft ins Feld, die sich im Evangelium zeigt, wobei der Gott dieser Welt, der Teufel, die Menschen verblendet (2.Kor. 4,4), sodass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen und die Kraft verleugnen (2.Tim. 3,5).
Gottes Kraft und Göttlichkeit, die sich sowohl im Evangelium als auch in seiner Schöpfung zeigen, sind so offensichtlich vorhanden, dass es für keinen Menschen eine Entschuldigung gibt, er habe sie nicht erkennen können. Im 19. Vers heißt es nämlich: „... denn Gott hat es ihnen offenbart“.
Damit aber das unsichtbare Wesen Gottes vom Menschen erkannt werden kann, muss er mit dem Verstand erkennen und mit dem Herzen glauben (Rö. 10, 10). Mit dem Verstand erkennen ist die Vorstufe für das, was mit dem Herzen geglaubt wird. Dieses Erkennen gibt aber auch die Möglichkeit, dass man es auch ‚anders verstehen‘ kann! Dies ist die Chance für die Ungerechtigkeit.
Weil es beide Möglichkeiten gibt, zu glauben, dass Gott existiert und zu glauben, dass es durch Zufall entstand, wird auch diese Aussage, dass Gott sich in der Schöpfung offenbare, offen darlegt, vom Glauben abhängen. ‚Hinweise‘ werden für den Gläubigen zu ‚Beweise‘!
 
 
 
Kap. 1, Verse21-28
„weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes vom vergänglichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Darum hat Gott sie dahin gegeben in den Begierden ihrer Herzen in die Unreinheit, ihre Leiber untereinander zu schänden, sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen. Deswegen hat Gott sie dahin gegeben in schändliche Leidenschaften. Denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr in den unnatürlichen verwandelt, und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen, sind in ihrer Wollust zueinander entbrannt, indem sie Männer mit Männern Schande trieben, und empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst. Und wie sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahin gegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht ziemt:“
 
 
 
Der Gottlose muss kein schlechter Mensch sein, aber er ist nicht bereit, Gott zu verherrlichen und ihm Danken ist ihm zuwider. Wofür sollte er auch Gott danken müssen?
Es geht natürlich nicht darum, dass Gott von uns geehrt wird oder wir uns bedanken. Aber wenn wir Gott nicht ehren und ihm nicht danken, dafür aber uns die Ehre geben für das was Gott getan hat, dann ist das "Diebstahl"!
Paulus schrieb, dass die Ungerechtigkeit, die nicht bezahlen will, das heißt, die es ablehnt, Gott zu danken (vgl. Psalm 50, 15+23!), und die Gottlosigkeit, die nicht bereit ist, Gott die Ehre zu geben, verblendet.
Die Katastrophe fängt bei dem klaren “Nein!” zu Gottes Recht an. Ob es nun ausgesprochen oder nur gelebt wird, spielt keine Rolle. Der Mensch weigert sich einfach die Kraft und Göttlichkeit Gottes aus dankbarem Herzen aufzunehmen, Gott zu verherrlichen. Statt dessen rühmt sich der Mensch seiner eigenen Weisheit, was heute‚wissenschaftlich‘ bedeutet. Der Mensch setzt sich an Gottes Stelle. Diese Selbstvergötterung löst jede Bremse. Es folgt ein erbärmlicher, moralischer Absturz; denn in seiner Verblendung sieht er nicht, dass er sich selbst zum Narren gemacht hat. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt Gott den Menschen noch nicht dahin (d.h. nicht auf).
In seiner Narrheit, sich selbst für Weise zu rechnen, der keinen Gott akzeptieren muss, geht der Mensch noch einen Schritt weiter. Er wagt es, die Gott gebührende Ehre einem Geschöpf Gottes zu geben. Hier fängt der aktive Diebstahl an.
Jetzt greift Gott ein. Er lässt den Menschen los, der Mensch rennt ins Verderben: der Bumerang, den der Mensch auf Gott warf, kommt zurück und trifft den Rebellen hart. Wenn der Mensch Gott die Ehre raubt, dann raubt er sie sich letztendlich selbst. Er verliert die Fähigkeit, mit dem Geschaffenen richtig und lebenserhaltend umzugehen. Dies hat zur Folge, dass der Mensch, der im Bilde Gottes geschaffen wurde, sich selbst schändet. Indem der Mensch Gott verwirft, verwirft er sich gleichermaßen selbst.
Durch die Gelüste des Herzens, in die der Mensch rennt, und den Verlust, mit dem eigenen Leib ‚natürlich‘ umgehen zu können, verliert er seine natürliche Bestimmung mit dem anderen Geschlecht aus den Augen, so dass es nur noch darum geht, die Gelüste des Herzens in schändliche Leidenschaften auszuleben, egal ob Mann mit Mann oder Mann mit Frau. Aber auch die Beziehungen von Mensch zu Mensch im allgemeinen sind dem Untergang geweiht (Jud. 10).
 
 
 
Die 2 Pfeiler der Gottlosigkeit (Götzendienst und ausgelebte Begierde) markieren den Abwärtstrend ins Verderben.
Durch Homosexualität, Ehebruch und Götzendienst wird Gottes Ehre äußerst empfindlich verletzt. Denn Götzendienst ist nichts anderes als eine Demonstration der Unabhängigkeit von Gott. Ein Götze ist immer niedriger als der Götzendiener, denn der Götze wird vom Götzendiener zum einen gekauft und dann auch aufgestellt, bzw. auch weggestellt. Und die gleichgeschlechtliche Befriedigung demonstriert die Unabhängigkeit von der natürlichen Ordnung Gottes (ob Paulus hier eine feste Beziehung gleichgeschlechtlicher Paare auch anspricht, weiß ich nicht. Gott schuf den Menschen ja nicht als ‚Mann’ und als ‚Frau’, sondern ‚männlich und weiblich‘. Und dabei kann es wohl sein, dass ein Mann eher ‚weiblich‘ ist und eine Frau eher ‚männlich‘. Sicher geht es an dieser Stelle um die Befriedigung der Begierden, egal ob dies mit gleichgeschlechtlichem Partner oder sogar mit einem Tier vollzogen wird).
Der moralische Niedergang ist sehr leicht aufzuzeichnen: Zuerst wird Gott wegdiskutiert und die Selbstverherrlichung aufgerichtet (Götzendienst). Daraus folgt die Unfähigkeit, mit dem eigenen Körper ‚natürlich‘ und mit Selbstbeherrschung umzugehen. Dieses Erdbeben der Werte kam nur zustande, weil es der Mensch nicht gut fand, in seinem Erkennen Gott Raum zu geben, mit Gott seinen Verstand, sein Denkvermögen zu teilen. Der gebührende Lohn dieser Verirrung und Verwirrung erfährt so der Mensch nicht nur an sich selbst, seinem Körper, sondern auch in sich selbst, in seinem Herzen und in seinen Beziehungen!
 
 
Zusaammenfassung (Verse 21 -28)
 
Die Folge (eigener Schritt):  Sie kannten Gott - verherrlichten ihn nicht
                                             sie verfallen in Torheit
                                             sie verwandeln die Herrlichkeit und Wahrheit Gottes
                                             sie danken ihm nicht
Die Folge (Gottes Antwort): Gott gibt sie dahin in ihre Herzensgelüste
                                             sie schänden ihre Leiber untereinander
                                             sie empfangen den gebührenden Lohn in sich
Das bedeutet:                      Wie sie es nicht für gut fanden, Gott in Erkenntnis zu haben, gab Gott sie dahin in einen
                                            verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt
 
                                            
 
 
Dazu passt das Prophetenwort aus Hosea13,2:
 
„Die, die Menschen opfern, küssen Kälber“
 
 
Kap. 1, Verse 29-32
„erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke; Ohrenbläser, Verleumder, Gotteshasser, Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern Ungehorsame, Unverständige, Treulose, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzige. Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen, dass die, die so etwas tun, des Todes würdig sind, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun.“
 
Das Herz wird - bildlich gesprochen - zum Misthaufen. Der geistlich verfinsterte Mensch ist weniger an seinen Argumenten, seinen Äußerungen des Verstandes, als vielmehr an den Äußerungen seines Herzens zu erkennen. Der Mensch sagte: „In meinen Verstand kommt kein Gott. Das ist albern.“ Nun bleibt für sein Herz nur noch der Rest und das ist Mist. Jesus sagte, dass der Mund die Gesinnung des Herzens offenbart und die Früchte der Gesinnung sich in den Taten zeigen (vgl. Mt. 15,17-20).
Diese Wahrheit bestätigt Paulus und zählt nun eine ganze Reihe von Merkmalen auf, die zu schlechten Taten führen: Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht etc. In diesem Katalog werden diese Menschen u.a. als Treulose bezeichnet. Dies gibt uns einen Einblick auf die tiefe Entartung des Charakters. Dieses Wort ‚treulos‘ ist die Übersetzung des griech. Wortes ‚a-syn-thetos‘ und heißt wörtlich übersetzt ‚nicht-zusammen-setzbar‘. Wenn der einzelne sich in seinem Wesen als nicht zusammensetzbar erweist, ist er nicht gemeinschaftsfähig - auch dann nicht, wenn er zu einem anderen Menschen hin entbrennt.
Gemeinschaftsfähigkeit zeigt demnach auch, wie wir zur Wahrheit stehen! Deshalb sind auch die letzten 4 Kapitel des Römerbriefes das Ziel des Evangeliums: Gott will uns fähig machen, in Gemeinschaft zu leben. Ich erinnere daran, dass in dem Augenblick, an dem Adam und Eva sündigten, ihre Augen aufgingen und sie sich voreinander schämten. Etwas später war dieser Keil zur normalen Reaktion geworden, wie wir sie heute bei uns kennen: Adam distanzierte sich von Eva, indem er zu Gott sagte: „Die Frau, die Du mir gabst…!“ und noch etwas später, erschlägt Kain seinen Bruder Abel.
Die Folge, dass der Mensch Gott ablehnt, ist Einsamkeit. Er, der sich von Gott befreite, ist einsam geworden. Diese Einsamkeit und der Schmutz in seinem Innern ist aber nicht sein ursprüngliches Wesen. Er ist lediglich damit aufgefüllt worden!
Weil ihn Gott dahin gegeben (und nur dann sind diese Zeichen bei dem Menschen auch klar zu erkennen!), losgelassen hat, muss er so sein, muss er die Folgen seiner Rebellion tragen und sich in seinem eigenen Dreck wie ein Schwein wälzen. Er hat sogar Wohlgefallen an denen, die seinem verwerflichen Beispiel folgen - und ist doch einsam, einfach ‚unzusammensetzbar‘.
Dieser rebellische Mensch ist mit Sicherheit nicht glücklich. Durch seine Rebellion versucht er zwar, sich zu rechtfertigen, findet aber keine wirkliche Entschuldigung (Vers 20).
Da der Weg zum moralischen Niedergang und Zerfall da anfängt, wo Gott die Ehre und der Dank verweigert wird, ist dieser Weg auch für Christen gangbar. Es gibt keinen speziellen Weg der Sünde für Christen und einen anderen für Nichtchristen. Es gibt nur einen Weg der Sünde. Auf ihm gehen Gottlose und manchesmal auch Christen, die es vergessen, Gott zu danken. Auf diesem Weg vollzieht sich für alle, die auf ihm gehen, der moralische Niedergang. Denselben Weg ging vor uns auch schon Luzifer.
Wie schön und wohltuend ist es dagegen, wenn Paulus sagt:
“Aufs erste danke ich meinem Gott ..” (Vers 8)!
 
 
Tipp
Gott macht aus unserm Misst noch Dünger!
 
 
 
 
Kapitel 2
 
Verse 1-2             Er tut dasselbe
Verse 3-5            Warum er dasselbe tut
Verse 6-7            Das kommende, positive Gericht
Verse 8-9            Das gegenwärtige, positive Gericht
Vers 10               Das gegenwärtige und kommende, negative Gericht
Verse 11-13        Im Gericht wird die Stellung einer Person nicht berücksichtigt
Verse 14-16       Herz, Gewissen und Verstand
Verse 17-20       Fromm - und doch so „gottlos“
Verse 21-23       Hinter der Tapete
Vers 24              Der „Formvolle“ sündigt an Gott
Verse 25-29       Der „Formvolle“ sündigt an Gott
 
Das 3. Kapitel
 
Verse 1-2         Gottes Wort setzt den Unterschied
Vers 3              Treue ist kein Zusatz
Verse 4-8        Gott auf der Anklagebank
Vers 9              Dem Außergewöhnlichen bleibt kein Vorzug
Verse 10-17     Schriftbeweis
Vers 18            Es fehlt Gottesfurcht
Verse 19-20    Dem Gericht Gottes verfallen - zur Begnadigung
Verse 21-24    Gold und Goldpapier
Verse 25-26    Ein Ort der Vergebung
Verse 27-31    Ein Gott für alle
 
 
 
Der Mensch, der uns im 2. Kapitel vorgestellte wird (er soll im weiteren Textverlauf einfach ‚Typ 2‘ <Verse 1-16>   bzw.  ‚Typ 3‘ <Verse 17-24>  genannt werden, zum Unterschied zu ‚Typ 1‘ <Rö. 1,18-32>, den wir im ersten Kapitel kennen lernten), entbrennt nicht in seiner Gier in gleichgeschlechtlicher Beziehung, der nur auf seinen Lustgewinn ausgerichtet ist, und ist auch kein Götzendiener; es wird auch von ihm nicht gesagt, dass er Gott die Ehre verweigern würde. Er scheint eher vorbildlich zu leben; er übt keine Gräuel aus, die im 1. Kapitel genannt wurden.
 
 
Kap.2, Verse 1-2
„Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe. Wir wissen aber, dass das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, die so etwas tun.“
 
 
 
Obwohl Typ 2, der hier nun vorgestellt wird, nicht mit dem Typ 1 aus dem ersten Kapitel zu vergleichen ist, wirft ihm Paulus trotzdem vor, er würde dasselbe tun, wie Typ 1!? Wie ist das zu verstehen?
Inwieweit tut Typ 2 dasselbe wie Typ 1?
Hier ist die Antwort: Er richtet die Menschen, welche die im 1. Kapitel aufgelisteten Gräuel praktizieren. Doch selbst Gottes Zorn unterscheidet zwischen Mensch und Gottlosigkeit. Die Menschen, die sich von ihrem gottlosen Wesen trennen, werden vor dem Zorn Gottes verschont, da der Zorn sich ja an die Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit, nicht aber an die Menschen richtet. Denn Gott liebt den Sünder und hasst die Sünde. Und der, welcher die Menschen verurteilt, macht keinen Unterschied zwischen Sünde und Mensch.
Aber darf man die Menschen nicht richten, wenn man selbst ohne solche Gräueltaten lebt und sollte man nicht den ersten Stein werfen dürfen, wenn man selbst ohne Schuld ist? Drückt Typ 2 damit nicht seinen Unmut über die Gräuel von Typ 1 aus?
Typ 1 hurt und dient Götzen. Dadurch vertauscht er Gottes Herrlichkeit, Gottes Wahrheit. Durch dieses Vertauschen vermehrt sich seine Schuld, die durch die unübersehbaren Sünden nachgewiesen sind.
Doch für Gott sind die Sünden lediglich das, was sie wirklich sind: eine Folge der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit, eine Folge des Vertauschens. Daher ist sein Zorn weniger auf die Taten als auf die Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit gerichtet.
Um zu verstehen, dass Typ 2 (Rö. 2,1-16) dasselbe tut wie Typ 1 (Rö. 1,18-32), müssen wir uns fragen: „Was wird beim Richten vertauscht?“ Die Antwort lautet: „Weil er sich selbst zum Richter macht und dadurch Gott das Richten aus der Hand nimmt (Jak. 4,12), vertauscht er Gott, den Richter, mit sich selbst, einem Menschen“.
Er tut also wirklich dasselbe wie Typ 1, der auch nur vertauscht. Und wer vertauscht ist ungerecht. Und wer Gott vertauscht ist gottlos. Ob man nun Götzen anbetet, sich im sexuellen Dschungel verirrt oder auch nur andere Menschen richtet, mit Finger auf sie zeigt, macht keinen Unterschied: Beides ist Sünde, da Gott vertauscht wird. Der Mensch, der andere richtet vertauscht Gott mit sich selbst; ich denke, das ist sogar noch etwas verwerflicher, als wenn man Gott mit einem anderen Wesen vertauscht. Deshalb klärt Paulus Typ 2 nicht nur über das Gericht Gottes auf, das gegenwärtig ist und kommt, sondern stellt ihm auch den rechtmäßigen Richter vor: Gott.
Gottes Gericht entspricht der Wahrheit. Er richtet ohne Ansehen der Person, ganz gleich, ob es einen Juden oder einen Heiden betrifft.
 
 
Tipp:
lass Dich durch die Sünden Deiner Mitmenschen demütigen - es weicht Dein Herz für Gott auf! Gott ist Richter
 
 
 
Kap. 2, Verse 3-5
„Denkst du aber dies, o Mensch, der du die richtest, die so etwas tun, und dasselbe verübst, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,“
 
 
Bei Typ 1 lag die Ursache für den Abstieg in seiner Gottlosigkeit, mit der er Gott die Ehre verweigerte. Dabei kam ihm die Ungerechtigkeit zu Hilfe.
Worin liegt bei Typ 2 die Ursache für sein Handeln, Gott zu vertauschen?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
 
a)    er ist von seiner Rechtschaffenheit, seinem anständigen Leben so überzeugt, dass er meint, dem Urteil Gottes entfliehen zu können
b)    er verachtet Gottes Güte, Geduld und Langmut, weil er sie nicht benötigen würde
c)    er weiß nicht, dass Gottes Güte den gottlosesten Menschen zur Buße führt.
 
Welche der 3 Möglichkeiten trifft bei dieser Dreistigkeit zu, sich zum Richter anderer aufzuspielen? Keine von diesen dreien!
Die einzige Möglichkeit, die das Vertauschen bei Typ 2 erklärt, ist die, dass er den Tausch, ebenso wie Typ 1, wegen seinem unbußfertigen Herzens vornimmt. Er schützt sich, während er richtet, damit er keine Herzensveränderung/Buße durchführen muss! So aber lädt er sich, wie Typ 1, Zorn auf.
 
Deshalb klärt ihn Paulus erstmal über das Gericht Gottes auf.
Ebenso müssen wir Christen hinsichtlich der Bedeutung und der Schärfe des Gerichtes unseres Gottes eingeweiht sein. Vielleicht bekommt dadurch unser oft so unbußfertiges Herz Risse, durch die etwas von Gottes guten Plänen hindurch sickern kann.
 
 
Kap. 2, Verse 6-7
„der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben;“
 
 
Doch bevor wir uns über den Verlauf des Gerichts und das zu erwartende Urteil Gedanken machen, ist es gut, sich dessen bewusst zu sein, dass jeder Mensch vor Gottes Gericht und nicht vor das eines Menschen gestellt werden wird. Denn Gottes Gericht ist tiefgreifend und entspricht vollkommen der Wahrheit. Es ist tiefgreifend, weil die Gesinnung und nicht bloß die Taten, die aus der Gesinnung kommen, beurteilt wird.
 
So schreibt Paulus, dass diejenigen, die im guten Werke Herrlichkeit, Ehre und Unverweslichkeit bei Gott suchen, im kommenden Gericht ewiges Leben erhalten werden.
An dem, was jemand sucht, wird seine Gesinnung offenbar (Rö. 8,5). Auch Abraham suchte. Er suchte eine Stadt, die von Gott erbaut worden ist. Er zeigte seine Gesinnung,  auch darin, dass er Lot entscheiden lies, welches Land ihm bliebe. Deshalb schämte sich Gott nicht, der Gott Abrahams zu sein (Hebr. 11,16), obwohl auch Abraham Dinge tat, die nicht mit dem reinen Gott übereinstimmten. Ich denke da nur an die Lügengeschichte, die Abraham einmal dem Pharao und dann auch dem König Abimelech erzählte, Sarah sei seine Schwester. Sie war wirklich seine Halbschwester, aber auch seine Ehefrau!
Wenn wir nach ewigem Leben suchen, suchen wir nach Ehre, Herrlichkeit und Unverweslichkeit. Aber nicht nur nach Unverweslichkeit; denn sonst wäre ewiges Leben, das wir zu finden hoffen, nichts anderes als unvergängliches, nie zu Ende gehendes Leben. Wir suchen auch Ehre und Herrlichkeit. Ewiges Leben hat diese drei Merkmale. Und wer nach diesem Leben sucht, für den schämt sich Gott nicht, sein Gott zu sein. heißt es doch in den Geboten: “Ich bin der Herr, DEIN Gott.” Viele suchen nicht das ewige Leben, sondern nur den flüchtigen Genuss der Sünde (vgl. Hebr. 11,25).
Aber wo kann man Ehre, Herrlichkeit und Unverweslichkeit finden? Es gibt nur ein Werk, in dem es diese drei, die das ewige Leben auszeichnen, gibt, nämlich in dem, was Jesus tat, im Werk Jesu. Es heißt ja nicht, dass wir ‚in Werken‘, sondern ‚im Werk‘ suchen; ‚Werk‘ steht in der Einzahl, nicht in der Mehrzahl.
Es ist wie bei einem Pferderennen. Wenn ich mich am Wetten beteiligen möchte, wird mir vor dem Rennen Gelegenheit gegeben, die Rennpferde zu mustern, um mich für das Pferd entscheiden zu können, von dem ich hoffe, dass es als Sieger aus dem Rennen hervorgehen wird. Ich werde also keinen Gewinn davontragen, wenn ich lediglich der Besitzer oder der Pfleger des Pferdes bin, sondern nur dann wird mir der Gewinn zufallen, wenn ich auf das rechte Pferd setze. So ist es auch mit der Suche nach dem ewigen Leben. Man kann das ewige Leben im Islam, Hinduismus, Buddhismus, in den verschiedensten Denominationen des christlichen Glaubens oder in den philosophischen Richtungen suchen; dennoch werde ich es nur dann finden, wenn ich mich für den rechten Glauben entscheide, um anschließend den Gewinn in Empfang zu nehmen. Wer in Wahrheit nach ewigem Leben, also nach Ehre und Herrlichkeit und Unverweslichkeit sucht, wird es erhalten, falls er dies in dem Werk sucht, in dem es zu finden ist: in dem, was Jesus tat.
Das ist das kommende, aber positive Gericht: man erhält das ewige Leben, wenn man es in dem suchte, was Jesus tat.
 
 
Kap. 2, Vers 10
„Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“
 
 
Das positive, gegenwärtige Gericht gibt anstatt der Unverweslichkeit den Friede, also Herrlichkeit, Ehre und Friede. Dem, der sich um das Gute, das Werk Jesu, in dem er ewiges Leben finden wird, bemüht, im Ausharren darauf zugeht, der wirkt auch das Gute.
Wer Herrlichkeit und Ehre im gegenwärtigen ‚Gericht‘ empfängt, hat rein rechnerisch schon heute 2/3 des ewigen Lebens (Herrlichkeit, Ehre) in seiner Seele. Doch wehe dem Menschen, der Herrlichkeit und Ehre von Menschen erwartet, dazu aber keinen Frieden mit Gott erhält! Niemand verkraftet einen solchen Zustand!
Wenn jedoch Christen Herrlichkeit und Ehre besitzen, werden sie dadurch nicht zu Fall kommen, weil der Friede Gottes in ihnen wohnt und regiert. Dieser Friede Gottes bietet Schutz vor Hochmut und damit vorm Sturz.
 
 
Kap. 2, Verse 8-9
„denen jedoch, die von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. Bedrängnis und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen;“
 
 
Jeder, der von Selbstsucht bestimmt und deshalb der Wahrheit ungehorsam ist, vertauscht alles, was Gott ist. ER wird im kommenden Gericht mit Zorn und Grimm überschüttet werden. Auch Typ 2 (Rö. 2,1-16) lädt sich immer mehr von Gottes Zorn auf.
Für diese Menschen, die der Wahrheit Gottes auf diese Weise ungehorsam sind, gibt es auch ein gegenwärtiges Gericht. Das gegenwärtige Gericht bringt der Seele Drangsal und Angst. Auch Christen müssen manchmal durch tiefe Nöte gehen, damit sie zu Ausdauer gelangen (Rö. 5,3ff), die beim Suchen nach ewigem Leben erforderlich ist. Doch Christen werden lediglich Drangsal erleben, nicht noch außerdem Angst, es sei denn, dass auch sie immer wieder die anderen verurteilen, sich selbst aber für gerecht erachten. Kommt zur Drangsal Angst hinzu, kann sich dies zu einer starken Not im Herzen des Gläubigen entwickeln; dennoch bleibt er ohne Schaden, weil Glaube stärker ist als Angst und Ausdauer bewirkt. Es ist für die Seele sehr, sehr schlimm, während sie sich in Drangsal befindet, Angst zu bekommen und dabei alles Mögliche und Unmögliche auf sich einströmen zu sehen, während der Glaube schwindet.
 
 
Kap. 2, Verse 11-13
„Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott. Denn so viele ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und so viele unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden - es sind nämlich nicht die Hörer des Gesetzes gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.“
 
 
Gott macht beim Richten zwischen einem Juden, der durch Beschneidung bereits am 8. Tage ‚fromm gemacht‘ worden ist, und dem Griechen, dessen Götzenanbetung dem Juden ein Gräuel ist, keinen Unterschied. Warum? Weil Gott den Menschen nicht nach seinem Äußeren und seinen natürlichen Fähigkeiten bzw. Gaben und Stellung vor andern beurteilt, sondern nach der Gesinnung seines Herzens; denn mit dem Herzen wird geglaubt und mit dem Herzen wird gesündigt. Die Taten folgen.
 
 
Selbst Samuel musste in dieser Hinsicht seine Lektion lernen. Im 1. Buch Samuel (9, 27 bis 10, 1) lesen wir, dass Saul von Samuel zum König über Israel gesalbt wurde. Saul war von hohem Wuchs und gewiss auch schön. Samuel salbte ihn und küsste ihn. Anders verhielt er sich bei der Salbung Davids (1.Sam. 16,11-13). Obwohl der kraftvolle David gut aussah und schöne Augen hatte, küsste ihn Samuel nicht. Fehlte David die imponierende königliche Größe seiner Gestalt? Oder hatte Samuel seine Lektion verstanden? Samuel lernte, dass Gott nicht auf das Äußere eines Menschen sieht, sondern auf dessen Herz. Und David war ein Mann nach dem Herzen Gottes.
 
 
Sowohl bei Typ 1 als auch bei Typ 2 ist es das Herz, das in die Gottlosigkeit führt. Auch wenn Typ 2 ein Hörer des Gesetzes wäre, könnte ihn das nicht retten. Alleine dies zählt, ob er ein Täter des Gesetzes ist. Es ist im allgemeinen so, dass der, der bloß ein Hörer des Gesetzes ist, die Norm bei seinem Nachbarn mit scharfer Kritik einfordert, aber nicht bei sich selbst, anlegt. Anders reagiert der, der auch Täter ist. Er ordnet sich dem Gesetz unter und tut, was es von ihm fordert.
 
 
Kap. 2, Verse 14-16
„Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen - an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Jesus Christus.“
 
 
Manche behaupten, dass Menschen, die nie von Jesus gehört haben, dadurch gerettet werden, wenn sie ihrem inneren Gesetz folgen. Aber dies ist Irreführend; denn hier, in Rö. 2,12, wird sehr deutlich darauf hingewiesen, dass jeder, der gesündigt hat, auch ohne Gesetz (von Moses), verloren geht.
Wenn also der Heide seinem Gesetz - es braucht nicht das Gesetz Gottes zu sein - entsprechend lebt, ist er deshalb auf keinen Fall gerettet und erhält auch kein ewiges Leben; er zeigt nur, dass er tut, wovon er überzeugt ist. Ewiges Leben finden wir aber nur in dem, was Jesus tat. Ob aber Heiden, die ohne Gesetz sündigen wirklich verloren gehen, also keine Gnade Gottes erfahren, ist hier nicht gesagt; es geht nur darum, dass niemand, der sündigt, dadurch gerettet wäre, weil er ohne Gesetz gesündigt hat. Hier wird also nicht die Gnade Gottes erwähnt! Die Gnade Gottes rühmt sich gegen das Gericht!!
 
In uns Menschen besteht ein ständiges Abwiegen: was ist recht und was ist falsch. Dieser ‚Richter’ steht zwischen Herz und Verstand, das Gewissen.
 
 
Das Herz ist das Verborgene des Menschen, der Motor. Die Gedanken, wie alle anderen Taten, werden vom Herzen her inszeniert, gefördert oder zugelassen. Wer also gute Gedanken haben will, der muss auf sein Herz achten, dass es gute Impulse gibt. ‚Herzlich sein‘ oder ‚herzlich handeln‘ ist unter diesem Aspekt, wenn man bedenkt, was aus dem Herzen kommt (Mt. 15,19), nicht gleichbedeutend mit ‚gut sein‘ oder ‚Gutes tun‘. Jesus vergleicht das Herz einiger Pharisäer sogar mit einem getünchten Grab (Mt.23,27).
 
 
Die Gedanken sind mit der Lenkung eines Autos vergleichbar. Wenn jedoch Herz, Gewissen und Gedanken durch die Sünde nicht übereinstimmt und die Verbindung sogar unterbrochen ist, wird der Fahrer ziellos, dann drehen sich die Gedanken um sich selbst wie das Lenkrad, das von Kinderhänden auf dem Schrottplatz gedreht wird.
 
 
Das Gewissen versucht, in den Gedanken vom Zustand des Herzens Zeugnis abzulegen. Und wenn das Gewissen zum Schweigen gebracht worden ist, kann niemand mehr wissen, was sich im Herzen verbirgt. Das Gewissen sitzt solange zwischen den Stühlen, bis es still wird.
 
Ein Täter, ganz gleich, ob er Heide oder Jude ist, wird stets darauf achten, dass das Gewissen zu uns ‚reden‘ darf, im Verstand Zeugnis vom Herzen hinterlegt, sodass zwischen Gedanken und Herz, eigentlich zwischen Glauben und Erkenntnis Übereinstimmung besteht. Aber es gibt keinen Menschen, der es schaffen könnte, sein Herz, sein Gewissen und seine Gedanken - ohne die Gnade Gottes - in eine Linie zu Gottes Gesetz zu bringen. Das lassen schon seine anklagenden und verteidigenden Gedanken nicht zu.
Doch nun stellen wir uns einmal einen Heiden vor, der an Jesus glaubt, in Jesus ewiges Leben sucht. Er hat keine Gesetzestafel zu beachten, da er nicht am Sinai stand und auch nicht von denen abstammt, die am Sinai ein „JA“ zum Gesetz Gottes sagten, aber dennoch tut, was Gott im Gesetz fordert! Ein solcher Christ (siehe Rö. 8,4) steht mit Gott und sich selbst übereinstimmend im Frieden. Herz, Gewissen und Verstand wirken in Harmonie.
 
 
Wie über Typ 1, so ist auch über Typ 2 ausgesagt, dass er wegen seiner Handlungsweise nicht zu entschuldigen sei (Rö. 1,20 und 2,1). Es hört sich so an, als ob bei beiden der Wunsch nach Ent-SCHULDigung bestände. Besteht nun die Möglichkeit, den betreffenden Menschen, Typ 1 und 2, mit der Botschaft der Vergebung zu erreichen?
Bei Typ 1, der Gottes Norm durch seine sexuelle Gierbefriedigung und Götzendienst abänderte, könnte Hilfe ankommen, wenn es bei ihm eine Sehnsucht nach innerer Sauberkeit gäbe. Ist er doch mit Schmutz ‚angefüllt‘. Sein Interesse auf diese Botschaft der Vergebung kann dadurch geweckt werden, wenn er auf den ‚Inhalt‘ seines Herzens angesprochen wird (Rö. 1,29-32). Nach außen hin steht er zwar für viele scheinbar beneidenswert da; denn er machte sich von Gottes Maßstäben ‚frei‘, eher ‚los‘. Aber innerlich ist er schmutzig und nicht gemeinschaftsfähig.
Bei Typ 2 ist es schon schwieriger zu helfen; ihm fehlt ein funktionierendes Gewissen. Das Herz ist verstockt und bleibt somit auf der Strecke. Wie kann man ihm helfen?
Da der Mensch in sich ‚eng‘ ist (von ‚eng‘ leitet sich das Wort ‚Angst‘ ab, vgl. auch 2.Kor. 6,12-14: falsches Joch führt zur Herzensenge), spielt er sich schnell zum Richter auf - und wird einsam.
Es gibt Gemeinden, die sich immer wieder spalten, weil immer wieder neue Anklagen oder Absonderungen entstehen. Schließlich bleibt ein ‚treuer und heiliger‘, aber einsamer Christ übrig.
Bei ihm wäre es zwecklos, auf den Inhalt seines Herzens anzusprechen. Das Herz ist ja abgesichert von dem toten Gewissen. Vielmehr müsste er über das Gericht Gottes, das absolut der Wahrheit entspricht und in dem er sich bereits befindet, aufgeklärt werden, ebenso über die Aufgabe des Gewissens, das er zum Schweigen gebracht hat und ihm von Gottes Gericht eine Ahnung geben könnte. Denn seine Gedanken klagen komischerweise niemals ihn selbst an, sondern stets den anderen. Dieses Anklagen und Richten hat dazu geführt, dass aus seinem Herzen nichts mehr nach außen dringt, auch kein Zeugnis der Wahrheit.
Der Verstand muss den Rückwärtsgang einlegen, das Herz wieder freischaufeln - um nicht noch mehr Zorn aufzuhäufen.
 
Das Angebot für Typ 1, der sich aus Gottes Maßstäben befreite, ist innere Sauberkeit.
Das Angebot für Typ 2, der andere richtet, ist Friede (heißt es doch „Herrlichkeit, Ehre und Friede“)!
 
 
Kap. 2, Verse 17-20
„Wenn du dich aber einen Juden nennst und dich auf das Gesetz stützt und dich Gottes rühmst und den Willen kennst und prüfst, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist, und getraust dich, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht derer, die in Finsternis sind, ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen, der die Verkörperung der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz hat“
 
 
Nun wenden wir uns Typ 3 zu: während Typ 1 und 2 ein Jude wie aber auch ein Heide sein kann, ist Typ 3 mit Sicherheit ein Jude; denn er nennt sich Jude und empfindet sich ‚gottverbunden‘!
Typ 2 stellt eine Mischung der Typen 1 und 3 dar. Von beiden findet man etwas an ihm, sowohl das Eintauschen Gottes gegen andere ‚Götter‘ (Typ 1) als auch die in Selbstgerechtigkeit verpackte Frömmigkeit von Typ 3.
Typ 3 (Rö. 2,17-24) lebt recht ‚gottverbunden‘. Was kann man aber an einem gottverbundenen Menschen kritisieren?
Sollte es nun wirklich einen Menschen geben, der Gott nicht mit etwas anderem austauscht, sondern sich auf Gott stützt, in ihm alleine ruht? Ja, es gibt einen, nämlich Typ 3, der sich Jude nennt, sich seiner Beschneidung nicht schämt und sich sogar gerne in aller Öffentlichkeit zu seinem Glauben stellt. Wirklich?
 
Es scheint zu stimmen; denn er stützt sich tatsächlich auf Gottes Gesetz. Welch eine Fülle von Verheißungen stehen ihm damit bereit! Er braucht sie nur in Anspruch zu nehmen. Man denke an Psalm 1, in dem der Segen hervorgehoben wird, wenn jemand das Gesetz befolgt. Alles wird ihm gelingen.
Dieser Jude ist nicht nur Hörer des Gesetzes, sondern er hat es zum Fundament seines Lebens gemacht. Hinzu kommt, dass er Gott rühmt, ihn verherrlicht und seine Freude über ihn zum Ausdruck bringt (vgl.: „Ich danke Dir, dass ich nicht so bin, wie der dahinten!“). Er kennt den Willen Gottes, ist daher befähigt zu prüfen, worauf es im Leben mit Gott ankommt, er stellt sich als Leiter, als Licht, als Erzieher und Lehrer denen zur Verfügung, die Rat und Weisheit benötigen.
In seiner Beziehung zu Gott stimmt alles!? Entspricht seine Beziehung zu den Menschen ebenfalls dem Willen Gottes? Man sollte es annehmen; denn er gibt alles, was er von Gott an Weisheit erhalten hat, den Menschen weiter, die bei ihm Antwort suchen.
Aber leider stimmt es gerade in der Beziehung nicht. Er hat es nur verstanden, auf der Erfolgsleiter nach oben zu klettern, er hat sich eine Position erarbeitet. Er handelt entsprechend der Norm (er verzehntet alles, fastet 2x pro Woche etc.), aber hat keine Beziehung - zu Gott (Jesus sagte: „Weichet ihr Übeltäter, ich kenne euch nicht!“).
Sein Leben wird von zwei Punkten bestimmt: Gott und das Gesetz. Alles dreht sich bei ihm um das Gesetz und um Gott. In seinen Entscheidungen stützt er sich auf das Gesetz, er unterrichtet aus dem Gesetz und sieht die Verkörperung der Wahrheit im Gesetz. Das Gesetz ist sein Element, in dem er sich wohl fühlt.
Aber man traut seinen Augen nicht, wenn man liest, dass dieser Mensch die Ehe bricht, Tempelraub begeht und stiehlt. Wie ist das möglich?!
Paulus reißt ihm die Maske vom Gesicht. Er nennt ihn klar und deutlich einen ‚Gesetzesübertreter‘. Und das ist er, wenn er die Ehe bricht, stiehlt oder den Tempel ausraubt.
Aber als Gesetzesvertreter wird er doch nicht zum Gesetzesübertreter werden können ? Denn er ist doch gegen Ehebruch, gegen Diebstahl und gegen Götzen, die er sogar für einen Gräuel hält?!
Wie ist diese Kluft zu verstehen, die zwischen dem Vertrauen auf das Gesetz und dem praktischen Leben dieses Mannes verläuft?
 
 
Kap. 2, Verse 21-23
„der du nun einen anderen lehrst, du lehrst dich selbst nicht? Der du predigst, man solle nicht stehlen, du stiehlst? Der du sagst, man solle nicht ehebrechen, du begehst Ehebruch? Der du die Götzenbilder für Gräuel hältst, du begehst Tempelraub? Der du dich des Gesetzes rühmst, du verunehrst Gott durch die Übertretung des Gesetzes?“  
 
 
Um diese Diskrepanz zu verstehen, nehmen wir als Beispiel einen goldenen Götzen. Wir wissen, dass außer Gott niemand angebetet werden darf. Gott gebührt die Ehre. Daher ist für den gesetzestreuen Juden jeder Götze ein Gräuel.
Was geschieht aber mit dem Material, aus dem die Figur hergestellt worden ist, wenn der Götze vernichtet wird? Man bedenke, dass das Material der Figur aus reinem Gold besteht! Kann man nicht einfach den Götzen zerschlagen und das Gold auf normalem Wege wieder verwerten, etwa um Schmuck herzustellen? Hinzu kommt, dass es auch Menschen gibt, denen die Figur durch die Erinnerung einen außerordentlichen Wert geben, jedoch der Götze als Gegenstand der Verehrung nichts bedeutet. Obwohl solche Menschen dem Götzenbild nicht dienen, ihm keine göttliche Verehrung zukommen lassen, werden sie trotzdem zu Götzendienern, weil sie entweder dem Material oder der Erinnerung einen übersteigerten Wert zumessen, indem ihr Herz daran hängt. Es wird nicht die Figur, sondern das Gold oder die Erinnerung an die Vergangenheit zum Gegenstand der Verehrung und damit zum Götzen (vgl.: Matth. 23,16-19). Jesus sagte auch: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein!“
Nach den Aussagen des AT's ist ein Götze nichts, ein ‚Nichts‘: er kann nicht reden, nicht hören, nicht greifen, ja, man muss ihn herumtragen, da er keine Beine hat, mit denen er gehen kann. Doch die Ketten, die von Götzen ausgehen, sei es, dass sie direkt an die Dämonenwelt anbinden, oder nur charakterlich unfähig machen, Gott zu lieben, sind realer als dicke schmiedeeiserne Ketten.
Mose unterschied nicht zwischen dem goldenen Kalb und dem Gold des Kalbes, welches sich Israel in der Wüste goss und es anbetete. Mose ließ es zerstoßen. Und dann nahm er das Gold nicht, um für das Heiligtum Gefäße zu schaffen, sondern er lies die Israeliten es mit Wasser trinken, obwohl man mit dem Gold sicherlich noch viel Besseres hätte tun können!
Welch eine Bestrafung! Aber anscheinend begreifen die Götzendiener nicht, dass Götzen auf Abstand gehalten, ihr wahres Gesicht nicht zeigen. Erst wenn sie ‚in uns‘ sind, entfaltet sich die grausame Gewalt der Bindung. So sollte Israel ihren Götzendienst  ‚schmecken‘.
 
 
Diese Scheinfrömmigkeit zeigt sich auch im Hinblick auf Ehebruch. Ein Richter wird nur dann, wenn der Nachweis tatsächlich (äußerlich) dafür erbracht worden ist, von Ehebruch sprechen. Die Kirchengeschichte zeigt, mit welcher List und auch brutaler Gewalt man Ehebruch (auch bei den Päpsten!) christianisierte. Auch der Gesetzesgläubige weiß Ehebruch in erlaubte Formen zu gieße. Wer schon mal im Ehebruch verurteilt wurde, wird sicher gemerkt haben, dass viele mit im Gericht sitzen, obwohl sie selbst mit den Augen schon oft Ehebruch begingen. Eine frisch im Ehebruch vor Jesus geschleppte Frau sollte nun von Jesus verurteilt werden. Was sagte er? „Wer ohne Schuld ist (sicher in Dingen des  Ehebruch), werfe den ersten Stein!“ Alle gingen stillschweigend davon!
Diese Religiosität wird im 2.Tim. 3,5 treffend zum Ausdruck gebracht. Denn bei einem Religiösen, einem Scheinfrommen, ist der Glaube ausgehöhlt und zur Form erstarrt. Der Religiöse kann z.B. fleißig zur Kirche gehen, vielleicht, weil die Nachbarn darauf achten. Es ist möglich, dass er sogar zum Kirchenvorstand gehört oder ein Pastorenamt einnimmt, die Leitung der Gemeinde in der Hand hält, aber vom Evangelium selbst nichts wissen will. Dem Religiösen ist zwar die Zugehörigkeit zur Kirche, der schöne Ablauf des Gottesdienstes mit Gesang und Instrumentalmusik wichtig (an Weihnachten sind fast alle Kirchen gut besucht!) oder auch, im Falle, um gesehen zu werden, unwichtig; aber den Inhalt des Evangeliums, die Kraft des Wortes Gottes, die erlösende Kraft des Blutes Jesu, die verändernde Kraft des Hl. Geistes lehnt er ganz bewusst ab. Die Form wird beachtet, der Inhalt verleugnet. Man muss nur die Form wahren; denn ‚was sagen sonst die Nachbarn dazu!‘. Der Grund für die Sorge um die Religion muss nicht darin liegen, was die Nachbarn sagen. Aber die erlösende Kraft des Evangeliums ist einfach nicht wichtig, wird nicht gebraucht!
Deshalb ist dem Religiösen das Gesetz, auch der geregelte Ablauf der frommen Treffen, so wichtig; er findet darin die Form, die Verkörperung der Wahrheit. Die Wahrheit selbst ist unwichtig.
 
 
Diese Heuchelei hat ernsthafte Folgen. Denn wer weiß, dass Götzendienst vor Gott ein Gräuel ist, aber trotzdem Tempelraub begeht, indem er Götzen sammelt, nur weil der Götze die Form verlor, die den Götzen zum Götzen machte, der sagt, man darf die Ehe nicht brechen, dennoch Ehebruch verübt, wenn es nicht die Form des Ehebruches einnimmt und der auf diese Art sich nicht scheut, zu stehlen, obwohl er lehrt, man solle nicht stehlen, nimmt an seiner Seele Schaden. Er missbraucht seine Gotteserkenntnis zum Sündigen, seine Erkenntnis, um Lücken im Gesetzeswerk zu finden und zieht andere hinter sich her, die er zum Sündigen verführt. Deshalb hat er außer an seiner eigenen Schuld auch noch Anteil an der Schuld der Verführten (1. Kor. 8,1-11).
 
 
Kap. 2, Vers 24
“Denn «der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert», wie geschrieben steht.”
 
 
Anstatt Gott zu dienen, achtet er auf die rechte, orthodoxe From und degradiert den Höchsten zu seinem Diener. Er vertauscht Gott nicht, sondern missbraucht ihn, ja, er macht Gott unnötig! Gott muss für sein ehebrecherisches Verhalten und seine Götzenliebe herhalten. Daraufhin kann Paulus ihm nur noch knallhart die Worte ins Gesicht schleudern:
“Der Name Gottes wird deinetwegen gelästert!”
 
 
Tipp
Prüfe Deinen Lebenswandel, ob dadurch der Namen Gottes gelästert oder geehrt wird!
 
 
Im Propheten Jesaja (Kap. 52,5) lesen wir dieses Zitat. Es heißt da: “alle Tage wird mein Name gelästert”.
Wodurch wurde der Name Gottes gelästert? Ganz einfach: Assur hat das Volk Gottes bedrückt und dabei verhöhnte Gott. Sicher prahlte Assur, dass es stärker als der Gott Israels ist, da dieser Gott Israel gegen ihn nicht helfen konnte. Er konnte das Volk Israel unterdrücken und es ist kein Helfer da.
Das Volk Gottes zu unterdrücken, ohne Furcht Gottes, bedeutet, den Namen Gottes zu lästern.
Typ 3 “besitzt” das einfache Volk. Er ist der Lehrer, der Erzieher und das Licht für die in Dunkelheit - und in Dunkelheit leben alles, außer der Elite! Keiner kommt an ihm, dem Lehrer, vorbei. Er verschließt den Himmel und geht auch selbst nicht hinein. Er trennt das Volk Gottes von Gott! Er lästert den Namen Gottes, zu dem das Volk gehört.
 
Diese Art richtet sich gegen Gott. Diese Art ist schlimmer als die der Typen 1 und 2. Denn der “fromme Gesetzesübertreter”, Typ 3, tauscht Gott nicht gegen etwas aus, sondern bedient sich der Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes, um - entgegen seinem Lebenswandel - vor den Mitmenschen tadellos dazustehen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist König Saul, der Samuel darum bat, mit ihm vor dem Volk zu beten. Wenn dann die anderen in ihm Gott erkennen, weil er so fromm betet, werden sie nicht nur von ihm, sondern ebenso von Gott enttäuscht werden. Deshalb wird wegen ihm der Name Gottes gelästert.
Da sich bei diesem Menschen kein schlechtes Gewissen meldet und dem man auch nicht “ins Gewissen reden” kann, sieht Paulus für ihn kaum eine Chance zur Umkehr. Bei den Menschen der Typen 1 und 2 gewinnt man den Eindruck, dass bei ihnen der latente Wunsch, schuldlos zu sein, in ihrem Tun und ihrer Einstellung gerechtfertigt zu werden, vorhanden ist. Anders ist die innere Einstellung bei dem Gesetzestreuen. Seine Selbstgerechtigkeit lässt keine Schuldgefühle aufkommen. Auf Kosten der Ehre und der Gerechtigkeit Gottes führt er sein sündiges Leben!
 
 
Kap. 2, Verse 25-29
“Denn Beschneidung ist wohl nütze, wenn du das Gesetz befolgst; wenn du aber ein Gesetzesübertreter bist, so ist deine Beschneidung Unbeschnittensein geworden. Wenn nun der Unbeschnittene die Rechtsforderungen des Gesetzes befolgt, wird nicht sein Unbeschnittensein für Beschneidung gerechnet werden und das Unbeschnittensein von Natur, das das Gesetz erfüllt, dich richten, der du mit Buchstaben und Beschneidung ein Gesetzesübertreter bist? Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben. Sein Lob kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.”
 
 
Bis jetzt lasen wir nichts über die Beschneidung. Der fromme Jude stützt sich auf das Gesetz und rühmt sich, Gottes Eigentum zu sein, seine Verheißungen zu besitzen. Der Name Gottes ist ihm so heilig, dass er es nicht wagt, ihn auszusprechen.
Aber Paulus lobt ihn keineswegs, sondern wirft ihm vor, wegen ihm würde “der Name Gottes gelästert werden”! Diese Anklage ist für einen Juden schlimmer als wenn es heißen würde: “Du bist ein Ehebrecher, ein Götzendiener, ein Mörder!” Denn für ihn ist Gotteslästerung das Schlimmste, das man ihm unterstellen könnte.
Worauf kann sich jetzt dieser Angeklagte noch zurückziehen, wenn alle bisherigen Mauern, hinter denen er seine Sünde versteckte, einstürzen?
 
Es bleibt ihm nur noch die Beschneidung, die er am 8. Tage nach seiner Geburt erhielt. Zu dieser Stunde war er noch frei von jeder Sünde, die später sein Schuldkonto belastete.
Durch die Beschneidung wird jeder Jude zum Eigentum Gottes gerechnet. Also gehört der Jude, der beschnitten worden ist, zum Volke Gottes, ganz gleich, wie er aussieht oder wie er sich benimmt; denn die Beschneidung gilt als Bestätigung (1.Mose 17,10-17). So war es auf jeden Fall bei Abraham. Durch seine Beschneidung wurde besiegelt, dass er in Gottes Augen gerecht sei.
Ist nun mit der Beschneidung wirklich geklärt, ob jemand zum Volke Gottes gehört, auch dann, wenn alle anderen Indizien dagegen sprechen?
Die Großkirchen sehen in der Kindertaufe die Beschneidung des NT's. Bei der Taufe soll wohl - entsprechend der Beschneidung - sinngemäß folgendes zum Ausdruck gebracht werden: “Ehe ich mich für Gott entscheiden konnte, entschied sich Gott für mich.” Wenn diese Auffassung auch nicht mit der Taufe, wie sie in der Bibel gelehrt wird, übereinstimmt, so stimmt dies im Hinblick auf die Beschneidung. Denn die Gerechtigkeit, die Gott Abraham zusprach, gilt auch für alle seine Nachkommen, an denen die Beschneidung vorschriftsmäßig vollzogen wurde.
Doch wie ist dies mit der Aussage in Einklang zu bringen, dass die Beschneidung nur dem von Nutzen sei, der das Gesetz hält? Wie kann der am 8. Tag Beschnittene schon am nächsten Tag das Gesetz halten, das er weder kennt noch versteht? Gar nicht! Denn entweder ist die Beschneidung ein Zeichen oder eine Verpflichtung zur Gerechtigkeit.
 
Daraus ist zu schließen, dass die Beschneidung, von der hier die Rede ist, gar nicht die des Abrahams, sondern die des Gesetzes ist; denn die Beschneidung von Mose ist die erste (passive) Gesetzeshandlung eines Menschen! Danach müssen weitere (aktive) Handlungen folgen, sonst kommt man bei der Gerechtigkeit Gottes niemals an.
Später, im Alter von etwa 13 Jahren, wird der Junge in der “Bar-Mizwa” unter die Herrschaft des ganzen Gesetzes gegeben. Mit der Beschneidung kommt er nur etwas unter das Gesetz, sozusagen nur mit einem Füßchen - aber eben doch unter das Gesetz (Gal. 4,4-5).
Und da diese Beschneidung nicht zu Abraham, sondern zum Gesetz, zu Moses gehört, muss der junge Mann - vom Tage der Bar-Mizwa an - durch die Befolgung des Gesetzes seine Zugehörigkeit zum Volke Gottes unter Beweis stellen (vgl. Jak. 2,10). Das heißt, wer ein Gebot des Gesetzes übertritt, hat das ganze Gesetz gebrochen und wer alle Schritte bis auf den letzten tat, wird das Ziel nicht erreichen. Wer also nur die Beschneidung aufweist, jedoch kein weiteres Gebot erfüllt, hat das Gesetz vollkommen gebrochen und gilt als ein Unbeschnittener.
Die Beschneidung hilft genauso wenig wie ein Führerschein, wenn man bei Rot über die Kreuzung fährt.
Hier geht es nicht um die Beschneidung von Abraham, durch die man versiegelt wird und von Gott den Zuspruch der Gerechtigkeit erhält, sondern um die Beschneidung von Mose, die Teil des Gesetzes ist. Die Beschneidung auf Grund des Gesetzes steht nicht im Einklang mit den Verheißungen, die Gott dem Abraham gab.
 
 
Im 26. Vers dieses Kapitels taucht eine Frage auf. Oder ist sie schon im Zusammenhang mit Vers 14 beantwortet worden? Bei beiden Versen geht es nicht darum, nachzuweisen, dass es in den Völkern irgend einen Menschen gibt, der von Natur aus nach dem Gesetz leben würde. Denn niemand erfüllt Gottes Norm aus seiner eigenen Kraft.
Paulus will damit nur aufzeigen, worauf es beim Gesetz ankommt, nämlich auf das Erfüllen der Forderungen. Gott achtet also nicht auf die bloße äußere Beschneidung des Fleisches oder auf das Hören des Gesetzes, sondern vielmehr auf die Beschneidung des Herzens und damit auf die Befolgung des Gesetzes. Das Ziel der Beschneidung am Fleisch ist die Beschneidung des Herzens.
Dasselbe kommt auch im 26. Kapitel des 3. Buches Mose, Vers 41, deutlich zum Ausdruck, ebenfalls in der Apostelgeschichte, Kapitel 7, Vers 51.
 
Hatte Mose während der Wüstenwanderung vielleicht deshalb niemanden beschneiden lassen, weil von der Beschneidung ihrer Herzen nichts zu spüren war? Denn erst unter Josua wurde das Volk in Gilgal beschnitten (Jos. 5,2-9). Gott will das Herz des Volkes Israels beschneiden (Jer. 4,4).
Es gibt jedoch in den verschiedenen Nationen Menschen, die nicht die Beschneidung des Fleisches, aber wohl die des Herzens haben. Man findet sie unter dem Namen “Christen”.
Man bedenke diesen grotesken Fall: der am Fleisch unbeschnittene Mensch, der nach dem jüdischen Glauben als Unreiner den Namen Gottes nicht in den Mund nehmen darf, wird dem Beschnittenen, einem Mann des Volkes Gottes, gleichgestellt und darf Gott sogar seinen Vater nennen!
 
Auch in Vers 27 finden wir, wie im Vers 14 dieses Kapitels, Begriffe wie “... von Natur das Gesetz erfüllen” (Vers 27) und “... von Natur dem Gesetz entsprechend handeln” (Vers 14): von Natur!
Paulus scheint das üble Gesetzestreiben als “künstlich” und “unnatürlich”, abzustempeln.
Diesem “Juden”, Typ 3, zieht Paulus das maßgeschneiderte Kleid der Selbstgerechtigkeit, das so sehr unnatürlich ist, vom Leibe und reißt ihm jedes künstliche Fundament unter den Füßen hinweg. Denn seine Beschneidung erweist sich als “unnatürlich”, als “gegen die Natur” (vgl. Rö. 1,27und 31). Und sein Lebenswandel zeugt gegen ihn, weil der Name Gottes seinetwegen unter den Nationen gelästert wird.
Gibt es noch etwas Schlimmeres?
 
 
Kap. 3, Verse 1-2
“Was ist nun der Vorzug des Juden oder was der Nutzen der Beschneidung? Viel in jeder Hinsicht. Denn zuerst sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.”
 
 
“Was ist nun der Vorzug (wörtl.: Übervolle, Außergewöhnliche) des Juden oder was der Nutzen der Beschneidung?
 
Das Urteil war bisher sehr vernichtend; denn die Heiden, die Gottes Wesen aus der Natur heraus erkennen können, vertauschen die erkannte Wahrheit durch Lüge. Dies ist ungerecht.
Und wie beim Heiden, so finden wir auch beim Juden in seiner Einstellung zu Gottes Wahrheit diese Ungerechtigkeit. Denn die Juden, die den Maßstab Gottes kennen, ihn aber nicht bei sich selbst, sondern ihn lediglich zum Messen anderer anlegen, setzen sich durch das Richten auf den Richterstuhl, der nur Gott zusteht.
Wieder andere erdreisten sich, obwohl sie selbst kräftig sündigen, ihre Mitmenschen zu belehren und ihnen sich selbst als Licht, dem man folgen muss, anzubieten, anstatt auf das Licht hinzuweisen, auf Jesus. Das wahre Licht haben sie nicht nur “vertauscht”, sondern auch gekreuzigt, aber - es konnte nicht im Tod, im Dunkeln bleiben! Auf diese Weise tauschen alle drei die Wahrheit Gottes gegen die Lüge ein. Wenn deshalb weder Heide noch Jude vor Gott bestehen kann, wer wird dann noch Gott gefallen können? Ist es denn überhaupt möglich, eine Geliebte und Geliebter Gottes zu werden - wie Paulus die Christen zu Beginn seines Briefes anredete (vgl. Rö. 9,25-26)?
 
“Was ist das Außergewöhnliche des Juden?”, was unterscheidet ihn trotzdem von den Heiden? Oder “was ist der Nutzen der Beschneidung?” Die Antwort lautet: “Viel in jeder Hinsicht”.
Worauf bezieht sich nun dieses Wort “viel”, sogar “in jeder Hinsicht”? Es bezieht sich auf das Vertrauen Gottes, das dem Juden entgegengebracht wurde, als Gott mit ihm sprach, “denn zuerst sind IHNEN die Aussprüche Gottes anvertraut worden”.
Das Außergewöhnliche besteht darin, dass dem Juden zuerst, vor allen anderen Menschen, das Wort Gottes anvertraut worden ist. Gott hat das Volk Israel durch die Beschneidung aus allen Völkern hervorgehoben, von allen anderen Nationen unterschieden und ihm sein Wort als Zeichen des Vertrauens gegeben (5.Ms. 4,6ff).
“Aussprüche Gottes” meint hier nicht in erster Linie die Bibel, sondern erfasst alle Äußerungen Gottes, wie sie z.B. Abraham empfing. Meistens handelt es sich dabei um Verheißungen, die er seinem Volk “anvertraute” und mit denen er gleichzeitig ihnen gegenüber eine Verpflichtung übernahm.
Dadurch, dass Gott Israel seinen Willen durch sein Wort offenbarte, bewies Gott sein Vertrauen zu seinem Volke. Dieses Vertrauensverhältnis wurde mit dem Bund der Beschneidung besiegelt. Der Nutzen der Beschneidung ist demnach nur dann nützlich, wenn auch das Vertrauensverhältnis zu Gott besteht.
 
 
Kap. 3, Vers 3
“Was denn? Wenn einige untreu waren, wird etwa ihre Untreue die Treue Gottes aufheben?”
 
 
Treue ist kein Zusatz, sondern Gottes ureigenstes Wesen!
Was ist also das, was den Juden aus den Völkern heraushebt? Es ist das Vertrauen, das Gott ihm entgegenbringt und was auch den Nutzen aufrechnet.
Und der Jude warf das Vertrauen, das Gott ihm gab, weg. Er stützte sich auf andere Werte. Er verließ sich auf den Buchstaben und deren Berechnungen und nicht auf den Sprecher. Ein guter Rabbi war der, der die Buchstaben zählen konnte!
Wenn ein Bündnispartner sein Vertrauen wegwirft, sollte dann der andere - in diesem Falle Gott - sein Vertrauen ( griech.: “pistis” bedeutet sowohl Vertrauen als auch Treue), das er in Treue gab, ebenfalls aufgeben? Kann Gott überhaupt untreu werden? Gehört Treue nicht zu seiner Wesensart? Wenn Gott untreu werden könnte, dann würde seine Treue nicht zu seinem Wesen gehören. Gott bleibt treu, er kann sich selbst nicht verleugnen.
Doch der nun wegen Untreue angeklagte Jude versucht seine verlorene Ehre zu retten und beruft sich auf den Bund der Beschneidung. Er wirft Gott Bundesbruch vor - zumindest aber unkorrektes Verhalten. Gott begeht also, wie der Jude behauptet, Bundesbruch, denn Gott bietet “dem Juden zuerst und auch dem Griechen” (Rö. 1,16) sein Vertrauen an.
“Dem Juden zuerst”. Diese Worte gefallen; denn dadurch wird die Sonderstellung des Juden vor den Heiden unterstrichen. Aber gefällt auch diese Aussage: “auch dem Griechen”?
 
 
Kap.3, Verse 4-8
“Das sei ferne! Vielmehr sei es so: Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner, wie geschrieben steht: «Damit du gerechtfertigt werdest in deinen Worten und den Sieg davonträgst, wenn man mit dir rechtet.» Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erweist, was wollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, wenn er Zorn auferlegt? Ich rede nach Menschenweise. Das sei ferne! Wie könnte sonst Gott die Welt richten? Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge überreich geworden ist zu seiner Herrlichkeit, warum werde ich auch noch als Sünder gerichtet? Und sollen wir es etwa so machen, wie wir verlästert werden und wie einige sagen, dass wir sprechen: Lasst uns das Böse tun, damit das Gute komme? Deren Gericht ist gerecht.”
 
 
Ist Gott wortbrüchig und untreu geworden, wenn er das Außergewöhnliche des Juden auf die Seite legt und sich der Heiden erbarmt? Nun sitzt also Gott auf der Anklagebank. Makaber aber real. Dafür sorgte Satan schon im Paradies.
Wie eine Schlange windet sich der überführte Mensch und schreckt nicht davor zurück, gegen Gott zu züngeln. Dabei wird Gott zu verstehen gegeben, dass er den Sünder unbedingt benötigen würde, um seine Wahrheit recht zur Geltung bringen zu können. Und Gottes Gerechtigkeit würde ja erst durch den Sünder bewiesen. Gott schlägt demnach aus der Verurteilung für sich Profit, um besser dazustehen. Warum darf er den Sünder überhaupt noch verurteilen?
Aber wie das Licht die Finsternis nicht benötigt, um als Licht erkannt zu werden, so ist der Sünder nicht erforderlich, um Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit zu beweisen (vgl. Rö. 3,21). Wenn Gott ungerecht wäre, wie könnte er, der Schöpfer der Welt, dessen Richter sein und als Eigentümer der Welt jeden Menschen zur Rechenschaft ziehen?
Oder braucht eventuell Paulus den “Sünder” auf der Anklagebank zu seiner Verkündigung? Je mehr “Arme” desto mehr Lob für den “Helfer” - egal ob der Helfer den Armen erst arm gemacht hatte und nicht reich werden lässt. Schon bei Adam zeigte sich dasselbe Missverständnis: Gott ruft Adam und dieser erkennt darin nicht die Fürsorge Gottes, sondern den ihn “verurteilenden” Gott. Diesem Gott wirft Adam - zur Eigenrechtfertigung - Mitschuld vor: “Die Frau, die DU mir gabst!” Diese Art liegt uns Adamiten im Blut. Wenn wir schon keine “weiße Weste” mehr vortäuschen können, dann soll Gott auch “mit bluten” - was er auch freiwillig tat!
 
 
Wenn Paulus einen nach dem anderen verurteilt, dann nicht, um dadurch für sein Evangelium die Basis zu legen. Natürlich, wenn die Aussage “aus Bösem kommt Gutes” der Inhalt des Evangeliums wäre, dann wäre es logisch, dass Paulus alle Menschen zunächst als böse abstempeln müsste, um sie anschließend zum Guten hinführen zu können.
Doch selbst wenn alle Menschen gut wären, müsste das Evangelium gepredigt werden und notwendig sein! Warum wird denn überhaupt jemand als Sünder gerichtet? Vielleicht, weil er etwas Böses tat? Oder weil er Gottes Wahrheit mit Hilfe der Lüge entstellte, also die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschte? Nein, deshalb kommt zwar mit Sicherheit Gottes Zorn auf ihn “herabgeregnet”, aber deshalb wird er nicht gerichtet.
Das Evangelium benötigt in keiner Weise meine Sünden. Für das Evangelium ist es auch bedeutungslos, ob jemand viel oder wenig, schwer oder nur leicht gesündigt hat. Deshalb braucht der Sünder - quantitativ gesehen - weder mehr noch weniger Evangelium. Eines steht fest: wenn jemand sündigt, erwächst daraus nichts Gutes. Wenn dennoch die Situation gut wird, dann lediglich durch die Barmherzigkeit und Hilfe Gottes.
Kommt jemand aus christlichem Elternhaus und “besitzt” in seinem Leben keine “großen” Sünden, so hat er möglicherweise kein “großes” Vergebungserlebnis. Aber Vergebung ist nur die eine Hälfte. Denn wir suchen so viel Vergebung, wie WIR benötigen, aber so viel Heiligung, wie ER heilig ist. Sollte also jemand wenig gesündigt haben, so ist für ihn die 2. Seite des Evangeliums genauso wichtig: die Heiligung.
 
Im 5. Kapitel des Römerbriefes, Vers 19 lesen wir, weshalb ein Mensch als Sünder gerichtet wird: “Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind...”. Ich bin also nicht deshalb Sünder, weil ich immer wieder bewusst oder unbewusst sündige, sondern weil mich Adams Ungehorsam in diesen Stand versetzt hat. Wenn ich sündige, bestätigt dies meine Stellung (siehe Rö. 5,12b: “... weil sie alle sündigten” besser wiedergegeben: “auf Grund dessen sie alle gesündigt haben”).
Ich werde nicht deshalb als Sünder gerichtet, weil ich sündige. Meine Sünden bestätigen meine Herkunft: ich stamme von Adam ab. Er steckte mich in diese Stiefel der Sünde. Ich werde demnach nur aus folgendem Grunde gerichtet und in die Hölle geschickt, weil ich Jesus, den Weg aus Adam heraus, nicht angenommen habe oder konnte. Vgl. Joh. 8,24 “denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben”.
Jemand erklärte es einmal folgendermaßen: “Wenn ich male, dann bin ich noch lange kein Maler, und wenn ich sündige, bin ich noch lange kein Sünder. Auch bin ich nicht deshalb kein Maler, weil ich im Augenblick nicht male, und ebenso bin ich nicht deshalb kein Sünder, weil ich gerade nicht sündige.”
 
 
Kap. 3, Vers 9
“Was nun? Haben wir einen Vorzug? Durchaus nicht! Denn wir haben sowohl Juden als auch Griechen vorher beschuldigt, dass sie alle unter der Sünde seien,”
 
 
“... schützen wir uns damit (besser wiedergegeben als “Haben wir eine Vorzug?”)...?” Paulus redet nicht um den heißen Brei herum und verurteilt nicht, wie jemand es nach Rö 2,1 tat, damit er sich dahinter verschanzen kann. Er hat alle beschuldigt, sich mit eingeschlossen. Denn nur so ist es ein Evangelium: es gilt für alle. Die Sonderstellung durch das anvertraute Wort Gottes schmilzt wie Schnee in der Sonne dahin, weil sie das Anvertraute nicht in Treue festhielten. Solange sie unter der Herrschaft der Sünde stehen, ebenso wie alle Menschen, können sie von Gott nicht vorgezogen werden.
In Vers 7 lautete die Frage: “Warum werde ich als Sünder gerichtet?” Aber es geht weniger um den Stand des Sünders, den wir einnehmen müssen, als vielmehr um eine Herrschaft der Sünde. Wir stehen unter der Herrschaft der Sünde, in ihrem Machtbereich (Vers 9). Als Vergleich mag uns nochmals das Beispiel vom Maler dienen: Es ist gar nicht tragisch, ein Maler zu sein, denn er ist nicht dazu verpflichtet, ununterbrochen zu malen. Er hat die Freiheit, zu jeder Zeit eine Pause einzulegen. Aber sobald er unter eine zwingende Macht gekommen ist, die ihn dazu treibt, ohne Rast und Ruhe pausenlos malen zu müssen, befindet er sich in einer gefährlichen Situation, obwohl das Malen selbst keine Gefahr darstellt, vielleicht sogar Nutzen bringt. Natürlich kann von einem Nutzen beim Sündigen nicht gesprochen werden, weil der Mensch durch die Sünde in Unfreiheit und in Abhängigkeit von der Sünde gerät. Daher bekommt er die Knechtschaft, den Zwang zum Sündigen, zu spüren; denn er steht nun “unter der Herrschaft der Sünde”! Wenn der Sünder es versucht, nur einen Tag lang nicht zu sündigen, wird er am eigenen Leib erleben, dass er der Macht der Sünde nicht widerstehen kann, weil er unter ihrer Herrschaft steht!
Es gibt nur eine Möglichkeit, von der Macht der Sünde befreit zu werden, und zwar mit Hilfe des Evangeliums. Sobald seine Hilfe einsetzt, wird es bei mir, dem Sünder, nicht nur einen Stellungswechsel vornehmen, sondern auch die Machtbeziehung ändern. Würde Gott Sünde nicht verurteilen, wäre ihm der Mensch egal und der Sünder würde ohne Hilfe bleiben. So aber verurteilt Gott die Sünde, um den Sünder von ihr zu befreien! Denn wenn Gott die Sünde verurteilt, so ist sie nicht mehr rechtmäßig und hat kein Recht mehr über mich.
Es mag in der Gesellschaft unterschiedliche Stellungen geben, der eine ist Jude der andere Heide, und dadurch Vorteile; aber diese Vorteile schmelzen dahin, wenn man bedenkt, dass jeder Mensch unter der Macht der Sünde steht, ob Jude oder Heide. Keinem ist seine Stellung, die er einnimmt, vor Gott zum Nutzen.
Diese Macht der Sünde lernten wir in den ersten Kapiteln des Römerbriefes kennen. Paulus schrieb über die Auswirkungen der Versklavung, die so schleichend und schlangenhaft vor sich geht, dass die Menschen es nicht einmal als Fremdbestimmung in ihrem Leben wahrnehmen.
 
 
Kap. 3, Verse 10-17
“wie geschrieben steht: «Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.» «Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handelten sie trügerisch.» «Otterngift ist unter ihren Lippen.» «Ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit.» «Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend ist auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt.»"   
 
 
Jesus sagte: “Glauben sie der Schrift nicht, glauben sie auch nicht, wenn jemand von den Toten aufersteht!”
 
Als Beweis für den verabscheuungswürdigen, geistlichen Zustand der 3 Gruppen, die wir im 1. und 2. Kapitel kennenlernten, führt Paulus nun etliche Schriftstellen aus dem Alten Testament an - damit “jeder Mund verstopft werde”:
 
       Ps. 14,1-3  Niemand tut Gutes; alle sind abgewichen und untauglich geworden;
       Ps. 5,10      Ihr Hals ist ein offenes Grab;
       Ps. 140,4    Unter ihren Lippen ist Otterngift;
       Ps. 10,7      Ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit;
       Jes. 59,7-8 Ihr Weg ist Verwüstung und Elend; den Weg des Friedens (Versöhnung anstatt
                          Selbstrechtfertigung) haben sie nicht erkannt; ihre Füße rennen zum Bösen;
       Ps. 36,2      Vor ihren Augen gibt es keine Gottesfurcht.
 
                           Herz -- Kehle -- Zunge -- Lippen -- Füße -- Weg
 
Jesus lehrte, dass das Herz des Menschen der Sitz des Guten wie auch des Bösen ist (Mt. 12,34-35; 15,18-19).
Denn das Herz veranlasst das Gehirn, Gedanken zu entwickeln, die über Kehle, Zunge und Lippen (Mund) zu Worten werden. Das Herz ist der “Autofahrer”, der das Lenkrad bewegt
siehe “Herz, Gewissen und Verstand”
Die Tat, wozu auch schon das Sprechen zählt, beginnt im Herzen. In den ersten beiden Kapiteln des Römerbriefes finden wir die Bestätigung (1,21): ”... sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde”, und (2,5): “Nach ... deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf...!”
Bei diesen Gruppen war es leicht, nachzuweisen, dass aus ihrem Herzen Sünde entspringt. Bei der 3. Gruppe weist Paulus auf die Schriften des Alten Testamentes hin. Anhand dieser Schriftellen zeigt er den Verlauf einer Tat von seinem Beginn, der im Herzen liegt, bis hin zur Tat.
 
 
Kap. 3, Vers 18
“Es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.”
 
 
Wenn Menschen in ihrem Herzen Gottesfurcht hätten, würden sie beim Sündigen noch einen Schutz haben! Denn die “Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang” (Spr. 9,10) und führt zur Buße. Aber selbst diese gesunde Furcht fehlt ihnen! Diese Furcht Gottes darf natürlich nicht wie “big brother is watching you” gedeutet werden. Denn Gott ist nicht der Polizist, sondern der, dem die gesamte Welt gehört. Vor ihm muss sich jeder zur Rechenschaft stellen. Und so kann die Gottesfurcht vor Sünden hüten: ich weiß, dass es nichts gibt, was ich mir erlauben kann, was Gott verboten hat. Alles hat seinen Preis! “Irrt Euch nicht, denn Gott lässt sich nicht verspotten. Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten!” (nachzulesen im Galaterbrief, Kapitel 6, Vers 7)
Dass dieses “Niveau” (“ich fürchte Gott und tue deshalb seinen Willen”) niemals das beste und höchste sein kann, leuchtet sicher jedem ein. Denn wer aus der Furcht vor Gott dies nicht tut und jenes tut, der steht bei allen Überlegungen unter einem Druck. Sicher ist es besser, nicht zu sündigen, weil man Gottesfurcht hat, als zu sündigen. Aber der bessere und höhere Weg, nach Gottes Willen zu leben ist der: “die Liebe Christi drängt mich”.
Aber wohnt die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist nicht in mir, dann sollte wenigstens die Furcht Gottes vor meinen Augen sein.
 
 
Kap. 3, Verse 19-20
“Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei. Darum: aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.”
 
 
Gott hat den Juden unter das Gesetz gestellt. Doch das Gesetz, auf das sich der Jude beruft, erweist sich als sein Gegner. Denn das Gesetz hilft den Mund dessen zu stopfen, der sich rechtfertigen will. Es weist Sünde nach; nicht nur dadurch, dass es Sünde verbietet, sondern vielmehr, indem es Sünde reizt, sich zu manifestieren. Hier zeigt es sich, dass nicht das Gute das Böse, aber das Böse das Gute braucht, denn ohne das Gute, das Gesetz, würde niemand auf die Sünde hören. Denn im Grunde genommen ist Sünde Rebellion; und Rebellion benötigt das Gute, gegen das rebelliert wird.
Doch um Typ 3 den Mund zu stopfen, damit auf diese Weise der Mund der ganzen Welt vor dem Richter-Gott zum Schweigen gebracht wird, genügen die Gebote des Gesetz, welche Sünde hervor zwingt, nicht. Hier zieht Paulus das ganze Gesetz heran, denn er sagt,”... ALLES, was das Gesetz sagt”. Dazu zählen nicht nur die Ge- und Verbote, sondern auch die Verurteilungen im Gesetz, in der Schrift, die ?Paulus in den Versen 10 bis 17 anführte.
Aber das Gesetz bewirkt noch mehr; es ist gleichsam die Brücke zur Begnadigung. Denn nur dadurch, dass die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen ist, kann Gott auch begnadigen. Stehen wir bei Gott in Schuld, liegt es allein in Gottes Macht, nach seinem Willen mit uns zu verfahren. Haben wir aber noch weitere Verpflichtungen (z.B. gegenüber der Sünde, dem Tod und Satan), dann kann Gott nicht alleine begnadigen, sondern er müsste sich mit Sünde, Tod und Satan einigen, einen Vergleich anstreben.
Paulus hat also nicht die Absicht, die Schuld der ganzen Welt aufzudecken bzw. ans Licht zu bringen, um dann ohne Hilfestellung zu verschwinden, sondern er ist bestrebt, der Welt die Verpflichtung, die sie Gott gegenüber hat, in ihr Bewusstsein zu rufen, damit sie an Gott gebunden wird, der reich an Gnade ist.
 
 
Kap. 3, Verse 21-24
“Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten: Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.”
 
 
Vom 1. Kapitel des Römerbriefes, Verse 16+17, bis hin zu diesen Versen 21 -26 (3. Kapitel), war es ein langer Weg.
Der lange Weg wurde deshalb so lang, weil es schwer ist, Menschen zum Hören anstatt zum Reden zu führen (man hat ja 2 Ohren und nur einen Mund!). Den Mund zu stopfen, damit endlich die Ohren hören können, ist Aufgabe des Gesetzes. Schon Vers 20 gibt uns über diese besondere Aufgabe des Gesetzes Aufschluss. Es führt nämlich den Menschen zur Erkenntnis der Sünde und gleichzeitig bezeugt es Gottes Gerechtigkeit. Sein großes Verdienst besteht darin, dass es als unbestechlicher Maßstab die Entscheidung erleichtert, wer gerecht und wer ungerecht sei. Wer einmal schmerzlich erkennen musste, dass nicht der andere, sondern man selbst sich zu entschuldigen habe, wird Gott für das Gesetz dankbar sein, durch das ihm die Sünden(taten), aber auch die Sünden(macht), ihre List und Herrschaft (Rö. 7), gezeigt wird.
Es ist aber nicht alleine das Gesetz, das Gottes Gerechtigkeit bezeugt. Weitere Zeugen sind die Propheten. Aber zum Unterschied zum Gesetz ist ihr Zeugendienst auch gleichzeitig auf das Evangelium Gottes hinweisend (Rö 1,2) - was das Gesetz nicht tut.
Ein Zeuge im Gericht wird keine Entscheidung treffen. Erst wenn für den Richter die Sachlage offenbar ist, wird er entscheiden. So gibt es die bezeugte und die offenbarte Gerechtigkeit Gottes. Die eine kann man glauben oder nicht, die andere steht fest, ohne jede Widerrede.
Wenn die Gerechtigkeit Gottes nicht nur bezeugt (während des Streites über Jahrhunderte hinweg), sondern auch offenbar (am Kreuz von Jesus)ist, dann ist der Rechtsstreit endgültig entschieden.
Die bezeugte Gerechtigkeit Gottes kann den Sünder natürlich nicht zur Rettung führen - ist doch nichts endgültiges entschieden. Weil das Gesetz den Menschen im besten Fall bis zur Sündenerkenntnis bringt, ist es kraftlos (Rö. 8,3) um zu retten. Bei der bezeugten Gerechtigkeit Gottes steht die Anklage, bei der offenbarten Gerechtigkeit aber steht die Rettung im Vordergrund. Denn Gott gebraucht seine Gerechtigkeit nicht wie eine Beute, einen Raub, sondern als Reichtum, den er austeilen will (anders als bei uns!).
 
Während Jesus auf der Erde lebte, konnte er Gottes Gerechtigkeit auf mannigfaltige Weise zeigen. Er “bezeugte” sie durch Zeichen und Wunder.
Als Satan an Jesus in der Wüste herantrat, um ihn zu versuchen, zielte er auf Jesu Ehrgeiz und sagte zu ihm: “Wenn du Gottes Sohn bist, dann...”! Es wäre für Jesus keine Schwierigkeit gewesen, Steine in Brot zu verwandeln; denn Gott, der Schöpfer, kann sogar aus Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Aber Jesus war nicht daran interessiert, seine Sohnschaft nachzuweisen, um dadurch Ehre zu gewinnen, sondern er setzte sich vollkommen dafür ein, Gottes Gerechtigkeit zu offenbaren. Es ging ihm um Gottes Ehre.
Wie und wodurch konnte Jesus aber den Beweis für Gottes Gerechtigkeit erbringen?
 
Zur Erklärung mag ein kleines Beispiel dienen:
Gold und Goldpapier
Wir nehmen einen Klumpen Gold, umwickeln ihn mehrfach mit Papier, das wie Gold aussieht und von sich behauptet, es sei Gold. Wir werfen beides ins Feuer. Warum? Obwohl dem Gold schon oft seine Echtheit bezeugt worden ist, und derselbe Zeuge ebenfalls dem Papier oft bezeugt hat, es sei kein Gold, sondern nur Papier (allerdings wertvolles), wollte das Papier es trotzdem nicht “glauben”. Aber um es einwandfrei festzustellen, was echtes Gold ist und was von beiden nur eine Imitation darstellt, hilft der Test des Feuers; denn Gold verbrennt nicht, aber Papier fällt zu Asche zusammen. Das Feuer wird es offenbaren. Ist etwas bewiesen, braucht man es nicht mehr zu glauben; denn danach weiß man es. Das Wissen tritt an die Stelle des Glaubens (es sei denn, man will das Wissen auch anwenden, dann benötigt man, trotz des Wissens weiterhin Glauben, der zum Handeln motiviert).
Genauso wie das Gold im Feuer seine Echtheit nachweisen lässt, so wird die Echtheit der Gerechtigkeit durch den Tod, und damit “außerhalb des Gesetzes”, sich offenbaren.
Da das Gesetz über den Menschen herrscht, solange er lebt (Rö. 7,2), bedeutet “außerhalb” nichts anderes als “nach dem Erdenleben”, nämlich im Tod, denn das Gesetz hat im Tod keinen Einfluss.
Der Tod kann den Gerechten, den Sündlosen, nicht halten. Der Tod hat, wie das Feuer über das Gold, keine Gewalt über den Gerechten und offenbart somit die Gerechtigkeit.
Jesus ging in seinem Gehorsam dem Vater gegenüber in den Tod. Er hatte Gott stets vor Augen und wusste genau, dass sich das prophetische Wort Davids (Ps. 16,8-10) erfüllen würde. Diese Prophetie hat sich erfüllt; denn Petrus führt die Worte dieses 16. Psalms nach der Ausgießung des Heiligen Geistes als Beweis für die Auferstehung Jesu in seiner ersten Predigt am Pfingsttage an: “... denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe” (Apg.2,27). Etwas später bezeichnet Petrus in derselben Predigt die Worte Davids als prophetisch, indem er sagt: “... hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat” (Apg. 2,31). Das ist der Glaube von Jesus, der Gottes Gerechtigkeit offenbarte.
 
Nachdem also unsere Ungerechtigkeit und Gottes Gerechtigkeit offenbart wurde, müsste nun unsere Verurteilung folgen. Aber anstatt der Verurteilung kommt die gute Botschaft der Rechtsprechung: für alle, die Jesus glauben und den erbrachten Beweis in ihrem eigenen Leben anwenden, wird diese durch Jesus offenbarte Gerechtigkeit zu ihrer eigenen Gerechtigkeit! Denn Gottes Wunsch und Wille ist es, dass wir - gleich ihm - gerecht sind. Und wenn der Mensch gerecht ist, kann sich Gott mit ihm versöhnen. Ist er aber mit ihm versöhnt, so will er auch mit ihm im Frieden leben.
Hätten wir das doch schon vor 6000 Jahren gewusst, dass Gott sein Recht nicht gegen uns, sondern für uns einsetzt! Die Lüge des Teufels sass tief: “Gott ist gegen dich! Gott weiß, dass wenn ihr davon esst, werdet ihr sein wie er...! Und das will Gott nicht”.
Schade, dass heute so viele Menschen in Gottes Gerechtigkeit immer noch nicht ihre Chance sehen! Wir brauchen Glauben, um das anzuwenden, was durch Jesus für uns geschehen ist! Bei diesem Glauben geht es um den Glauben, den Jesus hatte. Durch diesen Glauben gibt uns Gott an seinem Recht Anteil. Dieser Glaube war auch schon in Abraham (Rö. 4,17 und 24). Abraham glaubte, dass er Isaak wieder aus den Toten erhielte.
Sünder erreichen nicht Gottes Herrlichkeit. Seine Herrlichkeit ist das gesteckte Ziel. Wer es nicht erreicht, ist überführt, dass er Sünder ist. Ist aber jemand kein Sünder mehr, weil ihm Gottes Recht zugesprochen wurde, dann erreicht er das Ziel.
Im griechischen ist das Wort für Sünde 'hamartia', was einfach 'Zielverfehlung' bedeutet. Selbst wenn wir wüssten, was wir tun müssten, um an das unvorstellbar hohe Ziel zu gelangen, würden wir es auch bei allergrößter Anstrengung niemals aus uns heraus erreichen können. Denn als Sünder erreichen wir nicht die Herrlichkeit Gottes (Rö. 3,23). Durch Gottes Recht dürfen wir in der Herrlichkeit des Vaters wandeln (Rö. 6,4). Wir haben es erreicht! Dafür benötigen wir Glauben; ohne Glauben ist es unmöglich, das Niveau Gottes, seine Herrlichkeit, zu erreichen.
 
 
Kap. 3, Verse 25-26
“Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist.”
 
Paulus vergleicht den Ort, an welchem Gott uns seine Gerechtigkeit schenkt, mit dem “Gnadenstuhl”, der in der Stiftshütte an einem absolut dunklen Ort hinter einem dicken, kunstvoll gewebten Vorhang stand. Dieser Vorhang trennte das Heilige vom Allerheiligsten. Und im Allerheiligsten war die Gegenwart Gottes.
Der Hohepriester durfte nur einmal im Jahr, nämlich am großen Versöhnungstag, durch diesen Vorhang hindurch, in das Allerheiligste eintreten. Dort besprengte er den Gnadenstuhl mit dem Blut, das zur Sühnung vergossen wurde. Er ging also nicht aus Sehnsucht nach einer Begegnung mit Gott an diesen Ort, sondern nur, um seinen Dienst nach der Anweisung Gottes zu erfüllen.
Obwohl der Israelit zum Volke Gottes gehörte und wusste, dass Gott an dieser Stätte zu finden sei, wagte er es trotzdem nicht, sich in die Gegenwart Gottes zu begeben; denn außer dem Hohenpriester war es jedem Israeliten verboten, das Allerheiligste zu betreten. Eine Missachtung dieses Verbotes bedeutete für ihn den Tod. Es war gar nicht möglich, eigenwillig zu Gott vorzudringen, weil dieser „Ort der Begegnung“ von Engeln, wie damals das Paradies, bewacht wurde. Deshalb waren auf dem Vorhang als Zeichen der unnahbaren Heiligkeit Gottes zwei Engelfürsten abgebildet. Und erst hinter dem Vorhang befand sich der Gnadenstuhl, der die Bundeslade, eine mit Gold überzogene Kiste, abdeckte. Sowohl die Abdeckplatte als auch die zwei Engelsskulpturen, von denen je eine die beiden Schmalseiten der Platte schmückte, waren aus purem Gold hergestellt. Dieser Ort war erfüllt von Gottes Gegenwart, und hier gab er dem Gnade, der unter dem Schutz der ausgebreiteten Flügel der Engelskulpturen stand, dem, der bis hierher vordrang. Gnade gab es also auch schon im Alten Bund. Aber sie wurde so streng bewacht, dass außer dem Hohenpriester, niemand bis zu Gott vordringen konnte! Zu Gott zu kommen war eine “tödliche” Angelegenheit!!
Als Jesus starb, zerriss der Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten im Tempel trennte, von oben an! Wie jede Urkunde, die zerrissen wird, so verlor auch der Vorhang im Tempel, der jedem Israeliten den freien Zugang zur Gegenwart Gottes verwehrte, durch das Sterben von Jesus seine Gültigkeit. Der Weg ins Allerheiligste, in die Gegenwart Gottes, wurde in jenem Augenblick für immer geöffnet. Die Gerechtigkeit Gottes offenbarte sich, dass sie nicht gegen uns, sondern für uns ist.
Aber wie der Vorhang, so wurde auch der Gnadenstuhl, der von Engeln “beschützt” wurde, abgetan und durch einen “menschenfreundlicheren” ersetzt. Der neue Gnadenstuhl wird von einem Neuen Bund abgedeckt. Die Gnade des AT wurde durch den Bund der Engel verwaltet, da das Gesetz durch die Vermittlung von Engeln gegeben wurde. Und als der Vorhang zerriss, wurde der Gnadenthron des alten Bundes entmachtet. Den Engeln ist die Gnade aus der Hand genommen worden. Sie haben aber weiterhin Aufgaben (vgl. Heb. 1,14). So wurde z.B. ein Engel zu Cornelius, einem Hauptmann der römischen Besatzungsmacht, gesandt, um ihn anzuweisen, Petrus, der sich in Joppe aufhielt, in sein Haus nach Cäsarea holen zu lassen (Apg. 10,3-5); denn Cornelius, ein Heide, hatte Gnade vor Gott gefunden. Aber nicht der Engel, sondern Petrus, ein Mensch, reichte die Gnade weiter.
Da der Gnadenstuhl auch ein Ort der Begegnung ist, kann man die empfangene Gnade an der Fülle und Intensität der Begegnung mit Gott messen, z.B. im Gebetsleben. Wer also wenig betet, der muss wohl auch wenig Gnade erhalten haben.
Und wie im AT, so war auch hier im NT, dem neutestamentlichen Gnadenstuhl, Blut zur Vergebung der Sünden im Einsatz. Mein Glaube an die Gnade ist in dem Blut verankert, das auf dem Gnadenstuhl ausgegossen wurde: das Blut von Jesus.
Der neutestamentliche Gnadenstuhl ist wirklich total anders, als der des alten Bundes. Er ist einerseits für alle Menschen zu jeder Zeit zugänglich, andererseits geht es bei ihm um die Gemeinschaft des Menschen mit Gott, also nicht nur um die Befreiung aus der Sündenherrschaft.
Wenn aber jemand, der die Gnade Gottes erlebt hat, solchen Menschen, die es nach Gnade verlangt, den Weg zu ihr versperrt, dann gleicht er einem Korken auf der Flasche, der anderen Durstigen keinen Tropfen gibt. Dieser Mensch verliert seine soeben gewonnene Begnadigung.
 
Hier hing nicht ein Wanderprediger, hier hing Gott am Kreuz!
Genauso wie im Allerheiligsten auf dem Gnadenstuhl zwei Engel mit ausgebreiteten Flügeln die Gnade Gottes vor dem willkürlichen Zugriff der Menschen schützten, so hingen neben Jesus zur Rechten und zur Linken zwei Menschen mit ausgebreiteten Armen am Kreuz. Und wie in der alttestamentlichen Stiftshütte die Gegenwart des JHWH - das ist der heilige Name Gottes - in der Mitte zwischen den beiden Engeln zugegen war, so hing Gott in Jesus zwischen zwei Mördern.
Damit alle wissen sollten, wer der Gekreuzigte sei, hatte Pilatus über dem Haupt von Jesus eine Tafel anbringen lassen, auf der geschrieben stand: “Jesus, der Nazaräer, der König der Juden”, und zwar in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. Die Hohenpriester der Juden ärgerten sich über den Text auf der Tafel. Deshalb ersuchten sie Pilatus, dass die Worte des Textes geändert werden sollten und statt dessen geschrieben werden müsse, dass Jesus gesagt habe: “Ich bin König der Juden” (Joh. 19,19-21). Doch Pilatus ging auf ihren Wunsch nicht ein. Warum wollten die Juden einen geänderten Text? Vielleicht deshalb:
Die Anfangsbuchstaben des lateinischen Textes ergaben folgendes Schriftbild: “I N R I”. Da im Hebräischen der Text, wenn man den griechischen zu Grunde legt, wie folgt lautete: “Jeschuah Hanozri Weu’melech Hajehudim”, ergaben die Anfangsbuchstaben dieser Kunstworte:
“J H W H ”. Dies ist der Name Gottes: “Jahwe”.
Dieser neue Gnadenstuhl steht aber nicht nur für uns da. Gott hat ihn auch für sich selbst aufgestellt, damit er rechtfertigen darf. Gott hat sich sein Recht teuer bestätigen lassen. Er scheute keine Investition damit er souverän rechtfertigen kann! Nun merken wir, wie unsinnig es ist, zu behaupten, Gott sei ungerecht! Denn seine Gerechtigkeit ist unsere Rettung. Denn erst nachdem Gottes Gerechtigkeit bewiesen wurde, “durfte” Gott rechtfertigen, und zwar wen ER wollte. Hätte Gott gerechtfertigt, ohne als gerecht erwiesen worden zu sein, wäre seine Maßnahme rechtswidrig, egal ob er aus Liebe gerechtfertigt hätte. Die Rechtfertigung wäre daher ungültig. Da aber Jesus Gottes Gerechtigkeit offenbart hat, ist Gottes Recht, dass er rechtfertigt - wen er will -, sowohl rückwirkend als auch zukünftig, unanfechtbar. Denn mit Jesus erwarb sich Gott das Recht zu rechtfertigen, ohne dabei ungerecht zu werden. Das Opfer Jesu ist der Beweis.
In der Vergangenheit rechtfertigte Gott jeden im Hinblick auf das zu erwartende Opfer Jesu. Und seit dem Opfertod Jesu rechtfertigt er weiterhin, denn er will rechtfertigen. Sein Recht ist für uns.
 
Tipp:
Lass Gott dein Rechtsanwalt sein - er liebt es, dich zu rechtfertigen. Tue es gerade dann, wenn
du dir selbst ‚Luft machen‘ willst und sage: „Jesus, Du bist meine Gerechtigkeit!“
 
Kap. 3, Verse 27-31
“Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. Oder ist Gott der Gott der Juden allein? Nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen. Denn Gott ist einer. Er wird die Beschneidung aus Glauben und das Unbeschnittensein durch den Glauben rechtfertigen. Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir bestätigen das Gesetz.”
 
Gott gab den Menschen viel Zeit - ca. 4.000 Jahre - und viele Gelegenheiten, ihre Gerechtigkeit zu beweisen. Bis hin zur Zeit der Wüstenwanderung der Kinder Israels ließ Gott die Menschen ohne Gesetz leben. Erst auf dem Berge Sinai gab Gott Mose sein Gesetz für Israel.
Aber es gelang niemandem - weder ohne Gesetz noch mit Gesetz -, gerecht zu sein. Durch Gesetzeswerke wird niemand Gerechtigkeit erhalten. Wenn ein Mensch den Ruhm verdient, weil er Gerechtigkeit durch Leistung erlangt habe, dürfte er irgendwann einmal Gott rechtfertigen (nur darauf würde dann Gott lange warten können; das sieht man an all den Gotteshassern, die mit Gott ins Gericht gehen, ihm Schuld andrehen. Wir Menschen arbeiten nur für unser Recht, aber nicht, damit wir dann Rechtfertigen dürfen, sondern nur, damit wir als gerecht da stehen!)
Was hat Gott vollbracht? Die Antwort finden wir in den Worten von Rö. 3, Vers 26: “... dass er gerecht sei und den rechtfertige...”. Die Rechtfertigung seiner selbst, die ihm das Recht gibt, den Menschen zu rechtfertigen, ist Gottes großes Werk.
Der Grund, weshalb Gott den Erweis seiner Gerechtigkeit erbringen musste und damit notwendigerweise den Menschen in Anklage brachte, liegt in der Menschheitsgeschichte (Sündenfall im Paradies) begründet, nicht etwa in der Rechthaberei Gottes, von der man annehmen könnte, sie wolle uns “in die Knie” zwingen. Gott hat an unserer Erniedrigung kein Wohlgefallen; denn er hat den Menschen nur “ein wenig” niedriger als die Engel gemacht, aber darüber hinaus mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt (Psalm 8,5-7) - in Jesus. In Jesus hat Gott seinen Begnadigungswillen, nicht seinen Willen zu verdammen, öffentlich auf Golgatha demonstriert. Gott war damit einverstanden, dass Jesus an unserer Stelle zerschlagen werden sollte (Jes. 53), um uns begnadigen zu können. Gott begnadigte, also gehört ihm der Ruhm.
Wir werden nicht durch Gesetzeswerke, sondern durch den Glauben, der aber nicht ohne Werke ist und sein kann(!), gerechtfertigt, d.h. wir müssen uns rechtfertigen lassen.
Seit Jesu Sieg über Sünde, Teufel und Tod ist die Situation des Menschen vor Gott anders geworden. Denn es war auch schon in der Zeit des ersten Bundes, von dem uns das AT berichtet, und ist es heute noch Gottes Wille, allen Menschen zu helfen, so dass sie als Sünder alle gleichermaßen die Möglichkeit der Rechtfertigung erhalten, um mit Gott in eine harmonische Beziehung treten zu können. Und der einzig lebendige Gott, der alle Menschen ins Leben gerufen hat, ist nicht nur ein gerechter, sondern auch ein liebender Gott, der um das Wohlergehen aller Menschen besorgt ist. Paulus spricht sogar von ihm, als von dem “menschenliebenden Gott” (Tit. 3,4).
Dadurch, dass Gott seine Liebe denen gibt, die sie brauchen, kann er nicht nur einem Volk Liebe schenken. Denn welches Volk braucht nicht Gottes Liebe? Er ist ein Gott für alle und über alles Geschaffene.
Im Israel der Bibel kam es einmal zu einer besonderen Kriegssituation: Die Feinde Israels meinten, der Gott dieses Volkes sei nur ein Gott der Berghöhen. Daher wollten sie gegen Israel im Tal kämpfen. Doch sie hatten sich geirrt; denn unser Gott ist nicht ein Gott der Berge oder der Täler, sondern er ist der Gott des Himmels und der Erde. Sein Herrschaftsanspruch umfasst das ganze Universum. Ebenso ist er weder ein Gott der obersten Kaste noch lediglich ein Gott der Armen, auch nicht der Gott nur eines einzigen Volkes, sondern der Gott aller Menschen!
Damit ist aber nicht gesagt, dass Gott die Vergangenheit des Volkes Israels annulliert hat. Nein, er rettet jene, die der Glaubenslinie Abrahams angehören, aus dem Glauben der Väter. Gott beginnt sein Rettungswerk nicht bei “Null”, sondern bei Abraham! Und denen, die nicht zum Volke Israel gehören, also den Heiden, gibt Gott durch den Glauben die Möglichkeit, gerettet zu werden, um dadurch mit denen von Abraham zu dem Glauben zu kommen, aus dem der Gerechte, der Gerechtfertigte, der Gerettete lebt. Dies entspricht ganz der Aussage des 17. Verses von Kapitel 1: “Aus Glauben zu Glauben”. Denn das Volk Israel, die Nachkommen Abrahams, werden aus dem Glauben Abrahams über Mose hinaus zu dem Glauben von Jesus geführt. Und die an Jesus glaubenden Menschen aus allen anderen Nationen, zu denen auch ich gehöre, kommen nicht aus dem Glauben Abrahams, sondern wir werden durch die Annahme des uns fremden Glaubens mit den Gläubigen aus der Nachkommenschaft Abrahams zu einer Schar gleichen Glaubens vereinigt und dürfen, ebenso wie sie, zu der in Jesus erfüllten Verheißung, die Gott Abraham gab, hinzutreten.
Verdrängt Paulus damit das Gesetz? Hebt er es durch seine Botschaft vom Glauben gewissermaßen auf? Niemals, denn das Gesetz achtet nicht auf die Herkunft des Menschen, ob jemand Jude oder Heide ist, sondern nur darauf, ob es erfüllt wird. Wenn Heiden das Gesetz erfüllen (egal ob sie dies durch den Glauben an Jesus tun!), wird das Gesetz durch sie bestätigt. Während der Jude, der nicht entsprechend der Forderungen des Gesetzes handeln, durch Übertretung des Gesetzes Gott lästern - und das Gesetz in seinem Leben für ungültig erklärt. Nicht Paulus, sondern dieser Jude hebt das Gesetz auf! Der Weg des Glaubens führt zur Rechtfertigung, die vom Gesetz akzeptiert wird, da die Rechtsforderungen in uns, den Gläubigen, erfüllt werden (Rö. 8,4).
Der Glaube bestätigt auch dadurch das Gesetz, weil niemand durch Gesetz die Rechtfertigung erreicht und dies vom Gesetz auch bestätigt
 
 
Der Ruhm ist Eigentum Gottes. Gott aber lässt uns an seinem Ruhm teilhaben. Daher dürfen wir uns rühmen, Gottes Eigentum zu sein, bzw. dass Gott unser Gott ist (Rö. 5,2 und 3 und11).
Wir rühmen uns, Jesus Christus zu haben und zu ihm zu gehören, weil er uns alles ist und wir durch Gott in ihm sind (1. Kor. 1,29-31).
 
 
 
Kapitel 4
 
      Verse 1-8         Ruhm und Lohn
      Verse 9-16       Beschneidung oder Glaube
      Verse 17-18     der Glaube Abrahams
      Verse 19-22     die Kraft des Glaubens
      Verse 23-25     für uns aufgeschrieben
 
Nun wird das angewandt, was in den vorigen Kapiteln gelehrt wurde. Angewandt wird es auf das Leben Abrahams.
So ist das 4. Kapitel für uns auch der Beweis, dass die Botschaft von Paulus stimmt, denn sie funktioniert im Leben. Welchen Wert hat eine Wahrheit, die sich nur am Schreibtisch beweisen lässt? So hat schon manch einer in einer Diskussion, in der es um Gott ging, mit Argumenten gewonnen, indem er “bewies”, dass es keinen Gott gäbe, aber damit hat er alles verloren. Der wer Gott verliert, hat sich weggeschmissen.
 
 
Verse 1-8
“Was wollen wir denn sagen, dass Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? «Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.» Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit. Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet, wie auch David die Seligpreisung des Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke zurechnet: «Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind! Glückselig der Mann, dem der Herr Sünde nicht zurechnet!»”
 
 
In den Versen 1-8 dieses Kapitels wird die im 3. Kapitel, Vers 27 gestellte Frage: “Wo bleibt nun der Ruhm?” wieder aufgenommen. Damit ist der Ruhm gemeint, den jeder erhält, der ein Werk vollendet hat (vgl. Gal. 6,4).
Auch im Markusevangelium, Kap. 9, Vers 41, ist von Lohn die Rede. Obwohl es bei Markus nur um ein Glas Wasser ging, das man weiterreichte, wurde dieser geringe Dienst belohnt. Und entsprechend des Lohnes erhält man auch Ruhm. Man hat ein Recht auf Ehre.
Im 3. Kapitel wurde nachgewiesen, wer die Rechtfertigung für Gott und Mensch erwirkte. Wem steht also der Ruhm dieses Werkes zu? Es ist Jesus, der es vollbracht hat. Ihm gebühren Ruhm und Ehre! Denn wir haben außer unserem Glauben nichts zu unserer Rechtfertigung beitragen können. Auch wenn es möglich wäre, aus Werken gerechtfertigt zu werden, müßte man sich die Rechtfertigung sehr mühsam erarbeiten. Aber dann hätte man mit der Rechtfertigung auch gleichzeitig den Ruhm erworben.
Wie niedlich schreibt doch Paulus: “... dann hätte er (Abraham) etwas zum Rühmen.”
Ebenso würde es mit uns sein, wenn wir unsere Rechtfertigung dadurch erkaufen könnten, dass wir irgendwelche “heiligen” Werke tun. Dann hätten auch wir einen zwar geringen Ruhm, aber Ruhm.
Doch dadurch, dass uns Gott aufgrund unseres Glaubens Gnade erweist, nimmt er uns in seine Gerechtigkeit mit hinein und rechtfertigt uns somit. Auf diese Weise haben wir gleichermaßen Anteil an Gottes Ruhm. Dieser Ruhm gilt vielleicht nichts vor Menschen, weil wir die Rechtfertigung geschenkt bekamen, aber vor Gott, weil wir ihm Vertrauen entgegen brachten. Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde zu Korinth sogar, dass “wir die Gerechtigkeit Gottes in ihm (Jesus) werden!” (2.Kor. 5,21).
 
 
Wir wissen, dass Abraham die Gerechtigkeit gefunden hat, jedoch nicht aus Werken. Er war nicht durch seinen Verdienst im Besitz der Gerechtigkeit.
Es war auch nicht die Beschneidung, durch die er die Gerechtigkeit empfing; denn er glaubte und vertraute Gott schon bevor er sich beschneiden lies. Nur wegen seinem Glauben erhielt er von Gott den Zuspruch, er sei gerecht. Durch die Beschneidung wurde seine Gerechtigkeit lediglich bestätigt. Folglich war sie nicht das Mittel, wodurch er die Gerechtigkeit erlangte.
Der Glaube von Abraham war mit der Verheißung verknüpft, die Gott ihm gab. Ohne den Glauben an den Gott der Verheißung rechtfertigte ihn Gott nicht.
Diese Verheißung bezog sich auf seinen Leib. Als Abraham - noch rüstig - auf den Befehl Gottes hin sein Vaterhaus und Vaterland verlassen hatte, wurde ihm dieser Gehorsam nicht zur Gerechtigkeit angerechnet - obwohl er auf Gottes Wort hin handelte. Und wenn er in noch entferntere Länder gezogen wäre, hätte ihn dieses “Glaubenswerk” nicht gerecht gemacht. Denn Gott wollte ihn dadurch, dass er ihn aus dem Elternhaus heraus löste, von allen familiären Bindungen und Einflüssen frei machen, damit er das Mittel, das zur Gerechtigkeit führt, findet. Erst dann, als er bereits im Lande der Verheißung lebte und Gott ihn eines Nachts aus dem Zelt holte - also nicht nur aus seines Vaters Haus -, um ihm eine überaus zahlreiche Nachkommenschaft zu verheißen, glaubte er dem Reden Gottes. Und dieser Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. So fand er den rechtfertigenden Glauben.
Mit dem gefundenen Glauben an Gott, fand er auch die Gerechtigkeit in Gott, und damit fand er “Gnade” vor Gott (1.Mos. 18,3).
Die Gnade bestätigte die gefundene Gerechtigkeit, obwohl sie doch zur Rechtfertigung leitete. Wer sein Leben auf der Gnade aufbaut, wird wieder Gnade finden. Dieses Prinzip Gottes zeigte sich auch im Leben von Moses (vgl. 2.Mos. 33,13-17): “Wenn ich Gunst (Gnade) gefunden habe, dann ..., damit ich Gunst (Gnade) finde... !”. Vgl. auch Joh. 1,16: “Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade!”
Abraham fand den Glauben, der rechtfertigt, indem er den Glauben fand, der sich mit Verheißungen Gottes verbindet (vgl. Hebr. 4,2). Es gibt Menschen, die glauben alles, was in der Bibel steht - und erfahren doch keine Rechtfertigung, weil sie es nicht lernen, mit Verheißungen Gottes umzugehen! Sie glauben an das Gottes - “Wort”, aber nicht an seine Verheißungen. Hier trifft der Ausspruch von Jesus: “Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.”
Abraham ist nicht nur der Vater seiner leiblichen Nachkommen, nicht nur ein Vater Israels wie Isaak oder Jakob, sondern auch der Vorvater, der Vater der Väter. Was in Abraham nachgewiesen werden kann, darf auch als Beweis für seine Nachkommen gelten. In Abraham lässt sich der Beweis erbringen, dass der Glaube an Verheißung rechtfertigt. Abraham bezeugte mit seinem Glaubensleben, dass Gottes Zusagen glaubwürdig sind.
 
 
Im 2. Vers dieses Kapitels zeigt sich wieder der Unterschied zwischen dem Rühmen, das aufgrund der Gnade und dem aufgrund der Werke entsteht. Wer sich selbst rühmt und nicht Gott die Ehre gibt, lebt nicht im Fluss der Gnade Gottes.
Am Rühmen erkennt man also, ob jemand aus Gnade oder aus Werken gerechtfertigt worden ist, ob ihm die Rechtfertigung geschenkt wurde oder ob er sie sich erarbeiten musste. Wenn man das am Rühmen erkennt, dann auch am Lamentieren darüber, wenn jemand mein Recht anzweifelt.
Wenn jemand immer nur seine eigene Ehre sucht, seine Tüchtigkeit in den Vordergrund schiebt, um Ansehen und Ehre von Menschen zu erhalten, ist er offenbar nicht von Gott gerechtfertigt worden. Und genauso stimmt es bei dem, der sich nicht annehmen kann, sich selbst verachtet, weil er sich wie ein Nichts oder Versager vorkommt.
In der Regel wird auch der “Versager” versuchen, sich die Rechtfertigung zu erarbeiten; es sei denn, dass er durch die Berührung mit dem Wort Gottes zur Selbsterkenntnis gekommen ist, die in ihm ein Verlangen nach der Gnade Gottes erweckte. Sowohl wer sich rühmt als auch derjenige, der sich verurteilt, hat noch nicht das Geschenk der Gerechtigkeit Gottes in Besitz genommen und die Gnade Gottes nicht erlebt. Denn sonst würde er Gott ehren und danken. Er würde in keiner Weise um seine Position, sein Ansehen und seine Ehre bei Menschen besorgt sein. Man ist sicher deshalb um seinen Ruf oder Position besorgt, weil man die Folgen (Ablehnung in Beziehung oder Stellung) nicht ertragen will. Doch das scheint der Preis zu sein: man muss aus seines “Vaterhaus”, ja aus seinem warmen Zelt in die sternenklare, kalte Nacht. Wer aber seine Ungerechtigkeit mit der Gerechtigkeit Gottes austauschen lässt, der wird Gott als den Geber aller guten Gaben rühmen, und so würde Gott der Grund seines Rühmens werden (1.Kor. 1,30-31) - auch wenn er vor Menschen Position und Beziehungen verlieren sollte.
Der 3. Vers beginnt mit einem bedeutungsvollen “denn”. Dieses “denn” bezieht sich - wie auch das “denn” aus dem 2. Vers - auf die Frage: “Was hat Abraham nach dem Fleisch gefunden?”, die in 1. Vers gestellt wurde.
Der 1. Vers enthält in sich aber auch gleich folgende Antwort: “Er hat gefunden, was man nicht nach dem Fleisch finden kann.”
Das “denn” in Vers 2 bringt die Folgerung aus Vers 1: denn wenn Abraham aus Werken, aufgrund eigener Kraftanstrengung, gerechtfertigt worden wäre, hätte er sich zwar in Selbstzufriedenheit vor anderen Menschen rühmen dürfen, aber er hätte nicht von Gott geehrt werden können.
Man bedenke dabei, was Jesus sagte: “Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre von Menschen nehmt?”
In Vers 3 nun zieht Paulus die Schrift als Zeugin heran, in der Abrahams Geschichte aufgezeichnet ist. Darin wird eindeutig nachgewiesen, dass Abraham die Gerechtigkeit nicht nach dem Fleisch erhalten bzw. gefunden hat und auch nicht finden konnte.
Die Schrift bezeugt, dass Abraham Gott - nicht sich selbst - geglaubt hat und nicht von sich, sondern von Gott erwartete. Sein Glaube war total auf Gott ausgerichtet. Von diesem Glauben und Erwartung war Gott so stark bewegt, dass er Abraham rechtfertigte.
 
 
Tipp:
Gott ist mehr von Deinem Glauben begeistert, dass Du ihm vertraust, als von Deinen guten und besten Werken.
 
 
Es handelte sich bei Abraham also um keine Selbstrechtfertigung aufgrund eigener Werke; denn er wurde (passiv!), so heißt es in der Schrift, gerechtfertigt.
Wenn Abrahams Glaube zwar “groß” gewesen wäre und Gott viel zugetraut hätte (“Gott kann alles!”), aber von Gott dies alles nicht für sich erwartet hätte, würde Gott ihn nicht gerechtfertigt haben. Gott hätte diesen “großen” Glauben nicht für wert erachtet. Mit einem Glauben, der zwar stark ist, aber nicht Gottes Wohlgefallen findet, wird man niemals von Gott gerechtfertigt werden.
Aber nun hat er Gnade und Ruhm vor Gott gefunden, und sicher auch Ruhm vor Menschen (vgl. 1.Mos. 20,7).
Am Ende der Tage werden Menschen vor Jesus erscheinen, die ihren Glauben demonstrieren: “Wir haben in deinem Namen...!” Jesus aber wird zu ihnen sagen: “Ihr Übeltäter!” Es ist also nicht der große Glaube, nicht einmal der Glaube an Gott, sondern das Gott-Glauben, dass er seine Verheißungen einlöst, glaubwürdig ist. Dieser Glaube rechtfertigt.
Glaube ich, dass Gott nach seinem eigenen Willen, freiwillig, nach seiner Gunst an mir handeln wird? Alles Gute, was Gott an uns tut, ist seine Gunst.
 
In den Versen 4-5 zieht Paulus nun die Schlussfolgerung.
Die Sachlage ist klar. Man braucht eigentlich keine Logik (wie in Vers 2)anzuwenden, keinen Schriftbeweis zu erbringen (wie in Vers 3); denn wer arbeitet, erhält auch dafür (logischerweise) rechtmäßigen Lohn. Und Lohn wird nicht aus Gnade und Gunst, sondern aufgrund von Verdienst gegeben. Der Arbeitgeber ist es dem Arbeitnehmer schuldig, für die geleistete Arbeit den vereintbarten Lohn zu geben. Somit ist Gott schuldig, jeden zu rechtfertigen, der die von ihm geforderten Werke erfüllt hat. Denn Gott hat sich festgelegt, denn es heißt in der Schrift: “Wer diese Dinge tut, wird leben!” (3. Mos. 18,5; Lk 10,28)
Ganz anders verhält es sich bei dem, der seine Rechtfertigung nicht erarbeitet, nicht verdient. Und obwohl er nicht arbeitet, rechtfertigt Gott ihn trotzdem, sobald er das glauben kann: Gott vermag selbst den Gottlosen zu rechtfertigen. Gott rechtfertigt den Gottlosen, und dieser wurde in Rö.1,18-32 beschrieben!!
Nur diesen Glauben und keinen anderen bewertet Gott so hoch, dass er jeden, der davon lebt, rechtfertigt. Denn dieser Glaube ist derselbe Glaube wie ihn Abraham hatte: er glaubte, dass Gott das ruft, was nicht ist. Im weiteren praktischen Leben wird Gott immer wieder sein Rechtfertiger sein. Jedoch in dem Moment, in dem ich anfange, mich selbst zu rechtfertigen, egal, ob mich Gott schon einmal rechtfertigte, ist mein Glaube ruiniert, wertlos geworden. Denn mein Glaube wird von Gott nur dann anerkannt, wenn ich glaube, dass Gott der Rechtfertigende sein will. Nehme ich ihm diese Aufgabe ab, die er freiwillig auf sich genommen hat, dann glaube ich vergeblich.
Hinsichtlich des Glaubens an die Rechtfertigung kommt es nicht darauf an zu glauben, dass ich gerechtfertigt werde, sondern, dass Gott den Gottlosen rechtfertigt - mich natürlich eingeschlossen. Das ist die rechte Glaubenseinstellung. Der Blick fällt auf Gott, dann zu dem Untersten (Gottlosen) und danach erst auf mich. Denn es ist logisch: wenn Gott den Gottlosesten rechtfertigt, warum sollte er dann nicht auch mich rechtfertigen? (Joh. 11,26+40)
Meine Rechtfertigung wird sich in jedem Rechtsstreit immer wieder offenbaren, wenn ich an meinem Entschluss, mein Recht keinem anderen als nur Gott anzuvertrauen, festhalte. Auch mir selbst werde ich mein Recht nicht überlassen. Darin ist Jesus unser Vorbild: 1Petr. 1,23 (vgl. auch 1Kor. 4,3-4).
Man kann sich fragen, warum Gott gerade diesen Glauben an den rechtfertigenden Gott, der sich bis zum “Gottlosen” hinab neigt, um ihn zu rechtfertigen, so stark bewertet. Die Antwort lautet: Er liebt alle Menschen (Joh. 3,16); aber von allen geliebten Menschen werden nur die gerettet, die diese Liebe Gottes im Glauben fassen. Gottes Liebe dient zur Rettung! Mit diesem Glauben ehren und bezeugen wir die Glaubwürdigkeit Gottes.Ebenso verhält es sich auch mit allen anderen Eigenschaften Gottes. Er ist z.B. ein “gerne gebender Gott” (Jak. 1,5). Wer das glaubt, der wird empfangen (Jak. 1,6), wie er auch Rechtfertigung empfing!
Irgendwie scheint dieser Glaube, der sich auf das Wesen Gottes stützt und von Gott deshalb nimmt, unverschämt zu sein. Man nimmt, wie wenn es einem gehören würde. Ich möchte doch sein Wesen nicht missbrauchen bzw. nicht über Gott verfügen! Aber diese “Unverschämtheit” ist von Gott gewollt! Sie bestätigt meinen Glauben!
 
Dies will ich mit folgendem Beispiel verständlich machen:
Im Garten eines reichen Mannes befindet sich ein luxuriöses Schwimmbad. Ich weiß, dass ich mir die Möglichkeit, in seinem Pool zu schwimmen, nie erarbeiten kann. Aber dessen ungeachtet, gehe ich zu ihm und sage: “Ich glaube, Sie freuen sich, wenn ich Ihr Schwimmbad benutze” und springe ins Wasser. Dazu gehört wirklich “Glaube”!
 
Das ist der "unverschämte" Glaube
 
Darum sagte sie zu den Knechten: “Was er euch sagen mag, das tut!” Denn es war ihr unmöglich zu glauben, dass Jesus nicht helfen wollte, als sie ihn wegen des Mangels an Wein ansprach.
 
 
Tipp:
sei unverschämt zur Sünde und sage ihr: „Ich glaube, deshalb will ich nicht!“
 
 
Sein Wollen ist Gnade. Und gerade die Sicherheit in Gottes Gnaden macht uns so “unverschämt” kühn! Und auch für Paulus ist das Handeln Gottes “gemäß Gnade” am wichtigsten. In Vers 16 dieses Kapitels schreibt Paulus eindeutig klar darüber, warum Gott die Glaubensgerechtigkeit der Werksgerechtigkeit vorzieht, nämlich deswegen, weil Gott den Menschen aufgrund von Gnade rechtfertigen will. Diese Gnade bildet wiederum den Grund für Gottes Verheißungen. Vgl. auch Rö. 11,32: “... damit er alle begnadige”.
 
Es ist Paulus wichtig, zu beweisen, dass Gott den Menschen einzig und allein aus Gnade rechtfertigt. Deshalb zieht er in den Versen 7 und 8 auch noch David als Zeuge heran. Was man bei jedem Menschen an Verständnis über die Rechtfertigung voraussetzen darf, ist nach der Aussage von Vers 2 die Logik, von Vers 3 die Schrift und aufgrund von den Versen 4-5 das Wissen um gerechten Lohn. Und nun David, der ein sehr guter Zeuge für die Liebe Gottes ist; war er doch ein Mann nach Gottes Herzen. Auch Paulus ist für die Gnade, die rechtfertigt, ein guter Zeuge (1.Tim. 1,12-17).
David preist den Menschen glücklich, dem Gott auch dann Gerechtigkeit zurechnet, wenn er keine Werke der Gerechtigkeit aufweisen kann.
“Gerechtigkeit zurechnen” besagt, dass Gott Gesetzlosigkeit vergibt, Sünden bedeckt, Sünde nicht anrechnet und den Sünder begnadigt. Auf diese Weise rechtfertigte Gott schon in der Zeit des Alten Bundes. So hatte es König David in seinem eigenen Leben erfahren, ja, erfahren dürfen.
Manche Christen machen einen Unterschied zwischen Begnadigt- und Sünder-sein. Sie verstehen sich als gerechtfertigte (= begnadigt) Sünder. Sie glauben zwar, durch das Sühneopfer von Jesus gerechtfertigt zu sein; aber durch ihre Erfahrungen, dass sie immer wieder auf die Verlockungen der Sünde hereinfallen, fühlen sie sich durchaus als Sünder. Gegen diese Einstellung spreche ich ein entschiedenes NEIN! Denn wen Gott gerechtfertigt hat, der ist kein Sünder mehr, weil ihm Jesus nicht nur alle Sünden abgenommen hat, sondern auch seine Position änderte (s. Rö. 5-8) und ihn herausgerissen hat (vgl. Gal. 1,4).
Während der Zeit des Alten Bundes wurden die Sünden nur bedeckt; aber seit dem Neuen Bund, der völlig anders geartet ist als der vorhergehende, werden die Sünden durch das Lösegeld, das Blut Jesu, bezahlt. Diese Bezahlung reicht sogar für die Sünden des Gläubigen aus, die er noch zukünftig tun wird.
Da Sünde Schuld hervorbringt, brauchen wir mehr als nur Sündenvergebung. Wenn aber Jesus dem Menschen auch die Schuld, die er beim besten Willen nicht selbst bezahlen kann, auf sich nimmt, ist der Schuldner von aller Schuldenlast frei. Damit ist der durch Jesus Gerechtfertigte vor Gott kein Sünder und kein Schuldner mehr.
Wenn aber Jesus ausschließlich für unsere Schuld gestorben wäre, dann würden wir tatsächlich „gerechtfertigte Sünder sein. Denn wir sind nicht Sünder aufgrund unserer Schuld, sondern durch die Stellung, in die uns Adam hineingebracht hat (Rö. 5,19). Sünden bringen Schuld hervor, aber Sünder ist man nicht durch die Sünden.
Jesus starb nicht nur wegen unserer Schuld (Rechtslage), sondern auch wegen unserer Abstammung von Adam (Position). Die Rechtslage und auch die Position muss mit Gott in Ordnung kommen. Dann kann er uns die Schuld vergeben. In diesem Fall ist der Mensch “glückselig” zu nennen.
Der Mensch aber, dem Gott keine Sünde anrechnet, aber Sünder blieb, ist nicht “glückselig” zu nennen. Dies ist eher ein Zeichen dafür, dass der Betroffene von Gott “dahin gegeben” ist (Rö. 5,13; Ps. 50,21).
Wenn Gott den Sünder durch das Opfer von Jesus gerechtfertigt hat, dann ist der Mensch frei von der Sünde(nmacht) und frei von Schuld. Hinzu kommt aber die neue Stellung vor Gott; denn der ehemalige Sünder ist auch frei von seiner Position als Sünder befreit!
Das alles gehört zur Rechtfertigung, muss aber durch den Glauben einzeln erobert werden. Das wird das Thema der Kapitel 5-8 werden.
 
 
Kap. 4, Verse 9-16
“Bezieht sich diese Seligpreisung nun auf die Beschneidung oder auch auf das Unbeschnittensein? Denn wir sagen, dass der Glaube dem Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet worden ist. Wie wurde er ihm denn zugerechnet? Als er beschnitten oder unbeschnitten war? Nicht in der Beschneidung, sondern in dem Unbeschnittensein. Und er empfing das Zeichen der Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er hatte, als er unbeschnitten war, damit er Vater aller sei, die im Unbeschnittensein glauben, damit ihnen die Gerechtigkeit zugerechnet werde; und Vater der Beschneidung, nicht allein derer, die aus der Beschneidung sind, sondern auch derer, die in den Fußspuren des Glaubens wandeln, den unser Vater Abraham hatte, als er unbeschnitten war. Denn nicht durch Gesetz wurde Abraham oder seiner Nachkommenschaft die Verheißung zuteil, dass er der Welt Erbe sein sollte, sondern durch Glaubensgerechtigkeit. Wenn nämlich die vom Gesetz Erben sind, so ist der Glaube zunichte gemacht und die Verheißung aufgehoben. Denn das Gesetz bewirkt Zorn; aber wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung. Darum ist es aus Glauben, dass es nach Gnade gehe, damit die Verheißung der ganzen Nachkommenschaft sicher sei, nicht allein der vom Gesetz, sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist,”
 
 
Dieser ganze Fragenkomplex: “Wie wurde er (der Glaube) ihm denn zugerechnet? Als er beschnitten oder unbeschnitten war?” scheint uns heute nicht mehr so wichtig zu sein. Unser eigener, persönlicher Glaube scheint uns auszureichen. Was sollte uns wohl dazu bewegen, näher auf die Beschneidung von Abraham einzugehen?
Paulus nennt Abraham unseren “Vater”: “... damit er Vater aller sei, die im Unbeschnittensein glauben ... (V. 11) und Vater der Beschneidung (V.12)”.
Die Antwort auf die Frage: “Ist Abraham auch 'mein Vater'?” ist sehr wichtig und von ungeheurer Tragweite. Denn zu unserem persönlichen Glauben, der uns rechtfertigt, gehört unbedingt Abraham, “unser” Vater. Denn wenn er mein Vater ist, bin ich auch sein Erbe. Aus welchem Grunde sollte mich Gott wohl sonst rechtfertigen? Würde mein eigener Glaube, dass Gott zur Rechtfertigung bereit ist, ausreichen? Nein! Nur deshalb, weil Gott es Abraham und seinen Nachkommen verheißen, als Erbe zugesprochen hat, kommt mein persönlicher Glaube zum Tragen. Mein Glaube ist eine Erbschaft von Abraham.
Daher benötigen wir unseren eigenen Glauben und Abraham als Vater. Denn die Rechtfertigung ist Abraham's Erbe an seine Nachkommen.
Ist Abraham, den Gott wegen seines Glaubens rechtfertigte, auch wirklich mein Vater? Werde ich, ohne von ihm körperlich abzustammen, die Verheißung der Rechtfertigung ebenso erben wie die Beschnittenen, die zur leiblichen Nachkommschaft Abrahams gehören? Oder muss man beschnitten sein?
Hier entscheidet der Zeitpunkt, wann Abraham vor Gott gerechtfertigt wurde.
Als er beschnitten wurde, besiegelte Gott, dass Abraham gerecht wurde.
Die Beschneidung war ja nicht nur das Zeichen für den Bund, den Gott mit Abraham und dessen leiblicher Nachkommenschaft geschlossen hatte, sondern sie war auch das Siegel für Abrahams Glaubensgerechtigkeit, die ihm von Gott schon angerechnet wurde, als er noch unbeschnitten war:
Gott erklärt einen Unbeschnittenen für gerecht! Um es eindeutig klar zu sagen: es waren nicht die guten Werke des “frommen” Abrahams, die Gott veranlassten, ihn zu rechtfertigen und ihm die Verheißung zu geben, sondern es war der Mann des Glaubens, der glaubende Abraham, der unbeschnitten genauso glauben konnte wie beschnitten. Und genauso ist es auch bei den Beschnittenen wie bei den Unbeschnittenen der Glaube, der über Recht entscheidet.
Paulus drückt es in Vers 12 dieses Kapitels mit folgenden Worten aus: “... nicht allein derer, die aus der Beschneidung sind, sondern ... die in den Fußspuren des Glaubens wandeln ...” (vgl. auch Vers 16).
Damit ist unmissverständlich ausgesagt, dass niemand alleine durch die Abstammung von Abraham, wofür die Beschneidung das äußere Zeichen ist, die Verheißung erbt. Der Glaube muss hinzukommen.
Dasselbe stimmt auch in umgekehrter Weise; denn niemand kann lediglich wegen seines eigenen Glaubens die Verheißung erben, ohne Abraham zum Vater zu haben! Und wir sind, obwohl wir nicht leiblich von Abraham abstammen, trotzdem “Kinder Abrahams”, weil wir zu seinem Samen, Jesus, gehören!
Wenn die Verheißung, die Nachkommen Abrahams würden wie die Sterne leuchten und unzählbar sein, an den Glauben gebunden wird, ist das Gesetz daran unbeteiligt, ob jemand gerechtfertigt wird, weil das Gesetz nicht den Glauben, sondern nur das ausgeführte Werk beurteilen kann. Doch weil der Glaube nicht ohne Werke bleibt, ist das Gesetz nicht gegen den Glauben. Aber der Glaube wird nicht durchs Gesetz beurteilt. Für das Gesetz ist der Glaube bedeutungslos.
Wenn der Glaube durch das Gesetz nicht erkannt und nicht bewertet wird, bleibt auch die Verheißung, die dem Glauben gegeben wurde, vom Gesetz unberührt. Das Gesetz berücksichtigt die Werke und ordnet eventuell Lohn an. Dieser Lohn kann eine gute Zukunft bedeuten. Aber Gott eröffnet eine gute Zukunft, gibt Verheißung aufgrund des Glaubens.
Man kann auch vom Glauben sagen, dass er “Lohn” empfängt. Diese Ansicht ist zwar in der Arbeitswelt wenig verbreitet, da es üblich ist, die verrichtete Arbeit auszuzahlen. Wenn ich aber durch Glauben Lohn empfange, dann nicht wegen der geleisteten Arbeit. Paulus schreibt an Timotheus, dass Gottseligkeit ein großer Gewinn sei. Dieser Gewinn ist Lohn durch Gnade.
Die Gnade reagiert prinzipiell und ausschließlich auf den Glauben. Sie belohnt daher den Glauben, noch bevor er ein Werk hervor bringt.
Bin ich nun ein Nachkomme Abrahams, wenn ich beschnitten bin? Das kann man äußerlich sehen. Bin ich ein Nachkomme Abrahams, wenn ich glaube? Das kann nur Gott prüfen, denn er sieht in das Herz.
Die Verheißung wäre längst untergegangen, wenn sie sich auf Werke gestützt hätte. Da sie aber auf der Gnade Gottes ruht, bleibt sie der “ganzen Nachkommenschaft sicher”! Deshalb ist Abraham für uns, neben unserem eigenen Glauben, sehr wichtig. Denn er erreichte es, dass Gott die Rechtfertigung seinem Nachkommen verhieß!
Wir sind durch unseren Glauben Abrahams Nachkommen und durch seinen Glauben besteht das Erbe, dass Gott rechtfertigt. Sein Glaube und unser Glaube treffen sich bei seinem Nachkommen: Jesus. Und damit sind wir Erben der Verheißung, ganz gleich, ob wir beschnitten oder unbeschnitten sind.
Die Beschneidung des Juden wurde ja nur an einem “Körper-Teil”, und zwar am männlichen Geschlechtsteil, durchgeführt. Die vollzogene Beschneidung verändert das Wesen des Menschen nicht. Aber die Beschneidung des Herzens, die durch lebendigen Glauben “zwangsläufig” geschieht, verändert den ganzen Menschen vom Herzen ausgehend.
Obwohl Moses ein Gesetzesmann war, wünschte er sich trotzdem, dass das Herz des Volkes beschnitten würde, also die schützende Haut des Herzens abgeschnitten werden möge - und vergass dabei das Volk am Fleisch zu beschneiden! Auf diese notwendige Herzensbeschneidung weist Paulus im 2. Kapitel des Römerbriefes, Verse 28 und 29, hin.
Wenn das Etikett nicht mit dem Inhalt übereinstimmt, dann haben wir es mit einem “Etikettschwindel” zu tun. So ist es auch mit einem beschnittenen Juden und einem Namenschristen, wenn sie durch ihren Glaubenswandel ihre Nachkommenschaft Abrahams widerlegen und damit sich als unwürdig erweisen.
Abraham ist nur dann unser aller Vater, von dem wir die Verheißung erben, wenn wir seinen Glauben im Herzen tragen und in den Fußspuren seines Glaubens leben - ganz gleich, ob wir äußerlich beschnitten sind oder nicht!
 
 
Kap. 4, Verse 17-18
“wie geschrieben steht: «Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt» vor dem Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre; der gegen Hoffnung auf Hoffnung hin geglaubt hat, damit er ein Vater vieler Nationen werde, nach dem, was gesagt ist: «So soll deine Nachkommenschaft sein.»”    
 
 
Abraham ist nicht nur unser aller Vater vor Gott, sondern auch sein Glaube war ein Glaube vor Gott. Manchmal fühlen wir uns dazu veranlasst, unseren Glauben, nämlich das, was wir glauben, öffentlich zu bekunden, sei es durch Wort oder Tat.Doch der echte Glaube wird in einer engen Beziehung zu Gott geboren und streckt sich nach Gott aus.
In diesem Sinne schreibt Paulus im 14. Kapitel, Vers 22, folgendes: “Hast du Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott!” Nur aus solch direkter Beziehung zu Gott erhält der Glaube seine Kraft.
Jemand sagte einmal (vielleicht der Chinamissionar Hudson Tayler?): “Ich habe keinen großen Glauben an Gott; aber ich habe Glauben an einen großen Gott”.
Der Glaube selbst ist nichtssagend, solange daraus nicht hervorgeht, an WEN und WAS geglaubt wird! Die Werke, und damit die Erfolge, werden oft höher eingestuft als der unbemerkte Glaube. Denn wenn von zwei Menschen der eine glaubt, der andere aber handelt, ist der Handelnde im allgemeinen angesehener als der Glaubende, obwohl der Glaube die Verheißung trägt! Doch wenn der Glaube an Gott gebunden ist, erhält er auch von Gott seinen Wert.
Abraham glaubte vor dem Gott, “der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre”. Daraus ist zu schließen, dass sich der Glaube nicht auf Gegebenheiten gründet, die man bereits sieht. Von einem Toten kann man nichts mehr erwarten. Er ist außerhalb des Machbaren und frei von Ansprüchen.
Mein Glaube setzt nicht bei Toten ein, sondern bei Gott, vor dem ich glaube. Ich glaube nicht, weil jemand tot ist, sondern weil Gott auferwecken will.
Ist etwas nicht im Dasein, nicht möglich, so fragt der Glaubende, ob Gott es rufen wird. Ist jemand gestorben, so fragt der Glaubende, ob Gott den Verstorbenen auferwecken wird. Beides, nämlich etwas ins Dasein zu rufen, das nicht existiert, und Tote aufzuerwecken, bewirkt nicht der Glaube des Menschen. Der Glaube hängt sich an Gott und muss auf das warten, was Gott tun wird.
 
Deshalb ist für den Glauben die Hoffnung so wichtig.
Ohne Hoffnung, ohne das im Blick zu haben, was Gott geben und tun wird, geht es nicht. Der Glaube ist die “Grundsubstanz der Hoffnung” (Heb. 11,1).
Da Hoffnung - im Gegensatz zur Befürchtung - immer positiv ist, erkennt man sie an der Begeisterung. So war es bei Abraham, als er die Sterne leuchten sah. Erst in diesem Augenblick glaubte er endlich, in diesem Augenblick ergriff ihn die Hoffnung.
Beides, sowohl Glaube als auch Hoffnung, gehört zusammen. Man kann nicht behaupten, dass man glaubt, wenn keine Hoffnung vorhanden ist; denn der Glaube entwickelt sich nur in der Hoffnung. Ohne Hoffnung entwickelt sich der Unglaube!
 
 
Tipp:
versuche nie ohne Hoffnung, ohne Begeisterung zu glauben. Denn der Glaube ist die Grundsubstanz der Hoffnung, erfährt in der Hoffnung einen Katalysator
 
 
Abraham hatte zuerst keine Hoffnung. Aber er brauchte Hoffnung, um glauben zu können. Diese Hoffnung entfaltete sich an der Verheißung und floss seinem Glauben zu. Abraham hielt an der Hoffnung fest (da im hebräischen “Glaube” auch “fest” bedeutet, bezeugt es den Glauben, wenn man an der Verheißung fest hält), damit die Verheißung, Vater vieler Nationen zu werden, sich erfülle. Diese Hoffnung war so stark in Abraham eingepflanzt, dass sein Glaube alle Prüfungen bestand und Gott diesen Glauben für alle zum Maßstab setzte, die sich zu Abraham zählen. Das bedeutet nicht, dass Abraham immer glaubte (vgl. Vers 20)!
Woran hielt Abraham im Glauben unerschütterlich fest? Es war das Wort der Verheißung: “So soll deine Nachkommenschaft sein”. Damit ist nicht nur an die Menge der Sterne zu denken, die man nicht zählen kann, sondern ebenso an ihre Leuchtkraft (vgl. 2.Petr.1,19).
 
Als Gott dem Abraham die unzählbare Menge der Sandkörner am Ufer zeigte, konnte er die Verheißung nicht im Glauben erfassen, und sie ergriff auch ihn nicht. Die Verheißung bewirkte keine Hoffnung in ihm. Aber als er die Vielzahl der leuchtenden Sterne des Himmels sah, da entzündete sich an den Sternen sein Glaube an eine herrliche Zukunft, die Gott für ihn bereit hielt. Aber um das zu erleben, mußte Abraham in der Nacht aus seinem Zelt gehen, dessen Wärme verlassen, in die Kälte der Nacht gehen.
 
 
Kap. 4, Verse 19-22
“Und nicht schwach im Glauben, sah er seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes der Sara und zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde gestärkt im Glauben, weil er Gott die Ehre gab. Und er war der vollen Gewissheit, dass er, was er verheißen habe, auch zu tun vermöge. Darum ist es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet worden.”
 
 
Das Geheimnis von Abrahams Glauben, aus dem die Kraft kam, enthüllt uns Paulus in den Worten “... weil er Gott die Ehre gab!”.
 
An die Gemeinde in Philippi (Phil. 2,15) schreibt Paulus, dass die Gläubigen wie Himmelslichter, wie Sterne leuchten. Also gehören auch wir zu den Sternen, die Abraham damals in der kalten Nacht leuchten sah. Und dieses Leuchten ist nur möglich geworden, weil Abraham Gott die Ehre gab.
Welch' eine Macht liegt doch darin, wenn wir Gott ehren! Was der Sünder von Römer 1 zu tun versäumte, tat Abraham: er gab Gott die Ehre.
Die Folge? Der Sünder erfuhr eine Verfinsterung seines Herzens, aber Abraham wurde im Glauben gestärkt und seine Nachkommen leuchten wie die Sterne des Himmels.
Gott ließ Abraham nicht schwach werden. Wenn jemand - wie Abraham - das Erstorbene sieht und es unmöglich wird, das Nichtseiende ins Dasein zu rufen, ist es durchaus verständlich, wenn er im Glauben schwach wird. Aber das darf uns bei Abraham aufhorchen lassen: er steckte seinen Kopf nicht in den Sand, sondern sah ganz real seinen erstorbenen Leib und den seiner Frau - und wurde nicht mutlos, nicht schwach im Glauben. Er hatte sich dazu entschlossen, Gott trotz allem Entgegenstehenden durch Glauben zu ehren. Deshalb stärkte Gott diesen Glauben.
 
Tipp:
Glaube wird nicht dadurch schwach, dass man die Probleme sieht, sondern dass man Gott nicht sieht
 
 
 
Gewiss gab es auch in Abrahams Leben Zeiten, in denen er zweifelte (vgl. 1.Mos. 20,13). Das Zweifeln selbst ist aber nicht gleich negativ zu bewerten. Es verrät lediglich eine Unsicherheit, die dazu treibt, eine Zusage auf Wahrheit oder eine Sache auf ihre Gebrauchsfähigkeit hin zu untersuchen.
Im neutestamentlichen griechischen Text bedeutet das Wort, das wir hier mit “zweifeln” übersetzen, einfach “beurteilen”.
Zweifeln wird allerdings dann zum Übel, wenn wir, anstatt Dinge oder Aussagen im Glauben zu “beurteilen”, sie im Unglauben “hinwegprüfen”.
Jede Hausfrau weiß, dass sie niemals mit leerem Magen Lebensmittel einkaufen darf; denn der hungrige Magen ist ein schlechter Ratgeber. Auf seinen Rat hin würde sie viel zu viel einkaufen. So ist auch der Unglaube der schlechteste Ratgeber, der nie den Weg für den Glauben frei machen wird.
Wenn wir dem Unglauben, der uns sowohl bezüglich des Glaubenszieles als auch des Glaubensweges beraten will, die Türe öffnen und ihn zum Gespräch in die Wohnung führen, dann Wehe uns! Denn mit dem Unglauben, das ist die Faulheit, nicht glauben zu wollen, hat gleichzeitig sein ständiger Begleiter, die Schlange, bekannt aus der Geschichte im Paradies, Platz genommen. Der Unglaube in mir und die Schlange würden gerne sich mit mir über die biblischen Verheißungen und Wege Gottes unterhalten. Doch die “herrliche Zukunft” Gottes würden dann als unglaubwürdig verurteilt werden.
Halten wir in der Zweifelsphase mit dem Unglauben eine Besprechung, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir Gott nicht mehr ehren können. Wenden wir uns aber mit unseren Zweifeln an Gott, dann kommen wir zu einem ganz anderen Ergebnis. Gott wird unseren Glauben, während wir zweifeln, stärken, so dass wir alle negativen Einwände unseres Verstandes durch Gottes Wort und die Inspiration des Heiligen Geistes widerlegen können. Gott wird uns durch die Zweifelsphase bis zum Glaubenssieg hindurch tragen. Dann werden wir ihm mit Freuden danken und ihm allein die Ehre geben und frisch und gestärkt für den Glauben kämpfen.
Was wäre wohl geschehen, wenn Adam und Eva nicht auf den Rat der Schlange gehört, sondern bis zum Abend auf Gott gewartet hätten, um durch ihn Näheres über die Bäume zu erfahren? Doch genauso gehen wir oft durch Situationen, dass wir eben nicht mit Gott, sondern mit der Schlange darüber sprechen. Und die festen Zusagen Gottes werden so “hinweggezweifelt”.
Auch Abraham hatte offensichtlich Situationen erlebt, in denen sein Glaube schwach wurde; denn sonst hätte er im Glauben nicht gestärkt zu werden brauchen. Gestärkt wurde er nicht durch den kritischen “Geist”, der heute so “in” ist, mit dem man alles anzweifelt, sondern dadurch, dass er bei dem fest blieb, was Gott zusagte.
Er prüfte nicht wie diejenigen, die den “Eckstein Jesus” beurteilten. Von ihnen heißt es: “Der Stein, den die Bauleute verworfen haben...” (Ps. 118,22).
 
Tipp:
schütze Deinen Glauben nicht vor Problemen. Denn wenn der Glaube lebt, wird er stärker; ist er aber tot, wird er Dir nicht helfen können - und Du brauchst keinen toten Glauben mit Dir herum zu tragen.
 
 
Abraham lebte in einer Gewissheit, die nur der Glauben geben kann, denn er wusste sich “getragen”. Nicht ich trage den Glauben wie einen lahmen Hund - solch ein Hund taugt nicht zur Jagd -, sondern der Glaube trägt mich. Er gibt mir Gewissheit. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem Auto: wenn es funktioniert, werde ich von ihm getragen und zum Ziel gefahren; wenn es aber unterwegs versagt, muss ich aussteigen, um es zu schieben. Das Auto fährt mich; wenn es defekt ist, dann schiebe ich es. Ist der Glaube defekt, muss ich ihn vor jeder Unsicherheit schützen.
 
Wenn man im Glauben getragen ist, lebt man in Gewissheit. Solch eine Gewissheit läßt uns Dinge tun, die wir normalerweise nicht tun könnten. So konnte Abraham in seinem Alter, in dem er keine motivierende, natürliche “Liebeslust” (1.Mos. 18,12) mehr hatte, mit Sarah Kinder zeugen. Die natürliche “Liebeslust” wurde vom Glauben an Gottes Treue und Verheißung “ersetzt”! Welch eine “Liebeslust” ist doch im Glauben! Er drückt sich durch Liebe aus (Gal. 5,6).
 
 
Kap. 4, Verse 23-25
“Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden ist, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, der unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.”
 
Dieses alles ist einerseits zur Erinnerung an Abrahams Glaubenskraft und Glaubenstreue aufgeschrieben worden. Für die Nachwelt ist er als Vorbild zur Nacheiferung gegeben. Es zeigt, ja, beweist, wie wichtig es ist, die Ehre, die Gott zusteht, zu erzeigen. Abraham ist das positive Beispiel für diese Wahrheit, während der Sünder aus Rö. 1 das Negativbeispiel ist.
Andererseits hat Paulus unseretwegen so eingehend Abraham in die Mitte gestellt. Wir, die Glaubenden, sollen durch Abrahams Leben dazu ermutigt werden, uns von der Erwartung, leuchtende “Sterne” zu werden (vgl. Dan. 12,3), im Glauben anstecken zu lassen.
Und wenn wir zur Ehre Gottes durch unseren Glauben wie die Sterne des Himmels anfangen zu leuchten, dann wird Gott unseren Glauben ebenso zur Gerechtigkeit anrechnen, wie er es schon bei Abraham tat.
Abraham glaubte Gott, der Tote auferweckt. Wenn wir glauben, dass Jesus aus den Toten auferweckt worden ist, dann glauben wir mit demselben Glauben wie Abraham!
 
 
Tipp:
willst Du ein Stück Glück, dann glaube. Willst Du mehr, nämlich vor Gott gerechtfertigt sein, dann glaube den Glauben von Jesu.
 
 
Wir haben keinen “Allerweltsglauben”
Unser Glaube wird sehr klar durch Jesus eingegrenzt.
Jeder Glaube eignet sich dazu, dem Menschen zu Sinn und Ordnung für sein Leben zu verhelfen, ganz gleich, ob an Allah, Buddha oder an sich selbst geglaubt wird.
Dabei wird ein gläubiger Mensch auch immer ein Stück Glück in seinem Leben finden; denn Glaube zieht aus einer “anderen Welt” Werte herbei.
Es gibt aber nur einen Glauben, der vor dem wahren Gott bestehen kann. Das ist der Glaube, der auch schon in Abraham war. Das ist der Glaube, der auch in Jesus selbst lebte, der “Glaube Jesu”.
 
 
Tipp:
wenn Du die Leuchtkraft der Sterne von Abraham vergessen hast, sieh Dir Jesus an, wie er die Liebe Gottes offenbarte: am Kreuz. Dein Glaube wird dann wieder angesteckt werden.
 
Jesus glaubte wie Abraham an den Gott, der die Toten auferweckt. Er glaubte, dass er am 3. Tage wieder auferweckt und die Verwesung seines Leibes nicht sehen wird.
Es kommt allein darauf an, welcher Glaube in meinem Herzen wirkt. Kann ich glauben, dass Gott Tote auferweckt und das Jesus ganz konkret als der Erste von den Toten seine Herrschaft antrat? Das wird darüber entscheiden, ob ich vor und von Gott gerechtfertigt werde.
Denn um unserer Übertretungen willen ist Jesus dem Tode preisgegeben. Aber aus dem Tode wurde er auferweckt, um unserer Rechtfertigung willen! Wer das zu glauben vermag, wer von der Macht und der Liebe Gottes, die sich in einer solch' gewaltigen Weise offenbart hat, ergriffen wird, - was sind dagegen die Sterne, die Abraham sah und glaubte? - der wird von Gott gerechtfertigt werden!
An den Gott zu glauben, der Tote auferweckt, bedeutet, an den Gott zu glauben, der den Gottlosen rechtfertigt. Das wird für unser Leben die Entscheidung bringen, jede Not wenden. Dieser Glaube ist notwendig!
 
Bei diesem gewaltigen Geschehen am Kreuz und in der Auferstehung verbietet es sich von selbst, wie ein Zuschauer zu “glauben”, der staunend anerkennt, was Gott alles kann (Tote auferwecken, das Nicht-Seiende rufen), um ihm dann wie einem Künstler zuzujubeln. Gottes Liebe zu uns Menschen muss in uns eine treibende Kraft werden, die uns mit in die Liebe Gottes hinein nimmt. Und deshalb hat die Geschichte Abrahams auch nicht mit dem 1. Buch Mose, Kapitel 15, Vers 6, aufgehört - obwohl ihm der Glaube bereits zu diesem Zeitpunkt zur Gerechtigkeit gerechnet worden war. Denn Abraham selbst sollte in dieses rechtfertigende Wirken Gottes miteinbezogen bzw. eingewoben werden. Gott schreibt mit uns Menschen “Geschichte des Heils”.
Auch wir sollen mit dem Tod und der Auferstehung Jesu verwoben und untrennbar in die Heilsgeschichte hineingenommen werden. Sonst, wenn es nur ein Rechtsfall bleibt, würde der Motor in Gott, die Liebe, verlacht. Gott hätte den Rechtsstreit gewonnen, aber verloren, was seine Liebe retten will.
 
Wie schwer es ist, diese Rechtfertigung im alltäglichen Leben festzuhalten und auszuleben, zeigt die Praxis. Leider wird von vielen Christen die Lehre von der Rechtfertigung kaum als “Grundlage”, sondern vielmehr als die “gesamte” Botschaft oder sogar als Ziel betrachtet. Doch die Rechtfertigung bildet lediglich den Anfang der gesamten Botschaft. Ziel ist, dass wir gemeinschaftsfähig werden sollen, sowohl hinsichtlich der Gläubigen als auch im Blick auf Gott.
Der Weg ist nicht “leicht”, da es eine Macht gibt, die uns, da wir gerettet sind, ständig in die Isolation führen will - sei es durch Verurteilung oder durch Unvermögen - um uns daran zu hindern, Gottes Willen zu tun.
Wer diesen Kampf nicht kämpft, wird auch nicht den Sieg, Gemeinschaft im Geist Jesu zu finden, davon tragen.
Um diesen Kampf zu verstehen und dann auch zu bestehen, werden uns die Kapitel 5-8 helfen
 
 
Diese 4 Kapitel, die ich in meinem Buch behandelte, sind, wie es Johannes in der Bibel sagen würde (1. Johannesbrief, Kapitel 2, Verse 12 bis 15), für „Kinder“ geschrieben.
Start-Thema:
Kapitel 1
 Erklärungsbedarf:
Kapitel 2 + 3
Ziel, prakt. Anwendung:
Kapitel 4
Rechtfertigung
 
 
Was ist mit denen, die schon 'gerecht' sind?
 
Das Gesetz rechtfertigt uns nicht!
Der Glaube Abraham's und seine Rechtfertigung
Willkommen Mein Weg Mein Standpunkt nach Indien und zurück Bekehrt - und dann?! mein Buch (Rö 1-4) Römer 5-8 Römer 9-12